Blog State of the Union

Würde bei einem Awoniyi-Wechsel zu wenig Geld bei Union hängenbleiben?

Am Samstag hatte die U17 der Frauen die Chance im Halbfinal-Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Eintracht Frankfurt das 0:2 aus dem Hinspiel wettzumachen. Leider ging durch den sehr frühen Rückstand in der 5. Minute so ziemlich alles schief, was man sich nach dem Hinspiel hätte vornehmen können. Am Ende stand es 4:0 für Frankfurt (Spielbericht gibt es hier), die nun gegen den Hamburger SV um den Titel spielen. Der hatte sich nach Elfmeterschießen gegen Gütersloh durchgesetzt.

Ich hoffe, dass das Team nicht allzu enttäuscht vom viel zu eindeutigen Halbfinal-Ergebnis ist, sondern dieses Halbfinale als das sieht, was es war, nämlich eine Belohnung für eine sehr starke Saison inklusive Pokalsieg. Ich bin sehr auf die nächste Saison gespannt, wie sich da vielleicht schon Stück für Stück Dinge bei den Union-Frauen ändern, wenn das Ziel professioneller Leistungsfußball ist.

Würde Union zu wenig Geld für Taiwo Awoniyi erhalten?

Die Kader-Bastelei geht weiter. Bereits gestern hatte Oli hier über die lauten Gerüchte rund um Taiwo Awoniyi geschrieben und dabei erwähnt, dass der riesige Geldregen wohl ausbleiben würde, da die gezahlte Ablöse an Liverpool und die Transferbeteiligung der Reds einberechnet werden müsse. Der Kurier beschreibt das in einem Artikel.

Ich bin ehrlich gesagt nicht ganz glücklich mit der Einschätzung, es würde nicht allzu viel Geld hängenbleiben. Erstens ist die Rechnung darauf ausgelegt, den möglichen Reingewinn zu berechnen. Ich glaube, dass das so nicht korrekt ist. Denn der Spieler wird zuallererst für die erhöhte Wahrscheinlichkeit auf sportlichen Erfolg verpflichtet und die zweite Option ist ein möglicher Gewinn bei Transfer vor Vertragsende.

Taiwo Awoniyi feiert auf dem Stadion-Balkon das Erreichen der Conference League im Sommer 2021, Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch

Es ist also eine Wette auf eine sportliche Entwicklung, von der Union im besten Falle doppelt profitiert: durch eine bessere Platzierung in der Meisterschaft und durch einen Transfer-Erlös. Auch durch die Tore von Taiwo Awoniyi landete Union auf Platz 5 und wird in der nächsten Saison 12 Millionen Euro mehr an TV-Geldern einnehmen als noch in der abgelaufenen Spielzeit. So etwas wird bei der Betrachtung meines Erachtens unter den Tisch fallen gelassen, wenn es um Gewinne geht.

Und auch bei den Ausgaben ist das nicht trennscharf, denn die gezahlten Gehälter und Prämien spielen dann auch eher selten eine Rolle. Mir kommt dieses „es bleibt nicht viel Geld hängen“ ein bisschen so vor wie diese Büro-Witz-Urlaubsrechnungen, nach denen Angestellte sowieso nur Urlaub machen würden. Es ist ein sich-arm-Rechnen.

Vielleicht halten wir fest: Union verpflichtet Spieler, die sie sofort weiterbringen und die sie als unterbewertet betrachten. Letzteres kann durch Einsätze in der Bundesliga dazu führen, dass ihr Wert enorm steigt, es also Clubs gibt, die nur in der obersten Liga scouten und dadurch erst auf Spieler aufmerksam werden. Für dieses eingeschränkte Scouting zahlen sie im Zweifel auch einen höheren Preis. Union hingegen trägt das Risiko, dass Spieler sich natürlich nicht so entwickeln können. Taiwo Awoniyi beispielsweise hatte mehr als einen Leih-Club vor Union und konnte sich nirgendwo durchsetzen.

Taiwo Awoniyi jubelt nach dem Tor gegen Hoffenheim im August 2021, Foto: Matthias Koch

Was mir noch auffällt an dem Gedanken, es würde nicht allzu viel bei Union hängen bleiben: ich habe durchaus den Eindruck, dass sich unsere Relationen in nur 3 Jahren Bundesliga deutlich verschoben haben. Einerseits was die Verhandlungsposition eines Clubs wie Union bei einem Transfer wie dem von Taiwo Awoniyi von Liverpool betrifft. Andererseits auch was die Höhe eines Reingewinns betrifft.

Selbst wenn Union eine Transferbeteiligung in ungenannter Höhe mit Liverpool vereinbart hat, bleibt doch ein riesiger Millionenbetrag beim 1. FC Union. Wahrscheinlich wird der zweistellig sein. Das ist eine Höhe, die Union noch nie bei einem Transfer eingenommen hat. Nur mal zum Vergleich: Noch vor 5 Jahren, also in der Saison 2017/18 wendete Union insgesamt (also Spieler, Trainer, Scouting, etc.) 16,3 Millionen Euro auf.

