Blog State of the Union

Der Sieg gegen Nottingham zeigt: Union weicht nicht von seinen Spiel-Prinzipien ab

Nach Abpfiff des Testspiels gegen Nottingham Forest sah ich sehr viele zufriedene Gesichter. Das lag allerdings weniger am 1:0-Sieg von Union oder am milden Sommernachmittag. Diese Generalprobe vor dem Pflichtspielstart hat vielen, auch mir, ein bisschen die sportlichen Sorgen vor der nächsten Saison genommen. Durch die vielen Zugänge war mir etwas die Einschätzung verloren gegangen, wozu das Team von Trainer Urs Fischer in der Lage sein wird.

Am Samstag haben wir aber eine ganz gute Demonstration davon erhalten. Das, was Union ausmacht, die Kompaktheit, die Zweikämpfe und die Balleroberungen, haben wir wirklich sehr gut sehen können. Was etwas gefehlt hat, war die Präzision und Absprache beim Spiel nach vorne nach Balleroberung und die Präzision im Abschluss. Da fehlt noch ein bisschen das Verständnis beziehungsweise die Automatismen.

Wenn ich mir die Startelf vom Nottingham-Test so anschaue mit nur zwei neuen Spielern, so kann ich mir vorstellen, dass das zu Saisonbeginn auch noch ein bisschen so bleiben wird. Denn durch teilweise späte Transfers und Verletzungen sind nicht alle Spieler auf dem gleichen Vorbereitungs-Level. Auch ein Grund, warum beispielsweise Morten Thorsby überhaupt nicht für den Test in Frage kam. Der Norweger hatte noch keine richtige Einheit mit der Mannschaft gehabt (Kurier). Bis spätestens Ende August dürfte der Stand bei den Spielern aber synchron sein. Die Bild hatte gestern auch einen Text zur möglichen Stammelf in der Bundesliga.

Becker und Siebatcheu sind ein Versprechen für die neue Saison

Vom Tempo her verspricht die Kombination aus Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu, die beide auch für den einzigen Treffer verantwortlich waren, einen echten Vorteil in der Bundesliga. Nach der Balleroberung eine schnelle Spielfortsetzung nach vorne ist ein Vorteil. Das aber auch noch mit so enorm schnellen Spielern zu machen, erhöht die Chancen auf Abschlüsse. Das Tor von Siebatcheu nach Vorbereitung von Becker hat uns einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben, was kommen kann.

Welche Rückennumer ist die richtige von Jordan Siebtacheu? Gegen Nottingham lief er mit der 45 auf, Foto: Matthias Koch

Warum Siebatcheu plötzlich die Rückennumer 45 trug und nicht die 38 wie zuvor in der Vorbereitung kann die BZ zwar nicht aufklären, aber wir erfahren, dass er aufgrund der Regularien wahrscheinlich nicht die 45 in der Bundesliga tragen wird, da vorgeschrieben wird, dass ab 40 durchgehend nummeriert wird. Das bedeutet, dass Union mindestens 44 Spieler gemeldet haben muss, damit Siebatcheu die 45 behalten darf. Auf Bestandsschutz dürfte er kaum plädieren, da er die Nummer zuvor nie getragen hat (auch dafür gibt es eine Übersicht).

In der Defensive gab es ein, zwei nicht besonders gute Pässe, die in der Bundesliga sicher stärker bestraft würden als von einem Premier-League-Aufsteiger, dem sichtlich die Abstimmung noch gefehlt hatte. Doch insgesamt stand Union da so sicher, wie ich es mir erwünscht habe. Die Zweikämpfe zwischen Taiwo Awoniyi und Dominique Heintz habe ich beispielsweise sehr genossen.

Dominique Heintz war Taiwo Awoniyi meist einen Schritt voraus, Foto: Matthias Koch

Das sind die Berichte der Berliner Medien zum Testspiel:

Entspannte Sommerkick-Stimmung im Stadion

Die Stimmung im Stadion war natürlich vom Abschied des früheren Union-Angreifers geprägt. Ansonsten hatte sie etwas sehr entspanntes, was auch am traditionellen Nicht-Auftreten der Szene bei den Spielen liegt, die gesponsert werden. Aber ich war sicher nicht die einzige Person, die während des Spiels die Union-Informationen hervorholte, um noch einmal Spieler zu identifizieren.

