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Union muss in der Bundesliga (noch) Qualität über Perspektive stellen

Union hat gestern die Verpflichtung von Genki Haraguchi, um die es bereits seit einigen Wochen Berichte gab, offiziell verkündet. Damit kommt Oli Ruhnert mit der Konstruktion des Kaders für die dritte Bundesligasaison weiter schnell voran. Und es stehen, wie in den vergangenen Jahren schon, ablösefreie Spieler im Vordergrund, die zumindest auf einem ordentlichen Niveau in der Bundesliga abliefern können.

Haraguchi hat zuletzt drei Jahre lang in Hannover gespielt, nachdem er seit 2014 in Deutschland für Hertha und Düsseldorf aktiv war. In der letzten Saison stand er bei Hannover fast in jeder Minute auf dem Platz und hat neun Tore erzielt und sechs vorbereitet. Damit ist aber noch nicht gesagt, wie zentral er in der Mannschaft von Hannover war. Das beschreiben die Hannoveraner Blogger mit Taktik-Fokus von Niemals Allein so:

In einer insgesamt schwachen Hannover Mannschaft hat sich Haraguchi also gut präsentiert. Und ich bin mir recht sicher, dass der Wunsch, Genki als Achter eingesetzt zu sehen, bei Union erfüllt werden wird. Denn vor allem, wenn Union weiter oft im 352 spielt, sind die offensiveren Positionen im Mittelfeld die offensichtliche Einsatzmöglichkeit für ihn.

Union Berlin Transfers Oli Ruhnert
Oli Ruhnert arbeitet am Union-Kader für die kommende Saison. Photo: Stefanie Fiebrig

Dass Union mit Haraguchi und Levin Öztunali zwei neue Spieler für das Mittelfeld geholt hat, deren Stärken klar im spielerischen Bereich liegen, ist dabei eine interessante Entwicklung. In der vergangenen Saison hat sich Union mannschaftlich und mit manchen Spielern individuell in diesem Aspekt klar weiter entwickelt. Mit diesen Verpflichtungen wird das Personal, das Trainer Urs Fischer zur Verfügung steht, aber noch vielseitiger. Es wird interessant, wie demnächst die spielerischen Aspekte und Unions Physis, die auch in dieser Saison eine große Stärke war, in den Aufstellungen und der Ausrichtung der Mannschaft kombiniert werden.

Eine weitere Verpflichtung, die noch im Raum steht, ist die von Serdar Dursun. Dass Union im Angriff noch großen Handlungsbedarf hat, ist offensichtlich. Dursun wäre dabei ein Spieler, der ebenfalls technische Qualität hat, mit seiner Stärke bei Kopfbällen vor allem nach Standardsituationen aber auch eine von Unions besten Optionen, zu Toren zu kommen, noch gefährlicher machen könnte.

Zu einer Verpflichtung des 29-jährigen Dursun gibt es vielleicht auch Stimmen, die sich jüngere Spieler mit noch mehr Zukunftspotential wünschen würden. Dieses Potential könnte sich für Union schließlich auch in zukünftig eingenommenen Ablösesummen widerspiegeln. Dabei darf man aber die Konkurrenzsituation sowohl in wirtschaftlicher als auch sportlicher Hinsicht nicht unterschätzen. Die Bundesliga ist für Union in beiden Hinsichten immer noch eine große Herausforderung. Wenn Union Spieler sucht, die das notwendige Niveau haben, der Mannschaft in der Bundesliga zu helfen, lotet das sicher immer noch (gerade vor dem Hintergrund der Pandemie) die Grenzen der finanziellen Leistungsfähigkeit des Vereins aus.

Das Entwicklungspotential von jungen Spielern kostet aber eben auch Union extra. Sicher versuchen die sportliche Leitung und das Scouting trotzdem, Spieler mit Potential zu finden, die sich Union leisten kann – Keita Endo ist hier ein Beispiel. Aber auch andere Vereine haben natürlich das selbe Ziel. Und ein Verein wie Stuttgart, der ähnlich gute und die Erwartungen übertreffende Leistungen gezeigt hat wie Union, hat wirtschaftlich immer noch größere Möglichkeiten.

Trotzdem ist es natürlich eine Aufgabe für Union in der jetzigen Phase, auch die langfristige Perspektive des Kaders zu verbessern.

Das schreiben die Berliner Medien

Außerdem blickt Andreas Luthe mit einem Gastbeitrag im Kurier auf die Saison zurück, der Artikel soll der erste einer Serie sein.

Und sonst so

Es kann nicht schaden, sich immer mal wieder auf eine andere Weise vor Augen zu halten, wie gut diese Saison von Union war:

8 Kommentare zu “Union muss in der Bundesliga (noch) Qualität über Perspektive stellen

  1. Uli? Ruhnert. Hmm. Kann mich mit dem Wechsel nicht anfreunden.

  2. Ich vermute, Haraguchi soll auch helfen, Endo noch besser zu integrieren. Vielleicht spart man sich so den persönlichen Übersetzer, oder gibt’s den schon nicht mehr?

    Zu Dursun: Angesichts der vielen Sturm-Abgänge macht man damit bestimmt wenig falsch. Trotzdem muss ein Top-Zweitliga-Stürmer nicht zwingend bundesligatauglich sein, siehe Terodde.

