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Niederlage in Fürth: Union muss ins Geschichtsbuch

Historisch oder einmalig sind in der Fußball-Berichterstattung Begriffe, die regelrecht inflationär genutzt werden. Auch wenn sie meistens passen, kann der Kontext, also das beschriebene Fußball-Ereignis mit ihnen selten mithalten. Das gestrige Spiel von Union in Fürth hatte nichts, was irgendwie länger im Gedächtnis bleiben würde. Und dennoch war es historisch bzw. einmalig.

Leider verlor das Team von Urs Fischer eine fußballerisch sehr niveauarme Partie und findet sich somit in den Geschichtsbüchern wieder. Mit dem 1:0-Sieg über Union gelang der Spielvereinigung Fürth nämlich historisches und bisher einmaliges. Erstmals in der eigenen Bundesliga-Geschichte gewann der Verein aus Franken ein Heimspiel. Das ist insofern bemerkenswert, da die Fürther dafür 24 (!) Anläufe – in ihrer ersten Bundesliga-Spielzeit (Saison ) gewannen sie kein einziges Heimspiel – brauchten.

Zwar ist nicht davon auszugehen, dass Fürth jetzt eine Serie starten und die Klasse halten wird. Allerdings entpuppte sich Union nun nicht zum ersten Mal als Punktelieferant für Tabellenschlusslichter.

Daran ein Muster erkennen zu können, würde dann aber doch zu weit gehen. Vielmehr wurde halt (mal wieder) deutlich, dass Union Probleme damit hat, das Spiel selbst zu gestalten. Genau wie gegen Slavia Prag am Donnerstagabend, sind überraschende spielerische Elemente gegen sehr tiefstehende Gegner oftmals Mangelware. Das Stilmittel mit langen Bällen und Flanken aus dem Halbfeld verpuffte aber auch, weil Union weniger als gewohnt zweite Bälle gewann und somit seltener in gefährliche Umschaltsituationen kam. Was natürlich auch schwierig war, da die Spielvereinigung laut des DAZN-Kommentators, der Probleme beim Aussprechen des Namens von Grischa Prömel hatte, deutlich konservativer und damit defensiver als in anderen Spielen in dieser Saison agierte.

Dennoch kam Union ja durchaus zu Chancen und hätte das Spiel bei einer konsequenteren Verwertung sogar gewinnen können (xGoals: 0.68 zu 1.84 für Union). So waren sich sowohl Unions Spieler als auch Trainer Urs Fischer nach dem Spiel darüber einig, dass das Ergebnis trotz der spielerischen Armut vor allem auf die fehlende Effizienz im Abschluss zurückzuführen ist.

Unterschiedlich wurde dagegen die spielentscheidende Szene bewertet. Während Grischa Prömel und Timo Baumgartl von einer „schwierigen“ bzw. „strittigen“ Situation sprachen, war das gegebene Siegtor von Havard Nielsen laut Trainer Urs Fischer „eindeutig“ eine Fehlentscheidung. Vor dem Abschluss hatte sich Fürths Stürmer mit einem Schubser gegen Gegenspieler Kevin Behrens Platz verschafft.

Auch wenn ich natürlich gerne einen Pfiff gehört hätte und Urs Fischers während des Spiels gut vernehmbaren Einruf von außen „beide Hände, guck es dir an“ voll nachvollziehen kann, würde ich auch von einer 50/50-Entscheidung sprechen. Wenn ich dann allerdings vom Kommentator höre, dass Fürth in dieser Spielzeit bisher oft solche knappen Geschichten gegen sich gepfiffen bekommen hat, erzeugt das bei mir nicht gerade das suggerierte Gerechtigkeitsgefühl.

Schön war neben dem Umstand, dass Union damit immerhin wieder so ein bisschen wie das Union von früher – dem aus grauen Zweitligazeiten (manche Gegebenheiten haben wohl auch eine Liga höher noch bestand) – rüberkam auch, dass Rick van Drongelen und Keita Endo nach gefühlten Ewigkeiten mal wieder den Sprung in den Spieltagskader schafften.