Taiwo Awoniyi spricht im Trainingslager in Längenfeld in einer Medienrunde, nachdem ihn Union im Sommer 2021 fest verpflichtet hat, Foto: Matthias Koch

Natürlich weiß ich, dass sich die Rahmenbedingungen geändert haben und Union nun nicht mehr in der Zweiten Liga spielt. Aber nur wenn man sich dem üblichen Geschäft der Bundesliga und des Profifußballs unterwirft, kann man die festgeschriebenen 20 Millionen Euro Ablöse für Taiwo Awoniyi als gering einschätzen. Will heißen: Sollte Union von dieser Entwicklung überrascht und auf einen möglichen Abgang nicht vorbereitet sein, würde das tatsächlich teuer werden. Wenn Union hingegen so arbeitet wie bisher, sehe ich der Angelegenheit recht gelassen entgegen. Also so gelassen, wie man das beim Abgang des mit großem Abstand besten Torjägers des Clubs sein kann.

Schade fände ich es übrigens trotzdem. Auch weil ich glaube, dass für die Entwicklung von Awoniyi noch eine Saison im Union-Kokon wichtig wäre. Doch für solche Gedanken bleibt im Profi-Fußball selten die Zeit. Denn alle wollen mitverdienen und Cash machen. Nicht dass etwas Unvorhergesehenes wie eine Verletzung dem einen Strich durch die Rechnung macht.

Lennart Moser verlässt Union

Fest steht der Abgang von Lennart Moser, der sich dem belgischen Club AS Eupen anschließt (Vereinsmitteilung und Kurier). Dort wird er wieder mit Bernd Storck zusammenarbeiten, unter dem er bereits bei Cercle Brügge im Tor stand. Schade, dass es trotz des bei Union vielbeschworenen Talents von Moser nicht für die Profis gereicht hat. Das ist ein bisschen der Fluch der Torwartposition, da hier das Timing wirklich stimmen muss.

Saisonstart mit Rönnow und Becker

Neben der sicher spannenden Frage, ob Taiwo Awoniyi zum Wochenstart bei der sportmedizinischen Untersuchung auftaucht (Bild), die den Beginn der Vorbereitung für die Union-Profis markiert, gibt es noch gute Nachrichten. Denn klar ist, dass sowohl Frederik Rönnow als auch Sheraldo Becker ihre Verletzungen vom Saison-Ende auskuriert haben (BZ) und zum Trainingsstart dabei sein werden. Und sicher werden auch die Augenringe von Robin Knoche nach der Geburt seiner Tochter gezählt.

5 Kommentare zu “Würde bei einem Awoniyi-Wechsel zu wenig Geld bei Union hängenbleiben?

  1. Das eine ist ja der Wert des Spielers (oft im relativen Vergleich) und das andere ist dessen Bilanzwert.

    Ein Verein schreibt einen Spieler über die Vertragslaufzeit ab, wenn Taiwo zB 7,5Mio gekostet hat und einen 3 Jahresvertrag bei Union, dann werden jährlich 2,5 Mio abgeschrieben. Entsprechend reduziert sich jährlich der Bilanzwert (unabhängig vom „Wert“ des Spielers). Beim Weiterverkauf wird also der verbleibende Bilanzwert gegen die Verkaugseinnahmen verrechnet, und nicht gegen den Einkaufspreis.
    Ein ablösefreier Spieler steht mit 0€ in der Bilanz aber hat natürlich trotzdem einen Wert. Bei Abgang ohne Ablöse ist das natürlich bitter für den Verein weil die „stille Reserve“ verschwindet.

    (sinngemäß aus dem aktuellen Buch „Tradition schiesst keine Tore“ von Schulze-Marmeling)

  2. Jan Grobi

    Alles Jute!

  3. Musiclover

    Auf den Rängen haben wir übrigens klar gewonnen, wenn man sich die Zuschauerzahlen bei den Spielen um die Meisterschaft ansieht. Da konnte die Eintracht oder der HSV nicht mithalten.

  4. Altunioner

    Und wenn ich das alles so lese mit den Transfererlösen, gestiegenen TV-Einnahmen usw. muss ich wieder an die Erhöhung der Preise für die Dauerkarten denken. Die Einnahmen werden natürlich an die unterbezahlten Angestellten bei Union weitergereicht und nicht für die perversen Spielergehälter verwendet. Da zahlt doch jeder gerne …

  5. Klamotta

    Ganz ehrlich, mir (als Unionerin) geht es hier viel zu viel um irgendwelche Summen in Höhen die mir fremd sind. Ich finde den Abgang von Taiwoo (wie auch von allen anderen) einfach nur doof, traurig und oft pendeln meine Gedanken zwischen „einmal Unioner, immer Unionerin“ und so ein Arsch;-).
    Ich weiß, das ist normal, aber ich bin halt Fußball Romantikerin ( Unionerin, verstehste?). Eine so finanziell geprägte Einstellung kann und will ich nicht haben.( Stichwort:wir wollen uns nicht verändern?) Das sollen die Verantwortlichen machen. Ich bin für die Emotionen zuständig. Und das Liebe ich, denn ich liebe Union! Musste das mal los werden. Trotzdem,Tv Danke dass es Euch gibt, ihr seid Klasse. Unveu

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