Blog State of the Union

Das einzige Argument gegen Zuschauer bei Union wären negative Auswirkungen auf die Pandemie

2000 Unioner:innen werden am letzten Spieltag der Saison im Stadion sein können. Das ist das Ergebnis von Unions Antrag, im Rahmen eines „Pilotprojektes“ Publikum wieder zuzulassen, dem die Senatsverwaltung für Inneres und Sport stattgegeben hat. Solange sich das Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie in Berlin bis zum Wochenende nicht deutlich verschlimmert, werden also vollständig Geimpfte, von einer Covid-19-Erkrankung Genesene und negativ auf eine akute Infektion Getestete ins Stadion dürfen (wenn sie außerdem eine Dauerkarte und in der Ticket-Verlosung Glück haben).

An dieser Entscheidung des Senats gibt es natürlich auch Kritik. Wir befinden uns immer noch in einer Pandemie, in der viele Menschen in der Gesellschaft anfällig für ein gefährliches Virus sind. Und die Ansteckungszahlen sind zwar gesunken und nicht mehr so hoch wie zu den schlimmsten Zeitpunkten der Pandemie, insgesamt aber noch alles andere als niedrig. Und auch eine Veranstaltung mit Vorkehrungen zum Infektionsschutz (wie sie Union plant) schafft Kontakte, die es so ohne sie nicht gegeben hätte, und damit ein Risiko. Dieses Risiko verschwindet auch nicht dadurch, dass man es mit dem bei anderen Aktivitäten vergleicht, die aktuell stattfinden. Denn erstmal muss man es an und für sich bewerten.

Darüber, wie diese Bewertung auf der individuellen und gesellschaftlichen Ebene ausfällt, haben wir gestern auch in unserem Podcast gesprochen.

Während ich pandemische Bedenken über die Öffnung und das damit verbundene Signal verstehen kann, kann ich ein ein anderes Argument dagegen wirklich nicht nachvollziehen. Nämlich, dass es eine Wettbewerbsverzerrung sei, wenn bei Union Publikum im Stadion sein darf, in anderen Stadien aber nicht. Ja, vielleicht, hoffentlich oder wahrscheinlich ist die Unterstützung von 2000 Unioner:innen ein Vorteil für die Mannschaft im Spiel gegen den Tabellenzweiten.

Aber ich sehe keinen Grund, diesen Vorteil zu verweigern, nur weil andere ihn nicht haben. Denn die Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie sind eine Ausnahmesituation, und überall, wo sie nicht mehr notwendig sind (ob das hier der Fall ist, kann man wie gesagt in Frage stellen), sollten sie auch nicht gelten. Wenn die Situation dann regional unterschiedlich ist, oder unterschiedlich gehandhabt wird, ist das unglücklich, aber nicht unfair.

Was man allerdings nicht sagen kann, ist: „Jeder Verein würde das machen wie Union!“ Denn dafür gibt es ein Gegenbeispiel in Form von Holstein Kiel, die bei ihrem letzten Spiel (mit dem potentiellen Aufstieg in die erste Liga) keine Zuschauer:innen im Stadion empfangen werden, obwohl das behördlich zugelassen wäre.

Kiel begründet das damit, keine Sonderrolle einnehmen zu wollen gegenüber anderen Branchen und Teilen des Sports. Das klingt zwar nach einer ehrenwerten Haltung, ganz nachvollziehen kann ich die aber nicht. Denn entweder man schätzt die Lage so ein, dass ein Spiel mit (etwas) Publikum ein zu hohes Infektionsrisiko darstellt. Dann sollte das der Grund sein, es nicht zu machen. Oder man denkt, dass darin kein Problem besteht, dass aber auch auf andere Bereiche zutrifft. Dann sehe ich aber nicht, wie denen damit geholfen ist, auf eine vertretbare Veranstaltung zu verzichten.

Ein Unterschied ist aber eben auch, dass Kiel (ganz anders als Union) „sehr überrascht“ von der politischen Entscheidung war. Vielleicht waren da dann auch einfach die Voraussetzungen in der organisatorischen Vorbereitung für eine so-sicher-wie-mögliche Ausrichtung eines Spiels mit Publikum nicht gegeben.

Und wenn wir schon bei (etwas) Publikum im Stadion sind, kann man auch ins Träumen kommen, was dabei vielleicht noch passieren könnte…

 

Die Berichte der Berliner Medien

Auch in der Berliner Presse geht es um die Zulassung von 2000 Zuschauenden beim letzten Saisonspiel:

Podcasts

Im schon angesprochenen Podcast sprechen wir natürlich auch über das Unentschieden in Leverkusen und darüber, wie gut die Leistung dabei war. Mit Blick auf die Schlussoffensive in diesem Spiel, die Union auch nach dem Ausgleich fortgesetzt hat, konnte man sich ja fragen, ob der Mannschaft nicht bewusst war, dass im Kampf um den siebten Platz ein Punkt schon viel wert war.

Ich glaube aber, dass es sogar zwei Gründe gibt, genau so zu spielen: es gibt einige Szenarien am letzten Spieltag, in denen zwei Punkte mehr gegen Leverkusen im Vergleich mit den Mannschaften, die jetzt hinter Union stehen, einen Unterschied gemacht hätten. Und vielleicht hatten Urs Fischer und das Team ja auch die Möglichkeit noch nicht abgeschrieben, selbst Leverkusen noch einzuholen.