Nach langer Zeit mal wieder im Einsatz: Keita Endo kommt für seinen japanischen Landsmann Genki Haraguchi, Foto: Matze Koch

Keita Endo wurde sogar noch eingewechselt und gab kurz vor Schluss immerhin einen Schuss in Richtung des Fürther Gehäuses ab.

Medienberichte zum Unions Spiel in Fürth

Und sonst so?

Einer der krankheitsbedingt gestern nicht mitwirken konnte, hat heute Geburtstag. Happy Birthday, Marv!

Taktik&Suff bleiben sich genau wie Union in Bezug auf Fürth treu und haben gestern noch ihre neueste Podcast-Folge zum Spiel herausgehauen.

14 Kommentare zu “Niederlage in Fürth: Union muss ins Geschichtsbuch

  1. Die Einschätzungen der Spieler bez. mangelnder Effizienz kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Außer den Chancen von Behrens und Awoniyi war im Grunde nichts was hätte verwertet werden können oder müssen. Wenn man diese Chancen als Maßstab nimmt, ok. Aber zu mangelnder Effizienz gehören für mich erstmal ein paar mehr ernsthafte Gelegenheiten.

  2. wenn Stürmer im eigenen Strafraum bei kleinsten Berührungen fallen, lässt das leider tief auf angelernte Automatismen blicken – aber es hilft leider nicht bei der Abwehrarbeit. Unabhängig vom je nach Zeitlupe streitbaren oder irrelevanten Schubser sollte das Zweikampfverhalten -vor allem im eigenen Strafraum- immer um den Ball gehen und nicht auf den Pfiff des Schiris abzielen.

    Aber das ist wahrscheinlich utopisch von mir gedacht (weil „die anderen machen es ja auch“…).

    Auch ohne das Gegentor hätte Union das Spiel nicht gewonnen. Das Problem war die eigenen Ausbeute und da vor allem wie aus so viel Ballbesitz auch echte Chancen erarbeitet werden, aber nicht eine vermeintliche Fehlentscheidung vor dem 1-0.

    • Ich habe auch ein schwaches Spiel gesehen und gönne Fürth den ersten Heimsieg.
      Bei der Bewertung der Strafraumszene bin ich aber klar bei Urs. Am meisten nervte mich der Kommentator, der „ja auch mal Fußball gespielt“ hat! Dann müsste er wissen, dass es reicht, wenn man beim Absprung nur mit einem Finger geschoben wird, um aus der Zone zu fliegen. Mir völlig unverständlich, dass hier kein VAR eingreift.

  3. Freistöße im eigenen Strafraum schinden zu wollen, ist selten eine gute Idee. So ein Schrank wie Kevin Behrens sollte einfach stehen bleiben und die Murmel wegdreschen.

    Mangelnde Effizienz: Kann man so sehen, wenn man gewohnt ist, pro 2 passable Chancen 1 Tor zu schießen. Viel mehr war es aber halt nicht, also sehe ich eher das Erarbeiten aussichtsreicher Abschlüsse als das Manko an. Zumal die Mannschaft erst nach dem 0:1 wirklich den Anschein vermittelte, offensiv zu denken. Das ist – bei allem Respekt – gegen einen abgeschlagenen Tabellenletzten zu wenig. Selbst in einer englischen Woche und bei Schonung einiger Stammkräfte.

  4. Die letzten beiden Auftritte der Jungs, waren auf jedefall Fußball zum abgewöhnen und selbst für eine Mannschaft die das Ziel Klassenerhalt hat, ist das völlig inakzeptabel.

  5. Christopher87

    Mir fehlt die Zielstrebigkeit nach vorne und der 100%tige Wille auch ein Tor schießen zu wollen. Wenn nicht heute dann eben morgen. Schade eigentlich. Gegen Prag kam nichts , selbst nach dem 1 zu1 Ausgleichstreffer kam nichts . Wo man doch annehmen würde jetzt brennt da aber die Luft und wir versuchen jetzt alles.
    Gegen Fürth will ich erst kein Kommentar abgeben. Gratuliere den Gegner einfach zum verdienten Sieg gegen uns . Zu harmlos und keine Ideen ….
    Mir fehlt da einfach auch ein richtiger Spielmacher der mal für Ideen und Überraschungen sorgt und den einen oder anderen nochmal mitreißt und paar Prozent rauskitzelt . Ich sehe seit Wochen ein zu harmlosen kruse und von Haraguchi will ich erst garnicht reden . Null Torgefährlichkeit. Das geht besser , viel besser.
    Ansonsten ist es erstmal gut , die Mannschaft etabliert sich , haben eine enorm schwere Hinrunde (mit der 3 Fach Belastung) fast hinter sich und leider keine richtige Winterpause. Ich bin gespannt wie es weiter geht.
    Ich sehe das einige Spieler dringend mal eine Pause brauchen

