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Die Antwort auf Unions Forderung nach fangerechten Anstoßzeiten: Eine noch größere Zerstückelung des Spieltags

Wenn das Positionspapier von Union vor ein paar Wochen so etwas wie der Versuch war, einen Damm gegen die Flut an Veränderungen durch immer mehr Geld im Profifußball aufzubauen, dann war die Abstimmung unter allen Zweitligaklubs, ob der Spieltag noch mehr zerstückelt werden soll, so etwas wie das Unterspülen des Damms. Und zwar als man gerade erst dabei war, die ersten Erdarbeiten dafür zu beginnen. Worum geht es? Die Bild (Bezahl-Link) berichtet, dass sich die Zweitligaklubs dafür ausgesprochen haben, für die nächste Rechteperiode ab 2021 eine weitere Anstoßzeit (Samstag, 20 Uhr) zur Rechteverwertung anzubieten. Das Votum fiel nicht einstimmig aus, doch es war wohl eine überwiegende Mehrheit dafür. Trotz Abstimmung heißt das nicht, dass es auch so kommen wird. Es muss ein finanziell attraktives Angebot vorliegen, wie die Bild schreibt.

Forderung nach fanfreundlicheren Anstoßzeiten, Foto: Matze Koch

Was das heißt? Im Normalfall hat die DFL Mindestgebote für die einzelnen Pakete, die sie verkauft. Die müssen erreicht werden, um zu verhindern, dass die Rechte verramscht werden. Wird das bei einem Paket nicht erreicht, wird es nicht verkauft. Das ist zwar etwas sehr vereinfacht, aber so lässt es sich knapp erklären.

Was sagt uns das? Erstens ist damit klar, was wir schon vermutet haben: Union hat mit seinem Positionspapier keine Mehrheitsmeinung geäußert. Auch die meisten Zweitligaklubs sehen in der DFL vor allem eine Gelddruckmaschine und nicht eine übergeordnete Instanz, die die strategischen Interessen der Liga vertritt. Und vor allem ist den meisten Klubs in der Zweiten Liga das Hemd näher als die Hose. Sie werfen also für etwas mehr Geld auch Interessen ihrer eigenen Fans und Mitglieder über Bord.

Wir können uns diese Abstimmung schon einmal auf Wiedervorlage legen, wenn es die Fanproteste gegen die neue Anstoßzeit gibt und sich Vereine dann mit ihren Fans solidarisieren, obwohl sie Jahre zuvor mehrheitlich für diese Anstoßzeit gestimmt haben. Mir ist nicht ganz klar, von wem diese Initiative für die Abstimmung ausging. Aber es scheint wohl kein Vorschlag gewesen zu sein, der von der DFL selbst kam.

Was ist sportlich so los bei Union?

Nicht so viel. Die Bild schreibt, dass Trainer Urs Fischer seinem Stürmer Sebastian Polter Mut macht. Der Angreifer ist dabei, sich Wettkampfpraxis zu holen. Aber es wird sicher noch eine Weile brauchen, bis er wirklich zu hundert Prozent eine dauerhafte Option für die Startelf ist. Der Kurier checkt vor dem Spiel gegen Dynamo Dresden die Ost-Meisterschaft.

Und sonst so?

Der HSV hat seinen Trainer Christian Titz gefeuert und mit Hannes Wolf wohl aktuell einen der begehrtesten Coaches verpflichten können. Nun ist Hamburg zwar nicht von den Punkten her in einer Krise, aber die Spielweise der Mannschaft und die wenigen erzielten Tore scheinen hier Handlungsdruck aufgebaut zu haben. Dass der Tabellenplatz alleine nicht ausschlaggebend für eine Entscheidung für oder gegen einen Trainer ist, dürften gerade wir bei Union noch ganz gut wissen. Klar ist aber, dass Schadenfreude und Häme weiter treue Begleiter des Klubs sein werden.

Die Gäste-Karten für das Auswärtsspiel von Union beim HSV sind übrigens alle verkauft. Dazu dann gleich mal der Service-Hinweis, der ohnehin mittlerweile für viele Stadien gilt: Taschen, die größer als A4 sind, dürfen nicht mit in das Hamburger Stadion genommen werden (Stadionordnung des HSV).

Und hier der Zwischenstand in der Tipprunde Twitterförsterei:

Mir geht es beim Tippspiel übrigens genau so:

13 Kommentare zu “Die Antwort auf Unions Forderung nach fangerechten Anstoßzeiten: Eine noch größere Zerstückelung des Spieltags

  1. Bis zur Saison 2021/22 könnte es im extremsten Fall 15 neue Mannschaften in Liga 2 geben, die heute noch nicht mal erahnen das sie dabei sein könnten. Aber mind. 10 der aktuellen Zweitligisten haben diesem Vorschlag zugestimmt.

