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Stadionausbau Alte Försterei: Mögliche Alternativen zum Stadionausbau

Dies ist ein Gastbeitrag. Die Meinung des Autoren gibt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.

In Teil 1 über Unions Umbaupläne für die Alte Försterei wurde mittels einer Analyse gezeigt: Union hat ein Stadionproblem. Einem, möglicherweise in fünf Jahren fertigen 37.000 Zuschauer-Stadion stünden absehbar regelmäßig über 80.000 Kartensuchende gegenüber. Die Probleme beim Kartenverkauf von Vor-Corona wären auch morgen noch die gleichen und würden sogar die nächsten Jahre weiter zunehmen. Es gäbe weder für die Union-Mitglieder genug Karten noch für Dritte oder gar Gästefans.

Trotzdem die Erweiterungspläne bereits vor fünf Jahren der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, ist noch kein Baubeginn beziehungsweise Baurecht realistisch in Sicht. Das ergibt die Chance, noch einmal neu nachzudenken: über Alternativen. In der Stadionfrage ergeben sich für Union sechs denkbare Alternativszenarien.

Szenario 1 – Finaler Ausbau der Alten Försterei auf 37.000 Zuschauer und gut

Dieses Szenario entspricht dem gegenwärtigen Stand. Union baut, wie derzeit geplant, die Alte Försterei in den nächsten Jahren aus und belässt es dann dabei. Während der vermeintlichen Ausbauzeit von 12 Monaten würde die Zuschauerkapazität für eine Saison erheblich sinken oder man zieht für die Bauzeit eventuell sogar komplett ins Olympiastadion. Nach Fertigstellung kehrt man sowohl für die Liga als auch mögliche internationale Spiele aus dem Olympiastadion wieder nach Köpenick zurück.

Wirtschaftlich und sportlich akzeptiert der Verein, dass er sich regelmäßig zwischen 1. und 2. Bundesliga bewegen wird. Damit der Ausbau nicht zur ökonomischen und ökologischen Sackgasse werden würde, müsste Union für mindestens 10 Jahre die erweiterte Heimspielstätte nutzen. Ab frühestens 2035 wären dann Alternativen theoretisch wieder denkbar. In diesem Szenario sollte aus Fairnessgründen gegenüber allen Mitgliedern die Vergabe von Dauerkarten deutlich eingeschränkt werden, so dass für alle Mitglieder reale Chancen bestünden, über das Losverfahren hin und wieder an ein Ticket zu gelangen.

Szenario 2 – Ausbau der Alten Försterei um 37.000 Zuschauer + X

Eine größere Erweiterung der Alten Försterei auf mehr als 37.000 Zuschauer fällt wohl auf Grund der örtlichen Gegebenheiten aus. Machbarkeitsstudien des Vereins halten das für unrealistisch. Obwohl es sicher die schönste aller Lösungen wäre, erscheint dieses Szenario am allerwenigsten umsetzbar. Ohne dem Szenario 6 vorzugreifen, sei bereits jetzt hier erwähnt, dass im Prinzip nur eine Erweiterung auf mindestens 49.000 Zuschauer (eher 56.000 Zuschauer) am heutigen Standort Sinn ergeben würde. Jede Kapazität darunter würde mittel- und langfristig keine Probleme lösen.

Szenario 3 – Ausbau auf 37.000 Zuschauer und gelegentliche Nutzung des Olympiastadions

Union versucht hierbei den Spagat zwischen zwei Heimspielstätten. Die Alte Försterei genießt dabei Vorrang. Aber bei 60.000+ Partien wie Derbys, Top-Spielen oder international wechselt die Mannschaft ins Olympiastadion. Wirtschaftlich und ökologisch wäre das eine durchaus interessante Alternative. Bestehende städtische Infrastruktur könnte, wie in dieser Saison, günstig doppelt genutzt werden, ohne den Heimatort Köpenick zu überfordern.

Hertha BSC muss pro Spiel ca. 300.000 € Stadionmiete entrichten. Auf Union übertragen würde sich zum Beispiel bei internationalen Spielen (Sitzplatzregelung) ein Ausweichen ins Olympiastadion in diesem Szenario schon ab etwa 36.000 zu erwartenden Zuschauern finanziell lohnen. Zugleich könnte Union deutlich präsenter im Westteil der Stadt werden und neue Fans gewinnen.

Die entscheidende Frage wird sein: Gelingt dem Verein und auch der Mannschaft kulturell ein solcher dauerhafter Spagat zwischen zwei Spielorten und würde man Hertha BSC mit einer solchen Präsenz vor der Nase langfristig verärgern?

Szenario 4 – Ausbau auf 37.000 Zuschauer und mobiles Zweitstadion à la WM-Wohnzimmer

Hierbei betreibt Union parallel quasi zwei Heimspielstätten. Einmal die Alte Försterei und dazu eine Art mobiles Public-Viewing-Stadion, welches günstig zu realisieren ist und gegebenenfalls nach fünf Jahren (nach Ablauf von Mietverträgen) wieder den Standort wechseln kann. Wie so etwas aussehen kann, hat Union mit dem WM-Wohnzimmer und auch Unions Sponsor Adidas mit der World of Football 2006 bereits erfolgreich gezeigt.

