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0:3 gegen Dortmund: Es klingt deutlicher, als es war

Wenn man 0:3 zuhause gegen einen Gegner verliert, gegen dem man bisher alle seine Bundesliga-Heimspiele gewonnen hat, wirkt das zunächst ernüchternd. Wenn man sich dann aber nochmal die unterschiedlichen Kaderwerte beider Teams (UnionDortmund: 500 Mio. Euro Differenz) anschaut und sich daran erinnert, dass dieser Gegner ja immer noch Borussia Dortmund und damit die zweitbeste deutsche Mannschaft der vergangenen zehn Jahre war, ist die Niederlage sowie die Höhe von selbiger schon nicht mehr ganz so schlimm.

Betrachtet man dazu noch den Spielverlauf sowie die Leistung des Teams von Urs Fischer, muss man als Fan sicher nicht zufrieden aber ganz sicher auch nicht ernsthaft verärgert sein. Doch der Reihe nach:

In einer endlich mal wieder stimmungsvollen Alten Försterei vor 10.000 Zuschauer*innen kam Union sehr ordentlich ins Spiel und gab auch gleich die Spielrichtung vor. Es ging in Richtung Wuhleseite, in Richtung Dortmunder Tor. Durch Ballgewinne und schnelles Umschalten diktierte das Team von Urs Fischer die ersten Minuten. Gerade der erstmalig von Anfang an spielende Neuzugang Sven Michel war dabei immer wieder auffällig. So wirklich gefährlich wurde es aber dennoch nicht.

Sven Michel warf sich wie von Torsten Mattuschka angekündigt in jeden Zweikampf rein, Foto: Matze Koch

Vielmehr gewann Dortmund die Spielkontrolle und ließ, wie man so schön sagt, „Ball und Gegner laufen“. Union fehlte es an Zugriff, sodass die Führung durch Marco Reus fast folgerichtig war. Schon wenige Minuten später verdoppelte der Dortmunder Kapitän den Torabstand, als er nach einem langen Schlag über Unions aufgerückte Verteidigungslinie sowie einer durchsetzungsstarken Vorarbeit von Donyell Malen Andy Luthe umkurvte und einschob.

Knapp zehn Minuten vor der Halbzeitpause kam Union dann nach einem schönen Spielzug über Christopher Trimmel und der direkten Vorlage von Sven Michel zur größten Abschlusschance im ersten Durchgang. Der nach vorne immer wieder antreibende Linksverteidiger Bastian Oczipka scheiterte jedoch leider am Dortmunder Keeper Kobel.

Zwar ging es mit diesem 0:2 aus Union-Sicht in die Halbzeit. Jedoch war direkt nach dem Seitenwechsel die für Urs Fischer-Teams typische Reaktion zu sehen. Union kam wütend aus der Kabine und drängte Dortmund hinten rein. Nun gab es Chancen im Minutentakt, wenn auch keine richtigen Hochkaräter. Vielmehr stocherte der BVB das Spielgerät nach einer undurchsichtigen Aktion zum 0:3 über die Linie.

Damit war eigentlich der Drops gelutscht, die Messe gelesen, das Spiel entschieden. Oder etwa doch nicht?

Nach einer maßgeschneiderten Flanke von Kapitän Christoper Trimmel köpfte der eingewechselte Kevin Möhwald in der 73. Minute ein. Jedoch schaltete sich der VAR ein und Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck verweigerte dem Treffer nach Videoanalyse und eines vermeintlichen Fouls vom ebenfalls eingewechselten Anthony Ujah (endlich war Tony mal wieder in einem Pflichtspiel auf dem Rasen, willkommen zurück Grinsebacke!) die Anerkennung. Und wenn ich vermeintlich schreibe, dann meine ich das auch so.

Für mich ist es relativ unverständlich in dieser Aktion eine klare Fehlentscheidung zu erkennen und das Tor letztendlich nicht zu geben. Schade, vielleicht wäre es nochmal etwas spannender geworden.

