Blog State of the Union

Ungewöhnlicherweise äußert sich Union sehr offensiv zu einem Transfergerücht. Was könnten die Gründe sein?

Gestern ist ein Video mit Oliver Ruhnert auf Unions Social-Media-Kanälen erschienen, das aufgrund mehrerer Gründe ziemlich ungewöhnlich war. Im Video hat sich Unions Verantwortlicher für die sportlichen Geschicke, genau wie tags zuvor auch schon bei Sky, zu einem Transfergerücht geäußert. Hintergrund ist Unions kolportiertes Millionenangebot für den 19-jährigen Innenverteidiger Becir Omegaric vom FC Zürich.

Ich versuche mich mal an einer kleinen Analyse dieser öffentlichen Stellungnahme. Ungewöhnlich ist zunächst einmal, dass sich Union überhaupt zu einem Transfergerücht äußert. Warum man sich gerade in diesem Fall dazu entschieden hat, klar und durchaus auch offensiv zu kommunizieren, hat vermutlich vielfältige Gründe. Zunächst bot das konkrete Gerücht aufgrund seiner für Union-Verhältnisse exorbitant hohen vermuteten Ablösesumme (die Bild schrieb von 12 Mio. Euro), die Möglichkeit sich grundsätzlich zu positionieren:

„Wir werden uns nicht mit Dingen beschäftigen, die für uns völlig absurd sind. (…)

Wir gehen unseren Weg weiter und da spielen solche Dinge gar keine Rolle.“

Dabei dürfte der Verein mit Oliver Ruhnert als Vertreter mit Hilfe des Statement gleich eine Vielzahl an Adressaten erreicht haben. Wenn Ruhnert davon spricht, dass gerade alle im Verein daran bemüht sind, den Verein vernünftig durch diese Zeiten (Pandemie) zu bringen, schärft er den Zusammenhalt und bedankt sich indirekt auch bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement.

Außerdem erreicht man mit dem Video auch Spielerberater*innen und andere Vereine, die Union als Spielball für ihre eigenen Interessen nutzen. Denn eins ist auch klar: Umso erfolgreicher Union wird, desto öfter werden Spielerberater*innen aber auch andere Vereine den Klub immer wieder als vermeintliches Druckmittel in Verhandlungen einsetzen. Hat Union wirkliches oder angebliches Interesse, könnten sowohl Ablösesummen als auch Gehälter in die Höhe getrieben werden.

Zudem drückt Ruhnert auch Demut aus, wenn er sagt: „Ich glaube der Präsident hat es zuletzt ganz gut gesagt: Jeder Spieltag in der ersten Liga ist für uns ein Geschenk.“ Mit dieser Aussage können sich wohl die meisten von uns sehr gut identifizieren.

Insgesamt positioniert sich Union mit dem Ruhnert-Video also klar und deutlich. Und obwohl Unions Manager natürlich ein Medienprofi ist und ganz genau weiß, was er sagen muss, nimmt man ihm diese Worte vollkommen ab. So authentisch ist er.

Trotzdem bin ich mir persönlich nicht ganz so sicher, ob wir in mittelfristiger Zukunft keine Transfers in den kolportierten Größenordnungen sehen werden. Natürlich hat der Verein im Bundesliga-Vergleich gegenüber den meisten anderen Klubs noch bescheidene Mittel. Ein ganz so großer Underdog ist er aber auch nicht mehr. Alleine durch die nun schon sichere bessere Platzierung als letzte Saison in der Abschlusstabelle, wird man vermutlich mehr TV-Gelder einnehmen als einkalkuliert waren. Dem gegenüber stehen natürlich auch die Mindereinahmen durch die Pandemie.

Einen interessanten Satz, der meine These stützt, sagt Oliver Ruhnert nämlich auch noch: „Mir ist wichtig zu betonen, dass unsere Möglichkeiten ganz andere sind im Augenblick.“ Vielleicht ist es Wortklauberei meinerseits, aber ich gehe schon davon aus, dass „im Augenblick“ nicht ganz unbewusst gewählt wurde. Umso länger Union in der Bundesliga spielt, umso wahrscheinlicher werden meiner Meinung nach auch Verpflichtungen in Größenordnungen, die für viele Fans (übrigens auch mir) heute noch mit Bauchschmerzen verbunden sind. Diesen Prozess haben auch vermeintlich kleine Klubs wie Mainz oder Augsburg durchlaufen.

Die DFL hat einen zweistufigen Quarantäne-Plan beschlossen

Union hat sich in der englischen Woche schon in eine selbstauferlegte Quarantäne begeben. Nun hat das DFL-Präsidium einen zweistufigen Quarantäne-Plan für die letzten Saisonspiele bekannt gegeben. Während ab 3. Mai für den gesamten Personenkreis um Lizenzmannschaft, Trainerteam sowie Mannschaftsbetreuer*innen eine „Quasi-Quarantäne“ gilt, müssen sich alle 36 DFL-Klubs ab dem 12. Mai in „Quarantäne-Trainingslager“ begeben. Alle Infos dazu, könnt ihr hier nachlesen.