Denkbar wäre ein Stadion für 8.000 bis 15.000 Zuschauer, welches zumindest in Teilen ein Union-Live-Erlebnis vermitteln könnte. Möglicherweise wäre das deutlich besser, als ohne Losglück frustriert vor dem heimischen Fernseher zu sitzen, aber letztlich zum großen Teil auch nur Union aus der Konserve.

Szenario 5 – Umzug an einen anderen bestehenden Stadionstandort in Berlin

Realistisch dafür in Frage käme auf Grund seiner Größe nur das Olympiastadion. Hertha als Mieter des landeseigenen Stadions will ja bereits seit Jahren raus, um sich zu verkleinern und das Stadionerlebnis attraktiver zu machen. Seit Ewigkeiten verharrt man auf einer durchschnittlichen 2/3 Auslastung mit ca. 50.000 Zuschauern und einem gefühlt halb leeren Stadion.

Mit einer regelmäßigen 60.000 Zuschauer- Auslastung oder mehr wandelt sich aber die Stimmung im Stadion und wäre eine Option, wenn es leer stünde. Für den Jahn-Sportpark im Prenzlauer Berg hatte der Berliner Senat beachtliche Neubaupläne. 120 Mio. € sollten in ein neues Stadion investiert werden. Die sind aber alle wieder komplett auf Anfang gesetzt und ein Werkstattverfahren soll nun einen Plan für das Stadion und sein Gelände entwickeln.

Ein angedachtes, 20.000 Personen fassendes Stadion in der Cantianstraße wäre aber keine Lösung. Und auch trotz sportlicher Erfolge Unions in der Vergangenheit dort, für die Mehrheit der Eisernen aufgrund der Historie als Spielort des BFC Dynamo sicherlich absolut indiskutabel.

Szenario 6 – Stadionneubau an einem neuen Standort

Wie schwierig die Sportstättensituation und ein Stadionneubau in Berlin ist, kann man seit Jahren auch bei Hertha BSC beobachten, dem kompletten Neustart im Jahn-Sportpark (u.a. spielt die VSG Altglienicke demnächst im Olympiapark) und weiß man bei Union sowieso.

Die Diskussionen um Stadionaus- bzw. Neubauten sowie einen möglichen neuen Standort haben bei Union eine lange Vorgeschichte. Schon in der Amtszeit von Heiner Bertram (1997-2003) wurde viel, lebhaft und kontrovers dazu diskutiert. Union fehlte seinerzeit das Geld und dem Land Berlin der Wille, die arg vernachlässigte Försterei zu modernisieren, ein dauerhafter Umzug in den Jahn-Sportpark drohte. Sogar ein Neubau in Mitte standen im Raum, insbesondere wegen der nachteiligen Verkehrsanbindung in Köpenick.

Demos von Union-Fans für den Erhalt der Alten Försterei (proAF) machten klar, dass mit ihnen ein Kommerzprojekt fernab der angestammten Heimat nicht zu machen sei. So kam es, dass Heiner Bertram 2003 Pläne für einen 31.000 Zuschauer fassenden Stadionneubau für den Standort in Köpenick vorstellte, der, wie sich in Matze Kochs aufschlussreichen Geschichtsbuch des 1.FC Union Berlin finden lässt, einer Allianz-Arena in klein ähnelte.

Auch bereits im ersten Amtsjahr von Dirk Zingler 2004 wurde das Stadion zu einem wichtigen Thema. Eine umfassende Verbesserung der Infrastruktur und ein Neubau der Haupttribüne im Klinkerbaustil wurden damals angekündigt. Als Union 2008 plötzlich statt des avisierten einen Euros 1,9 Millionen Euro für das Stadion berappen sollte, zogen abermals Gewitterwolken alias Olympiastadion und Jahn-Sportpark über der unüberdachten Alten Försterei auf. Letztlich bekam Union ein Erbbaurecht (bis 2073) auf dem nach wie vor städtischen Stadiongelände und konnte so 2009 und 2013 das heutige Stadion – selbstfinanziert, ohne wesentliche öffentliche Mittel – feierlich eröffnen.

In all diesen Jahren hat sich gezeigt, dass man einen Stadionneubau und gegebenenfalls einen neuen Standort nicht gegen, sondern nur im gemeinsamen Gespräch mit den Fans entwickeln kann und, dass es entscheidend darauf ankommt, die Wurzeln der eigenen Identität sorgsam zu erweitern und zu kräftigen, nicht diese unbedacht zu kappen. Zudem ist klar, dass man in Berlin über ein solches Vorhaben nur nachzudenken braucht, wenn der Sache irgendwie ein spezieller Dreh verliehen werden kann. So, dass sich auch Politik, Geldgeber, Sportverbände und die Öffentlichkeit mehrheitlich hinter, statt sich blockierend und abwartend gegen ein solches Projekt stellen.

Was bräuchte ein idealer Standort?

Die Analyse in Teil 1 hat gezeigt, dass ein guter Stadionstandort Unions zum einen eine stabile wirtschaftliche Grundlage für Fußball in der 1. Bundesliga und zum anderen perspektivisch Platz für bis zu 84.000 Zuschauer bieten würde. Idealerweise nicht fernab auf der grünen Wiese, wie die meisten Stadionneubauten heutzutage, sondern, so, wie die großen englischen Vorbilder, eher citynah gelegen.