Insgesamt war der Spielverlauf nicht so deutlich, wie es das Ergebnis auf den ersten Blick vermuten lässt. Zwar war der Sieg des BVB verdient, Union zeigte aber auch viel von den Eigenschaften, die dieses Team schon seit etlichen Monaten/Jahren auszeichnet: Niemals aufzugeben und schnell umzuschalten.

Dennoch fehlte gestern in der ein oder anderen Aktion das gewisse Etwas, der letzte entscheidende und exakte Pass, die zündende Idee, der Schuss unvorhersehbare Genialität. Also alles wofür ein Max Kruse steht. Sven Michel machte keine schlechte Partie und war auch an vielen Offensivaktionen beteiligt. Aber er ist halt ein anderer Spielertyp, wie bspw. auch beim RBB analysiert wird. Jedoch gab es in Unions Spiel auch andere Mängel wie, dass Unions zentrale Mittelfeldspieler sowohl im eigenen Ballbesitz als auch gegen den Ball nicht richtig im Spiel waren.

Medienberichte zu Unions Niederlage gegen den BVB

Und sonst so: Kruse-Interview, Ultra-Tapete

Max Kruse war Samstagnacht im Sportstudio zu Gast und war dabei sehr auskunftsfreudig. Neben offenen Worten zu Geld und seinem höheren Gehalt in Wolfsburg, übte er auch leichte Kritik an Urs Fischer. Kruse kritisierte dabei die aus seiner Sicht zu geringen Einsatzzeiten im zweiten Union-Jahr. Urs Fischer antwortete auf die Kritik vor dem Spiel gegen Dortmund.

Für etwas mediale Aufruhr sorgte noch die sehr passende und in meinen Augen auch sehr amüsant formulierte Tapete auf der Gegengerade zum Thema Playoffs oder Spiele in Saudi-Arabien.

Bei manchen Ideen scheinen halt auch Hopfen und Malz verloren zu sein, Foto: Matze Koch

14 Kommentare zu “0:3 gegen Dortmund: Es klingt deutlicher, als es war

  1. „ Wenn man 0:3 zuhause gegen einen Gegner gewinnt“ – nicht ganz :o) Haben glaube eher verloren

  2. bratwurstunioner

    Freud hätte seine Freude.

  3. Einige waren trotz der „0:3 Ernüchterung“ nach dem Spiel mit Sicherheit nicht mehr nüchtern!
    u.n.v.e.u.

    • Nimmt man allerdings das Spiel in Augsburg noch dazu, geht das doch schon mit eine gewisse Ernüchterung einher.

  4. Ich würde behaupten, uns fehlt momentan nicht nur Kruses Spielwitz, sondern auch defensive Stabilität. Vielleicht wiegt der Friedrich-Abgang doch schwerer als zunächst gedacht. Insgesamt eine ungünstige Gemengelage, die sich in den Ergebnissen zeigt. Ich lasse mich gerne durch souveränere Auftritte gegen Bochum und Mainz vom Gegenteil überzeugen, vermute aber, die Mannschaft muss sich erstmal wieder neu (er)finden.

  5. Man kann 0:3 gewinnen? ;-)

    Unions Spiel fand ich gestern nicht so dolle wie im Text beschrieben. Leider.

    War eine verdiente Niederlage, auch in dieser Höhe.

  6. „Union – Dortmund: 500 Mio. Differenz“ muss man sich halt wirklich nochmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Umgerechnet in den hoch und runter thematisierten MK bedeutet das 100 MK. Da auch Dortmund nur 11 Spieler aufstellen darf, heißt das fast 10x MK-Qualität je Spieler.
    Ich fand die Leistung in der 2. HZ auch solide(r) und war zufrieden. Wenn das Stocher-3:0 nicht fällt und dann Tonys Aktion ungeahndet bleibt, wird es spannend. Hätte, könnte, wäre, sollte… noch 6 Punkte! Auf geht?s Union kämpfen und siegen!

