Blog State of the Union

Union nutzt nicht den kompletten Kader für den Europapokal

Bis zu „Oh mein Gott, ich fahre nach Braga!“, dauerte es am Montag mehrere Stunden. Denn während das erste Flugzeug des gerade neueröffneten Reisebüros 1. FC Union Berlin (Schwerpunkt auf Reisen durch Europa) gerade zur Buchung stand, wartete ich noch gebannt in der Warteschlange des Ticketshops. Als ich reinkam, war es zu spät. Beim zweiten Flugzeug war ich in einem Arbeitstermin und beim dritten Flieger sprintete ich gerade von einem verspäteten ICE in Eberswalde zu meiner Regionalbahn. Und das vierte Flugzeug war eigentlich auch weg, weil ich in der Buchungszeit nach Hause lief. Aber dort angekommen klickte ich noch ein paar Mal, um zu schauen, ob wirklich immer nur die Fehlermeldung „Leider ist dieser Platz nicht buchbar!“ kommt. Und plötzlich lag dieses Ticket im Warenkorb.

Ich freue mich unfassbar und bin sehr dankbar, dieses Erlebnis mitmachen zu dürfen. Und wenn die Reise nur halb so viel bietet wie das Ticketkauf-Erlebnis, dann wird das sicher unvergesslich. Vor allem bin ich dem Union-Reisebüro für das Angebot dankbar. 350 Euro sind immer noch viel Geld. Aber das Angebot hat mich über die Klippe geschubst, die Fahrt doch zu wagen. Ob ein fünftes Flugzeug gechartert wird, ist noch nicht klar. Falls ja, sollte das frühestens ab heute Mittag buchbar sein.

Update: Ab 12 Uhr gibt es Tickets für ein fünftes Flugzeug nach Porto.

Motto-Shirts für Europa

Alle in weiß. Das ist unsere Auswärtsfarbe, wie die Szene gestern mitgeteilt hat. Natürlich denken da viele an die Europapokal-Auftritte von Frankfurt im vergangenen Jahr. Aber rot und weiß sind nun einmal die Farben des 1. FC Union Berlin. Da kann ich wenig substantielle Kritik finden. Jede Farbe wurde schon einmal benutzt. Meine Grundsorge mit weiß ist eher, dass es nicht lange weiß bleibt. Es gibt also absolutes Senf- und Ketchup-Verbot auswärts …

Die Mottoshirts wird es am Donnerstag gegen St. Gilloise geben, aber auch in Braga. 10 Euro je Shirt.

Der Reisekader für Europa

Die Uefa hat den Kader veröffentlicht, den Union für den Europapokal gemeldet hat. Die Bild schreibt alles, was man zu dem Thema wissen muss. Union hat nur 24 der möglichen 25 Plätze gemeldet, weil sie nicht genug local Player haben (4 sind vorgeschrieben). Einer davon ist Yannic Stein, der an Stelle von Jakob Busk die Position des dritten Keepers einnimmt. Der U19-Keeper wurde übrigens ebenso wie U17-Torhüter Jaden Rodtnick zum DFB-Torwart-Camp nach Bad Gögging eingeladen.

Wer fehlt: Neben Jakob Busk sind auch nicht dabei: Levin Öztunali, Kevin Möhwald, Timo Baumgartl, Paul Seguin und Milos Pantovic. Gerade für die beiden Neuzugänge ist das bitter. Denn für sie wäre ohne Local-Player-Regelung Platz gewesen.

Als Vorbereitung auf Unions Gegner am Donnerstag im Europapokal könnt ihr euch dieses Video ansehen:

Becker und Ryerson im Fokus

Nach dem Bayern-Spiel sind weiter Sheraldo Becker und Julian Ryerson im Fokus der Berliner Medien:

Ich muss noch meine Aussagen aus dem Podcast zur Chance von Jamie Leweling revidieren. Das war tatsächlich sehr gut vom Bayern-Keeper gemacht. Wäre vielleicht einer für die Nationalmannschaft, dieser Manuel Neuer …

Auch Frederick Rönnow wird in der Keeper-Analyse gelobt.

Und die Alte Podcasterei hat auch ihre Episode zum Bayern-Spiel veröffentlicht.

Auf den anderen Plätzen

Am Sonntag gewann das Team der Union-Frauen gegen Babelsberg mit 2:0 und steht weiter ohne Punktverlust in der Tabelle da. Es gibt nicht nur den Spielbericht auf der Vereins-Website, sondern auch einen längeren Text vom Tagesspiegel, der einen guten Eindruck vom Geschehen wiedergibt. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben. Das macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Und auf jeden Fall interessant, dass Union das einzige Team der Liga mit einer Cheftrainerin ist.

Wer es noch nicht gesehen hat: Szenen vom Spiel und kurze Interviews gibt es in einem Clip bei AFTV.