    Ob ich meiner Chefin jetzt schon sage wie ich in 3 Jahren am 24.10.arbeiten will? Das Gesicht wäre unbezahlbar :-)

    Der nächste Schritt wäre dann Union Fürstenwalde zu fragen ob die CL bei 21 Uhr bleiben soll oder später beginnt… :-x

  2. Ist das wirklich ein Unterspülen des Dammes? Wenn dafür die Montagabendspiele reduziert werden, wäre es ein Gewinn. Dieser ursprüngliche Alleinstelllungstermin, ist doch unterwandert worden, weil BL, 3. LIga und auch irgendwelche RL im Wetsen (oft auf Sport1) ebenfalls dort jetzt aufdribbeln. Und da die 2.LIga montags nicht mehr im Free-TV zu sehen ist, fehlt ein Anreiz für diese Spiele.

    Samstagabendsspiele hätten den Vorteil, dass am nächsten Tage weniger Leute zur Schicht müssten. Es könnten also echte Wochenendausflüge gemacht werden.

    Was aber unsinnig ist, diese Kicks nach dem BL-Spiel anzusetzen. Umgekehrt müsste es sein. 2. LIga um 18.30 Uhr (damit davor alle Spiele alle Tore zelebriert werden kann) udn hinterher die BL als Sahnehäubchen des Spieltages. Sky hätte so druchgehend von 13 Uhr an lLive-Ware bis ca 22 Uhr.

    Und die einstmals große Knkurrenz der großen Sonnabendunterhaltungsshows wie „Wetten, dass“ existiert ja ohnehin nicht mehr in einem Zeitlater. In dem jeder Video on Demand, Netflix, Amazon Prime oder DAZN kuckt.

    • @bunkinho Finde ich nachvollziehbar. Allerdings ist von einer Abschaffung des Montags keine Rede, sondern es geht im Bericht der Sportbild um eine zusätzliche Anstoßzeit.

  3. Bunki, selbst bei Samstag 20.30 und Ende 22.15 können nur Autofahrer auswärts mit.
    Mit der Bahn zurück ist ein Abenteuer und nicht jeder hat die Kohle daraus einen Ausflug inkl. Übernachtung zu machen.
    Fehlt nur noch das die DFL in solchen Reisen investiert und auch da an Fan verdienen will.

  4. Samstagabend ist definitiv fanfreundlicher als Montag. Ich befürchte aber, dass es den eher on top geben soll, sonst wäre es ja kein Argument für höhere Einnahmen.

  5. Finde die Argumente von @Bunki nachvollziehbar. Durch die zunehmende Konkurrenz am Montag und das Verschwinden hinter eine Bezahlschranke dürfte das Montagsspiel deutlich an Reichweite und „Vermarktungswert“ verloren haben.

    Auch wenn es mit Sicherheit nicht optimal ist, emfände ich die Einführung eines Samstagabendspiels als eine Verbesserung, wenn im Gegenzug das Montagsspiel abgeschafft würde. Aber nur dann.

  6. @Michael: die Vermarktung der Fanreisen gibt es ja schon, aber dezentral. So werden den mit ausreichend liquiden Mitteln ausgestatteten Erlebnisfans in Kombination mit der Spieltagsbesichtigung des Freiluft-Entertainmenttechnikmuseums Fröttmaning (Vorführung inkl. Fußballdarbietung, Happy End fast immer garantiert) bereits Angebote durch diverse Hotelketten unterbreitet. Shuttleservice, ein Besuch des sporthistorischen Museums des Ortvereins oder eines lokalen Motorenwerks werden noch Rahmenprogramm im untergebracht. Reisetipp: nicht den Gang in den Fanshop vergessen, aber die sind ja glücklicherweise in ausreichender Zahl vorhanden.

    Könnte man bestimmt noch zentral lizensieren und als Reisepakete inkl. Flug etc. den internationalen Fans anbieten („Bayern-Dortmund-Super-Trooper-Top-Weekend-Ticket: two days, two giants, one dream“). Wichtig: im Stadion entsprechende Kontingente vorhalten und entsprechende Verknappung einpreisen. Sofern irgendwann mal die Zuschauerzahlen in der BuLi nachlassen, wird das bestimmt kommen, damit das Vermarktungsversprechen der vollen Stadien eingehalten wird.

  7. @Pierre, mir brauchst du das nicht sagen.
    Mußte beim Kauf meiner Karte über die HSV-Seite meine Mailadresse angeben und hatte 2 Tage nach Buchung eine Empfehlung für Übernachtung/Museum/
    Snackgutschein fürs Spiel im Mailfach von „HSV-Reisen“…

  8. Super-Unioner

    Ist ja schlimm wie alles hier zerredet wird. Auch und gerade von den Sportjournalisten. Die Süddeutsche hat mal gezeigt wie es auch anders geht und das ist wirklich wegweisend, da hat der Uli schon recht!

    https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-bayern-gibt-eine-lehrstunde-im-modernen-fussball-1.4179013

    Viel Spaß! ;-)

    (Ich bitte um Entschuldigung, wenn dieser Artikel hier schon mal vorkam oder ich hier eine ernsthafte Diskussion sprenge. Ich wollte nicht stören, bitte weitermachen.)

  9. @Seb Siehe die heutigen Artikel. Manchmal solltets du mir schon zutrauen, dass ich mehr sehe, als diie eher plakativen Springerblätter.

  10. @Seb: Irgendwann hat man auch mal frei. ;-) Und nicht alles, was man weiß oder mitkriegt, darf man immer gleich schrieben ;-)

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