Blog State of the Union

Dirk Zingler erklärt, in welcher politischen Verantwortung Union sich sieht

Bevor Union am Samstag gegen Basel zum aussagekräftigsten Spiel der Wintervorbereitung antritt, gibt es heute wenig Neuigkeiten. Auch nicht von einem möglichen Wechsel von Marc Torrejón, obwohl der sich in einem seiner stylishen Instagram Posts schon auf einem Parkplatz zeigt.

Im Kurier und der Berliner Zeitung lesen wir heute „Steven Skrzybski über“ das Spiel von Schalke bei Hertha an diesem Wochenende.

Wichtiger aus Unionsicht ist der Bericht der Bild (noch nicht online) über die Beerdigung von TeeCee gestern, an der unter anderem auch Präsident Dirk Zingler teilnahm. Außerdem geht es dort um die Fans, die trotz der Verlegung des Testspiels von Basel nach Berlin in die Schweiz fliegen und sich dort eine Stadionführung organisiert haben.

Und Unions Frauen treten auch an diesem Wochenende bei Hallenturnieren an: am Samstag am Berliner Stadtrand in Marzahn, am Sonntag noch etwas weiter draußen in Luckau.

Schöner Eisern ohne Nazis

https://www.youtube.com/watch?v=BHBjs3ywuP4

Bei der Podiumsdiskussion mit Dirk Zingler in der Baden-Württembergischen Landesvertretung, die wir in den vergangenen Tagen hier schon erwähnt haben, ging es unter anderem darum, wie sich Fußball gegen schlechte Entwicklungen in der Gesellschaft wie zunehmenden Rassismus positionieren kann. Dabei erkannte Dirk Zingler einerseits an, dass Fußball und Fußballvereine dafür eine Verantwortung tragen:

„Die Verantwortung der Vereine ist, für etwas zu stehen, ein klares Wertegerüst zu bieten. […] Uns geht es um ‚Fußball pur‘, aber Fußball ist nicht nur das Spiel, sondern auch ein soziales Miteinander auf den Rängen.“

Zingler
Dirk Zingler (hier bei der Vorstellung der Stadionpläne); Foto: Matthias Koch

Manche haben sich von diesem Bekenntnis ausgehend in den letzten Monaten gewünscht, dass Union sich (verbal) deutlicher positioniert, zum Beispiel im Rahmen der Kampagne „Nazis raus aus den Stadien“. Dass es dazu explizit nicht kam, liegt daran, dass Union seine Rolle in dieser Auseinandersetzung so sieht:

„Während des Höhepunkts der Flüchtlingskrise haben wir unser Fanhaus als Flüchtlingsheim geöffnet. Wir könnten politische Gruppen oder Wähler von Parteien, die uns nicht genehm sind, ausschließen – oder wir können handeln und ihnen zeigen, wofür der Verein steht zu dem sie gehen. Und das heißt dann: Flüchtlinge herzlich willkommen! Ich glaube, das ist wirkungsvoller als am Eingangstor auszuschließen.“

Daraus folgt natürlich, dass Union als Verein und als sozialer Akteur eine Position hat und diese vertritt. (In anderen Worten: Das Politik und Fußball zusammen gehören.) Daraus folgt für Zingler (Union) aber auch noch etwas anderes:

„Aber die tatsächliche Auseinandersetzung, auch politisch, findet in der Gruppe der 20 Menschen, die umeinander stehen, statt. Dort muss man Zivilcourage haben.“

schöner eisern ohne nazis
Das zivil-couragierte Engagement, das Dirk Zingler für notwendig hält, kann zum Beispiel so aussehen; Photo: Stefan Hupe

Letztlich heißt das also, dass der Verein die Menschen, die ihn ausmachen, auffordert, sich für dieses Wertegerüst stark zu machen. Das verpflichtet ihn aber zumindest, Bemühungen das auf den Tribünen und im Umfeld umzusetzen, zu unterstützen. Also zum Beispiel, Vorfällen von rassistischen oder pro-faschistischen Äußerungen im Stadion, von denen Menschen berichten, konsequent nachzugehen.

