Blog State of the Union

Wenig überraschende Transferspekulationen

Die Berliner Medien beschäftigen sich mit den Folgen der Saison: Die Berliner Zeitung beschreibt die gelöste Stimmung nach dem erfolgreich vermiedenen Spielklassenwechsel. Der Kurier rechnet aus, bei welcher Tabellenkonstellation Union wie viel Geld aus den Fernseheinnahmen bekommt.

Und Bild/BZ gehen den Kader nach möglichen Abgängen durch. Dabei schreiben sie, dass der Abschied von Daniel Mesenhöler schon fest stehen würde, und der englische Zweitligist Leeds United (wo Pierre-Michel Lasogga spielt) an Kristian Pedersen interessiert sei.

Nichts davon kommt sehr überraschend. Wie problematisch ein Weggang von Kristian Pedersen wäre, kommt auch darauf an, ob Christopher Lenz von seiner Leihe nach Kiel zurückgeholt wird.

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Christopher Lenz und Kristian Pedersen gehen sich bei Union vielleicht weiterhin aus dem Weg, Photo: Matze Koch

Nachwuchs

Vom Wochenende noch schuldig sind wir euch einen Hinweis auf die Bewegtbilder vom 2:2 nach 0:2 Rückstand in Wolfsburg, mit dem sich die U19 von Union in der Bundesliga hielt (ab 0:28 Minute).

Darüber freuen sich natürlich Lennard Maloney …

https://www.instagram.com/p/BigQXZ3BO7w/

… und Benjamin Pratsler, der den entscheidenden Elfmeter in der 82. Minute mit bemerkenswerter Coolness verwandelt hat.

https://www.instagram.com/p/BihpTdsDI_r/

Union half zum Klassenerhalt auch, dass Dresden in Kiel in den letzten zehn Minuten aus einem 1:0 ein 1:3 machte. Daraus folgt aber nicht, dass Dynamo jetzt noch ein vor dem Abstieg rettendes Ergebnis bei Union gut hätte.

Stadionkrise im Norden

Nachdem feststeht, dass die KSV Holstein in der Relegation zur Bundesliga spielen wird, ist spätestens jetzt die Frage akut geworden, in welchem Stadion Kiel im Fall eines Aufstiegs seine Bundesligasaison austragen wird. Das eigene Stadion hatte schon vor einigen Wochen keine reguläre Lizenz dafür erhalten. Nun hat die DFL auch Kiels Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung abgelehnt.

Das kann man so sehen …

oder so:

In jedem Fall hat Kiel ein Problem, dass dadurch nicht kleiner wird, dass auch die alternativen Spielorte in Hamburg problematisch sind. Der HSV meint, sein Stadion nicht zur Verfügung stellen zu können, weil er es auch für das Training der Profimannschaft nutzt ( Bild). Und zwischen St. Pauli und Holstein gab es zuletzt in dieser Saison so viele Probleme, dass eine Nutzung des Millerntor schwierig erscheint.

Ebenfalls in Schleswig-Holstein hat der SC Weiche Flensburg, der gegen Cottbus um den Aufstieg in die 3. Liga spielen könnte, ähnliche Probleme.

Apropos Stadion: Herthas Pläne für ein eigenes Stadion machen Fortschritte, nachdem das Land und Hertha eine gemeinsame Stellungnahme mit zwei Plänen vorgestellt ahben (Morgenpost).

Und sonst so

Im Deutschen Theater fand gestern Abend eine weitere Ausgabe des Fußballsalons statt. Diese Veranstaltungsreihe wird von 11Freunde-Chefredakteur Christoph Biermann ausgerichtet und moderiert, und hatte gegen Ende der letzten Saison auch schon einmal Dirk Zingler zu Gast.

Diesmal ging es um die statistische Analyse von Fußball, über die Biermann gerade ein empfehlenswertes Buch geschrieben (Matchplan, erschienen im Kiwi-Verlag) hat. Zu Gast im Deutschen Theater war dazu Jörg Seidel, der Autor der Spieler-Bewertungs-Metrik GoalImpact. Vorzustellen, wie dieses Verfahren und die Bewertung von Chancen in ‚expected goals‘ Modellen funktioniert, war der hauptsächliche Bestandteil der Podiumsdiskussion. Durch den Medienwissenschaftler Jan Distelmeyer wurde die eher daten-skeptische Position vertreten.

GI Neuhaus
Das GoalImpact Profil von Florian Neuhaus. Die obere Kurve zeigt den projizierten Karriere-Hoch-Wert, die untere den bisher erreichten. Mit freundlicher Genehmigung von GoalImpact

Interessant an der Methode, die hinter den auf den ersten Blick etwas verwirrenden GoalImpact-Diagrammen stehen, ist, wie bescheiden sie in ihren Annahmen über das Spiel ist, und wie selbstbewusst andererseits Seidel mit den Ergebnissen seines Modells umgeht. Der GoalImpact Faktor eines Spielers beruht nur darauf, wie viele Tore für und gegen ihre Mannschaft fallen, während ein Spieler auf dem Platz steht. Ist das Ergebnis besser als erwartet, steigt der GoalImpact des Spielers. Ist er schlechter, fällt der Wert (dazu kommen dann noch Korrekturen für Störfaktoren wie Alter, Einsatzzeiten und Heimvorteil). Dieses Modell versucht also gar nicht, statistisch zu erfassen, was im Detail auf dem Feld passiert (anders als expected goals Berechnungen). Trotzdem vertraut Seidel der Methode genug, sie auch Vereinen als Expertise zur Kaderplanung zu verkaufen und Vorhersagen für Ligen zu veröffentlichen.

