Blog State of the Union

Zwei historische Ereignisse erinnern uns daran, wo der 1. FC Union Berlin herkommt

Aufstieg Bundesliga, Klassenerhalt, Conference League, Europa League und nun bald Champions League. Der Erfolg des 1. FC Union Berlins in den letzten Jahren ist schwindelerregend und sensationell zugleich. Es gibt Kinder, die kennen Union nur als ein Verein, der nur erfolgreich ist und den Weg nach oben kennt. So weit bekannt, so klar.

Diese Erzählung von „unserem kleinen FC U“ ist in den letzten Jahren ein bisschen von der Realität überholt worden. Union hat in der Bundesliga zwar immer noch ein so niedriges Gehaltsgefüge, dass der Outcome im Verhältnis zu den Personalkosten so gut wie nirgendwo anders in der ersten Liga ist. Dennoch ist der Verein aber natürlich, wie es Sebastian letztens thematisiert hat, enorm gewachsen, gerade im sportlichen Bereich.

Wie hoch das Erreichte aber wirklich einzuordnen ist, zeigt ein Blick in die Vereinshistorie. Union war die meiste Zeit in der Klubgeschichte ein Verein, dem (mal mehr mal weniger zurecht) das Underdog-Image anhaftete und hat weder groß Tafelsilber in den Vereinsvitrinen noch ansonsten viel Material was auf einen Briefkopf kommen sollte. Der rein sportliche Erfolg ist aufgrund dessen natürlich auch anders zu bemessen als bei einem Klub wie bspw. den FC Bayern München, bei dem nur Titel zählen. So sind der ein oder andere Klassenerhalt in manchen Spielzeiten wahrscheinlich höher einzuordnen als bei anderen Vereinen die Meisterschaft. Dennoch gibt es selbstverständlich aber auch bei Union Saisons, die ohne wenn und aber als erfolgreich definiert werden können. Ohne die Vereinsgeschichte bis ins kleinste Detail zu kennen, fällt aber schon auf. Vor diesen goldenen 2020er-Jahren, waren das gar nicht mal so viele Spielzeiten.

In der Zeit nach dem Mauerfall gab es die Jahre unter Frank Pagelsdorf, in denen man zwar sportlich erfolgreich war, aber nie die Lizenz für die 2. Fußball-Bundesliga bekam. Um die Jahrtausendwende gab es die Wassilew-Jahre, in denen Union erst unaufsteigbar schien und dann als Drittligist ins Pokal-Finale einzog sowie letztendlich souverän in Liga zwei aufstieg. Vor der Wende gab es den kürzlich erwähnten legendären Klassenerhalt in Karl-Marx-Stadt. Darüber hinaus gab es bestimmt noch einige andere Highlights, die ich gerade nicht auf dem Schirm habe. Pokale gab es aber keine.

Denkmal-Enthüllung zu Ehren der Pokalhelden von 1968, Foto: Matze Koch

Bis auf das Jahr 1968, als der 1. FC Union Berlin im Finale gegen den damaligen DDR-Meister Carl Zeiss Jena trotz Rückstands FDGB-Pokalsieger wurde. Gestern vor genau 55 Jahren, am 09.06.1968. Dies war sicherlich einer der größten Tage in der Vereinsgeschichte des 1. FC Union Berlin. Gerade damals war der 2:1-Sieg gegen den haushohen Favoriten eine echte Sensation.

Während vor über 50 Jahren also etwas in die Luft gestemmt werden durfte, fand heute vor genau 100 Jahren ein Spiel statt, bei dem Union bzw. der Vorgängerverein, der SC Union Oberschöneweide, sogar von der Deutschen Meisterschaft träumen konnte. Im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft unterlag man jedoch dem Hamburger SV mit 0:3.

Zusammen mit der Niederlage im DFB-Pokalendspiel 2001 gegen den FC Schalke 04, gab es also in hundert Jahren nur drei wirklich realistische Titelchancen (abgesehen vom Paul-Rusch bzw. Berlin-Pokal) für Union oder den Vorgängervereinen.

Die letzten Jahre, in denen zwar Pokale oder Meisterschalen noch nicht wirklich greifbar, aber sowohl national als auch international zumindest nicht komplett entfernt auf einem anderen Planeten lagen, stellen also eine absolute Anomalie in der Vereinsgeschichte dar.

Sich dies immer wieder zu vergegenwärtigen und den aktuellen Höhenflug nicht als selbstverständlich zu bewerten, wird eine der Hauptaufgaben aller Fans von Union in den nächsten Jahren sein.