Und so, hervorragend für die meisten Fans mit dem bereits bestehenden ÖPNV- Angebot (z.B. dem Berliner S-Bahnring, sowie per Bus, U-Bahn und Fahrrad) erreichbar wäre. Für Union sollte das Stadion auf Grund der Herkunft im Ostteil Berlins liegen, gern auch mit direkter Autobahnanbindung für die Brandenburger Fans und zudem auch mit maximal 30 Minuten Fahrzeit vom neuen Hauptstadtflughafen entfernt (für zukünftige internationale Fans). Zudem wäre es fabelhaft, wenn Stadion-Anwohner nur wenig von Lärm etc. beeinträchtigt, u.U. sogar besser als ohne ein Stadion davor geschützt wären.

Aus ökologischer und wirtschaftlicher Perspektive sind Stadien sehr ineffizient genutzte Immobilien. 98% ihrer Zeit stehen sie leer. Eine partnerschaftliche Nutzung für eine deutlich bessere Auslastung wäre daher, gerade in der heutigen Zeit, mehr als überlegenswert und hätte neben den großen wirtschaftlichen und ökologischen Vorteilen auch den positiven Aspekt, dass man die Berliner Politik viel leichter mit an Bord bekäme.

Aus der Not eine Tugend machen – partnerschaftliche Realisierung als gesellschaftliches Signal

Im Sinne einer potentiellen Partnersuche trifft es sich gut, dass die Charlottenburger Tante aus dem Berliner Westen seit geraumer Zeit genauso wenig wie Union beim drängenden Stadionthema vorankommt. Nach wie vor fehlt Hertha ein geeigneter Standort, um überhaupt mit der konkreten Planung für sein 175 Mio. Euro teures Stadion beginnen zu können. Daher stellt sich die Frage, warum sich nicht zusammentun und endlich tatkräftig vorankommen – für ein gemeinsames, international außergewöhnliches Stadion, welches keiner einzeln stemmen könnte. Der kuriose Zufall will es, dass sich Hertha und Union bereits jetzt beim Stadionteilen ganz intensiv beschnuppern können.

Hertha und Union – eine Nation

Ausgerechnet Hertha und Union sollen gemeinsam ein Stadion bauen, wo man sich doch regelmäßig in gepflegter Abneigung begegnet? Könnte man denken. Doch das war nicht immer so – ganz im Gegenteil.

Nicht nur Spieler, Trainer und Mitarbeiter haben sich die beiden Clubs über die letzten Jahre regelmäßig geteilt, sondern es gab auch mal Zeiten, wie vor einiger Zeit 11Freunde und Tagesspiegel schrieben, da standen sich die Nr.1 im Westen und die Nr.1 im Osten der Stadt nicht gleichgültig oder gar abschätzig gegenüber, sondern da hieß es sogar: ‚Hertha und Union – eine Nation‘. Warum sollte es daher nicht zukünftig heißen: Hertha und Union – ein Stadion?

Über lange Zeit begegneten sich die Fans beider Clubs, trotz unterschiedlicher gesellschaftlicher Systeme, sehr freundschaftlich verbunden. Bis zur Deutschen Einheit 1990, als sich kurioserweise – nun vereint in einem Land und einer Stadt – die Wege beider damaliger Zweitligisten, sportlich und sympathiemäßig langsam trennten. 31 lange Jahre hat Union gebraucht, um heute Hertha in der Beletage des deutschen Fußballs begegnen zu können. So ergibt sich nun auch die besondere Chance, sich entsprechend partnerschaftlich für die Realisierung eines gemeinsamen Stadions einzusetzen. Auch als Aufbruchssignal für die gesamte Stadt Berlin, die in vielen Dingen noch immer nicht ganz zusammengewachsen und vereint zu sein scheint.

Ein Stadion – als Sinnbild für die Einheit Berlins

So, wie Union einen Standort im Osten präferieren würde, würde Hertha sicherlich aus gleichen Gründen einen Standort im Westen bevorzugen. Lösen lässt sich das Dilemma durch eine einmalige Besonderheit, indem das neue Stadion nach Spielhälften exakt geteilt wird, so, dass es sich halb im ehemaligen Osten und halb im ehemaligen Westen, quasi auf früherem Grenzgebiet, befinden würde. Also das Stadion am historischen Ort bildlich die einstige Trennung und heute die stolze Einheit der Stadt nach- und zugleich ihre Zukunft vorzeichnen würde. Gewissermaßen in Ergänzung zum Brandenburger Tor mit einem Tor zum Westen und einem Tor zum Osten und dem sichtbar nachgezeichneten Verlauf der ehemaligen Mauer quer durchs Stadion und Spielfeld.

Dieser besondere Ort könnte neben seinem Sport- und Veranstaltungszweck auch zu einem außergewöhnlichen Denkmal und kulturellem Symbol der wiedererlangten Einheit Deutschlands und Europas und eines Jahrzehnte währenden, herausfordernden Einheitsprozesses werden. Ein Ort, an dem entsprechend gemeinsam gefeiert, in Erinnerungen geschwelgt, geschimpft, geflucht, geweint und sich umarmt werden darf.

Ein architektonisches Highlight Berlins, als Ausdruck eines gemeinsamen Wir von weither sichtbar in den Farben blau, rot und weiß. Farben, die wohl ebenso zu Hertha als Berliner Verein (Landesfarben Rot-Weiß) wie auch zu Union, historisch betrachtet (Stichwort SC Union Oberschöneweide), exzellent passen würden.