  3. Andreas

    Jaeckel und Puchacz sind aber schon eher Perspektive. Nur mit Perspektivspielern würde es wohl schwer werden in der Bundesliga. Wenn das mit Dursun noch klappt wäre das schon gut ausgewogen bei den bisherigen Neuzugängen. Die Mischung machts.

  4. Lars Rolf Schaffland

    Zum Thema Rassismus trifft der Artikel den Kern der Sache ganz gut und objektiv, so geht anspruchsvoller Sport journalismus.
    https://www.neues-deutschland.de/amp/artikel/1152595.fc-union-berlin-mit-dreck-beschmissen.amp.html.

  5. Martin Behnke

    Ich gehörte zugegeben zu der Fraktion, die dachte, Union müsse mit 6,7 langfristig gebundenen jungen Spielern in die erste Erstligasaison gehen, damit sich das irgendwie ausgeht (ja, damit auch das Szenario abgedeckt ist, gesund wieder abzusteigen).

    Mal ganz davon abgesehen, dass sich Union wie weltweit wohl kaum ein zweiter Proficlub durch Corona so gut aufstellen konnte wie bisher:

    Es sind/waren die „weichen“ Faktoren, die dazu führten, dass Union immer weniger von Leihgeschäften abhängt (in der kommenden Saison dürften das wohl maximal 2-3 werden).

    Die „Klasse“ spielt gern bei Union, auch wenns im Spitzenbereich anderenorts ne Mio mehr gäbe. Jobzufriedenheit, logo, auch die (nahezu) Stammplatzgarantie, das war bis hierhin alles ursächlich für den Unterschied von Platz 7 zu Platz 13…

    Dieses Pfund spielt man ja auch weiterhin nahzu optimal aus.

    Öztunali, Khedira…. das hat den FCA doppelt hart getroffen. für Öztunali hätte man im Winter ne Millionensumme gezahlt, Khedira wollte man dort sicher nicht loswerden.

    Zum FCA noch Bielefeld, die zwei bis drei Aufsteiger…. und ein Platz unter den ersten 15 sollte trotz Mehrfachbelastung drin sein.

    Puchacz sagt mir NULL ! Aber wenn Union 7 Mio Mark für einen Spieler raushaut, dann sollte das nach ner zuzustehenden Anpassungsphase gegenüber Lenz sogar ne Verbesserung darstellen !

    Nen Spieler wie Haraguchi kommt sicher auch nem Kruse nicht in die Quere. Einer mit solchen Anlagen dürfte sich irgendwann eh eher auf der 6 wiederfinden.

    Ne akute Stürmernot erkenne ich auch nicht. Klar, Dursun zu fixen wäre schon schön, aber im aktuellen Kader finden sich nicht weniger als 4 Mann, die die Posi spielen können. Reicht doch für die Vorbereitung, wenn einer von denen gesund und in Form bei Saisonbeginn ist.

    Durch die Polyvalenz der Zugänge wären meine einzigen Wünsche noch nen erfahrener IV (hat Toprak eigentlich Bock auf Liga 2?, kann nen Nordtveit was nutzen ?) und nen MS eher nah zu Saisonbeginn auf Leihbasis.

    Klar, wenn nen Timo Horn in Liga 1 bleiben mag…. gern bei Union !

    Wäre schön, auch weiterhin relativ gut mit etwaigen Abgängen klarkommen zu können. Derzeit weitgehend gegeben.

  6. Ich sehe Dursun nicht als Lösung und hege die Befürchtung, dass er in Liga nicht funktioniert.
    Um es mal bildlich zu sprechen:
    Wir alle kennen Pannewitz und wie er in den unteren Liegen immernoch einen Überblick hat, der ihm einen Vorteil gegenüber seinen Gegenspielern verschafft.
    Ähnlich sehe ich das bei Dursun. Guckt man sich seine Tore an, sind mMn viele durch Körpertäuschungen und „verzögerte“ Schritte entstanden, falls ihr versteht, was ich meine.
    Ich weiss nicht, ob das gegen gestandene Erstligaverteidiger noch so funktioniert.
    Ich verstehe, warum er interessant ist. Ich würde allerdings eine andere Lösung bevorzugen. Und das nicht weil er bereits 29 (?) ist, sondern aus den oben angesprochenen Gründen.
    Allerdings ist mir auch bewusst, wie teuer ein sich bereits bewiesener Stürmer sein kann und wenn man sieht, was Liverpool angeblich für Taiwo aufruft… Oof.

    Ich hoffe er kann mich im E-Fall vom Gegenteil überzeugen.

    Ich freue mich sehr über Genki. Nicht nur, weil er ein guter Mittelfeldakteur ist, sondern weil er Keita durchaus helfen kann. Bedenkt man hier die Perspektive, könnte ein Durchstarten Keitas und die Kraft bzw Hilfestellung die wir dabei leisten, dazu führen, dass Japanische Vereine/Spieler auf uns Aufmerksam werden und ich denke, es ist (wenn gut gescoutet) ein Markt ist, der noch nicht „überrannt“ ist mit Scouts aus der Liga. Anders als zB Spanien/Portugal/Frankreich etc. pp.

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