Blog State of the Union

Vier Heim-Siege gegen das Konstrukt kommen nicht von allein

Union hat bekanntlich am Samstag RB Leipzig mit 2-1 geschlagen. Damit steht die Heimbilanz gegen den illegitimsten Gegner, auf den Union regelmäßig trifft, jetzt bei vier Siegen, einem Unentschieden und nur einer Niederlage – von den zwei Toren von Sebastian Polter 2014 bis zu den beiden der Sheraldo-Jordan-Koproduktion vorgestern. Das ist, wenn man die finanziellen Kräfteverhältnisse in dieser Begegnung betrachtet, die Sebastian hier gestern schon aufgezeigt hat, eine wirklich bemerkenswerte Bilanz.

Und wie ebenfalls im Sotu von gestern stand, darf man diese Perspektive bei der Einordnung solcher Siege nicht verlieren. Aber trotzdem wird man in der nicht-Union-internen Diskussion des Spiels, etwa hier in der Süddeutschen Zeitung auch wenig Überraschung ob dieses Sieges für Union sehen. Denn dieser Sieg war die Folge davon, dass Union seine Prinzipien und Qualitäten einmal mehr umsetzen konnte, und Liga-Beobachtende danach nur fragen: „War es alles wie immer?“

Dabei ist auch diese Art von Prinzipientreue eben keine Selbstverständlichkeit, sondern sehr viel harte Arbeit, auf die Spieler und Trainer am Samstagabend zurecht stolz waren. Ein Spiel, in dem Leipzig außerhalb von Standards die schlechteren Chancen hatte, kommt nicht allein und auch keins, in dem von Christopher Nkunku, dem individuell vielleicht besten Spieler der vergangenen Saison, nur eine starke Szene (der Pass vor Werners Pfosten-Treffer) zu sehen ist. Sondern dafür braucht es sehr viel Disziplin, Aufmerksamkeit und Lauf- und Einsatzbereitschaft, die Union am Samstagabend 95 Minuten lang (warum zur Hölle eigentlich vier Minuten Nachspielzeit?) auf den Platz gebracht – beginnend mit Jordan Siebatcheu, der sehr zuverlässig in den Passwegen zur Spieleröffnung stand, bis hin zu den Zweikämpfen und abgefangenen Bällen von Paul Jaeckel, Diogo Leite und Robin Knoche. Völlig zurecht stehen also drei Unioner in der Kicker Elf-des-Spieltags. Für den RBB zeigt Till Oppermann Unions Qualitäten anhand von András Schäfer auf.

Presseschau

Und noch viel mehr Lob für Unions Auftritt gibt es in unserer Podcast-Folge zum Spiel. Außerdem sprechen wir darum, wie der Umgang mit dem Konstrukt und der Protest dagegen funktioniert, und ob es Anti-Timo-Werner Sprechchöre braucht.

Presseschau

In dem Podcast haben wir auch kurz über die „Deutscher Meister wird nur der FCU“-Gesänge nach dem Spiel gesprochen, die ich unfassbar lustig fand. Bild/BZ nimmt sie tatsächlich ernst, erklärt Union ohne erkennbare Ironie zum „Bayern-Jäger“ und sorgt damit für einen sofortigen ‚jump the shark‘-Moment.

Das sind die weiteren Texte der Berliner Medien:

Das mögliche Foul an Timo Werner ist Thema in der Collinas Erben-Kolumne bei n-tv.

Union-Frauen

Die Union-Frauen haben am Sonntag ein Testspiel gegen den Bundesligisten Werder Bremen gespielt und dabei ein überaus respektables 0-0 gehalten (dazu der Spielbericht von Union). Ich kann ehrlich gesagt nicht einschätzen, was der Kontext für die Begegnung etwa in Bezug auf Personal, Vorbereitungsstand und taktische Experimente war (hier die Bremer Sichtweise auf das Spiel). Aber: Das letzte Testspiel gegen Werder hat Union am 1. Mai noch mit 1-11 verloren. Das Unentschieden jetzt gegen den zwei Klassen höheren Gegner ist also mindestens ein sehr respektables Zeichen für das Team.

Nachwuchs

Für Unions U19 gab es eine 1-2 Niederlage gegen den HSV zum Saisonauftakt. Das Spiel gab es beim DFB auch als Livestream, den man jetzt auch noch im Nachhinein ansehen kann.

