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Schadenfreude. Wenig Freude, viel Schaden.

Eine Nacht ist vorüber und ich habe immer noch keine Meinung zu den Ereignissen des Relegationsspiels zwischen Hertha und Fortuna in Düsseldorf. Der Pyroregen während der regulären Spielzeit, begleitet von massiven Böllerwürfen, hat sämtlichen Bemühungen der Initiative Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren Hohn gesprochen. Hertha ist beim 2:1 völlig weg, Hertha ist beim 2:2 wieder da. Und plötzlich stürmen Zuschauer in der Nachspielzeit das Feld. Alles ist unwirklich. Selbst als eine gefühlte Ewigkeit später die verlorene Zeit nachgeholt wird, ist nichts mehr gut. Das Ergebnis ist egal. Das ist nicht mehr mein Fußball. Damit möchte ich nichts mehr zu tun haben.

Und was macht der Verein meines Herzens in dem Moment? Er postet wenige Minuten nach Abpfiff ein Video, in dem er die Dauerkarten für die nächste Saison als Derbykarten bewirbt und sich nebenbei noch über den sportlichen Misserfolg des Nachbarvereins lustig macht. Stil ist etwas anderes. Und vor allem: Was soll diese Schadenfreude? Wenig Freude, viel Schaden.

 

14 Kommentare zu “Schadenfreude. Wenig Freude, viel Schaden.

  1. Über diesen unsachgemäßen Einsatz von Pyrotechnik habe ich mich auch sehr geärgert. Nach dieser öffentlichen Zurschaustellung von Unfähigkeit im vernünftigen Umgang mit Pyrotechnik in einem Livespiel, wird man in nächster Zeit wohl kaum noch etwas für die Legalisierung tun können…

    Aber warum jetzt allenorts so ein Drama um den Platzsturm gemacht wird… ich weiß nicht, ob hier gerade die Medienvertreter Tomaten auf den Augen haben (ja leider ihr mit eingeschlossen) aber das war von Fortunen-Seite aus doch kein aggressiver Platzsturm der in einem Gewaltexzess gemündet ist. Da waren einfach nur ein paar Spackos, die keine Ahnung haben, wie der Schlusspfiff eines Schiris klingt!
    Das war viel mehr ein imposantes Beispiel für den Herdentrieb: Rennt einer los, rennen die anderen hinterher. Mich hats vor allem amüsiert ^^
    Wieso man aufgrund dieses verfrühten Freudenausbruchs auf einmal Sätze formulieren muss wie: „Das ist nicht mehr mein Fußball. Damit möchte ich nichts mehr zu tun haben.“, erschließt sich mir nicht im geringsten. Das sollte man nun wirklich nicht überdramatisieren.
    Wie gesagt, die gestrigen Ereignisse haben einfach nur beeindruckend gezeigt, dass Menschen in Massen dumm sind.
    Dass der Ordnungsdienst der Fortuna extrem versagt hat, steht auf einem anderen Blatt. Der Innenraum hätte vor Spielabpfiff nie und nimmer den Fans preisgegeben werden dürfen.
    Ach und nur mal so nebenbei, der wirklich schändliche Platzsturm fand 24 Stunden zuvor in Karlsruhe statt.

  2. Und das Video hätte man sich gestern stecken können, gar keine Frage. Solch eine Häme ist unangebracht.
    Aber das ist doch nicht wirklich offiziell vom Verein veröffentlich worden oder?

  3. @kai Das Video ist tatsächlich offiziell vom Verein: Einfach auf die Facebookseite von Union schauen.
    Zum Thema Platzsturm: Ich habe doch nur geschrieben, dass die Fans alle auf den Platz stürmten. Nicht von Aggressivität oder so.
    Mich ärgert daran, dass ebenso wie beim Pyrovorfall vorher, das Spiel nicht normal durchgeführt werden kann. Das muss meiner Meinung nach immer möglich sein.

  4. Hm okay aber durch die von mir bereits zitierten Sätze („Das ist nicht mehr mein Fußball. Damit möchte ich nichts mehr zu tun haben.“) im Zusammenhang mit dem Platzsturm kam das so rüber.
    Ich bin jetzt nur gespannt, wie die Sportgerichtsbarkeit darauf reagieren wird. Denn auch wenn der Hertha-Protest nun vielleicht etwas erbärmlich wirken mag… dass die Spieler durch den Platzsturm psychisch belastet wurden, kann wohl niemand abstreiten und auch wenn nur noch eine Minute zu spielen war, es wäre nicht das erste mal gewesen, dass ein entscheidendes Tor erst in letzter Sekunde fällt :/

  5. mir haben sich zwei fragen gestellt:

    1. wie kam die ganze pyrotechnik überhaupt ins stadion? ich kenne sowohl bei erst- als auch zweitligaspielen nichts anderes als peinlich genaue kontrollen mit abtasten bin an die intimgrenze.