Die richtig gute Nachricht ist: Trotz aller massiven Veränderungen der Stadt in den letzten Jahren, gäbe es auf halbem Wege zwischen Charlottenburg und der Altstadt Köpenick noch eine mögliche, dafür geeignete Fläche. Eine Fläche, die allen eben zuvor genannten Kriterien entsprechen würde, sofern auch der politische Wille da wäre, den Fußballsport in der Stadt von den Rändern mehr ins Zentrum rücken zu lassen und ein solches Projekt bis zur Umsetzung entsprechend tatkräftig zu begleiten.

Der große Vorteil eines solchen gemeinsamen Vorhabens gegenüber zwei individuellen Stadionlösungen wäre, dass sich die Berliner Landespolitik so nicht gegen einen Club, sondern automatisch für beide Clubs und deren Anhänger entscheiden könnte. Das könnte politische Entscheidungsprozesse enorm erleichtern und beschleunigen und auch Unterstützung ermöglichen, die anderenfalls nicht mal ansatzweise für nur einen der Clubs denkbar wäre.

Groundsharing international

Bezüglich einer gemeinsamen Nutzung eines Stadions, dem Groundsharing, kann man mit Blick auf die Historie der Allianz-Arena in München natürlich skeptisch werden. Doch die Umstände in München waren seinerzeit speziell. Bereits vor dem Bau der Arena hätte dem TSV 1860 München klar sein können und müssen, dass das, anders als heute zwischen Hertha und Union, damals nicht mal ansatzweise funktionieren konnte.

Zum einen, weil zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd Augenhöhe mit dem FC Bayern bestand: Der FC Bayern hatte 2001, als die Planungen für da Stadion begannen, etwa 91.000 Mitglieder der TSV hingegen nur 23.000. Und zum anderen, weil selbst in der 1. Bundesliga das Zuschauerpotential des TSV nicht ausgereicht hätte, die Arena regelmäßig gut zu füllen, völlig zu schweigen von der Zweiten Bundesliga. Selbst in sportlich sehr erfolgreichen Jahren in der Bundesliga hätte der TSV mit höchstens 50.000 Besuchern durchschnittlich rechnen können.

Statt eines 69.000 Zuschauer fassenden Stadions hätte man ihnen wahrscheinlich zu einem bestenfalls 45.000er Stadion für die Bundesliga geraten. Wahrscheinlich war das den Verantwortlichen des FC Bayern sehr frühzeitig auch irgendwie klar, dass das Stadion in erster Linie auf die Bedürfnisse der Bayern ausgelegt war. Aber der FC Bayern brauchte zu jener Zeit 1860 als Juniorpartner, um den Volksentscheid in München zum Stadion gewinnen zu können. In der absoluten Dominanz des FC Bayern gab und gibt es in München, anders als in Berlin, einfach keinen Platz und keine Luft für zwei große Fußball-Clubs.

Mit einem Blick ins Ausland sieht man allerdings, dass Groundsharing von Erstliga-Profisport-Clubs recht weit verbreitet ist und auch sehr gut funktioniert. Zum Beispiel in Tokyo, New York, Brügge, Paris, London, Göteborg, Zürich, Rom und Mailand. Besonders in Italien ist Groundsharing sehr populär, wo sich allein 10 Profilclubs jeweils fünf Stadien teilen. Der AC Mailand und Inter Mailand (die gerade ein neues gemeinsames Stadion planen) sowie AS Rom und Lazio Rom sind dabei sicher die bekanntesten Vertreter.

Keinem dieser Clubs hat es geschadet, dass sie sich mit dem Stadtrivalen ein Stadion teilen. Im Gegenteil, bereits seit Ende der 40er bzw. Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts teilen sich diese Clubs gemeinsam ihre Spielorte und haben in diesen 70 Jahren über 77 nationale und europäische Titel und Pokale gewonnen. Im Schnitt entspricht das nicht ganz der Erfolgsquote eines FC Bayern, liegt aber deutlich vor der von Borussia Dortmund.

Groundsharing verträgt sich offenbar hervorragend mit sportlichem Erfolg. Die wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus einer partnerschaftlich geteilten Infrastruktur ergeben, in Mannschaft, Club und Fanlandschaft investiert, können eben auch entscheidende Vorteile im sportlichen Wettbewerb bringen.
Eine denkbare Realisierung entsprechend der Erfordernisse von Hertha und Union
Großzügig anzusetzen wären für ein solches außergewöhnliches Stadion sicherlich zwischen 240 und 290 Mio. € – für die Bau- und Erschließungskosten (inkl. einer eigenen Autobahnausfahrt).

Realisieren ließe sich damit ein reines 55.000 Sitzplätze-Stadion auf erstklassigem internationalem Niveau. Oder, entsprechend der Grafik, mit flexiblen Sitzplätzen in der Hertha-Variante (die typische Bundesligavariante) mit 62.200 Zuschauern bzw. in der Union-Variante sogar mit bis zu 85.600 Zuschauern.

Mit jährlichen Ticketeinnahmen des Bundesligaspielbetriebs von 25 bis 34 Mio. € könnte jeder der beiden Clubs rechnen (mögliche Spiele im DFB-Pokal oder europäisch kämen on top). Bei einer paritätischen Finanzierung des Stadions über 20 Jahre entspräche dies einer Kreditbelastung von ca. 8 bis 10 Mio. € jährlich für jeden Club (im Vergleich dazu zahlt Hertha derzeit jährlich ca. 5,1 Mio. € Stadionmiete im Olympiastadion). Potentiell verblieben damit je Club mindestens zwischen 17 und 24 Mio. € aus dem Stadionbetrieb. Und gleichzeitig wäre man dann nach 20 Jahren mit seinem Partner alleiniger Eigentümer. Im Vergleich dazu müssten bei Union heute aus den Ticketeinnahmen der Alten Försterei und dem Schuldendienst vom letzten Ausbau (2012) ca. 7 Mio. € jährlich verbleiben. In der Ausbauvariante 37.000 Plätze hingegen ca. 11 Mio. €.