Die Union-Stiftung saniert einen Bolzplatz

Überall in Berlin findet man leider renovierungsbedürftige Bolzplätze. Mit Hilfe der Union-Stiftung werden nun ausgewählte Plätze wieder auf Vordermann gebracht. Der erste Spatenstich fiel nun unweit der Otto-Hahn-Schule, mit der Union ja schon kooperiert. Besonders erfreut zeigte sich der Bezirksbürgermeister Martin Hikel und erklärte in Zuge dessen auch noch einmal die Intention des Projekts: „Mit dem Projekt „Bolzplatz-Helden im Kiez“ der Stiftung des 1. FC Union Berlin werden wichtige Sport—und Freizeitangebote wieder nutzbar gemacht und erhalten – und zwar genau da, wo Kinder und Jugendliche leben, lernen, sich treffen. Besonders freut mich, dass der Startschuss hierfür in unserem Bezirk gegeben wird.

Und sonst so

Zwar scheint der Spuk der Super League erst einmal verjagt zu sein, dennoch ist dadurch natürlich wenig besser geworden. Vor allem die durchgewunkene Champions League-Reform zeigt einmal mehr die unendliche Gier, die im Fußballbusiness, aber auch in vielen anderen Bereichen, vorherrscht. Viele Fanorganisationen haben daher über das „Bündnis Aktiver Fußball-Fans“ (B.A.F.F.) eine Stellungnahme veröffentlicht.

Zudem sprechen sich aber auch schon einige Spieler gegen die Reform aus.

Petar Musa spricht im Spieltagsinterview über Pasta kochen, Zagreb, Köpenick und verrät, dass er unbedingt nochmal vor Union-Fans in der Alten Försterei auflaufen wollen würde.

Nachher findet noch die Pressekonferenz zum Heimspiel gegen Bremen statt. Wer mal reinschauen will, ab 13 Uhr gehts los.

Und wie immer heißt es vor dem Wochenende: Tippen nicht vergessen!

10 Kommentare zu “Ungewöhnlicherweise äußert sich Union sehr offensiv zu einem Transfergerücht. Was könnten die Gründe sein?

  1. Der Spieler heißt Becir Omeragic ;) *Klugscheißmodus aus*

    • Felix Morgenstern

      Danke für den Hinweis. Das I liegt einfach zu nahe am O auf der Tastatur :D

  2. Phrandts

    Nee Martin, lass den mal noch kurz an…

    Winken, wank, gewunken? Nee!
    Winken, winkte, durchgewinkt!!! ;)

  3. So positiv man Ruhnerts Aussage finden kann, bin ich der Meinung das man
    aus Vereinssicht Transferspekulationen öffentlich gar nicht kommentieren sollte.

    • Grundsätzlich sicher richtig, man muss nicht jeden Unsinn kommentieren, nur sind besondere Zeiten und bei Mitarbeitern die in Kurzarbeit sind oder denen das in kürze wieder bevorsteht kommen solche Nachrichten sicher nicht besonders gut an. Also alles richtig gemacht.

  4. Mir erschließt sich allerdings auch nicht, wie die Bild auf Ablösegerüchte bis zu 12 Mio. kommt. Bei einem MW von 5. Aber in der heutigen Zeit mit Superduper League und neuen CL Reforms wundert mich nichts mehr.

  5. Grundsätzlich sicher richtig, man muss nicht jeden Unsinn kommentieren, nur sind besondere Zeiten und bei Mitarbeitern die in Kurzarbeit sind oder denen das in kürze wieder bevorsteht kommen solche Nachrichten sicher nicht besonders gut an. Also alles richtig gemacht.

  6. herrdoesi

    Also ich würde mich freuen, wenn diese Stellungnahme der Auftakt für eine etwas offenere Kommunikationskultur des Vereins nach Außen wäre. Natürlich muss nicht jedes Gerücht kommentiert werden. Aber manchmal war mir das Schweigen doch zu laut.

  7. Ulf Teichert

    Lieber Felix,
    alles schick inhaltlich! Rein formal würde ich sagen: Auch Du hast das Recht, Dich mit der korrekten Verwendung der Konjunktion „je“ mit ihren Korrelaten „desto“ und „umso“ zu beschäftigen.
    Wie sagt man so schön: Klugscheissermodus wieder aus!
    Eisern

  8. Martin Behnke

    Eins von Unions größten Pfunden: Nix dringt nach aussen !

    In diesem Fall kann man wohl mal drüber hinwegsehen, das Ruhnert nen Gerücht als absurd betitelt hat… ist so, als würde man Brazzo in München nach nem 300 Mio-Transfer von Mbappe befragen.

    Wie sagte der Sky-Reporter Honigstein nen „Informanten“ zitierend über Fussballfunktionäre: „Man sollte die Inkompetenz auch auf dieser Ebene nicht unterschätzen!“… bei vielen Sportjournalisten verhält sich das wohl ähnlich.

    Selbst OHNE Corona und MIT Euro-League würde sich Union nie zu so nem Transfer hinreissen lassen, bzw. hierzu befähigt sein.

    Klar, andere machen auch Dinge, zu denen sie gar nicht in der Lage sind („2024 sind wir tot“)… tun es aber trotzdem… und zwar einen Tag nach absendung der virtuellen Kondulenzkarte in Form des wohl konkreten Alaba-Megadeals (jedenfalls für Alaba und seine entourage)…

    …nicht quatschen und die richtigen Ergebnisse erarbeiten… war bisher gut… wird auch zur kommenden Saison wieder gut…. ne achtstellige Ablöse… da kannste Ruhnert auch fragen, ob Messi kommende Saison bei den eisernen kickt… mit der Antwort „absurd“ verrät der da sicher keinerlei Interna.

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