Fußballerische Heimat

Nur wenn das gewährleistet ist, kann Union auch seine Vorstellung davon, wie Fußball sein soll, verwirklichen. Denn nur wenn das Umfeld von Union ihnen dank solcher Bemühungen offen steht, haben alle, denen diese Vorstellung gefällt, die Chance, sie zu erleben und daran teilzunehmen:

„Ob Fußball attraktiv ist, ist vor allem eine pragmatische Frage: Ist dieses Erlebnis gut erreichbar und macht es Spaß? Da sind Dinge wie Herkunft oder sexuelle Orientierung erstmal egal. An deren genereller Akzeptanz etwas zu ändern ist nicht Aufgabe des Fußballs. Er muss nur klar sein in seinem Angebot und offen sein für alle.“

Eine Diskussion, die damit zusammenhängt, ist die darüber, wie Union es weiter erreichen kann, alten und neuen Unionern eine fußballerische Heimat zu geben. Die haben wir hier ja vor kurzem mal wieder geführt. Diese Frage stand auch im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion.

Zingler formulierte dabei noch einmal Grundsätze, die wir von Union schon kennen. Zu denen gehört auch, nicht verwechsel- oder austauschbar zu sein. Das bedeutet beim Fußball auch immer, sich von anderen abzugrenzen. Das kann manchmal auf zufälligen Dingen wie geographischer Lage, manchmal an Inhalten liegen. In diesem Beispiel könnte man etwa für beides Punkte finden:

„Im Fußball bedeutet Heimat auch immer Abgrenzung. Bei uns in der Stadt kann es nicht Berlin als Fußballheimat geben. Sondern nur Charlottenburg oder Köpenick. […] Wenn man in einer Stadt wie Berlin versucht, für alle ein Angebot zu machen, funktioniert das nicht. 97% der Leute werden bei uns nicht zu hause sein, weil sie nicht es sind.“

18 Kommentare zu “Dirk Zingler erklärt, in welcher politischen Verantwortung Union sich sieht

  1. Tach, gehe da grundsätzlich mit, was der Zingler sagt. V. a. bei erwähnter Zivilcourage auf den Rängen. Dort haben wir alle zwei Wochen die Möglichkeit, andere auf ihre rassistischen oder diskriminierenden Äußerungen (erlebe ich auf der Gegengerade zwar wirklich nur vereinzelt aber eben regelmäßig) anzusprechen bzw. überhaupt eine Reaktion darauf zu zeigen und das nicht stehen zu lassen.
    Bzgl. dieses Satzes Zinglers: „Ich glaube, das ist wirkungsvoller als am Eingangstor auszuschließen.” Ich glaube auch, dass das Vorleben einer Wertekultur sehr wirksam sein kann. Es ist aber auch sehr wirkungsvoll, drei Fachos nicht ins Stadion zu lassen. Erstens, wird das aber bei dem Sicherheitspersonal, das da gerade steht, nicht passieren. Zweitens, ist es von der Vereinsführung nicht gewollt und das sehe ich anders. Wenn Leute mit Shirts von „Division Sachsen“ (rechtsextreme Gruppierung aus Sachsen/Thüringen) unterwegs sind, gehören die nicht ins Stadion an der Alten Försterei.
    Schön Tach

    • @joe: Genau das, was du da ansprichst, ist was ich damit meine, dass der Verein diese Zivilcourage auch unterstützen muss.

  2. Wenn aus einer 10köpfigen Gruppe rassistische Äußerungen kommen ist es schwer als einzelne Person dies zu melden und den Täter nachzuvollziehen.
    Andererseits höre ich auf der GG wie bspw. „Hau ihn um“ oder „brech ihm das Knie“.

    Dann noch das Hurenlied von der Waldseite oder wenn es gegen den Schiri geht wird dieser mit einem anderen Ausdruck des weiblichen Geschlechtsorgan beleidigt.

    Alles Fälle wo die Ordner die auf der Treppe stehen eingreifen könnten.
    Ich will nicht den Moralapostel spielen aber ich finde das nicht ok und vorallem dienen sie nicht der Motivation der Spieler.