In der Abwägung der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit der Groundsharing-Option gegenüber der 37.000-Plätze-Option zeigt sich, dass man Annahmen darüber treffen muss, was man mittel- und langfristig, also in fünf bis 20 Jahren an Union-Fans im Stadion erwartet. Glaubt man, dass man die durchschnittliche Besucherzahl in der Bundesliga von ca. 49.000 perspektivisch nicht überschreiten kann, dann sollte man sich für den geplanten finalen Ausbau der Alten Försterei entscheiden.

Bei einer solchen Besucherzahl wäre die Alte Försterei und das neue Stadion, durch den Wegfall der hohen Neubauinvestitionen, quasi ökonomisch gleichwertig und man könnte einfach im geliebten zu Hause bleiben. Kalkuliert man noch jährlich etwa ein DFB-Pokal Heimspiel und eine Partie in einem europäischen Wettbewerb hinzu, käme man allerdings nur noch auf eine gleichwertige Besucherzahl von 44.000. Die Analyse im 1. Teil hat klar gezeigt, dass bereits die mittelfristige Fünf-Jahres- Prognose für die 1. und 2. Bundesliga deutlich über diesen Werten von 44.000 bzw. 49.000 Zuschauern liegt.

Bliebe es bei dem gegenwärtigen Ausbauplan der Alten Försterei (Szenario 1), dann entscheidet man sich automatisch dafür, dass in Zukunft zehntausende Union-Fans und Mitglieder regelmäßig kein Spiel live erleben können und potentielle Ticketmehreinnahmen von über 10 Mio. € jährlich ungenutzt blieben. Völlig unabhängig davon, dass die außerordentlich attraktive Signal-Wirkung eines solchen gemeinschaftlichen Stadionprojektes für die Stadt, für Fußballfans, für potentielle Spieler, in den Medien und bei Sponsoren einfach ausbliebe.

Im Sinne der Risikoabwägung zeigt sich, dass Union ein solches (etwas abgespecktes) Stadionneubau-Vorhaben finanziell auch allein stemmen könnte. Einzig würde hier die Rückzahlung der Kredite nicht über 20, sondern über 30 Jahre laufen. Nachdenken über eine solche Option sollte Union aber nur, wenn sich Hertha für ein gemeinsames Projekt nicht begeistern ließe.

Fast schon obligatorisch würden zu einem solchen Stadionentwicklungsprojekt ein Museum, eine auch der Öffentlichkeit zugängliche sportmedizinische Einrichtung und gegebenenfalls Gewerbeflächen dazuzählen, die sowohl weitere Einnahmequellen für die Clubs als auch spannende Angebote für Berliner und Gäste sein könnten. Zum Beispiel wäre statt eines 08/15-Vereinsmuseums, wie es sie inzwischen hundertfach gleichgestaltet auf der ganzen Welt gibt, denkbar, ein modernes und kulturell ansehnliches Sportmuseum (eine Mischung aus Science Center, Museum und Sporterlebnispark) für Berliner, Brandenburger und die zahlreichen Gäste der Stadt zu realisieren.

Wo, neben dem Schwergewicht Fußball mit Hertha und Union, eben auch andere der über 140 Berliner Fußballclubs sowie andere Sportarten und auch Olympia vertreten sein könnten. Um eine wirtschaftlich sinnvolle Weiternutzung der heute bereits bestehenden Alten Försterei bräuchte sich Union keine Sorgen machen. Die intensive Verwurzelung des Clubs mit Köpenick bliebe natürlich erhalten. Die Alte Försterei bliebe weiterhin Sitz des Vereins und zentraler Heimatort Unions: mit Stadionbetrieb, Trainingsplätzen, Verwaltung, Fanhaus etc. Um diesen bestehenden Kern herum ließen sich zudem spannende neue Nutzungskonzepte realisieren, die jedoch Platz zur Ausführung in einem separaten Artikel bräuchten.

So ungewöhnlich und möglicherweise provokativ die Überlegungen für ein gemeinsames Stadion von Hertha und Union zunächst scheinen, als so sinnvoll können sie sich jedoch bei genauerer Betrachtung entpuppen. Nicht nur ökonomisch und ökologisch, sondern vor allem auch als Signal in Zeiten weltweit enorm zugenommener Polarisierung und Abgrenzung, als sichtbares Zeichen für uns, unsere Kinder und Enkelkinder: Nämlich, dass es lohnenswerte, gemeinsame neue Wege geben kann, wenn man sie denn mit etwas Mut geht.

Zum Beispiel für ein gemeinsames Stadion, in der gemeinsamen Heimatregion Berlin-Brandenburg, in einer gemeinsamen Welt, wo uns im Kern schon immer vielmehr verbindet als trennt. Und einer Welt, in der regelmäßig alle heutigen und zukünftigen Mitglieder der Unionfamilie begeistert ihren (Steh-)Platz einnehmen können.