Während die U23 der Frauen in der Berlin-Liga ihr Auftaktspiel mit 10:0 gegen Grün-Weiß Neukölln gewonnen hat und bereits von der Tabellenspitze grüßt, mussten sich die U17-Juniorinnen Aurich mit 0:7 geschlagen geben.

Beim Männer-Nachwuchs gab es Siege für die U17, die 4:0 in Meppen gewann (Spielbericht), und die U19, die mit einem 2:0 gegen Bremen den ersten Saisonsieg verbuchen konnte (Spielbericht).

Und sonst so?

Es hat sich mit dem Aufstieg in die Bundesliga ein eigenes Genre, nämlich das der Union-Erklär-Texte etabliert. Mit der aktuellen Tabellen-Konstellation und dem Spiel gegen den FC Bayern erreichte das noch einmal ein anderes Niveau von der Zahl der veröffentlichten Texte. Die sind für uns, die wir Union aus der Nähe betrachten allerdings inhaltlich selten spannend. Aber es gibt auch das Genre der Vlogger. Wer das gerne schaut, wird das hier sicher mögen.

Mein Fall ist das nicht. Aber Geschmäcker sind glücklicherweise verschieden. Wahrscheinlich stört mich daran, dass da jemand ein Unionspiel im Stadion an der Alten Försterei als Event besucht (was es ohne Zweifel ist), ohne selbst zu diesem Event beizutragen. Das müssen Beobachter auch nicht. Aber hier wird sich ja mit Absicht nicht auf die Pressetribüne gesetzt, sondern der eigene Stadionbesuch inszeniert. Und da empfinde ich das als unangebracht. Wahrscheinlich nervt mich (hier mich bitte mit fuchtelndem Krückstock vorstellen) die zur Schau gestellte Lean-Back-Mentalität, dieses immer Konsumieren, ohne selbst etwas dafür zu tun.

Energiesparen im Profifußball

Die DFL fordert die Profiklubs zum Energiesparen auf (Kicker und hier die original Mitteilung der DFL). Insgesamt geht es um das gesellschaftliche Ziel der Einsparung von 15-20 Prozent. Konkrete Maßnahmen gibt es noch nicht. Und vielleicht wird es die aufgrund der verschiedenen Gegebenheiten an den Bundesliga-Standorten auch nicht geben. Aber ich gehe angesichts der Energiepreise davon aus, dass alle Clubs ein ureigenes Interesse haben, mögliche höhere Kosten aufgrund steigender Energiepreise durch Einsparungen zu dämpfen.

Einsparungen sind natürlich nur eine kurzfristige Maßnahme. Viel grundlegender dürfte sich die Frage nach zukünftiger Energie- und Wärmeversorgung für die Clubs stellen. Dirk Zingler sprach in dem Zusammenhang im Interview mit der Berliner Zeitung davon, die Saison möglicherweise anders zu legen, also beispielsweise über den Sommer zu spielen. Das klingt angesichts ausufernder Uefa- und Fifa-Wettbewerbe einfacher als getan. Auch sind im Sommer die Gegebenheiten nicht zwangsläufig besser für Sport, weil es heiß und trocken sein kann.

Ich bin tatsächlich gespannt, welche Lösungen die Clubs präsentieren werden. Das Thema haben sie auf jeden Fall nicht exklusiv, sondern es beschäftigt buchstäblich jeden Wirtschaftszweig und jede Person. Einfache kurzfristige Lösungen scheint es jedenfalls nicht zu geben.

Union als Social-Media-Zwerg

Die Bild schreibt darüber, dass Union auf Social Media Nachholbedarf hat, weil in der Bundesliga nur Bochum weniger Follower über alle Plattformen hinweg habe. Und im europaweiten Maßstab sei Union ein Underdog.

Ich weiß immer nicht, wo ich anfangen soll, wenn ich so etwas lese. Vielleicht so: Follower als Maßstab zu nehmen mag oberflächlich betrachtet Sinn ergeben. Es ist eine Zahl, die alle sehen können. Und natürlich benutzt man diese Zahl auch, um eine Reichweite an Sponsoren zu verkaufen. Auch Union.

Aber erstens ist es Quatsch, Follower über die verschiedenen Plattformen hinweg zu addieren. Denn es können natürlich dieselben Personen sein, die beispielsweise Union auf Instagram, YouTube und Twitter folgen. Zweitens werden nie alle Follower alle Inhalte zu sehen bekommen. Sei es, weil sie nicht immer online sind, nicht auf Push Notififcations reagieren oder ihnen ein Algorithmus die Inhalte vorenthält. Und drittens ist nicht jeder Follower auch die eigene Zielgruppe. Das können gekaufte Accounts sein, Bots oder schlicht Leute, die man nicht erreichen will. Kurzum: Die Zahl ergibt für eine Analyse hinten und vorne keinen Sinn. Dafür müsste man einerseits wissen, was und wen Union auf den jeweiligen Plattformen erreichen will und einen tieferen Einblick in die Daten haben.