    2. was haben die in düsseldorf eigentlich für ein sicherheitskonzept? vermutlich hätte der run auf den platz verhindert werden können, hätten nicht gefühlt sämtliche ordner und die gesamte polizei vor dem berliner block gestanden. soweit ich das sehen konnte, flog weit mehr pyro aus dem roten bereich als aus dem berliner block.

    die hertha hat die saison vergeigt, keine frage. eine wiederholung des spiels würde vermutlich nichts bringen. ich möchte mir auch gar nicht vorstellen, was abgegangen wäre, hätten die berliner am ende doch noch ein dritter tor gemacht.

    schade ist, dass dieses spiel wegen der randerscheinungen in erinnerung bleiben wird und nicht wegen der durchaus sehenswerten leistung. hätte hertha so auch nur ansatzweise die saison gespielt, wären sie gestern nicht in düsseldorf gewesen.

  6. eiserner_bursche

    zu dir rachel:

    1. Ganz einfache Sache, da brauchs nich viel Hirn zu (wie man ja sieht)

    2. Flog? Das Einzige was flog kam meiner Ansicht nach (Tv-Bilder) aus dem blauen Bereich.

    und ich muss dem Textilvergehen zustimmen:
    das Video ist Mist.

  7. Tja, Stil ist nicht das Ende des Besens. Ein jeder kehr vor seiner Tür, da hat er Dreck genug dafür.

    Die Begleitumstände für Stadtmeisterschaft reloaded sind damit wohl schon gesetzt. Und Team Green wird garantiert den Kapellmeister geben.

  8. zimmerLautsprecher

    Zum Video: Das ist eine Dauerkartenwerbung unter Einbeziehung aktueller Ereignisse, nichts weiter. Genau der gleiche Film lief übrigens schon vor zwei Jahren im Stadion, damals eben nur ohne den Störer „Zusatzvorstellung“. So what? Alle an den Händen fassen und den Untergang „unserer Hertha“ betrauern? Nicht euer Ernst, oder? Sowas können nur Leute verlangen, die auch der Meinung sind, ein Bundesligist sei „wichtig für die Hauptstadt und für die ganze Region“ … Das Video ist ganz und gar nicht Mist, allenfalls ein kleines bisschen BÖÖÖSE (mit drei Ö). Und wo, wenn nicht im Fußball sollte Platz für solche kleinen Bööösartigkeiten sein? Das gehört einfach dazu und ist momentan eher das kleinere Problem des Hauptstadtclubs.

  9. honeypie

    „Tja, Stil ist nicht das Ende des Besens.“ und das von einem boulevardjournalisten :-)
    ach so ja, die headlines schreiben ja immer andere…

    kränze (oh wortspiel) auf den kopf, einen kreis bilden, anfassen und dann laurentia tanzen: „laurentia liebe laurentia mein, zu hertha darf man nicht böse sein…“

  10. honeypie

    @musiclover – danke für den link – ein klasse artikel…
    fußball hat nun mal weniger mit bionade und club-mate zu tun…

  11. Ich wurde gestern vor dem Spiel von mehreren Leuten gefragt, „Für wen biste denn?“ – Antwort: „Für keinen von beiden aber ich würde mich freuen, wenn Düsseldorf aufsteigt und Hertha herunterkommt!“. Wieso? Ganz einfach: Die Düsseldorfer kann ich nicht leiden. Die Spieler schmeissen sich bei jeder Gelegenheit wie ein Kleinkind auf den Boden, rennen ständig zum Schiri und beschweren sich und haben noch dazu einen Trainer, der als erster und bisher einziger überhaupt eine Schwalbe gemacht hat. Die möchte ich in unserer Liga gar nicht wieder sehen. Das Hertha zu uns runter kommt stöhrt mich nicht, denn ich habe mir meine Dauerkarte schon vor den Relegationsspielen geholt. Das hat nichts mit Hertha zu tun und ist nun nur ein positiver Nebeneffekt.
    Dass unser Verein versucht, so viele Dauerkarten wie möglich zu verkaufen ist legitim. Es gibt Vereine auf dieser Welt, in denen das Recht auf eine Dauerkarte innerhalb der Familie vererbt wird. So weit sind wir noch nicht aber wir haben in der kommenden Saison nur knappe 13.000 Karten im freien Verkauf und wer sich bisher noch nicht entschieden hat, eine Dauerkarte zu kaufen, sieht vielleicht in dem Derby ein gutes Argument, jetzt doch zuzuschlagen. Da kann die reparatur der Waschmaschine durchaus mal einen Monat nach hinten geschoben werden.
    Wenn Union am Tage des Abstieges von Hertha damit aufmacht, dass das Gastspiel der Alten Dame wegen des großen Erfolges (unsererseits) nunmehr verlängert ist, so ist dies eine freundliche kleine Provoktion, die jeder Unioner versteht. TeeCee hat mal das Wort vom bööösen Unioner mit 3 Ö kreiert und meinte schon damals, dass wir nicht Böse auf die gemeine und brutale Weise sind, sondern böööse auf die intelligente, listige Art. Dem kann ich mich nur anschließen. Ich kenne einfach keinen Hertha-Fan, der für ein böööse in Frage kommen würde aber ich kenne einige, die ein BÖSE verdient hätten.