14 Kommentare zu “Stadionausbau Alte Försterei: Mögliche Alternativen zum Stadionausbau

  1. Ich muss mal ein paar Worte zu den beiden Analysen loswerden. Zum Teil 1, der auf die aus heutiger Sicht absurd hohe Zahl von über 80.000 potenziellen Zuschauern für Union kommt: Ohne eine Transparenz, wie diese Zahl tatsächlich ermittelt wurde, bleibt es vor allem eine Prämisse, die schwer überprüfbar ist. Sie widerspricht im Grundsatz aber allen Erfahrungen, die in Berlin mit Profisportvereinen jeglicher Sportaren in den vergangenen 30 Jahren gemacht wurden. Es ist ja nicht so, als wüssten Berliner nicht, wohin sie gehen sollen, wenn Union nicht spielt.
    Zum Teil 2: Du sagst es ja selbst kurz im Text, die meisten Diskussionen über Alternativen zum Stadion am aktuellen Standort wurden aus Unionsicht bereits geführt und mündeten in dem Konsens „Einen Fußballverein kann man nicht verpflanzen.“ Alles was du zum Thema Stadionsharing schreibst, ignoriert im Prinzip jegliche sozialen, kulturellen und historischen Aspekte. Das klingt schon sehr nach den Wünschen und Träumen komplett fußballferner Landespolitiker aus früheren und heutigen Zeiten, die Union am liebsten ins Olympiastadion geschickt hätten, weil das ja schon da wäre.
    Und alles, was du über Einheit und Symbolträchtigkeit schreibst, hat exakt null mit der Realität zu tun. Und das wäre auch klar, wenn man an die Diskussionen um ein Stadtderby zum 30. Jubiläum des Mauerfalls 2019 zurückdenkt. Ein Stadion ist für Fußball da und keine Dauergedenkveranstaltung. Außerdem sollte man nicht vergessen, was beim letzten Derby im Stadion an der Alten Försterei aus dem Gästeblock flog oder wie darauf reagiert wird, dass Union seine Vereinsfarben beim Heimspiel im Olympiastadion zeigen möchte.
    Was den möglichen Standort betrifft, den du ausführst, würde es einer sachlichen Diskussion gut tun, wenn du ihn auch nennen würdest.
    Insgesamt liegt dem Text eine Prämisse der maximalen Ausnutzung ökonomischer Möglichkeiten zugrunde, die ignoriert, das sportlicher Misserfolg oder andere Einflüsse, die schöne Rechnung schnell kaputtmachen können. Und vor allem geht es wenig um die Bedeutung, die Union als Verein für seine Fans gewonnen hat.

    • Immer gut nach Alternativen zu suchen, auch ungewöhnliche. Groundsharing mit Hertha würde ich aber eher als politisch korrektes Wunschdenken bezeichnen. Der genannte Ort (ich behaupte mal Mauerpark / Jahnstadion) ist zwar schön. Aber Union ist einfach Alte Försterei.

      Teil 1 der Analyse war interessant, da fehlt aber wie genau die Zahlen ermittelt wurden. Ich teile die Schlussfolgerung dass 38k nicht reichen werden. Würde aber ein weiterer Ausbau der AF, wie du es in Teil 2 der Analyse machst, nicht so schnell ausschliessen.

      Ich kenne die gesetzlichen / umwelttechnischen Rahmenbedingungen nicht. Kann mir sehr gu vorstellen dass auf der Waldseite die Tribüne nicht über die Bäume herausragen darf. Aber auf die Gegengerade müsste es locker und leicht Platz geben für einen dritten Ring. Und die Haupttribüne bietet ja auch noch Möglichkeiten zur Aufstockung, wobei dies wohl teurer wird. Aber damit wäre man ziemlich nah an 50k, was ich für sinnvoll und wettbewerbsfähig halte für die 1.BL.