Der einzige Verein, der öffentlich zugibt, mit GoalImpact zusammenzuarbeiten (aber nicht der einzige, der das überhaupt tut) ist übrigens Shandong Luneng Taishan FC aus China – der Verein, bei dem Daniel Stenz arbeitet.

So sieht das Modell übrigens den letzten Spieltag:

12 Kommentare zu “Wenig überraschende Transferspekulationen

  1. Musiclover

    #auchdieFrauensindUnion

    #ruhigmaldieTwitterblaseverlassen

    • ähm, ja. Klar. Schreiben wir ja auch öfters drüber. Zum Beispiel demnächst, wenn genug Platz ist, den neuen Modus für die 2. Liga zu erklären

  2. Musiclover

    Sehr sporadisch. Einen Hinweis auf das (wichtige) Spiel am letzten Wochenende konnte ich hier nicht entdecken, geschweige denn eine Vermeldung des Ergebnisses. Liegt das eventuell daran, dass Union nicht in der Lage ist, auf Twitter über unsere Frauen zu berichten?

    • @Musiclover Ja stimmt, dass wir das nicht erwähnt haben, ist nicht gut. Ich wäre tatsächlich auch sehr gern zu dem Spiel gegangen und hätte das auch gemacht, wenn es ein oder zwei Stunden früher angesetzt gewesen wäre, und mit dem Spiel gegen Bochum vereinbar gewesen wäre.

  3. Musiclover

    Der Vorwurf geht auch weniger an dich, sondern eher an den Autor der letzten Tage. ;-P Bei dieser Passage, „Vom Wochenende noch schuldig sind wir euch „, fiel es mir aber auf.

  4. Christian

    Ich habe da auch eine Ergänzung, die interessant sein könnte:
    Die beiden Pratsler-Brüder (Ja, bei Union spielen beide) absolvieren wohl gerade ein Probetraining bei Erfurt. Da Union zumindest Benjamin im Trainingslager schonmal dabei hatte, fänd ich es doof, wenn Union Potenzial verlöre (siehe Ali Abu-Alfa).

    • @Christian Danke für den Hinweis, interessant. Wobei die Situation ja eher andersrum ist als bei Abu-Alfa, den man nach oben verloren hat. Bei vor allem Benjamin Pratsler ist Unions Problem doch eher das selbe wie bei den Nachwuchsspielern, die in den Profi-Kader befördert wurden, dann aber nicht zum Einsatz kommen. Wo kann er spielen, um auf Zweitliga Niveau zu kommen?

  5. Christian

    @daniel Noch eine kurze Frage. Wenn Daube den Verein verlassen sollte, wäre dann Eroll der Spielertyp, der dessen Position aus den letzten Spielen 1:1 ersetzen könnte?

  6. Habt ihr denn Eroll in Sandhausen mal beobachtet? Hat er Fortschritte gemacht, z.B. in Sachen Robustheit? Ich hab leider wenig mitbekommen, außer die zwischenzeitlichen Krankmeldungen.

    • @Christian, @Basti Ich denke schon, dass Eroll das kann. Aber ob es gut aussieht und ihm eine Gelegenheit gibt, das zu tun, was er kann, kommt auf den Mannschaftskontext an. Wenn Union so spielt wie gegen Darmstadt oder Heidenheim, ist relativ egal, wer da spielt, das ist dann für niemanden eine gute Situation. Was Eroll in Sandhausen betrifft, muss ich voran schicken, dass ich erst nocheinmal in die letzten Spiele, die er gemacht hat, schauen muss. Aber aus dem, was er vor seiner Verletzung (und vor dem Interview bei Eiserne Ketten) gespielt hat, konnte man schon Zuversicht gewinnen. Ich fand sein Spiel gegen den Ball immer schon besser, als man spontan denken würde, und hab schon den Eindruck, dass er sich da auch noch verbessert hat. Ansonsten ist er eben immer noch ein guter Verbindungsspieler, der selbst etwas mehr unmittelbare Gefahr ausstrahlen könnte.

  7. Wer auswärts in Kiel dabei war wird diese Entscheidung begrüßen. Mensch war das alles kacke da…

  8. Christian

    @daniel Vielleicht nach dem Modell Nils Stettin: Profivertrag -> in die Regionalliga verleihen. Da startet er durch und kann dann in der Folgesaison zu Union stoßen oder als besserer Spieler, nach Modell Christopher Lenz, in die dritte Liga verliehen werden, um schlussendlich ein toller Zweitligaspieler zu sein. Da sind aber viele, glückliche Umstände, die zusammenkommen müssten, damit das klappt und mir fehlt das Auge für dementsprechendes Potenzial. Das hat dann aber ab der nächsten Saison hoffentlich der Herr Schellenberg (auf den ich schon sehr gespannt bin).

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