  3. Andi der Kroate

    Das Foto von Marc zeigt die Tiefgarage vom Alexa in Berlin. Somit nüscht womit man was anfangen kann.

  4. @Joe: Gibt doch die Stadionordnung, die genau Fans mit entsprechender Bekleidung ausschließt. Idee: Foto machen, Ordner informieren, Foto an Verein schicken mit Bitte, Ordner zu sensibilisieren.

    Habe allerdings die Erfahrungen gemacht, dass beim Weihnachtssingen 2016 eine Person mit Thor Steinar Jacke vor Ort war und der Ordner, den ich darauf und auf die Stadionordnung hinwies, mir mit den Hinweis auf die schöne weihnachtliche Stimmung signalisierte, da jetzt nicht aktiv zu werden. Sowas ist schlicht frustrierend.

  5. PaderMike

    Sorry, aber das ist mir zu einseitig! Pro-faschistische Äußerungen lehne ich im Stadion – wie auch sonst im Leben – genau so ab wie pro-kommunistische. Extreme, menschenverachtende, verfassungsfeindliche und sonstig unangemessene Wortführung ist schlicht immer abzulehnen, nicht nur wenn es aus der rechten Ecke kommt!

    • @PaderMike Diese Hufeisen Theorie ist aus mehreren Gründen falsch. Erstens weil es einen inhaltlichen Unterschied zwischen verschiedenen Extremen gibt. Zweitens, weil wir real existierend mit Faschismus ein viel größeres Problem haben als mit … Kommunismus? What?

  6. das ist so nicht richtig
    real existierend gibt es mit faschismus genau die selben probleme wie mit kommunismus
    die öffentliche und private wahrnehmung ist nur eine andere

    • @diena Aha? Dass eine stalinistische (damit es annähernd vergleichbar ist) Partei in Parlamenten sitzt und die politische Agenda zu großen Teilen bestimmt, ist mir entgangen.

  7. Grundsätzlich finde ich es schon einmal gut, dass der Präsi sich zu diesem Thema einmal öffentlich äußert, was wir – zumindest einige hier – ja schon lange mal eingefordert haben. Auch wenn ich mir wünschen würde, dass so eine doch relativ wichtige Äußerung auch mal dort passiert, wo sie auch von vielen Unionern wahrgenommen wird, z.B. in unserem Programmheft zum Spiel und dort am besten gleich im Begrüßungstext. Aber, ich will nicht meckern, es ist schon einmal ein Anfang.

    @PaderMike: ich kann Dir nicht ganz folgen. Fakt ist: wir haben im Stadion mal sehr deutlich, mal weniger deutlich ein Problem darin, dass sich Unioner rassistisch äußern und das als freie Meinungsäußerung begründen, wenn sie darauf angesprochen werden. Das ist die eine Seite aber wo siehst Du denn „pro-kommunistische Extreme“ bei uns im Stadion? Meinst Du Aussagen wie „Schöner Eisern ohne Nazis“, „Nazis Raus“, das Verbot von Thor Steinar Klamotten (laut Stadionordnung) oder das Engagement für Flüchtlinge? Ich hatte es hier im Blog schon einmal geschrieben: Strafgesetzbuch § 130 „…wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufstachelt oder zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen gegen sie auffordert oder die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet“, werde mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.“ Äußerungen z.B. wie „Nazis Raus“, Antifaschismus oder ein Engagement für Flüchtlinge haben überhaupt nichts mit pro-kommunistischen Extremen zu tun. Antifaschist sollte eigentlich jeder Demokrat in dieser Gesellschaft sein (siehe GG Artikel 1) – ob Links oder Konservativ, um mal diese Schubladen zu benutzen. Antifaschismus sollte eigentlich Normalität sein bzw. Grundkonsens dieses Staates und hat überhaupt nichts mit Kommunismus zu tun und ist schon gar nicht geeignet es mit einer Straftat zu vergleichen. Um den Text hier nicht noch länger machen zu wollen: 100% Zustimmung @Joe, Michael und Carsten. EISERN!