    • Hallo Sebastian, ich will mal kurz auf deine Anmerkungen und Fragen hier eingehen. Zugegeben, von Euch habe ich erst vor ein paar Monaten gelernt: Ein Blog-Artikel ist keine Doktorarbeit. Also habe ich versucht, die Dinge so kurz, wie möglich zu halten. Auch weil ich weiß, dass ihr dann ja auch nochmal kürzt. Will sagen: Es ist überhaupt kein Problem in einem passenden Rahmen, die Prämissen und Daten die den 80.000 potentiellen Zuschauern zu Grunde liegen, transparent darzustellen. So, dass für Jeden alle Zahlen gut nachvollziehbar sind. Wie im Text erwähnt, liegt den Zahlen ja ein statistisches Modell zu Grunde, welches sich aus historischen Daten von 38 Bundesligaclubs speist. Ich halte das für sehr robust. Und bin auch gern bereit, das von anderen Zukunftsprognosen für die Stadionplanung von Union herausfordern zu lassen. Am Ende kann Union davon nur profitieren, weil sich durch eine gemeinsame Diskussion über ein wichtiges Thema die Dinge einfach schärfen würden. In den Zahlen steckt aus meiner Sicht kein Wunschdenken drin, sondern einfach nur die Synthese einer Vielzahl komplexer Fakten, die ich über Monate zusammengesammelt habe. Prinzipiell ist ein gemeinsames Stadion mit Hertha nicht mein Wunsch oder gar ein Traum von mir, sondern ein Ergebnis einer längeren Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, die Union bzgl. des Stadions hat. Gleichzeitig kann ich mir aber vorstellen, dass aus einer solchen Variante etwas sehr Gutes in Zukunft entstehen könnte. Ich wollte nicht beim Problemaufzeigen stehen bleiben, sondern ernsthaft über Lösungen nachdenken. Ich bin als ehemaliger Köpenicker seit dem ersten Tag an Stadionaktionär. Nichts wäre mir lieber, als eine Alte Försterei, die das Potential von Union in Zukunft auch mittragen könnte. Von Verantwortlichen von Union-Seite habe ich aber leider diesbezüglich andere Signale bekommen. Mein Stand ist, bei 37.000 Zuschauern ist im Prinzip Ausbauschluss. Und warum das aus meiner Sicht zu einem Dilemma führt, habe ich versucht, so gut, wie möglich darzulegen. Dass du mir vorwirfst jegliche sozialen, kulturellen, historischen Aspekte beim Thema Stadionsharing zu ignorieren, ist okay. Trifft aus meiner Wahrnehmung aber nicht zu, weil ich mich seit Jahren mit der sozialen Dimension von Union auseinandergesetzt habe. Ich sehe z.B. die soziale und kulturelle Bedeutung von Union deutlich größer als die sportliche oder die wirtschaftliche.
      Das mit der Dauergedenkveranstaltung sehe ich genau wie du. Ich sehr nur wahrscheinlich nicht wie du die Gefahr, dass ein Stadion, welches eine historische Dimension in sich trägt automatisch zu einem Gedenkort werden muss. Ich denke sportliches Erlebnis und historische Dimension im Hintergrund funktioniert sehr gut Beides zusammen.
      Die bestehende Rivalität zwischen Union und Hertha nehme ich natürlich ernst. Aber ich würde nicht so weit gehen, dass ich mir Denkschranken über die Zukunft von Union von Leuten in meinem Kopf einziehen lasse, die kopflos Leuchtraketen auf andere Personen abfeuern und bereit sind, schwere körperliche Schäden von diesen Leuten in Kauf zu nehmen. Mich würde wirklich mal interessieren (von dir und gern auch anderen Blog-Lesern) was ist denn im Kern der Ablehnung gegenüber Hertha und warum wäre das gut für Union, diesen in Zukunft aufrecht zu erhalten?
      Zum möglichen Standort will nicht viel schreiben. Weil das wäre der dritte Schritt vor dem Ersten. Allerdings habe ich im Text einige Details genannt, die den potentiellen Standort für Interessierte sichtbar werden lassen. Der Mauerpark ist es natürlich nicht, weil es dort keine mögliche Autobahnabfahrt gäbe.
      Abschließend: Auch wenn du vermutest, dass dem Text eine maximale ökonomische Perspektive zu Grunde liegt, kann ich das nur verneinen. Gute ökonomische Analysen sind auf Langfrist ausgelegt und beinhalten eine konservative (wahrscheinlichste nicht maximale) Sichtweise. Deshalb habe ich auch die Situation für die zweite und dritte Liga dargestellt. Ich sehe Union in Zukunft am liebsten langfristig in der 1. Bundesliga und habe geschaut, welche wirtschaftlichen Strukturen Union dafür bräuchte und ob Union diese realistisch erreichen könnte.
      Union hat 38.000 Mitglieder heute und wahrscheinlich haben diese Dutzende verschiedene Ansichten und Meinungen über „ihr“ Union der Zukunft. Diese können wir doch ganz offen miteinander diskutieren.

  2. […] Dieser Frage soll morgen im 2. Teil der Analyse nachgegangen werden. […]

    • @Daniel, man kann nicht gleichzeitig zwei BL-Vereine in einem Stadion unterbringen, ohne dass beide Vereine unter einem ständigen Druck stehen immer in der gleichen Liga spielen zu müssen und dort auch ungefähr auf demselben Niveau.
      Ansonsten ist der unterklassigere Verein sehr schnell mit zu hohen Kosten belastet oder nutzt das Stadion viel seltener (zB weil die anderen international spielen und im Pokal weiterkommen). Das zu kalkulieren geht gar nicht. Das Risiko hier zu scheitern, nur weil das Stadion zusätzlich noch als Gedenkort der Stadt wirken soll (den vielleicht Teile der Bürger*innen so möchten, aber sicherlich nicht aus eigener Fussballbegeisterung und schon gar nicht aus Vereinsliebe, sondern nur, um die eigenene politische Sicht auf die Geschichte zu zementieren – puuh…), ist enorm.
      Vergleiche mit Mailand wo in den 40ern ein gemeinsames Stadion entstand passen nicht mehr zu den Zwängen eines wirtschaftliche Profibetriebs heute. Zudem besteht von Vereinseiten eine komplett andere Ausgangslage.

      Aber am wichtigsten: In einem gemeinsamen Stadion fällt auch die Identifikation des jeweiligen Vereins über das eigene Heimstadion und der damit einhergehenden Eigenarten weg. Das alleine wäre für einen Verein, der Wert legt auf seine soziale und gesellschaftliche Rolle, schon ein KO-Grund gegen so eine Entscheidung.
      Noch schlimmer wäre es nur, wenn sich in so einem Stadion ein Verein wohler fühlt als der andere, und sich die anderen Fans dann ohne sportliche Heimat fühlen würden.