9 Kommentare zu “Vier Heim-Siege gegen das Konstrukt kommen nicht von allein

  1. Andi der Kroate

    ‚Jump-the-Shark‘-Moment? Kannte ich noch nicht den Begriff! Im welchen Kontext meinst Du das? Deutsche Meisterschaft?
    Ich meine, selbst wenn wir uns ja immer nicht so ernst nehmen und gerne tief stapeln, so ist doch dem einem oder anderen sicher der Gedanke gekommen, ob es nicht auch mal ein ‚Leicester City 2016‘-Momentum auch in der BL mit unserem geliebten FCU geben könnte? Natürlich ist es nach dem 3. Spieltag zu früh und auch ich zähle auch regelmäßig bis 40!
    Jetzt kommt aber das fette ABER: Hätte wir vor 4 Jahren gedacht, daß die BL möglich ist? Einige schon und haben darauf hingearbeitet. Und ich bin mir sicher, daß man sich nicht damit begnügt „nicht abzusteigen“. Lass uns doch ruhig ein bißchen träumen! Irgendwann einmal? Warum nicht jetzt! ;-)

    • heißt soviel wie: etwas völlig überdrehen und damit jede glaubwürdigkeit verlieren. zum beispiel, wenn man union ernsthaft in den meisterschafts-kampf (lol) schreibt. und leicester ist ja nicht ohne grund die mit abstand größte sensation des modernen fußballs.

  2. Andi der Kroate

    Ich kann aber schon verstehen, daß die schreibene Zunft (und nicht nur die) langsam ob der Langweiligkeit der BL verzweifeln! Die sonstigen „Bayernjäger“ wie Leverkusen und halt die Dosen haben wieviele Punkte? Und der BVB blamiert sich auch wieder mal gerne, wie am WE gg Bremen. Wie glaubwürdig sind denn solche Kandidaten?
    Warten wir mal die nächsten beiden Spiele ab. Da spielen wir ja gegen 2 Mannschaften gegen die wir noch nie gewonnen haben. (Oder?)
    Meiner Meinung nach sind wir aber mittlerweile in der BL in einer Phase, wo die Mannschaft wenn es gut läuft (fast) Jeden schlagen könnte, aber auch gegen jeden verlieren kann, wenn sie einen schlechten Tag haben.

  3. Kleine Anmerkung, der Pass auf Werner kam von Henrichs und Nkunku verpasste dann den Abpraller vom Pfosten. So gesehen hatte Nkunku also eigentlich gar keine hervorhebenswürdige Szene im Spiel und wurde komplett wegverteidigt.

    • Ich meinte nicht den Ball in den Strafraum, sondern in der Entstehung durch das Mittelfeld von Union, bei AFTV bei Spielzeit 18:18 (quasi passend zu seiner Nummer…)

  4. Ich muss Andi der Kroate zustimmen. Wozu bin ich denn Fan? Wozu bin ich Fan eines Berliner Fußballvereins, wenn ich nicht auch etwas übertrieben, überdreht und überheblich die Meisterschaft anvisieren kann? Man muss jeden Moment auskosten.

    Wenn ich daran denke wie oft wir in der 2. Buli um die goldene Ananas, in der 1. Buli ohne Fans und im Pokal gar nicht so oft gespielt haben. Da kommt mir der Meisterschaftskampf gerade recht. :D

  5. SebastianH

    Ich weiß andere Zeiten und so. Aber KLautern ist doch Ende der neunziger aufgestiegen und dann auch gleich Meister geworden. Olaf Marschal, Szforza usw und Otto Rehagel. Oder täuscht mich meine Erinnerung?

    • Nein Aufsteiger zusammen mit Hertha und Wolfsburg 97 glaube ich

  6. K. Markus Ahrendorff

    Es scheint grundsätzlich so zu sein, dass immer wenn ich ein Unionspiel detailiert verfolge, etwas gründlich daneben geht. Beim 1:11 gegen Bremen war ich live dabei, weil mein Teenager eine der Spielerinnen aus der Schule kannte. Das 0:0 hab ich natürlich verpasst. Arbeitsmäßig unterwegs gewesen … Union führt zwei null. Ich mach den Rechner an, Red Bull schießt ein Tor. Ich darf nie ins Stadion, nie … !!!

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