Dazu kamen Kleinigkeiten, die wirklich nur in der Vorbereitung passieren wie beispielsweise, dass bei der Einwechslung von Paul Seguin das Publikum die Ansage „Und mit der Nummer 14 neu im Spiel Paul …“ mit Jaeckel vollendete. „Das war der andere Paul“, kommentierte Stadionsprecher Christian Arbeit das kollektive Namensversagen trocken. Und da ihm das Prinzip „Lernen durch Wiederholung“ nicht fremd ist, durften wir das Ganze dann noch einmal mit dem richtigen Nachnamen wiederholen.

Was auch schön war: Aufgrund der Kartenverfügbarkeit waren sichtlich mehr Menschen im Stadion, die bei einem normalen Liga-Spiel vielleicht nicht die Möglichkeit dazu gehabt hätten.

Zwei Kinder tragen Trikots mit dem Flock von Rafal Gikiewicz und Andreas Luthe beim Testspiel gegen Nottingham Forest im Stadion an der Alten Försterei
Rafal Gikiewicz und Andreas Luthe mögen zwar nicht mehr bei Union spielen, aber sie sind weiter im Stadion präsent. Foto: Sebastian Fiebrig

Vorfreude auf viele Veränderungen bei Union

Vor dem Spiel war ich eher beim Liveticker, der schrieb: „Zweimal geblinzelt und die Sommerpause ist schon wieder fast rum.“ Doch danach bin ich ganz klar bei der Sektion: „Kann losgehen.“ Ich freue mich tatsächlich auf die neuen Spieler und alles, was auf uns zukommt. Ich habe Lust auf Europa und hoffe, dass wir endlich ohne Zuschauerbeschränkungen durch eine Bundesliga-Saison kommen.

Dazu spüre ich an allen Ecken und Enden bei Union Veränderungen, sei es beim Ticketshop, beim Einlass oder beim Essen, wo es nun auch vegane Varianten gibt.

Vegane Fladenbrot-Variante mit Tofu, Basilikum-Pesto, Tomate und Rucola im Stadion an der Alten Försterei
Das Fladenbrot gibt es nicht nur vegetarisch, sondern nun auch in vegan. Foto: Sebastian Fiebrig

So wie ich bei der Mannschaft darauf gespannt bin, was die neue Zusammensetzung schafft, so bin ich auch gespannt, was die Kombination aus den vielen neuen und den bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Union hervorbringt. Nicht alles wie Einlass, Ticketshop oder neue Fanbetreuung werden wir als Fans und Mitglieder sofort merken. Aber der „Wind of Change“ pfeift bei Union aktuell deutlicher als Klaus Meine am Anfang des Scorpions-Liedes.

„Siehst du Hertha, so wird das gemacht“

Ich weiß, dass Häme zum Fußball gehört. Mir war es gestern trotzdem unangenehm zum Ende des Spiels mir „Siehst du Hertha, so wird das gemacht“ anzuhören, weil Union seinen Test gegen Nottingham gewonnen und Hertha seinen vor ein paar Tagen verloren hat. Für mich war das witzig, als Union in einer anderen Liga gespielt hat, weil damals klar war, dass Hertha als Bundesligist an einer Aufgabe gescheitert ist, die Union als Zweit- oder Drittligist gemeistert hat.

Aber jetzt da beide Clubs nun auch schon mehr als ein Jahr gemeinsam in der Bundesliga spielen, ist das für mich überholt. Oder rufen wir jetzt nach einem Sieg gegen Mainz auch „Siehst du Hertha, so wird das gemacht“, weil der Hauptstadtclub™ vielleicht nur Remis gespielt haben? Ich glaube, dass wir uns als Unionfans mit diesem Gesang kleiner machen als wir tatsächlich sind. Deshalb fand ich das gestern überflüssig. Erst recht weil es ja nur ein Testspiel war.

20 Kommentare zu “Der Sieg gegen Nottingham zeigt: Union weicht nicht von seinen Spiel-Prinzipien ab

  1. Nachdem alle Spieler den Platz verlassen hatten und dann Taiwo allein den Gesang genießen konnten, das war der Höhepunkt des Tages, diese Emotionen, dafür liebe ich Union.

  2. Musiclover

    Die Hertha-Gesänge könnten auch an dem letzten Spiel von Nottingham liegen. Vielleicht hattest du das nicht auf dem Schirm.

    • Maria Draghi

      Sehe ich wie Sebastian. Man macht sich kleiner als man ist, wenn man unbedingt der ganzen Welt erzählen muss, dass die eigenen Schnürsenkel 2 Zentimeter länger sind als die des Nachbarn.