      Wenn Du „die soziale und kulturelle Bedeutung von Union deutlich größer als die sportliche oder die wirtschaftliche“ siehst, dann kann ja die rein wirtschaftliche Bedeutung nicht die Entscheidungen bestimmen. Also verbietet sich ein Stadion, das den Vereinsbezug auflöst und nur auf Effizienz und Größe setzt (das wiederum eine Milchmädchenrechnung mit schnellem Konkurs werden kann).

      Berlin ist eine knapp 4Mio-Stadt. Da passen auch zwei Erstligavereine mit einem jeweils eigenen Stadion hinein. Woanders werden auf diese Fläche und mit diesen Einwohner*innenzahlen eine halbe Liga platziert, und das bereichert eine Stadt ungemein.

  3. Maria Draghi

    Sehr erfreut über den 2. Teil, obwohl ich diesem inhaltlich noch weniger zustimme als dem 1. Das Problem fehlender Plausibilitäten bezüglich unterstellter Annahmen und Berechnungen hat sich verfestigt. Manche Argumente stimmen einfach nicht.

    Gleichwohl finde ich deinen Ansatz, die aktuelle Situation für eine unvoreingenommene Neubewertung der Ausgangslage zu nutzen, sehr positiv. Die aktuelle Lage ist die, dass sowohl Hertha als auch Union mit ihren Plänen weit hinter ihrem jeweiligen Zeitplan zurück hängen, um nicht zu sagen: festgefahren sind.

    Warum also nicht eine bislang immer als utopisch betrachtete Lösung – gemeinsames Stadion – zumindest mal überdenken. An nachdenken ist noch niemand gestorben.

    Inhaltlich hatte ich ohnehin beim Lesen der Variante „Mobiles Zweitstadion“ eine ganz andere Vision. Wer sagt denn, dass in 20 Jahren nicht ein nennenswerter Teil der Zuschauer gar nicht mehr in einem Stadion physisch anwesend ist, sondern digital „teilnimmt“? Mittels Virtual Reality live dabei, in seinem Wohnzimmer sitzend, aber trotzdem das Spiel verfolgend und sogar sich mit seinem Sitz- oder Stehplatznachbarn in echt unterhaltend? Ist das zu utopisch? Wenn nein, bräuchte man gar keine Riesenstadien mehr und könnte trotzdem 50.000 echte plus weitere 200.000 virtuelle Zuschauer haben…

  4. Maria Draghi

    PS. Apropos utopisch: Ein technisches Problem der Münchner AA war übrigens, dass man die Stromversorgung zunächst viel zu klein dimensioniert hat. Im Zuge wachsenden Strombedarfes (Internet, Ladestationen für E-Autos im Stadion, usw.) war die erst 2005 eingeweihte AA bereits 2015 veraltet und musste teuer nachgerüstet werden.

    Also sowas (Server, Ladeinfrastruktur, VR,…) auch bitte bedenken beim Ausbau der AF…

  5. Sehr interessanter und vor allem moderner Beitrag, vielen Dank für diese Denkansätze.

  6. […] zwei Teilen der Frage widmete, ob Unions geplanter Stadionausbau nicht zu klein geraten würde und welche Alternativen es gebe. Ich sehe sowohl die Prämisse, Union hätte zukünftig in der Bundesliga ein Zuschauerpotenzial […]

  7. Andreas Rohr

    Als Westberliner Unionfan sollte man meinen, daß ich die Idee gut finden würde. Mache ich aber nicht!
    Im Gegenteil. Ich bin da eher bei Sebastian F.
    Ja, ich habe auch Hertha-Freunde und bin bestimmt kein Ostalgie-Fan, aber ich gehe zum Fußball und nicht zum „Einheitsdenkmal“.

  8. Ist der Autor Unioner? Hat er schonmal mit jemanden gesprochen, der für unser Stadion spenden gesammelt oder demonstriert hat? Der mitgebaut hat? Der eine Aktie hat?

  9. Ich bin zwar seid 1969 Unloner und seid 1971 Mitglied , aber ich bin keiner der ewig gestrigen ! Ich fände es auch gut wenn bei uns ein groß Investor zu unsern Bedingungen einsteigen würde . Auch kann ich ich mir mehr Sitzplätze vorstellen . Aber ein gemeinsames Stadion mit Herta und ein Stadion von Union das nicht in Köpenick steht kann und will ich mir nicht vorstellen ! Union ist Köpenick und Köpenick ist Union. Aber da ja der Baubegin noch in weiter Ferne ist , solten die Baupläne noch mal überarbeitete werden auf eine Kapazität von 40000 – 45000 zuschauer!

  10. Mal kurz in der 1. Liga die Luft geschnuppert und dann von Stadionplänen “in der Union-Variante sogar mit bis zu 85.600 Zuschauern” schreiben. Ist da ein Rauschmittel im Spiel gewesen! :-D
    Aber im Ernst: Es wird kein drittel BuLi-Stadion in Berlin geben. Dafür gibt es weder Platz noch Akzeptanz noch Notwendigkeit. Beim Stadionsharing bin ich aus puren Effizienzgründen bei Dir, mein Herz und Bauch finden es dennoch nicht gut.

  11. Etwas spät, aber dennoch der Hinweis, dass sich ein kleiner Fehler eingeschlichen hat:
    „Trotzdem die Erweiterungspläne bereits vor fünf Jahren der Öffentlichkeit vorgestellt wurden“

    Die Ausbaupläne wurden vor vier Jahren, am 20. Juni 2017 vorgestellt.

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