18 Kommentare zu “Union nutzt nicht den kompletten Kader für den Europapokal

  1. Das mit dem Energiesparen wäre wahrscheinlich einfach, wenn man z.B. auf „unnötige“ Flutlichtspiele verzichten würde. (Pro 15:30!)
    Gab es nicht mal den wunderbaren „Was kostet eigentlich Flutlicht?“-Thread im Unionforum?

    • Hochrheinmaedel

      Und es hätte noch einen weiteren Vorteil alle Spiele gleichzeitig (Sa 15:30) auszutragen: Das Couchpublikum! Die Fernsehgeräte können abends getrost ausgeschaltet werden!

    • Vor allem: Um 15:30 das Flutlicht auch aus lassen! Am Samstag leuchtete es munter vor sich hin.

    • Also am Samstag waren alle Lampen an im Stadion obwohl 15.30h Spiel war und die Sonne schien , soviel zum Thema Energie sparen

    • Sehr richtig!

  2. Tim Sharke ist auch nicht im Europa-Kader hat aber leider auch sonst gerade keine Chance

  3. Ist schon schwach das wir es nicht schaffen 4 Nachwuchsspieler für die Local-Player-Regelung zu stellen. Auch in der Bundesliga liegen wir was das angeht auf den hinteren Plätzen…

  4. bratwurstunioner

    ???
    ???

  5. hat jetz nich primär was mit der Einsparung von Energie zu tun, aber der Fußball tut imho gut daran, sich nicht wie ungefähr alle anderen Open-Air-Veranstaltungen auch auf den Sommer zu konzentrieren. Dass es hingegen über das Jahr verteilt Fußball im Stadion zu erleben gibt, ist aus einer aufmerksamkeitsökonomischen Perspektive schon fein.

  6. Zum Thema Social-Media Präsenz:

    Ich habe schon den Eindruck, dass z.B. die Union-Bubble auf Twitter deutlich kleiner ist als jene bei anderen Bundesligavereinen. Wenn nicht gerade Spieltag ist, sind die Posts unter #fcunion eigentlich immer ziemlich überschaubar. Wenn ich das mal mit dem vergleiche, was mir Twitter so von anderen Vereinen in die Timeline spült, frage ich mich schon, warum es bei uns da so vergleichsweise ruhig ist. Ich glaube ich finde das nicht mal unbedingt gut oder schlecht, aber mich interessiert schon das Warum. Haben wir einfach eine ältere, oder auch einfach nur weniger Social-Media affine Fanbase?

    • Musiclover

      Wir nehmen den Abstieg von Twitter schon vorweg und ignorieren das einfach. Ist auch gut so.

    • Solange Twitter vor uns absteigt, bin ich beruhigt…

  7. Den Vlogger aus den genannten Gründen doof finden, ist legitim. Ihn zum Einstieg empfehlen, um diese Gründe zu nennen wirkt büschn konstruiert ;)

  8. Ich habe mit den sogenannten „Sozialen Medien“, wie Twitter und Co nichts am Hut.
    Aber dieser Video Blog ist doch einfach nur super! Was gibt’s daran denn zu meckern?
    Mehr Werbung für die Stimmung in der AF geht doch gar nicht.
    War auch mal ganz interessant das Spiel und speziell die Choreographie aus der Perspektive von Sektor 1 zu sehen, denn speziell die tolle Choreographie kriegt man in Sektor 2 und 3 oft nicht voll zu sehen.

    • naja, ich stell mir grad vor, im Spiel neben mir so nen Berichterstatter zu haben, der Spiel&Stadion nur als Erklärbär für seine virtuelle Zuschauerschaft kommentiert. Dem würde ich aber häufiger in die Kamera springen und seine Kommentare ungefragt kommentieren ;-)

      Aber für wen bitte soll die AF denn noch Werbung machen, fehlt es noch an Ticketanwärter*innen?

      Ich bin natürlich auch nicht dagegen immun, wenn mein Privileg als DK-Inhaber so hofiert wird. Aber ehrlich gesagt finde ich solche Auswüchse eher passend zum modernen Fussball. Solange es nur im Sitzplatzbereich bleibt kann es mir aber auch wurscht sein, vielleicht trägt das ja indirekt dazu bei, die Sponsorengelder zu erhöhen ;-)

  9. In Brüssel sind Drei-Spiele-Abos seit ner Stunde im freien Verkauf. Man munkelt, es würde sich überwiegend in Block 320 eingedeckt :-)

  10. Aber nice, dass Union auf dem Dach des Stadionneubaus eine PV-Anlage bauen wird. Schade nur, dass es dafür erst die gesetzliche Verpflichtung durch das Berliner Solargesetz (gültig ab 1.1.2023) gebraucht hat. :-(
    (Wobei, wer weiß ob PV-Anlagen auf den aktuellen Dachpappen halten… damals waren wir ja froh, als sie überhaupt geliefert wurden. lol)

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