    • @musiclover Ich weiß, dass Hertha vergangene Woche ein Testspiel gegen Nottingham verloren hat. Deswegen kamen ja überhaupt die Gesänge. Aber ich habe mal den Fakt noch ergänzt, damit sich der Kontext für alle erschließt.

  3. Ist Thorsby nicht Norweger oder hab ich das falsch?!

  4. Ich fand die zweite Halbzeit, nach dem Massenwechsel, deutlich Interessanter. Viel mehr Druck nach vorne bei etwas weniger taktischer Disziplin. Und der Nachwuchs mit der Nr. 36 hat mir gefallen.

  5. Wuhleblut

    Ich würde das Gesinge nicht überbewerten. Hertha hat ALLE Testspiele gegen englische Clubs in der Vorbereitung verloren und wir gewinnen eine Woche, nachdem Hertha verloren hat, genau gegen diesem Gegner und das völlig verdient. Hinzu kommt, das Hertha erst kürzlich auf ihrer MV gegen Union gestichelt hat (scheiß Union darf man ja nicht sagen) und davon sprach wieder die Nummer 1 Berlins zu sein.
    Und, das wichtigste, das erste Bundesliga Spiel in 2 Wochen ist eben gegen genau diese Hertha.

    Hier macht man sich nicht klein, sondern holt die Hertha mal wieder runter aufn Teppich.

    Mal ne andere Frage: wo genau gibt es denn das vegane Angebot vom Foto? Würde das gerne mal beim Spiel gegen Hertha probieren.

    • @wuhleblut Das Angebot gibt es bei PitaKarpata. Die stehen beim Biergarten Denkmal ganz hinten in der Ecke und laut Website auch im Biergarten Hämmerlingstraße

    • Bisher hatten sie ihren zweiten Stand an der Waldseite (also an der Ecke zwischen Sektor 1 und 2) ganz hinten an der Ecke zum Waldweg. Ich war diese Saison noch nicht schauen, ob sie im,er noch da sind, sollte aber so sein.

  6. ich war mal bei einer stadionführung im de kuip
    (ein paar jahre vor dem ecl hinspiel :[ )
    der guide setzte alles was er erzählte ins verhältniss zu ajax
    wahnsinnig unangenehm sich so zu verzwergen
    das lied ist mir ebenfalls unangenehm
    aber eher auf so ne uffta/zieht den bayern die lederhosen aus art
    einfach so 90er
    wir haben 2 gute lieder die im bezug zu hertha alles sagen
    stadtmeister & union spielt in europa

  7. Macht ihr eigentlich demnächst nochmal einen Vorschau-Podcast auf die anstehende Saison, wo ihr ein wenig über die Neuzugänge und die Vorbereitung etc. sprecht?

  8. K. M. Ahrendorff

    Ja cool, dass es bei Union auch veganes Essen gibt. Wurde langsam Zeit, den Anreiz auf Stadionbesuch für meine Kinder zu erhöhen. Die nächste Generation tickt anders, das muss man respektieren, wenn man nicht Teile davon ausschließen will.

    • Ich weiss nicht was an dem veganen Zeug gut sein soll.
      Schmecken tut es nicht, abnehmen kann man damit auch nicht, da die Kalorienzahl genau so hoch ist wie bei normalem Essen.
      Wenn schon vegan, warum nicht gleich Grünzeug? Das ist wenigstens gesund.

    • @nelsito Ich sage es mal ganz einfach: Iss doch, was du willst :) Wieso sollte sich irgendjemand für die eigene Ernährungsweise bei jemand anderem rechtfertigen müssen?

  9. K. M. Ahrendorff

    Manchmal gibt es Dinge, auf die man Hertha noch mall explizit hinweisen muss. Zum Beispiel, dass noch nie ein Bundeligaspieler von Union sein Trikot ablegen musste, egal, was passiert. So wird das nämlich nicht gemacht bei uns. Dann ist „Seht Ihr …“ vlt anhebracht. Aber bei einem Sieg in einem Vorbereitungsspiel hab ich da auch Zweifel.

  10. Christopher87

    Ich finde den Gesang einfach nur billig und kindisch . Ist ja wie bei einem E Jugend Turnier .
    Einfach mal die Mannschaft feiern und gut ist. Ist doch egal was die Charlottenburger machen . Wir sind Unioner oder nicht ?!!!

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