Zurück im hier und jetzt

Zurück an einem Sommerwochenende im Juni 2023 ist es was Transferverkündungen angeht, erstaunlich ruhig. Natürlich gibt es sowohl auf der Abgangsseite als auch bzgl. möglichen neuen Verstärkungen ein paar Gerüchte, die hier ein bisschen zusammengetragen werden.

Oliver Ruhnert sprach es in einem Interview kürzlich bereits an. Und es scheint sich auch ein bisschen zu bewahrheiten: Diese Transferperiode ist komplizierter bzw. noch einmal anders herausfordernd als die vorangegangenen. Während es noch einige Spieler wie Michel und Co wegziehen könnte, um woanders mehr Einsatzzeiten zu erhalten, weiterhin die Sheraldo-Frage über vielem schwebt, ist natürlich auch der Anspruch an potenzielle Neuverpflichtungen durch die Herausforderung Champions League noch einmal gestiegen. Wir können uns vermutlich also nicht nur was das Wetter angeht, auf einen langen Sommer, einstellen.

Dirk Zingler äußert sich zur Stadionfrage und zu weiteren Themen

Union-Präsident Dirk Zingler zeigt sich mittlerweile eher skeptisch was eine Austragung der Champions League-Partien in der Alten Försterei betrifft. Er möchte sich hinter der Entscheidung der UEFA allerdings auch nicht verstecken.

Das gesamte Saison-Abschlussinterview mit Dirk Zingler gibt es auf AFTV.

Weitere Medienberichte über Union

Ansonsten hat Torsten Mattuschka ein bisschen Bammel vor dem Einlösen seines Wetteinsatzes, vor dem Stechen eines Tattoos wie die BZ schreibt.

Die Berliner Zeitung berichtet über den Aus- bzw. Umbau des Trainingsgeländes für die Profi-Abteilung. Einen guten Überblick über die Umgestaltungen und wo welche Mannschaften in Zukunft trainieren werden, bietet zudem folgende Vereinsmitteilung.

Im Kurier werden die Hoffnungen auf einen Kauf von Victor Boniface ziemlich gedämpft. Der Goalgetter von Royale Union Saint-Gilloise wird aber demnach eventuell dennoch nächste Saison in der Alten Försterei auflaufen. Im Trikot von Eintracht Frankfurt.

Unterdessen lobt Immerunioner Sebastian Polter den Neu-Unioner Axel Kral und bescheinigt ihm Champions League-Potenzial.

Und sonst so?

Auch die FuMA hat etwas zu feiern. Seit nunmehr 19 Jahren ist sie eine enorm wichtige Interessenvertretung für Union-Fans im Verein.

 

13 Kommentare zu “Zwei historische Ereignisse erinnern uns daran, wo der 1. FC Union Berlin herkommt

  1. Londonkraut

    Auch auf die Gefahr hin, als Anorak belächelt zu werden, es war der Pau-Rusch-Pokal (ohne t), um den auch ich in den 1970er Jahren für diverse Jugendmannschaften des TSV Rudow spielen durfte; wenn auch mit eher mäßigem Erfolg. Sonst aber ein interessanter Artikel.

  2. Andi der Kroate

    Frankfurt hat schon abgewunken.

  3. Musiclover

    Warum wird bei TV die Neuverpflichtung vom Donnerstag ignoriert?

    • Matthias

      Ich glaube, im sehr informativen und lesenswerten Blog „eiserne Ladies“ von Musiclover wird täglich ausführlich über alles berichtet, was manchen bei Textilvergehen fehlt. Also einfach mal „umschalten“!

    • Musiclover

      Hmm, das beantwortet meine Frage nicht mal im Ansatz.

    • Es gibt halt kaum passable Antworten auf deine (vorwurfsvolle? Kritische?) Nachfrage. Vermutlich hat es inhaltlich nicht gepasst oder wurde vergessen. Alternativ könnte es vorsätzlich nicht erwähnt worden sein, aber warum?!?!
      Daher dann auch der Kommentar von Matthias, den ich sehr gut nachvollziehen kann.

      Aber gut, dass du so investigativ nachgefragt hat.

  4. Ich glaube in der 3. F-Jugend gabs auch letzte Woche ’ne Neuverpflichtung. Und weder vom TV noch vom musiclover die geringste Info. Unfassbar deletantisch. Bitte um Rechtfertigung!

  5. Musiclover

    Früher war mehr Union…

  6. Chris Union

    Union stand auch 1986 im Pokalendspiel. Also mindestens vier Titelchancen.

  7. Chris Union

    Nachtrag: Und verlor gegen Lok, die als Pokalsieger in der folgenden Saison das Europapokalfinale erreichten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert