Blog State of the Union

Die Niederlage in Frankfurt zeigt, wie sehr Union volle Intensität braucht

Es gehört zu den emotionalen Verzerrungen des Fußballs, dass sich ein spätes Gegentor zur Niederlage, wie es Union gestern nach 94:40 Minuten beim 1-2 in Frankfurt kassiert hat, oft schmerzhafter anfühlt als spät gegen das eigene Team erzielte Ausgleichstore. Dabei kosten die, wie nach 86 Minuten in Köln und nach 92 Minuten in Stuttgart, in Wirklichkeit ja mehr Punkte. Aber ein Spiel zu verlieren fühlt sich eben doch noch bitterer an als zwei hypothetische Punkte.

Union Berlin Eintracht Frankfurt
Evan Ndicka macht sehr spät das Tor zum 2:1 für Eintracht Frankfurt gegen Union. Photo: Matze Koch.

Allerdings war diese Niederlage für Union auch eine, um die das Team zwar fast herum gekommen wäre, die aber auch nach dem Spielverlauf und den Kräfteverhältnissen in der Partie absolut folgerichtig war. Denn es gab in dieser Saison noch kein Spiel außer vielleicht das in Rotterdam, in dem Union weniger präsent war.

Frankfurt bestimmte mehr oder weniger von der ersten Minute an das Geschehen. Mit sehr hohem Druck auf Unions Aufbauspiel provozierte die Eintracht viele Fehler (zu denen noch einige weniger erzwungene kamen) und hatte immer die Möglichkeit, den Ball danach auf Filip Kosti? zu spielen, der ein ums andere Mal gefährliche Hereingaben spielte und von Christopher Trimmel in diesem Spiel nicht zu verteidigen war.

Dass Union am Donnerstag noch im Europapokal gespielt hat wäre natürlich eine naheliegende Erklärung für den weniger präsenten Auftritt. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass Frankfurt der erste Gegner nach einem Europapokalspiel in dieser Saison gewesen wäre, der exakt zur gleichen Zeit ebenfalls international spielen musste. Und Frankfurt trat am Sonntag sogar mit exakt der gleichen Startelf wie zuvor gegen Antwerpen an, während Urs Fischer auf drei Positionen wechselte.

Aber das heißt trotzdem nicht, dass Müdigkeit aus der Woche gestern keine Rolle gespielt hätte. Und das vielleicht auch ganz wörtlich, weil Unions Reise nach Israel mit mehr Strapazen verbunden war als das Heimspiel der Eintracht. Geringere körperliche Reserven können also schon ein Faktor in dem Spiel gewesen sein, und dass eben nicht erst in der 95. Minute. Sondern das ganze Spiel über, weil Unions Konzept eben darauf beruht, aggressiv zu verteidigen und schnell zu kontern – beides Aspekte, die offensichtlich unter fehlender Frische leiden. Dass beides fehlte, zeigte sich deutlich in sehr wenigen Union-Offensivaktionen und vielen Chancen für Frankfurt, bei denen es nicht an Union lag, dass erst eine tief in der (warum eigentlich so langen?) Nachspielzeit verwertet wurde.

Aber trotzdem muss man auch registrieren, dass sich die Union-Mannschaft irgendwie in diesem Spiel gehalten und in es hinein gekämpft hat. In der ersten Halbzeit hatte Union eigentlich nur einen stringent durchgespielten Angriff, an dessen Ende sich Taiwo Awoniyi und Max Kruse nach gut sieben Minuten nicht einigen konnten, wer versuchen sollte, einen Querschläger von Makoto Hasebe zu verwerten. Mit Glück stand es zur Halbzeit aber eben auch nur 1-0 für die SGE, und Union konnte sich in der zweiten Halbzeit ein bisschen stabilisieren und nach noch einem bis in den Strafraum gespielten Angriff per Elfmeter ausgleichen. Danach hatte Frankfurt zwar immer noch mehr Chancen als die eine für Union durch Andreas Voglsammer, schaffte es Union aber ein wenig öfter, in der Restverteidigung zumindest Abschlüsse zu verhindern. Das aber eben am Ende einmal zu selten.

Auf den anderen Plätzen

Die U17-Juniorinnen von Union haben im letzten Spiel der Bundesliga-Hinrunde gegen Turbine Potsdam 2-0 gewonnen.

Dagegen gab es für die U19-Jungen eine deutliche 5-1 Niederlage beim HSV.

Immer Unioner

Dieses Wochenende war wenn es schon keine Punkte für Union gab ein sehr erfolgreiches für die Fraktion Einmal Unioner, Immer Unioner:

Sebastian Andersson traf für Köln ebenso wie Sebastian Polter für Bochum. In der zweiten Liga machte Marius Bülter zwei Tore für Schalke, eines davon sehr schön per Hacke.

Und Joshua Mees traf ebenfalls sehr spektakulär für Kiel gegen Bremen. Von Kiel nach Bremen wechselt außerdem Patrick Kohlmann als Co-Trainer von Ole Werner (Kicker).

In der Major League Soccer kam Damir Kreilachs Real Salt Lake City dank einem Tor von Bobby Wood in der Nachspielzeit gegen Roberto Puncec und Sporting Kansas City in den Play-offs eine Runde weiter.

13 Kommentare zu “Die Niederlage in Frankfurt zeigt, wie sehr Union volle Intensität braucht

  1. Die erste Hälfte ging klar an Frankfurt, die hätten sogar drei, vier Tore schießen können.
    Zweite Halbzeit machen wir zwar den Ausgleich aber mehr auch nicht. Keine große torgefahr zu wenig Druck von unserer Seite aus, und es kam was kommen musste….

  2. zentralesMittelfeld

    Ich fand am Donnerstag war das schon kein gutes Spiel mit sehr vielen unnötigen Fehlern, aber Haifa war komplett harmlos, deswegen ist es noch mal gut ausgegangen.

    Gestern war jedenfalls unglaublich frustrierend, selten hab ich mich mehr aufgeregt als in der 1. Halbzeit. So viele Unkonzentriertheiten, unnötige Abspielfehler und schlechte Ballannahmen hat man in den letzten Jahren nicht sehr häufig gesehen, teilweise sogar mit Ansage. Vor allem wenn man ja eigentlich weiß, dass sie es besser können, hat das einfach kein Spaß gemacht.
    In den ersten 15-20 Minuten der 2. Hälfte lief es dann etwas besser, aber ehrlicherweise hätte es auch nicht mehr schlimmer werden dürfen, sonst wäre das eine dicke Klatsche geworden.

    Ich möchte jetzt gar nicht alles schlecht reden und rummeckern, nur wegen einer verdienten Niederlage in einem sehr stressigen Spielplan. Es haben ja auch alle Beteiligten nach dem Spiel gesagt, dass das nix war, was aus meiner Sicht auch noch mal unterstreicht, auf welchen Niveau man sich eigentlich bewegt.

    Die Zentrale funktioniert mit Khedira, Prömel und Haraguchi mittlerweile ganz gut (wenn alles voll dabei sind), aber sobald Urs anfängt das aufzulösen, wird man schnell in diesem Bereich abgehängt oder überrannt. Er wird seine Gründe für die Auswechslungen haben (Stichwort Belastung), aber aktuell bekomme ich ein ungutes Gefühl, wenn ich sehe einer oder zwei der Spieler dort den Platz ab der 60. Minute verlassen.

    Am Freitag wird wahrscheinlich noch schwerer werden, denn Leipzig presst den Gegner idR noch viel mehr, als es Frankfurt gestern getan hat.

  3. Tabellenplatz 3 hätte Union glaub ich weit länger belastet als es der Ärger über das gestern (vong Zeitpunkt her unglücklich aber insgesamt nicht unverdient) verlorene Spiel heute noch tut.. ;-)

  4. bratwurstunioner

    „Es gehört zu den emotionalen Verzerrungen des Fußballs, dass sich ein spätes Gegentor zur Niederlage, wie es Union gestern nach 94:40 Minuten beim 1-2 in Frankfurt kassiert hat, oft schmerzhafter anfühlt als spät gegen das eigene Team erzielte Ausgleichstore. Dabei kosten die, wie nach 86 Minuten in Köln und nach 92 Minuten in Stuttgart, in Wirklichkeit ja mehr Punkte.“
    es kostet in beiden fällen 2 punkte. kann mich aber auch irren.

  5. bratwurstunioner

    stimmt ?
    wenn ich mir das mit bratwürsten veranschauliche, verstehe ichs auch.
    danke!

  6. Die ungenügende Passquote, häufige Ballverluste, unglückliche Zuspiele sind seit dem ersten Spieltag dieser Saison nur durch viel Einsatz und Kampf ausgeglichen worden. Wenn die Kraft und geistige Frische langsam schwindet, wird das brutal deutlich. Allein der Klimawechsel Berlin, Haifa, Frankfurt/M. Innerhalb von 8 Tagen schlaucht schon. In dieser Zeit drei Fußballspiele zu bestreiten, davon zwei nicht ganz unwichtige zu gewinnen, verdient höchsten Respekt. Eisern!

  7. Fischer hatte rechtzeitig handeln müssen und Trimmi raus nehmen, der gegen Kostic ständig das nachsehen hatte.
    Von dem ist alles ausgegangen, was gefährlich war.

    • Gegen Kostic hat aber fast jeder das Nachsehen. Vielleicht hätte man ihn doppeln müssen.

  8. Mich ärgert auch immer das „wie und warum“ nach einer Niederlage. Frankfurt hat die 3 Punkte halt mehr gewollt. (…und nicht unverdient gewonnen).
    Generell sind die späten Punktverluste (Stuttgart, Köln und Frankfurt) mehr als ärgerlich, weil es im optimalen Fall 5 Punkte hätten mehr sein können
    (Stuttgart +2, Köln +2 und Frankfurt +1)…
    Aber wir wollen uns bei 20 Punkten nach 13 Spielen auch nicht beschweren, zumal das Backen kleiner Brötchen auch immer (zurecht!?) vorgelebt wird.
    Was mich aber noch mehr und wirklich ärgert, sind Unsportlichkeiten (der eigenen Spieler!!!)
    Was geht in Sheraldo Becker vor, wenn er einen Frankfurter Gegenspieler bei dessen Einwurf einfach von hinten umschubst?
    Ist das Frust? Wegen eigener, durchwachsener Leistungen oder zu wenig Einsatzzeit, welche ja bereits schon höchstselbst von ihm angemahnt wurden? Ich finde so etwas muss nicht sein und hoffe, dass man mit ihm darüber nach dem Spiel auch noch mal eindringlich gesprochen hat. Denn ist ein „Fußballgott“ nicht vielleicht auch ein Vorbild für junge Spieler?

  9. Knut Krüger

    Ich freue mich so sehr auf die Zeit nach Herrn Fischer und hoffe, daß Oliver Ruhnert noch ganz, ganz lange in der sportlichen Verantwortung bei Union steht.

    • Hans-Martin

      Ich hingegen hoffe, dass die Zeit nach Herrn Fischer noch in sehr weiter Ferne liegt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert