Blog State of the Union

In Wolfsburg leider nichts Neues – Derzeit fehlt ein bisschen die Balance

„Für uns fühlt es sich wie eine unnötige Niederlage an. Zum Schluss müssen wir uns ein bisschen an die eigene Nase fassen.“

„Wolfsburg schießt einfach Tore aus dem nichts bzw. aus unseren Fehlern.“

„Wir hatten genug Chancen, um mindestens das 2:2 zu machen. Das haben wir versäumt, deswegen verlierst du hier 1:2 relativ unnötig meiner Meinung nach.“

Die drei Aussagen von Union-Trainer Urs Fischer, Wolfsburg-Rückkehrer Robin Knoche und vom Torschützen Robin Gosens fassten das gestrige Bundesliga-Spiel der Union-Männer beim VfL Wolfsburg treffend zusammen. Diese 1:2-Niederlage fühlt sich überflüssig an. Union war das dominantere Team und hatte überwiegend die Spielkontrolle.

Das Endergebnis, das nicht hätte sein müssen, Foto: Matze Koch

Direkt vom Anpfiff weg schien es als hätte sowohl der Union-Gästeblock als auch die Mannschaft genug von zwei Wochen Union-Entzug, von zwei Wochen ohne Union-Spiel. Unter brachialen Anfeuerungsrufen übernahm das Team von Urs Fischer direkt die Spielkontrolle, presste hoch, wirkte spritzig und kreierte auch gefährliche Aktionen inklusive reichlich Ballbesitz. Von Ablenkung, von Real Madrid war weder auf dem Feld noch auf den Rängen etwas zu spüren. Das eigentliche Heimteam, der VfL Wolfsburg kam kaum über die Mittellinie. Knapp zehn Minuten zu Beginn des Spiels war Union auf allen Ebenen äußerst überlegen.

Gerade als es im Union-Bereich etwas leiser wurde, schlug der VfL nach der ersten eigenen Ballbesitzphase und eines erfolgreichen Pressens gegen den bis dahin sehr umtriebigen Kevin Behrens, zu. Jonas Wind braucht derzeit nicht viele Chancen und so überwand er seinen dänischen Nationalmannschaftskollegen Freddy Rønnow direkt mit der ersten Torannäherung des VfL. Bitter, unnötig und viel zu einfach lag Union plötzlich nach zwölf Minuten hinten.

Union zeigte sich aber keineswegs geschockt sondern knüpfte nach dem Gegentor an die gute Anfangsphase an, sodass Robin Gosens nach einer butterweichen Flanke von Aïssa Laïdouni in der 27. Minute zum vollkommen verdienten Ausgleich einköpfen konnte. Und wer weiß wie viele Punkte man mit nach Berlin hätte mitnehmen können, wenn dieses Ergebnis bis zur Halbzeitpause oder zumindest länger als zwei Minuten Bestand gehabt hätte. Tat es aber nicht. Nach einer Ecke wirkte Union im Kollektiv ziemlich unsortiert und Freddy Rønnow auch etwas orientierungslos. Der ehemalige Mannschaftskollege von Robin Gosens bei Atalanta Bergamo, Joakim Maehle – der übrigens ebenfalls dänischer Nationalspieler ist – nutzte dies. Mit einer Direktabnahme, die er so wahrscheinlich auch seltener trifft als ich einen Vermögens- oder Versicherungsberater, stellte Maehle wieder auf Führung Wolfsburg. Und wäre das alles nicht schon nervig genug, musste man auch noch eine komische und völlig deplatzierte Lichtshow sowie eine, natürlich mit Werbung präsentierte, Statistik über sich ergehen lassen, die aufhorchen ließ: Es muss so fünf bis zehn Minuten bis zur Halbzeitpause gewesen sein als Union laut dieser Anzeige zwar deutlich mehr Torschüsse und auch mehr Ballbesitz aufwies, jedoch wiederum nur ein Drittel der Zweikämpfe gewonnen hatte.

Bis zum Ende der Partie glichen sich die Werte etwas an. Union hatte nach einer klar spielbestimmenden zweiten Halbzeit, in der der VfL Wolfsburg quasi nur im Verwaltungsmodus agierte, aber immer noch deutlich mehr Torschüsse abgegeben und weniger Zweikämpfe gewonnen. Jedoch bis auf eine Großchance von Sheraldo Becker kurz vor Schluss auch wenig wirklich gefährliches kreiert. Die xG-Werte sprachen dennoch eine deutliche Sprache.

Union-Kritiker oder Zyniker könnten somit behaupten, dass Niko Kovac Urs Fischer-Fußball spielen ließ und genau deswegen Erfolg gegen Union Erfolg hatte. Weniger Ballbesitz, weniger Pässe, deutlich weniger Chancen, aber eben halt auch mehr Zweikämpfe gewonnen. Die Tugenden, die Union in der Regel an den Tag legt, zeigte an diesem sonnigen Samstagnachmittag vor allem der VfL Wolfsburg.

Verstehen sich gut und verfolgen keine komplett unterschiedlichen Ansätze vom Fußball, Wolfsburg-Trainer Niko Kovac und Urs Fischer, Foto: Matze Koch

Obwohl auch dies wiederum nur die halbe Wahrheit ist und heute ja auch Sonntag und nicht Overreaction-Monday ist. Die Mannschaft von Urs Fischer zeigte insgesamt ein gutes Spiel, war hinten aber schon einmal sattelfester und vorne effizienter. Die Balance stimmte im Vergleich zur überwiegenden Mehrheit der Spiele in der Vorsaison einfach nicht. Ob sich daraus ein Trend ableiten lässt (erstmalig seit eineinhalb Jahren hat Union zwei Liga-Spiele in Folge verloren) oder ob Wolfsburg einfach das klassisch schwere Pflaster (noch nie konnte Union in der Bundesliga dort gewinnen: 4 Niederlagen, ein Unentschieden) war, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Jetzt wartet ja erst einmal Real Madrid im Santiago Bernabeu, ein Spiel, was sich sowieso nicht in irgendwelche Kategorien oder Trends einordnen lässt und einfach nur genossen werden muss! Einen Treffpunkt für alle Madrid-Reisenden gibt es auch schon.

Presseberichte zu Unions Niederlage in Wolfsburg

Union-Frauen

Heute um 14 Uhr steigt auf dem Fritz-Lesch-Sportplatz das absolute Spitzenspiel dieser Regionalliga Nordost-Saison. Die beiden Aufstiegsfavoriten treffen aufeinander. Die Union-Frauen empfangen vor ausverkauftem Haus Spitzenreiter Viktoria Berlin.

Zwar wurden schon einige Spiele der Frauen im Stadion an der Alten Försterei ausgetragen, für dieses so wichtige Spiel entschied sich das Team jedoch bewusst dagegen, wie Trainerin Ailien Poese verriet(Tagesspiegel+-Link):

„Hier auf dem Sportplatz ist unsere Heimat: hier trainieren wir, essen gemeinsam Mittag und haben Physiotherapie. Die Infrastruktur auf der Anlage wurde sehr verbessert, daher wollen wir erstmal nicht wechseln.“

Viel Spaß allen Union-Fans und hoffentlich drei Punkte für die Union-Frauen im Kampf um den Aufstieg in die zweite Bundesliga.

Und sonst so?

Sowohl die A-Junioren als auch die B-Junioren von Union waren erfolgreich. Während die U19 Hansa Rostock in der Bundesliga schlug, gewann die U17 ein torreiches Heimspiel gegen Hannover 96 mit 4:3.

Der bald in die Kinos kommende Film Wochenendrebellen wurde ja schon kürzlich bei uns durch Steffi super angeteasert. Union-Fans haben nun die Möglichkeit bei einer exklusiven Preview dabei zu sein. Infos gibt es hier.

Podcasts gibt es zudem von der Alten Podcasterei und von Taktik&Suff.

In eigener Sache

Der TeVe-Podcast wird heute Abend aufgenommen und der nächste State of the Union wird wahrscheinlich am Dienstag oder eventuell auch erst am Mittwoch erscheinen.

1 Kommentar zu “In Wolfsburg leider nichts Neues – Derzeit fehlt ein bisschen die Balance

  1. Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir unsere Gegentore in dieser Saison alle aus zentraler Position bekommen. Rani, komm bald wieder…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert