Blog State of the Union

Mit Max Kruse wird Union wieder vielseitiger

Max Kruse könnte bald wieder für Union auf dem Platz stehen. Das ist natürlich ein Umstand, der mediale Aufmerksamkeit bekommt (Kurier), und auch tatsächlich für Union sehr wichtig ist. Denn in den relativ wenigen Spielen, die Kruse im ersten Teil der Saison für Union machen konnte, war sehr deutlich, wie groß sein Einfluss auf das Spiel der Mannschaft und Spiele in der Bundesliga sein kann.

Max Kruse Union Berlin
Max Kruse ist zurück im Training, Photo: Matze Koch

Und Kruses Fehlen war auch in den inzwischen 11 Spielen deutlich zu bemerken, die er verletzt verpasst hat (die Saison ohne Winterpause ist hier noch einmal bitterer, weil es keine Zeit gibt, die ohne Spiele verstreicht und in der sich Verletzte auskurieren können). Dass Union trotzdem viele Punkte geholt hat in dieser Phase, ist weiterhin bemerkenswert.

Trotzdem stellt sich jetzt mit Kruses Rückkehr auch die Frage, wie er in die Mannschaft eingebaut werden soll. Die einfachste Lösung ist vielleicht auch die wahrscheinlichste und beste: Dass Urs Fischer das System der letzten Spiele nicht verändert, Max Kruse als den zweiten Stürmer im 532/352 aufstellt und einer der Stoßstürmer im Kader die andere Position in der Spitze übernimmt.

Damit würden sich die Gravitationsfelder in Unions Offensive auf eine interessante Weise verschieben: Kruse bewegt sich von so einer Position flexibel durch die Halbräume und bis auf die Flügel und spielt kluge Pässe. Damit und dabei beansprucht er auch viel Aufmerksamkeit des Gegners. Gleichzeitig gibt es aber immer noch Spieler wie Marcus Ingvartsen und Robert Andrich, die in dieser Saison gezeigt haben, dass sie zu starken Offensivaktionen in der Lage sind, und die damit mehr Raum bekommen. So könnte sich die Last, für offensive Durchbrüche zu sorgen, mit Kruse interessanterweise besser auf mehr Schultern verteilen, statt zu sehr allein bei ihm selbst.

Ansonsten gibt es medial von Union heute wenig Neuigkeiten. Der Kurier schreibt noch über die Guthaben-Erstattung für Dauerkarten-Besitzende und Andreas Baingo in seiner Kolumne über den Wert von Urs Fischer für Union.

Lizenzverfahren der DFL

Der Kicker berichtet, dass sich die Bundesliga-Vereine am Donnerstag zu einer Konferenz zusammenschalten, um über das Lizenzierungsverfahren der Liga während der Pandemie zu entscheiden. Für die laufende Saison war die wirtschaftliche Prüfung als Bedingung für den Erhalt von Spiel-Lizenzen ausgesetzt worden.

Für die kommende Saison soll es nun wieder ein wirtschaftliches Lizenzierungsverfahren geben, aber ohne die maximale Sanktion, einem Verein das Antrittsrecht für eine der Bundesligen zu verweigern. Andere Bestimmungen sollen aber wieder gelten. Dazu gehören etwa Auflagen bei der Lizenzerteilung, deren Erfüllung in der Saison, für die die Lizenz erteilt wird, nachgewiesen werden muss. Eine der Bestimmungen der DFL ist dabei, dass es keinen Anstieg des negativen Eigenkapitals geben soll, und der Strafen zur Folge hat. Der Kicker schreibt, dass diese im Gegenteil verschärft werden und vornehmlich in Punktabzügen in der dann laufenden Saison bestehen würden.

Der 1. FC Union hatte in den bei der Mitgliederversammlung vorgestellten Etatplänen angekündigt, nach dem deutlichen Anstieg des negativen Eigenkapitals im letzten Jahr diese Entwicklung schon im laufenden Jahr wieder zu stabilisieren.

Und sonst so

Wir haben hier gestern auf die 11Freunde-Coverstory hingewiesen, in der sich viele Profifußballer:innen solidarisch mit ihren queeren Kolleg:innen zeigen und Unterstützung für Spieler zusichern, die öffentlich machen, dass sie schwul sind. Auf dem Titelbild ist dabei unter anderen Max Kruse zu sehen, auch Christopher Trimmel und Christian Gentner zeigen sich für die Aktion mit dem Slogan ‚Ihr könnt auf uns zählen.“

Dazu nun noch zwei Notizen: In der Süddeutschen gibt es ein interessantes Interview mit den beiden Volleyball-Bundesligaspielern Benjamin Patch und Facundo Imhoff, die darüber sprechen, wie sie mit ihrem schwul-sein öffentlich umgehen.

