Blog State of the Union

Unspektakulär, unbesiegbar, unveuropa

Der Lauf, den die Mannschaft des 1.FC Union Berlin seit der Länderspielpause und dem darauf folgenden Sieg gegen Köln hingelegt hat, ist die beste Phase, seit Union in der 1. Liga spielt. Vier gewonnene Spiele hintereinander hatte es in der noch kurzen Bundesliga-Ära von Union (Union-Ära der Bundesliga?) noch nicht gegeben. Und auch wenn Union am Beginn der letzten Saison schon einmal über noch mehr Spiele ungeschlagen war, sind fünf Siege und ein Unentschieden die beste Form – und das auch aktuell in der Liga. Dieser Lauf reicht nun eben auch, um die beste Saison der Vereinsgeschichte ergebnismäßig noch einmal zu überbieten. Was Union momentan erreicht, ist absolut spektakulär.

Union hat nicht nur den besten Lauf seit dem Aufstieg in der Bundesliga, sondern auch aktuell in der Liga. Screenshot: Whoscored.

„Spektakulär“ ist aber nun kein Wort, das besonders oft fällt, wenn (neutrale) Beobachter den Spiel-Stil von Union beschreiben. Und es ist wirklich so, dass Union mit Urs Fischer keine taktischen Trends prägen oder Revolutionen anzetteln wird. Aber das ist eben auch nicht immer notwendig, um erfolgreich und vor allem am Maximum der eigenen Fähigkeiten zu spielen. Und genau das gelingt Union nach einer Findungsphase in der Rückrunde wieder. Die Eckpfeiler dafür sind defensive Koordination, Kooperation und Commitment, aus denen sich dann Gelegenheiten für die Konter ergeben, die Union – auch und vor allem dank einem Sheraldo Becker in phantastischer Form – super effizient ausspielen kann.

Die Gründe für Unions Sieg gegen Freiburg analysiert auch Tobi Escher bei 11Freunde. Auch dabei stehen Unions Konterstärke und konsequente Strafraumverteidigung im Mittelpunkt.

Wie es kommt, dass Mannschaften wie Union und Freiburg eine weitere starke Saison spielen können, und was sie brauchen, damit das auch darüber hinaus Bestand haben kann, werden auch bei der Bohndesliga diskutiert (ab der Besprechung des Spiels von Minute 52 an). Und bei The Athletic werden noch einmal die Entwicklung von Union und die von Hertha gegeneinander gestellt.

Neuzugang aus Freiburg

Ob es wirklich an der Gelegenheit, sich zu treffen, oder eher am Zeitpunkt der Spiele in der Saison liegt, weiß ich nicht. Aber wie schon nach dem Spiel in der Hinrunde gibt es kurz nach Unions Partie gegen Freiburg einen Neuzugang vom SC. Nach Dominique Heintz – der am Samstag im Breisgau offiziell verabschiedet wurde – und nach den Schlotterbecks wechselt jetzt Mittelfeldspieler Janik Haberer zu Union.

Haberer ist 28 und kann auf verschiedenen Positionen im Mittelfeld spielen. Das hat er nach seiner Jugend-Zeit bei Haching zuletzt für etliche Jahre in Freiburg getan, konnte allerdings seit zwei Jahren nur noch eine Nebenrolle einnehmen. Seinen Stammplatz hat Haberer nämlich verloren, als er sich kurz nach der Corona-Unterbrechung der Bundesliga mit einem Wadenbeinbruch schwer verletzt hat, und danach nicht mehr zurück in die Startelf gefunden hat.

Auch deshalb habe ich ehrlich gesagt keine (frischen) Eindrücke von ihm als Spieler. Sein statistisches Profil zeigt Haberer als Mittelfeldspieler, der in Abschluss-Situationen kommt und aktiv in der Arbeit gegen den Ball ist. So weit, so passend für Unions Spielweise. Seine Pass-Werte sind dagegen in den vergangenen Jahren stark abgefallen, aber das kann eben auch damit zu tun haben, dass er mit vielen Kurzeinsätzen nicht mehr in einen Rhythmus kommen konnte. Lassen wir uns also davon überraschen, wie er sich bei Union zeigt, und wie sich Unions Mittelfeld ohne Grischa Prömel und mit dem weiteren feststehenden Neuzugang, Paul Seguin, sortieren wird.

Über den Transfer, das Rummelplatz-Stadionerlebnis in Freiburg und das Spiel an sich haben wir auch gestern in unserer aktuellen Podcast-Episode gesprochen. Weil es damit allerhand zu besprechen gab, und wir viel Euphorie zu verarbeiten hatten, wurde die wieder mal ein kleines bisschen länger.

Und auch von Kiek an gibt es eine neue Folge.

Griiiiischa

Nach dem Spiel in Freiburg wurde Grischa Prömel noch einmal extra gefeiert – trotz und wegen seines bevorstehenden Wechsels nach Hoffenheim. Dass das passiert, zeigt, welchen Stellenwert Prömel nach fünf Jahren bei Union (mit allem, was in dieser Zeit geschehen ist und erreicht wurde) nicht nur sportlich, sondern auch emotional hat. Und dass das auf Gegenseitigkeit beruht, kann man auch in einem längeren Interview mit Prömel in der Morgenpost lesen. Darin spricht er über seine Beziehung zu Union, zu den Akteuren im Verein, zu Urs Fischer und zu den Fans. Und man (ich) nimmt ihm auch alles ab, was er da sagt. Umso mehr bin ich geneigt, beim Gedanken an seinen Wechsel nach Hoffenheim (und auch seinen Worten dazu) noch einmal verzweifelt „Griiiiiischa“ zu rufen.

Grischa Prömel Union Berlin
Grischa Prömel bekommt extra Sprechchöre vom Auswärtsblock in Freiburg. Photo: Matze Koch.

Timo Baumgartls Erkrankung

Gestern haben Union und Timo Baumgartl eine Information veröffentlicht, die schockierend, aber auch hoffnungsvoll ist: Bei ihm wurde ein bösartiger Tumor im Hoden diagnostiziert, aber auch schon erfolgreich operiert, sodass man auf einen best-möglichen Verlauf hoffen kann. Natürlich wünschen wir Timo Baumgartl dafür alles erdenklich gute.

Bemerkenswert war aber auch, dass Baumgartl sich entschlossen hat, über diese Erkrankung ganz offen zu sprechen – verbunden mit der Empfehlung, die Vorsorge-Untersuchungen, dank denen der Tumor frühzeitig aufgefallen ist und behandelt werden konnte, wahrzunehmen.

Und sonst so

Beim Heimspiel gegen Bochum gibt es wieder die Möglichkeit, sich für den Förderkreis Szene Köpenick anzumelden.

Union Berlin Szene Fans
Der Auswärtsblock mit der aktiven Fanszene in Freiburg. Photo: Matze Koch.

In Hamburg hat sich die aktive Fan-Szene des HSV, nachdem es im Stadion zu sexualisierten Übergriffen gekommen ist, klar dazu geäußert, wie sie damit umgehen will:

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