Und wir haben über die Vorwürfe von Diskriminierung und schlechtem Umgang im Nachwuchsleistungszentrum gesprochen. Empfehlenswert dafür ist auch der Rasenfunk. Dort war Sebastian aus unserem Team zu Gast und hat neben Moderator Max Ost und Solveig Haas auch mit Laurenz Schreiber, einem der Autoren der Recherche, über die Sache diskutiert.

Und wo wir bei Podcasts sind: Auch die Alte Podcasterei hat schon ihre Folge zum Leverkusen-Spiel veröffentlicht.

12 Kommentare zu “Das einzige Argument gegen Zuschauer bei Union wären negative Auswirkungen auf die Pandemie

  1. Wie wärs mit 2.000 Krankenschwestern, Pflegern, Kassiererinnen……….?

    • Oder du machst einfach eine Negativ-Liste, wen du nicht im Stadion haben möchtest.

    • Jan Grobi

      @Micha
      Wenn du etwas für die KKH-Mitarbeiter tun willst, begrüße ich das! Schreibe am besten an Spahn und teile ihm deine Ideen mit. Ich hatte in der Pandemie auch Präsenzpflicht und arbeite nicht im Gesundheitswesen, warum schließt du mich aus?

  2. Musiclover

    Das Statement von Eroll zur NLZ/Hofschneider-Thematik sollte hier nicht unerwähnt bleiben!

  3. Andreas

    Als im März 1000 Zuschauer beim Pilotprojekt in der Philharmonie waren wurde Beifall geklatscht, aber klar geht es um Fußball kommen wieder alle Bedenkenträger aus ihren Löchern und faseln was von Sonderbehandlung.

  4. Toll, die bösen Unioner und die guten Störche aus Kiel,
    der Präsident von Holstein Kiel schreibt „Weder sollte der Profifußball für sich eine Sonderrolle in der Gesellschaft reklamieren.“
    In welcher Welt lebt der denn ? Die Sonderrolle hat der Profifussball schon seit Beginn der Pandemie, auch die Kieler durften die Saison spielen und auf die Einnahmen im Pokal haben Sie auch nicht verzichtet.
    Als Fan von Holstein Kiel fragt man sich dann vielleicht auch mal, warum am 20. Februar 2021 in ihrem Stadion eine Partei ihren Parteitag abhält, die Fans aber nicht ins Stadion am Samstag dürfen?

    https://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/Politik/Kiel-SPD-Mitglieder-duerfen-ins-Stadion-Holstein-Fans-nicht

    Vielleicht macht Union für seine Fans einfach nur einiges besser?
    Trotzdem wünsche ich den Störchen den Aufstieg, schon allein wegen den Fans und unserem Patrick Kohlmann (Fussballgott)

    Von einigen im Netz wird uns auch Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen. Dazu: Etat von Union in dieser Saison 76 Mio €, von RB 559 Mio €, und wir heulen auch nicht rum.

    UNVEU

  5. Ich bin immerwieder richtig Stolz auf Unseren Verein.

    Oft wird von der aktuellen Lage gesprochen und wie sie sich entwickelt, laba laba.

    Union hat einfach seine Hausaufgaben gemacht und hat sich gut vorbereitet.
    Wir haben schon diverse Konzepte entwickelt, uns mit den Behörden ausgetauscht was geht,
    haben geprobt, haben ein eigenes Testzentrum usw.

    Die mit der DFL vereinbarte Grenze lautet 5000Zuschauer (4500+500).
    Aufgrund der aktuellen Lage erlauben die Behörden 2000 Zuschauer (+500).

    Wer will, findet Wege.
    Wer nicht will, findet Gründe.

    Und niemals vergessen, Eisern Union
    UNVEU

    • Honeypie

      @matti
      Genau so sehe ich das auch.
      Aber egal, dann sind wir eben mal wieder die bösen Unioner.

  6. Michael

    Wo soll da bitte eine Wettbewerbsverzerrung vorliegen?

    Dann bitte auch mit RB und anderen Vereinen meckern, die den TW wechseln oder Jugendspieler in den Kader berufen.

    Und von den Kritikern sind sicher einige unmaskiert bei den Demos gegen Merkel und die Coronamaßnahmen gewesen.

    Diese Empörungspolitik geht mir langsam auf die Nerven.

    Es ist ein freiwilliges Angebot Unions und würden die 2000 Tickets nicht verkauft, würden die gleichen Kritiker sicher auch meckern. Ebenso, wenn ab Sonntag die Zahlen in Köpenick steigen sollten.

    Gleichzeitig habe ich aber auch Respekt vor Kiels Entscheidung Sehe da keinen Grund über die herzuziehen, soll jeder selbst entscheiden.

    Die Inzidenzzahlen lassen es zu und irgendwer muß einen (Symbol?)Schritt zur Normalität beginnen, warum nicht Union?

    • Oliver Sartorius

      Gut als Kieler kann man dann ehrlich sein und einfach zugeben, daß sie überfordert waren, statt sich als Gutmensch zu positionieren. Kotz.

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