Blog State of the Union

Alle Gute Luthe, Luthe, Luthe, Luthe

Ich habe so einen Artikel schon einmal geschrieben. Damals ging es um den Abschied von Christian Gentner. Diesmal verlässt mit Andreas Luthe nach zwei Jahren wieder ein Spieler Union, den ich mehr in mein Herz geschlossen habe, als ich es mir bei seiner Verpflichtung vorstellen hätte können.

Er geht wie er bei Union immer war: Freundlich, volksnah und lächelnd, Foto: Matze Koch

Nach nur zwei Jahren verließ in der Sommerpause 2020 mit Rafa Giekewicz nicht nur ein Mentalitätsmonster und der vielleicht wichtigste Spieler beim Bundesliga-Aufstieg Union. Nein in meinen Augen verlor der Verein damit vor allem den besten Union-Torwart der letzten zehn Jahre. Und wer kam als Ersatz? Andreas Luthe. Ein 33-jähriger Torhüter, der zum damaligen Zeitpunkt erst 32 Bundesliga-Spiele absolviert hatte. Ein Torwart, der nur vorübergehend beim FC Augsburg Stammkeeper war und mir ansonsten auch eher durchschnittlich schien, sollte also der Nachfolger vom überragenden Gieki sein?

Als kurz vor dem Schließen des Transferfensters dann auch noch Loris Karius vom FC Liverpool ausgeliehen wurde, gingen wohl die meisten, mich eingeschlossen davon aus, dass Luthe damit seinen Platz als Nummer eins schon nach wenigen Spielen wieder abgeben müsse.

Zum Glück hat sich Union-Trainer Urs Fischer noch nie groß um mediale noch um andere Meinungen geschert, wenn es um Aufstellung oder Taktik geht. Da er das auch im Zweikampf Luthe gegen Karius nicht tat, bekamen wir zuweilen Octo-Luthe zu sehen, der auf der Linie so manchen unhaltbar wirkenden Ball hielt. Wir bekamen einen Torwart, der im Verbund mit seinen Vorderleuten über die beiden Bundesliga-Spielzeiten, in denen er das Tor hütete, nur 43 respektive 44 Gegentore (zum Vergleich: in Unions erster Bundesliga-Saison mit Rafal Giekewicz waren es noch 58), hinnehmen musste.

Wir sahen einen Torwart, der auch nach Fehlern Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte und damit dem Team sehr viel Stabilität verlieht. Und das selbst dann, wenn er zwischenzeitlich mal ein paar Spiele aufgrund von Verletzungen, Krankheit oder dem Urs´schen Prinzip, wonach alle ihre Chance bekommen, nicht spielte.

Vor allem lernten wir aber auch ein bisschen den Menschen Andreas Luthe kennen, der, wenn ich mich richtig erinnere zwar nie die Kapitänsbinde trug, aber immer wie ein solcher auftrat. Wir lernten Andy den Spaßvogel kennen, der mit seinem trockenen Humor gute Stimmung verbreitete, aber auch immer wieder ernste Themen ansprach, analysierte und dabei auch nie mit Selbstkritik sparte. Andreas Luthe zeigte uns zudem, dass Profifußballer manchmal doch ein bisschen über den Tellerrand hinausschauen, sich Gedanken zu gesellschaftlichen Themen machen und sich ernsthaft sozial engagieren.

Meine Bedenken waren also – mal wieder – vollkommen unberechtigt. Mit Andreas Luthe verlässt ein mehr als durchschnittlicher Torwart Union. Vor allem aber ein Typ, der für das Kabinen-Klima enorm wichtig war und immer authentisch rüberkam. Es bleibt ihm nur alles Gute zu wünschen. Mit seiner Vereinswahl hat er ja auch wieder gezeigt, dass er kein gewöhnlicher Fußballprofi ist und nur auf das Geld schaut. Mach es gut, „Luthe, Luthe, Luthe, Luthe“!

Einer geht, einer kommt

Während wir also „Auf hoffentlich baldiges Wiedersehen“ zu Andreas Luthe sagen, hat Union gestern auch noch eine Spielerverpflichtung offiziell gemacht, über die schon monatelang spekuliert wurde: Vom VfL Bochum wechselt Milos Pantovic zu Union.