  6. Teilweise muss ich mich über die Kommentare sehr wundern (nicht nur im Textilvergehen). Vielleicht vergisst man doch zu schnell woher man kommt und wie lange man in Deutschlands höchster Spielklasse spielt. Wer hätte denn gedacht, dass wir am 13.12.2021 auf dem 6. Tabellenplatz stehen?!
    Sicherlich bin ich mit dem Spiel vom Sonntag auch nicht zufrieden und erst recht nicht mit dem Ergebnis, aber irgendwann macht sich vielleicht eben doch die dreifache Belastung bemerkbar.
    Ich denke ein wenig mehr Demut stände uns allen ganz gut.
    Die Mannschaft kann in der englischen Woche zeigen, dass das ein Ausrutscher war und sie es besser können. Ich bin noch immer Stolz wie Bolle. EISERN

    • Bla-bla

    • coolhansen

      Richtig, Robert. Und @Karlson: Hau einfach ab, Memme. Und Knutschi. :D

    • Danke Robert! Schließe mich deinen Worten an und sehe ähnlich wie du, dass der letzte Biss fehlt, was auf die starke Belastung zurückzuführen ist. Ob wir also in der nächsten englischen Woche mehr erwarten dürften, ist eher unwahrscheinlich.
      Der Gegentreffer ist auf jeden Fall diskussionswürdig und Behrens fliegt halt zu sehr durch den Druck als durch seinen eigenen Willen. Das ist in der Luft nun mal leichter. Schade aber Mund abputzen und Mittwoch gucken was geht!

    • Hallo Robert,
      Dein Kommentar ist O.K. , die Antwort von Karlson arrogant und überheblich, weiß er aber selber wenn er Unioner ist. Es geht nicht nur immer Bergauf, wir sind schon sehr verwöhnt.
      Ich hatte auch das Gefühlt die Jungs sind einfach platt und auch ein wenig verunsichert. Man hat auch gesehen, dass Friedrich schon sehr wichtig für die Mannschaft ist und gerade in solchen Spielen fehlt dann auch ein Andrich. Aber solche Phasen innerhalb einer Saison gibt es immer wieder, die gilt es dann so klein wie möglich zu halten.
      UNVEU

  7. Da habe ich manchmal den Eindruck, sie haben jetzt Angst Tore zu machen. Wer sich in den Strafraum freiläuft, darf auch mal einen Ball bekommen und damit meine ich nicht Luthe. Aber ich habe Hoffnung, dass wir wieder zu alten Tugenden finden. Wie sagt man so schön: „Der schnellste Spieler ist der Ball…“

  8. Ralf Chemnitz

    Ich weiß auch nicht woran es im Moment bei der Mannschaft krankt. Urs und sein Trainerteam werden es wissen und fieberhaft nach Lösungen suchen.
    Als Laie hatte ich den Eindruck, dass der Ball viel zu langsam durch unsere Reihen gelaufen ist (zu mindestens in den ersten 75 Minuten). Kontrolle war wichtiger als Überraschung und so klebte der Ball viel zu lange am Fuß des Ballführenden. Mit ein paar direkten Pässen (auch wenn der ein oder andere im Aus oder beim Gegner landet) bekommen wir mehr Geschwindigkeit ins Spiel und erarbeiten uns freie Räume. Die Jungs haben doch schon gezeigt, dass sie das drauf haben. Also wieder mehr wagen, damit wir am Mittwoch gegen Freiburg wieder Grund zum Jubeln haben.

  9. Thema Effizienz:

    26 Flanken
    15 Torschüsse und nicht wirklich zwingendes zustande gebracht.

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