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Feuer unterm Dach

Südländische Atmosphäre. Kameraschwenk. Tolle Stimmung. Emotionen. Das hören wir, wenn Übertragungen aus Italien oder der Türkei gezeigt werden. Dagegen das deutsche Fernsehen: „Das sind keine Fans!“ oder auch gleich pauschal „Chaoten„. Dazwischen gibt es wenig.

In Bielefeld gab es vor dem Spiel bereits einen Polizeieinsatz, den Mathias Bunkus im Berliner Kurier, auf Provokationen von Fans des BFC Dynamo zurückführt. Die unkommentierten Bilder bei unveu.de scheinen das zu bestätigen. Aus den Bildern geht auch hervor, wie in einem halbvollen Stadion die Gäste in einer Ecke eingequetscht werden. Da ist das Bielefelder Stadion beileibe kein Einzelfall. So sieht es auch in Bochum oder im neuen Aachener Tivoli aus. Gastfreundschaft ist etwas anderes. So wirken die Gäste lediglich als notwendiges Übel.

Die Frage steht natürlich im Raum, wieso sich die Auswärtsfahrer von zwei Anhängern des ehemaligen Vereins des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, des BFC Dynamo, so provozieren lassen, dass sie die Absperrungen überspringen, um mit den beiden Herren Argumente austauschen zu wollen. Das passt medial inszeniert sehr gut zu dem sagenhaft unkritischen Artikel des Tagesspiegels von letzter Woche, der dem Leiter der Polizeidirektion 6, Prof. Michael Knape, ein Forum überließ ohne auch nur mit einem Wort die andere Seite zu Wort kommen zu lassen. Dessen Argumentation, beim Spiel gegen Cottbus sei es nur wegen der massiven Polizeipräsenz nicht zu Ausschreitungen gekommen, wird nun schwerlich beizukommen sein. Dass diese Präsenz ein normales Leben im Bezirk Köpenick an diesem Abend verunmöglichte wird dabei ebenso verschwiegen wie andere Möglichkeiten der Durchführung des Polizeieinsatzes. Michael Knape vertritt diese Position auch aktiv bei der GdP, so zum Beispiel bei deren diesjährigem Symposium „Fußball und Gewalt“ in Berlin als er ein Referat mit der Fragestellung „Sind Fußballspiele ohne Polizeischutz überhaupt noch durchführbar?“ hielt. Diese GdP, die fordert, Fußballvereine und Verbände sollten sich an Kosten für Polizeieinsätze beteiligen, deren Umfang allerdings die Polizei festlegt. Diese GdP, deren Vorsitzer Freiberg der Meinung ist, dass sich jeder, der ein Fußballstadion betrete, sich in Lebensgefahr begebe.

Mit dem Wissen um diese Hintergründe sind die Übergriffe vom Bielefeldspiel nur als vereinsschädigend und dumm zu bezeichnen. Der Verein wird ohne Zweifel zur Kasse gebeten werden. Und das wird nicht billig werden. Und bei den nächsten Spielen wird man sich über mangelnde Aufmerksamkeit durch die Polizei auch nicht beschweren können. Dass zudem in einem vollbesetzten Gästeblock, der über keine Vielfalt an Fluchtwegen verfügt noch Feuer gezündet werden, kann man nur noch mit einem Kopfschütteln quittieren. Die Freude über den mitgenommenen Punkt ist jedenfalls getrübt.

5 Kommentare zu “Feuer unterm Dach

  1. Ui, ui, ui, da bist du dir mit der Herrin des textilen Vergehertums ja so gar nicht einig in deiner Meinung

  2. @bunki doch, insoweit wir bielefeld in letzter konsequenz beide nicht gut heißen – wenn auch mit unterschiedlicher begründung. nein, insoweit es die risikoeinschätzung und den maßnahmenkatalog betrifft.

  3. Kindergarten auf der Alm!! *lol*

  4. […] sollte ein Protest sein. Schon vorher sangen Sie gegen Stadionverbote. Nach den Vorfällen in Bielefeld hat es ein Mitglied des Wuhlesyndikats erwischt. Ob er zunächst nur Hausverbot bei […]

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