    Zum Thema Spielabbruch fällt mir immer noch das legendäre 3:2 in Karl-Marx-Stadt ein. OK, wir sind damals nicht aufgestiegen, sondern „nur“ nicht abgestiegen aber ich kann mich deutlich daran erinnern, dass wir das Spiel beendet haben und der damalige Schiedsrichter keinerlei Anstalten machte, nochmal aus der Kabine zu kommen. Zugegebenermaßen hätten die Spieler von Union auch nicht mehr antreten können, denn die waren entblößt bis auf die Unterhosen. In meinem Zugabteil zeigte jemand ganz stolz den rechten Socken von Steffen Enge. Das ist wohl ein Souvenir über dessen Wert man aus heutiger Sicht vielleicht streiten kann. Was da in Düsseldorf passiert ist, passiert bei jedem Aufstiegsspiel auf der Welt. Nachdem die üblichen 90 Min. abgelaufen waren, sammeln sich Fans in der bestmöglichen Position, um vielleicht noch ein Souvenir von einem ihrer Lieblinge zu ergattern und sei es auch besagte Socke. Die Ordner haben nun diese beiden Möglichkeiten:
    1.) Sie versuchen den einen oder anderen Fan wieder auf die Sitzplätze zurückzuschieben aber während sie einen schieben, kommen an anderer Stelle 20 dazu.
    2.) Sie versuchen, die Menschenmassen so weit im Zaum zu halten, bis das Spiel zu Ende ist. Danach haben sie eh keine Chance mehr, die Massen zu kontrollieren.
    Wie wir schon bei der Aktion der Frankfurter in Berlin gelernt haben, ist Besonnenheit bei solchen Menschenmassen immer die bessere Lösung.
    Die Tatsache, dass einige Fans den etwas längeren Pfiff von Wolfgang Stark als Schlußpfiff deuteten, liegt wohl daran, dass es einige Schiedsrichter als persönliche Note ansehen, Spiele einfach mit einem längeren Pfiff zu beenden, statt wie vorgeschrieben 3 mal zu pfeifen. Woher soll den der geneigte Fortune wissen, ob das nun ein Schlußpfiff war oder nicht? Die Stadionuhr steht schon sein über 5 Min. auf 90! Wie soll der Fan ahnen, dass das Spiel immer noch nicht zu Ende ist? Er steht schließlich schon seit mind. 5 Minuten im Innenraum.
    Darüber hinaus währe es auch das gute Recht von Wolfgang Stark gewesen, das Spiel nach 96 Min. abzupfeiffen, obwohl sein 4. Schiedsrichter eine 7 hochgehalten hat. Das liegt einzig und allein in der Entscheidungsgewalt des Schiedsrichters.

  12. […] Tragzeit-Blog (Biesenthal/1465) 18. allblogs.de (Henningsdorf/1505) 19. USA erklärt (Panketal/1610) 20. textilvergehen (Bad Freienwalde/1652) 21. Barnim-Blog (Bernau/1730) 22. Neues aus H.(Hohenfinow/1755) 23. […]

  13. Ich finde (meine Meinung) das auch ohne Pyros eine gute Stimmung möglich ist. Bin hier auf eine Zusammenstellung schöner Choreos gestossen, die zeigen das es auch ohne Pyros gehen kann http://bit.ly/KrzSag Zeigt aber auch, das die aktuellen Forderungen nach einem Stehplatzverbot blödsinnig sind.

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