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Die Auflösung der U23 ist für Union ein logischer Schritt

Union meldet seine U23 zur nächsten Saison aus der Regionalliga auf und löst das Team auf, vermeldete der Verein gestern. Die Meldung sorgte für Aufregung auf den Abstiegsplätzen bei der ohnehin schon komplizierten Aufstiegs- und Abstiegsregelung der Regionalliga Nordost. So dass DDR1 der MDR auf seiner Website schnell genau erklärte, wer wann und warum absteigen könnte.

unionzweeFoto: Tobi/unveu.de

Die Begründung von Union zu diesem Schritt ist vielschichtig. Vor allem wird genannt, dass die Top-Spieler, die auch für den Profikader in Frage kommen und teilweise mit den Profis trainieren, in der U23 kaum zu Einsätzen kommen. Und das sei das eigentliche Ziel dieses Teams. Deshalb stünden finanzieller und organisatorischer Aufwand (Personal)in keinem Verhältnis zum Ertrag. Grundlage der Entscheidung ist ein Beschluss der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vom vergangenen Jahr, den Spielbetrieb einer U23 nicht mehr verpflichtend vorzuschreiben.

Verzicht auf die U23 ist eine logische Folge der Spitzenförderung des DFB

Sportlich ist der Schritt von Union absolut nachvollziehbar. Seit der umfassenden Reform der Fußballausbildung in Deutschland seit dem Jahr 2000 ist das Konzept auf eine Elitenförderung ausgerichtet. Seit mehreren Jahren kommen deutlich fertigere Spieler in der U17 und U19 an und kommen von dort vermehrt zu Einsätzen bei den Herren in Bundesliga und Zweiter Liga. Der Weg über die U23 ist eher die Ausnahme geworden. Ähnlich äußerte sich Norbert Düwel im vergangenen Jahr am Rande seiner Vorstellung als neuer Uniontrainer. Für die Talentförderung würde die U23 keine große Rolle mehr spielen, sei aber für die Spielpraxis von verletzten oder jungen Spielen durchaus sinnvoll.

Aufgrund der Altersbeschränkung der U23 lohnt sich die Mannschaft nicht für diejenigen Spieler aus dem Profibereich, die nur zu wenigen Einsätzen kommen. Düwel hat mit 18 Testspielen und zwei Benefizpartien so viele Begegnungen außerhalb des Spielbetriebs vereinbart wie wohl kaum ein anderer Union-Trainer zuvor. Und das lässt sich bestimmt steigern. Deshalb ist die Auflösung der U23 für Union logisch.

Unions steht im Wettbewerb um Talente

Wenn ich die Vereins-Mitteilung richtig lese, wird das frei werdende Geld, der Tagesspiegel spricht von einer mittleren sechsstelligen Summe, nicht einfach dem Profibereich zugeschlagen, sondern verbleibt im Nachwuchsleistungszentrum. Es wäre also keine Kürzung im eigentlichen Sinne, sondern eine Umverteilung. Dies lässt den Rückschluss zu, dass man mit dem Output nicht zufrieden war. Oder anders gesagt: Union glaubt mit dem Geld sinnvoller Top-Talente an sich binden und in den Profibereich eingliedern zu können. Spricht man mit Nachwuchsleuten (nicht nur bei Union) so gibt es die Faustregel, dass es bereits sehr gut ist, wenn ein Spieler pro Nachwuchsjahrgang es dauerhaft in das Profiteam schafft. Jeder zusätzliche Spieler gilt dann schon als außergewöhnliche Leistung.

Zusätzlich steht das mit zwei von drei möglichen Sternen zertifizierte Nachwuchsleistungszentrum von Union in direkter Konkurrenz zu anderen Standorten in der Region Ostdeutschland und ganz Deutschland. Der dritte Stern fehlt Union vor allem aufgrund der Infrastruktur, die den Nachwuchs auf verschiedene Spielstätten verteilt. Im Vergleich dazu: RB Leipzig baut gerade ein Trainingszentrum für alle Teams auf 13.000 Quadratmetern für 35 Millionen Euro. Union sucht dagegen weiterhin ein Gelände, das bebaut werden kann. Der Bezirk Köpenick kommt dem Verein dabei leider nicht so weit entgegen wie die Stadt Leipzig dem dortigen Klub.

Einen weiteren Nachteil hat Union im Nachwuchs dadurch, dass die U19 nicht an der Youth League teilnehmen kann. Der durchaus kritisierte Uefa-Wettbewerb bietet aber Wettkampfpraxis auf höchstem Niveau. Mit welchen Argumenten soll Union also Talente an sich binden, wenn nicht mit dem, dass die Verbindung zwischen A-Jugend und Profis extrem eng ist? Das gerade entstehende Internat ist auch ein Zeichen dafür, dass der Verein gewillt ist, Talente nicht nur aus der Region an sich zu binden.

Spätstarter haben es in Zukunft noch schwerer, Profi zu werden

Schlecht ist die Entscheidung allerdings für Spätstarter. Aber das gesamte System der Spitzenförderung ist schlecht für Spätentwickler. Das gilt schon für die Kinder, die spät im Kalenderjahr geboren werden. Ein Januarkind wird vom Fördersystem des DFB deutlich bevorteilt im Vergleich zu einem Dezemberkind.

Pascal Jochem von der Deutschen Welle, der selbst mal im Nachwuchsbereich von Union gespielt hat, sieht vor allem die Nachteile dieser Entscheidung:

Ich persönlich sehe den Schritt als notwendige Anpassung an die Realität an und den Wunsch nach mehr Konkurrenzfähigkeit des Nachwuchsleistungszentrums im Wettbewerb um Talente.

Neben dem Tagesspiegel haben auch Berliner Zeitung, Bild/BZ und der Kurier über das Thema berichtet. Im Kurier gibt es zudem noch einen Text über Sören Brandys Freude, dass er bald wieder trainieren darf. Allerdings ohne Ball. Zudem gibt es auf AFTV (nach Registrierung) ein Interview mit dem Nachwuchs-Leiter Lutz Munack.

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