Damit holt Union den nächsten Mittelfeldspieler von einem Bundesligisten und verstärkt sich mindestens in der Breite. Inwiefern Pantovic direkt ein Kandidat für die Startelf sein wird, muss sich noch zeigen. Stand jetzt stehen mit Schäfer, Khedira, Haberer, Seguin, Öztunali, Möhwald, Haraguchi und eben Pantovic mindestens acht zentrale Mittelfeldspieler in Unions Kader. Pantovic dürfte dabei der Spieler mit dem meisten Highlight-Potenzial und auch der offensivsten Spielweise sein.

Wir dürfen auf jeden Fall gespannt sein, herzlich Willkommen, Milos!

Und sonst so?

Am Sonntag steigt im Stadion An der Alten Försterei die Eröffnungsfeier der sog. Special Olympics World Games. Die Spiele sind die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung. Tausende Athlet*innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten in 26 Sportarten miteinander an neun Tagen an.

9 Kommentare zu “Alle Gute Luthe, Luthe, Luthe, Luthe

  1. Jan Grobi

    Eigentlich sind es immer 4x Luthe Rufe gewesen, für jedes Paar Arme einer! Toller Text über einen tollen Menschen!
    Interessant war sein Auftritt beim Fantreffen, total bodenständig und ehrlich heraus. Keiner, der unbedingt „Punkte“ beim Publikum machen will und jeden ernst nahm. Wir sehen uns bestimmt Andi Okto Luthe

    • Felix Morgenstern

      Echt? Ja, mitzählen war noch nie so mein Ding! Ich ändere das mal, danke :)

  2. Danke Andi für dein Einsatz bei uns , alles gute für deine Zukunft!
    Würde ihn nicht gleich in die Hall of Fame von Union aufnehmen da er ,leider nur zwei Jahre bei uns war aber er hätte es sich verdient! Für seine Leistung auf und sein Engagement neben dem Platz.
    Werde deine Paraden nicht so schnell vergessen.

  3. Musiclover

    Ist das wirklich Luthe auf dem Bild oben? Sieht so jung aus. Hab ich mich gestern schon bei dem Kurier-Artikel gefragt.

  4. Man, das ist der Hammer, wieviel Spieler/Leistungsträger während u. nach der Saison uns verlassen!!
    Bisher hat es mit „dem Ersatz“ recht gut geklappt!
    In den letzten Zweitligajahren haben wir gefühlt immer mit den „selben“ Spielern die Saison beendet und die neue begonnen.
    Ich finde, damit hat sich das Risiko i. d. Buli deutlich erhöht, dass da mal was schief geht!!
    Bin deshab vor dem Start in die neue Saison jedes Jahr mehr als angespannt!
    Aber wir haben ja viel Vertrauen in unsere Planer!
    u.n.v.e.u.

    • Wuhleblut

      @Jöhei,

      genau das wurde doch vor 3 Jahren von der Führung angekündigt. In der Bundesliga wird es sehr häufig zu wechselnden Spielern kommen.

      Das zeigt sich auch in der Strategie, die Union verfolgt: 1. Jahr mit bestehenden und neuen (Alten) erfahrenden die Klasse bestehen.
      Im 2. Jahr auf mehr Bundesliga Erfahrung setzen. Im dritten die Verjüngung vorbereiten und die Spielweise weiter ändern.

      Das Ziel ist wohl einer stetige Verjüngung des kaders. Um Spieler „auszubilden“ und dann teuer zu verkaufen.

  5. Danke Fellix für Deinen starken Text. Sprichst mir aus der Eisernen Seele. Nach Luthes 1. Spiel (3 Buden vom FCA mit Rafa im Tor) fragte ich Potti, was er von unserem Neuen hält. Er antworte ganz omprimiert vieles von dem, was in Deinen Zeilen steht.

  6. Waschweiber

    Sind die Zeilen zu Special Olympics nicht etwas zu hoch gegriffen?
    2022 begehen wir doch erst SO Deutschland, nächstes Jahr ist die Welt drann.

    • Der Sepp

      Stimmt, es sind erst einmal „nur“ die nationalen „Special Olympics“.

      Und ich finde es sehr schön, dass diese Veranstaltung im Stadion An der Alten Försterei stattfindet.

Kommentare sind geschlossen.