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Das Duell mit Sebastian Andersson fällt wohl aus und Union könnte bald einen neuen Nationalspieler haben

Sebastian Andersson wird aufgrund einer noch nicht vollends auskurierten Verletzung des schwedischen Angreifers wohl ausfallen und somit nicht gegen Union auflaufen können. Laut dem „Geissblog“ konnte Andersson gestern nicht trainieren. Um für die Wochen bis Mitte März, in denen jede Woche mindestens ein Pflichtspiel stattfindet, fit zu sein, unterzog sich Andersson einen minimalinvasiven Eingriff am Knie. Damit sollten eigentlich alle Schmerzen behoben werden. Jedoch konnte Andersson seitdem nur mit dem Reha-Trainer von Köln individuell arbeiten.

Und auch insgesamt ist die Zeit für Sebastian Andersson in Köln bisher noch nicht von übermäßig viel Erfolg geprägt. Was natürlich mehr an Kölns schwacher bisheriger Saison als an Andersson selbst liegt. Der schwedische Nationalspieler macht nämlich eigentlich vieles genauso wie bei Union. Er gewinnt die meisten Kopfballduelle der Liga und auch die sonstigen Zweikämpfe bestreitet der 29-Jährige gewohnt robust (Statistik bei bundeslige.com).

Aus den Spielzusammenfassungen, die ich bisher gesehen habe, lässt sich kein genaues Urteil fällen. Jedoch ist mir aufgefallen, dass er zumindest in meinen Augen oft unglücklicher als bei Union agiert. Beispielsweise im Derby gegen Gladbach hat Andersson eine Chance vergeben, die er in der letzten Saison, mit seinem damaligen Selbstvertrauen, wahrscheinlich mit verbundenen Augen gemacht hätte.

Darüber hinaus scheint er noch nicht so sehr ins Spiel der Kölner integriert zu sein, was sich auch an den durchschnittlich fast fünf Ballkontakten weniger (letzte Saison: 35,18 diese Saison: 30,86) im Spiel, ablesen lässt. Falls Andersson aber spielen sollte, muss das Team von Urs Fischer auf der Hut sein, wie der sich immer weiter verbessernde Marvin Friedrich sagte: „Wir wissen alle, dass Sebastian eine hohe Qualität besitzt. Er spielt sehr körperlich und hat ein sehr gutes Kopfballspiel.“

Unions veränderte Spielweise

Union dagegen scheint nicht nur die eigene Spielweise erfolgreich verändert, sondern sich gewissermaßen auch von der Spielweise mit einem Mittelstürmer Sebastian Andersson emanzipiert zu haben. War der Schwede in der Aufstiegssaison und im ersten Bundesligajahr aufgrund der Spielidee (lange, hohe Bälle) vermutlich der wichtigste Feldspieler im Kader von Union, ist es dem Trainerteam mithilfe von mehr Ballbesitz und mehr Pässen (im Verbund mit einer besseren Passquote) gelungen, das Kombinationsspiel deutlich zu verbessern und somit weniger auf hohe Bälle angewiesen zu sein.

Vertrautes Bild: Sebastian Andersson im Union-Trikot umgeben von Gratulanten, Foto: Matze Koch

Als ich vom feststehenden Wechsel von Andersson hörte, bekam ich ehrlich gesagt leichte Bauchschmerzen. Ich konnte mir im ersten Moment nicht vorstellen wie Union nun spielen sollte. Im Nachhinein betrachtet könnte der Wechsel Urs Fischer jedoch gar nicht so ungelegen gekommen sein. So konnte er ein neues Spielsystem implementieren, die Spielweise weiter umbauen und die Last auf mehrere Schultern verteilen ohne dabei die eigenen Stärken (bspw. Standardsituationen) vollends zu vernachlässigen. Ich bin gespannt wie Union spielt, wenn es mal nicht so läuft. Agiert Union dann wieder vermehrt mit hohen Bällen? Ich kann es mir nicht vorstellen, vor allem da nun kein Spieler mehr im Kader ist, der auch nur annähernd die Qualität im Bälle festmachen hat wie Sebastian Andersson.

Sheraldo Becker könnte Unions nächster Nationalspieler werden

Bei der aktuellen Länderspiel-Unterbrechung waren drei Unioner auf Reisen. Während Kapitän Christopher Trimmel für Österreich immerhin ein Tor vorbereitete und Julian Ryerson aufgrund von Quarantäne-Beschränkungen der ersten Elf für Norwegen debütierte, verletzte sich Joel Pohjanpalo im Trikot von Finnland und wird wohl bis Februar ausfallen. Darüber hinaus ist ein fitter Nico Schlotterbeck immer ein Kandidat für die deutsche U21-Auswahl. Zukünftig könnte noch ein weiterer Unioner auf Länderspiel-Reisen gehen. Wie Sheraldo Becker im Interview mit transfermarkt.de verriet, liebäugelt er damit, für die surinamesische Natinalmannschaft aufzulaufen. Kürzlich habe er einen Anruf vom surinamesischen Nationaltrainer erhalten: „Das klingt gut, und ich denke, ich werde für Suriname spielen.“

Sprintet bald vielleicht auch für Suriname: Sheraldo Becker, Foto: Matze Koch

Die BZ vermutet diesbezüglich, dass die Pläne von Becker aufgrund des Verletzungsrisikos und den langen Reisen, gerade in Corona-Zeiten, bei Union wohl eher nicht so gut ankommen. Ich kann Länderspielen wie gestern schon erwähnt wenig abgewinnen und verstehe die Union-Verantwortlichen. Anderseits kann es für die Spieler schon ein Traum sein. Daher und aufgrund der Tatsache, dass zumindest bei Pflichtspielen meistens eine Abstellungspflicht seitens der FIFA besteht, dürfte Becker, der in verschiedenen niederländischen U-Auswahlen gespielt hat, wohl dennoch auf Reisen mit der Nationalmannschaft von Suriname gehen.