  8. Tach, gehe da grundsätzlich mit, was der Zingler sagt. V. a. bei erwähnter Zivilcourage auf den Rängen. Dort haben wir alle zwei Wochen die Möglichkeit, andere auf ihre rassistischen oder diskriminierenden Äußerungen (erlebe ich auf der Gegengerade zwar wirklich nur vereinzelt aber eben regelmäßig) anzusprechen bzw. überhaupt eine Reaktion darauf zu zeigen und das nicht stehen zu lassen.
    Bzgl. dieses Satzes Zinglers: “Ich glaube, das ist wirkungsvoller als am Eingangstor auszuschließen.” Ich glaube auch, dass das Vorleben einer Wertekultur sehr wirksam sein kann. Es ist aber auch sehr wirkungsvoll, drei Fachos nicht ins Stadion zu lassen. Erstens, wird das aber bei dem Sicherheitspersonal, das da gerade steht, nicht passieren. Zweitens, ist es von der Vereinsführung nicht gewollt und das sehe ich anders. Wenn Leute mit Shirts von “Division Sachsen” (rechtsextreme Gruppierung aus Sachsen/Thüringen) unterwegs sind, gehören die nicht ins Stadion an der Alten Försterei.
    Schön Tach

  9. Ich kann mich nicht erinnern, mal eine kommunistisch-menschenverachtende Parole in unserem Stadion gehört zu haben. Auch sonst habe in deutschen Stadien wohl bisher schlicht überhört, wie nichtkommunistische Spieler mit Affenlauten bedacht wurden oder ganze Kurven eine U-Bahn von der Stadt des Gegners ins Gulag bauen wollten. Aber schön, dass ich nun auf dieses dringende Problem aufmerksam gemacht wurde.

  10. es sitzt eine partei mit einer extremistischen untergruppierung (kommunistische plattform) im parlament
    damit besitzt die linke einen extremistische strömung.
    sie ist also gut vergleichbar mit der afd
    die keinesfalls faschistisch sondern fremdenfeindlich ist
    und nein das ist nicht das selbe
    und ja es kann unter begünstigenden verhältnissen aus dem einen das andere werden
    so wie z.b. beim sozialismus/kommunismus
    das diese parteien die politische agenda nicht bestimmen ist allerdings das problem der jeweiligen partei

  11. Gorilla-im-Nebel

    @diena: Respekt!

  12. Gut, ich will es kurz machen. An all die, die versuchen die Linke mit der Afd gleichzusetzen.
    Vergleichen wir bitte mal öffentliches Auftreten und die Aussagen beider Parteien. Wer hier ein menschenverachtendes, nicht zu tolerierendes Bild abgibt, sollte dann sehr wohl schnell klar werden.
    Und auch die Linke hat Positionen mit denen ich nicht konform gehe aber da muss ich als politisch anders denkender nicht um meine Gesundheit fürchten.
    Eisern

  13. […] Für die neu Dazugekommenen: S.E.O.N. steht für „Schöner eisern ohne Nazis“. Und wenn ich mich je hinter eine Fahne gestellt habe, dann hinter diese. Mir ist in den letzten Wochen aus der Textilvergehen-Leserschaft der Wunsch zugeflogen, es möge mal wieder Buttons und Shirts geben, auf denen genau das steht: Schöner eisern ohne Nazis. Ich habe kein Copyright auf den Text, aber alles Vergleichbare wie etwa „Schöner eisern mit einem bisschen gesunden Menschenverstand“ hat zu viele Buchstaben. Das sieht nicht aus. Ich besitze auch das Logo nicht und habe keinerlei Rechte daran. Aber ich habe Photoshop, Illustrator, InDesign und kann ein bisschen zeichnen. Deshalb gibt es jetzt ein dezent überarbeitetes S.E.O.N.-Logo. (Falls jemand das Original in Druckauflösung hat, können wir auch gerne das verwenden. Oder vielmehr: ihr.) Denn wenn Dirk Zingler sagt, dass es an den Fans ist, sich zu positionieren, hat er Recht. […]

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