Blog State of the Union

Marcus Ingvartsen muss öfter wie Max Kruse aussehen

Als ich am Freitagabend das Derby von Union gegen Hertha geschaut habe, war die Verletzung von Max Kruse zwar nicht der Moment, in dem ich am meisten geflucht habe – das 1-2 war da schon noch etwas schlimmer. Aber es war auch nicht weit davon entfernt. Und vor allem wenn man dieses Spiel vielleicht eh schnell vergessen will, ist die Frage nach der Schwere von Kruses Verletzung die von diesem Abend, die uns am längsten beschäftigt.

Union hat dazu gestern eine kurze Mitteilung veröffentlicht. Darin stehen zwar keine ganz konkreten Angaben zu der Verletzung und keine prognostizierten Ausfallzeiten (das ist inzwischen ja schon seit einer Weile so Standard). Aber immerhin ist dort von einer Muskelverletzung im hinteren rechten Oberschenkel die Rede (das ist dann doch konkreter als manche andere Communiqués in letzter Zeit). Und vor allem ist es keine schwere Bänderverletzung im Knie, wie man zuerst befürchten musste. Durchaus möglich also, dass es doch nicht ganz so schlimm wird.

Trotzdem wird Max Kruse natürlich Spiele verpassen, und Union muss ohne ihn das Spielkonzept umsetzen. Dazu muss dann zum Beispiel gehören, dass Marcus Ingvartsen öfter Momente hat, in denen man ihn für Kruse halten könnte, wie bei seiner Torvorlage gegen Hertha, die ganz phantastisch war.

Max Kruse Union
Marcus Ingvartsen und Max Kruse, Photo: Matze Koch

Schon heute Vormittag ersetzt Oliver Ruhnert Max Kruse in einem Einsatz, bei der Sendung Doppelpass, bei der auch Sebastian aus unserem Team zu Gast ist.

Max Kruses Verletzung steht auch im Mittelpunkt der Medien-Aufmerksamkeit:

Nach dem Spiel sind die Podcast-Kollegen von der Alten Podcasterei mal schneller mit ihrer Folge am Start. Wir podcasten aus Termingründen erst am Montagabend.

Ryerson, Rollen, Rote Karte

Aufgrund des Spielverlaufs mit der frühen roten Karte für Union wurde nach dem Derby übrigens relativ wenig über den eigentlichen Plan beider Mannschaften gesprochen. Dabei finde ich, dass Unions Aufstellung und Einstellung für das Spiel sehr interessant waren.

Das beginnt damit, dass Julian Ryerson von Beginn an gespielt hat. Das war schon eine Überraschung, gerade weil Sheraldo Becker, für den er indirekt in die Mannschaft kam, zuletzt wirklich gut gespielt hat.

Es hat zumindest mich aber auch überrascht, wo Ryerson gespielt hat: als linker Innen/Halbverteidiger in der Dreierkette. Das hätte ich ihm nicht unbedingt zugetraut – aus den Verteidigern in der Startelf hätte ich eine Dreierkette eher mit Christopher Trimmel auf der inneren Position geformt. Tatsächlich hat das aber recht gut funktioniert, eine auf individueller Ebene durchaus spannende Entscheidung und Entwicklung.

https://www.instagram.com/p/CIYMG2RjZJA/

Spannend war aber auch das taktische Konzept, in dem Ryerson zum Einsatz kam. Denn während wir Union unter Urs Fischer schon oft mit einer Dreierkette haben spielen sehen, war diese Variante doch neu. Denn bisher gab es dann oft ein 343/541 mit klaren offensiven Außenspielern. Oder ein 352, mit zwei Stürmern und einem Zehner. Die Rollen von Max Kruse, Taiwo Awoniyi und Marcus Ingvartsen in diesem Spiel entsprachen aber keiner dieser Verteilungen: Awoniyi war die einzige echte Spitze, Ingvartsen und Kruse füllten die Räume um ihn herum flexibel aus, waren aber insgesamt eher so etwas wie eine Doppelzehn.

Union Hertha Derby Analyse
Die Graphik von Unions Positionierung und Passbeziehungen. Durch die rote Karte hatte die Mannschaft lange sehr wenig Präsenz am Ball. Graphik: Between the Posts.

Das ist interessant, weil es den Schwerpunkt von Unions Spiel auf das Zentrum verschoben hat, sicher auch, um dort defensiv massierter zu stehen. Mit dem Führungstor hat das auch erst einmal gut funktioniert, und ich hätte mir das sehr gerne über 90 Minuten angesehen: Wie oft wäre Union so noch gefährlich geworden?

Dazu kam es dann aber wegen Robert Andrichs Kontrollverlust nicht. Dafür haben wir eine Weile lang Marcus Ingvartsen als Sechser gesehen. Auch das ist etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

https://www.instagram.com/p/CIcx06HiSXw/

„Gewalttäter Sport“

Im Abgeordnetenhaus gab es eine kleine Anfrage, die den Senat und die Polizei nach den Hintergründen der Polizeistatistiken und Kategorisierungen über Fußball-Szenen. Die Antworten fasst die Fanhilfe von Hertha so zusammen:

Und sonst so

Jordan Torunarigha von Hertha hat nach dem Derby Screenshots von rassistischen Beleidigungen, die an ihn geschickt wurden, veröffentlicht. Mir könnte nicht egaler sein, wer genau die Leute sind, die so etwas schreiben. Es ekelt mich einfach an, dass ein schwarzer Mensch wie Torunarigha sich mit solchem Müll konfrontiert sehen muss. Solidarische Grüße also an ihn und überall Engagement gegen Rassismus.

4 Kommentare zu “Marcus Ingvartsen muss öfter wie Max Kruse aussehen

  1. „defensiv massierter“? Nix gegen eine Massage und nach diesem Spiel sicherlich verdient.
    In dem Kontext allerdings verwunderlich, „massiver“ vielleicht.
    Ansonsten vielen Dank für Deine Analyse.

    • Duden: Besonders im militärischen Bereich an einem Ort, an einer Stelle zusammenziehen

      Besipiele:
      – Truppen an wichtigen Orten massieren
      – (Sport) die Abwehr massieren?häufig im 2. Partizip:? auf massierte Abwehr stoßen
      – massierte (verstärkte) Polizeieinsätze

    • Okay, da hat der Sprachexperte Daniel meinen Wortschatz gerade um ein Wort erweitert. Dann auch herzlichen Dank dafür.

  2. Liepolt, Angela

    Guten Abend! Mittlerweile bin ich immer sehr gespannt auf deine Analyse und Meinung über das Spiel, die Spieler und anderes mehr, über das hier geschrieben wird!
    Ich danke dir dafür sehr! Vorallem bist du nicht einseitig, sondern sehr korrekt und fachlich in deinen Statements hier! Gespannt bin ich, wie es nun in den nächsten Tagen und Wochen mit unserer rot weißen Mannschaft weitergeht!
    Dir und deiner Familie wünsche ich eine schöne Advents – und Weihnachtszeit mit Glück, Kraft, Gesundheit und vielen interessanten Beiträgen hier an dieser Stelle!

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