  7. zentralesMittelfeld

    Ich habe den subjektiven Eindruck, unser Team ist eines der langsamsten der ganzen Liga. Die Statistiken zu Spitzengeschwindigkeiten im Vollsprint habe ich jetzt nicht parat, aber gefühlt ist Becker der einzige, der dem Gegenspieler auch mal davonlaufen kann. Und auch die Abwehr muss manchmal echt hinterherhecheln, weil ein Gegner gerade sehr schnell in viel Raum hineinläuft.

    Und es geht mir auch nicht nur um Sprints, sondern auch die Reaktionszeit auf überraschende, neue Spielsituationen. Gestern hat man wieder gesehen, dass der Gegner in vielen Situationen gedanklich und auch auf dem Rasen einfach den Schritt schneller war. Alle 3 Tore sind ein gutes Beispiel dafür, wie immer jemand in Gelb schneller agiert als von uns antizipiert. Und das ist auch nicht das erste Mal, dass mir das konsequent durch das ganze Spiel hindurch aufgefallen ist.

    Schüsse aufs Tor, egal ob aufs eigene oder gegnerische, sind da ein klasse Indikator. Es gibt kaum jemanden bei uns, der schon mit dem Schuss einen Abpraller antizipiert und sich entsprechend auf den Weg macht, um sich vielleicht in eine gute Position zu bringen. Man reagiert erst, wenn der Ball bereits abgeprallt ist.
    Im Nachhinein heißt es oft in solchen Situationen „Glück, dass der Ball bei Angreifer/Verteidiger XY gelandet ist“, aber oftmals kann man sich schon vorher Vorteile für die nächste Situation erschaffen.

    Vielleicht bin ich auch wieder zu negativ, weil ich gestern sehr wenig postives gesehen habe. Dass man mehr am Spiel teilnimmt, nachdem man schon 0:2 nach 30min (oder 0:3 wie gegen Bayern) zurückliegt, gibt mir dann nicht mehr so viel. Dortmund hat in der zweiten Hälfte auch nur noch das absolute Minimum gemacht, gereicht hat es allemal.

    • Moin,
      nein, nicht zu negativ, habe das gleiche Spiel gesehen. Union war immer den berühmten Schritt/ Gedanken zu spät. Aber gegen Dortmund verlieren du darfst ;-)

      Unter dem Strich gab es in den letzten Monaten etwas Geld (Andrich, Kruse) und sportlichen Erfolg. Der Klassenerhalt scheint gesichert. Der Blick richtet sich hoffentlich schon auf die nächste Saison?

  8. Christopher87

    Warum denn so nagativ Freunde . Wird mal Zeit das wir von mir aus auch 5 spiele am Stück verlieren können . Kommt mal runter auf den Boden der Tatsachen .
    Ist ne Frechheit wie hier kommentiert wird.

    Es geht nach wie vor darum das Union sich etabliert in der Bundesliga . Ich habe das Gefühl das der Erfolg einigen zu Kopf gestiegen ist . Bisher wurde nur nicht so viel gejammert, weil wir unsere Punkte geholt haben. Mit der Leistung gegen Dortmund hast du andere Mannschaften schlagen können . Ist nicht mehr der Gegner stellt sich immer besser auf uns ein . Ich finde was der Hummels nach dem Spiel gesagt hat bringt es genau auf den Punkt.
    Jetzt hört uff rum zu heulen und freut euch lieber auf ein weiteres Jahr Bundesliga

    • Hä? Wer jammert?
      Wenn 1. Liga, dann 1. Liga. Ich meine der Wettkampf findet doch noch statt, oder? Unterstellen wir der Mannschaft ganz ruhig und sportlich ständigen Willen zum Erfolg. In diesem Zusammenhang darf man dann auch kritisieren. Das hat überhaupt gar nichts mit „abheben“ zu tun. Ganz im Gegenteil ohne Streben nach Verbesserung bleibst du in keiner Liga der Welt… Egal welche Zahl davor steht.

  9. „…zu heulen und freut euch lieber auf ein weiteres Jahr Bundesliga.“
    +++
    es gibt ja noch den Pokal zu holen!
    u.n.v.e.u.

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