In Interview spricht Becker zudem über seine schwierige, von Verletzungen geplagte Anfangszeit bei Union, das Corona-Prozedere nach Länderspiel-Reisen (seiner Mitspieler), die direkte Art von Urs Fischer, die Qualität und Erfahrung von Max Kruse, über Oliver Ruhnerts Rolle bei seinem Wechsel zu Union sowie über das für seine Familie „perfekte Ergebnis“ im Derby gegen Hertha. Insgesamt kann ich nur allen empfehlen das Interview zu lesen, da es wirklich einige interessante Informationen enthält, die für die meisten neu sein sollten.

Personelles:

Aufgrund des sicheren und wahrscheinlichen Ausfalls von Christian Gentner und von Grischa Prömel, wird im Kurier Sebastian Griesbeck als Alternative für das zentrale Mittelfeld ins Spiel gebracht. Und da somit bis auf Julian Ryerson (nicht dessen Lieblingsposition) eigentlich niemand mehr fit ist, der im zentralen Mittelfeld auflaufen könnte, erscheint diese Vorhersage nicht allzu gewagt. Schließlich harmoniert Griesbeck nicht erst seit dieser Saison mit Robert Andrich, der wenn nichts mehr dazwischen kommt, auf jeden Fall spielt.

Eventuell verrät Urs Fischer in der virtuellen Pressekonferenz ja noch etwas Neues über den Fitnessstand der Mannschaft.

Weitere Presseberichte:

Und sonst so

Union hat nicht mehr das höchste Durchschnittsalter der Bundesliga. Richtig jung ist der Kader im Vergleich zu den meisten Bundesligisten aber trotzdem nicht.

Außerdem hat Robin Knoche, dem ich gestern noch etwas schlechtere Spielaufbau-Qualitäten als seinen Verteidiger-Kollegen attestiert habe, die beste Passquote bei Union.

Tusche tippt

Tusche tippt mal wieder auf Union. Hoffen wir, dass er Recht behält…

Leseempfehlungen

Bei Zeitonline gibt es ein interessantes Interview mit einem polnischen Soziologen, der mit anderen Professoren die Rolle von Frauen im Stadion bzw. Fanblock untersucht hat.

Außerdem sollten alle, die sich Christoph Biermanns Buch „Wir werden ewig leben“ noch nicht gekauft haben, dies spätestens nach der Rezension von Moritz Müller-Wirth nachholen.

9 Kommentare zu “Das Duell mit Sebastian Andersson fällt wohl aus und Union könnte bald einen neuen Nationalspieler haben

  1. Warum sollte Andersson an die AF zurückkehren, wenn wir in Köln spielen?

    • Musiclover

      Haha, gutes Argument. :D

    • Felix Morgenstern

      Haha oh man, weiß auch nicht, auf welchem Film ich da gerade unterwegs war…
      Danke für den Hinweis! :)

  2. Welche Lieblingsposition hat den Julian Ryerson deiner Meinung nach? Bei Norwegens U21 hat er oft 6er oder 8er gespielt und fand das gar nicht so übel.

    • Felix Morgenstern

      Na ich gehe schon davon aus, dass der rechte Flügel sein bevorzugtes Terrain ist. Allerdings hast du Recht, Ryerson hat auch schon überzeugende Spiele auf der 6 bzw. 8 gemacht. Beispielsweise bei einer der wichtigsten Spiele der jüngeren Vergangenheit, beim 2:0-Sieg gegen den HSV in der Aufstiegssaison. Eine Woche später durfte er gegen Darmstadt starten und hat meiner Erinnerung nach, wie das ganze Team, kein gutes Spiel abgeliefert.

  3. Ich stelle fest: ick weiß Bescheid! Nach so vielen guten Infos braucht sich Urs eigentlich gar nicht mehr vor die Presse zu stellen (auch wenn ich ihm doch so gerne zuhöre). Heute steht hier wieder alles drin, was für das Wochenende wichtig ist.

    PS: @Felix Auch wenn es ein sehr bescheidenes Spiel in Darmstadt war, erinnere ich mich immer wieder sehr gern an unsere Abenteuerfahrt auf dem Rückweg! Möge der Daihatsu für immer in Frieden ruhen ;)

    • Felix Morgenstern

      Oh ja, das sind bittersüße Erinnerungen! War ne geile Fahrt, vor allem aus heutiger Sicht mit den anschließenden Wochen…

    • Mario Draghi

      “ braucht sich Urs eigentlich gar nicht mehr vor die Presse zu stellen…“

      Na dann sind wir ja schon, die die Einschätzung teilen, dass die Berliner Union-Redaktionen für ihre Leser keinen Mehrwert liefern… :-)))

  4. Finde ja auf der Bundesliga.com Seite Interessant das Union die wenigsten Zweikämpfe in der Liga gewonnen hat und dabei bisher die wenigsten Karten erhalten hat.
    Auch wenn eine Zweikampfquote etwas aussagekräftiger ist , weicht das doch ziemlich von der Vergangenheit ab.

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