Auf der anderen Seite der Geschichte steht Philipp Lahm, der in einem Buch, aus dem Bild Vorabdrucke veröffentlicht, schreibt, dass sich schwule Profifußballer besser nicht während ihrer Karriere outen sollten, weil sie nicht überall mit Akzeptanz rechnen könnten (Tagesspiegel). Das ist schade, denn damit reproduziert Lahm genau die Vorurteile, über die er spricht und trägt schlimmstenfalls dazu bei, Fortschritt zu verlangsamen. Bestenfalls ist seine Ansicht einfach schon längst überholt.

Und zum Schluss: Alles Gute zum 80. Geburtstag an Hartmut Felsch!

9 Kommentare zu “Mit Max Kruse wird Union wieder vielseitiger

  1. Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Outing sehr schwierig wäre. Nicht unbedingt wegen eventueller Anfeindungen (hier bin ich der Ansicht, dass insbesondere „der Fanblock“ hier schon sehr liberal unterwegs ist – bestimmt liberaler als mancher Funktionär) sondern wegen der massiven medialen Aufmerksamkeit, die dann auf einen einprasseln würde.
    Eine schwuler aktiver Fußballer wäre ja praktisch DAS Thema, dass quasi durch alle (vor allem fußballfremde) Sendungen/Zeitungen/Blogs/etc. besprochen werden würde. Und für sowas braucht man schon starke Nerven.

    • auch dafür gibt es ja eine Lösung… https://twitter.com/GNetzer/status/1361986822113476611

      Wir schließen uns dem natürlich auch an.

    • @Daniel: Verstehe ich nicht ganz. Klar, kann ich ein Schild hochhalten mit „Ihr könnt auf uns zählen“ – aber die Aufmerksamkeit wäre doch dann trotzdem da. Würde sich zum Beispiel ein Spieler des 1. FC Union outen, wäre das doch auch hier in diesem Blog ein riesen Thema und würde mindestens ein paar Tage im Gespräch sein. Und jetzt multipliziere das mal hoch auf ein paar 100 Plattformen mit ein bisschen (nur ein bisschen ;-) ) mehr Streuweite und schon biste dann halt eine Berühmtheit als „der schwule Fußballer“.

    • Das kann ich mir auch vorstellen. Die ganze positive Aufmerksamkeit wäre für mich genauso schlimm.
      Dass in der Kabine danach anders mit einem umgegangen wird,könnte ebenso ein größeres Hindernis sein als die vermeintlich negativen Folgen im Stadion.

  2. silberhacke

    dass spieler ihre verletzungen nicht auskurieren lassen können liegt nicht daran, dass es keine winterpause gibt, sondern daran, dass man sie nicht ausgeheilt aufs feld schickt.

  3. Warum sollte das bzw. ist das so ein großes Thema? Für alle halbwegs normal Denkenden wäre das mittlerweile genauso „aufregend“ wie die Tatsache, dass ein Spieler xy in der Sommerpause geheiratet hat.

  4. @ganznachvorn

    Was Max Kruse alles ist für uns:
    #Königstransfer #Toptorschütze #Unterschiedsspieler #Ballermann #Torjägerspielmacher #Hoffnungsträger #Rasenschacher #Pokerface
    *Noch was hinzuzufügen?*

  5. „ Wir haben hier gestern auf die 11Freunde-Coverstory hingewiesen, in der sich viele Profifußballer:innen solidarisch mit ihren queeren Kolleg:innen zeigen und Unterstützung für Spieler zusichern, die öffentlich machen, dass sie schwul sind.“

    Für Spieler oder für Spieler:innen?
    wäre „homosexuell“ im dem Fall nicht das bessere Wort anstelle von „schwul“, welches unteranderem als Beleidigung genutzt wird, zumal es doch m.m.n um homosexuelle Profis (also auch um lesbische Frauen) geht und nicht im Schwule Spieler.

    :)

    • Nein, denn im Frauenfußball ist Homosexualität ein ganz anderes Thema als im Männerfußball. Das hat viele Gründe und Facetten, aber es ist schon Absicht, dass es darum geht, dass sich auch schwule (oder auf andere Weisen queere) Profifußballer so zeigen können, wie sie sind.

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