Blog State of the Union

Corona bestimmt auch das Spiel an sich mit

Wir haben gestern unseren Podcast über Unions Spiel gegen Wolfsburg aufgenommen. Darin haben wir ein wichtiges Thema dieses Spiels aber nur kurz angerissen: Die Auswirkungen, die Corona nicht nur auf dessen Rahmenbedingungen, sondern auch ganz direkt auf das Spiel bzw. die Spieler hatte. Denn dass Wolfsburg zur Halbzeit Verteidiger Marin Pongracic auswechseln musste, lag daran, dass er mit den Folgen seiner Covid-Erkrankung zu kämpfen hatte und daher nicht fit genug war, weiterzuspielen.

Oder besser offenbar: um überhaupt zu spielen. Denn wenn, wir der Kicker beschreibt und dafür Wolfsburgs Trainer Glasner zitiert, ein Spieler schon nach wenigen Minuten „große Probleme mit der Luft“, dann war er körperlich nicht in der Lage, Leistungssport zu machen. Da stellen sich offensichtlich Fragen danach, wie es sein kann, dass er trotzdem spielte, und „Wir hatten Not am Mann“ (Glasner) ist keine gut genuge Antwort darauf. Aber so eine Situation macht auch noch einmal klar, dass Covid-19 für Spieler_innen ein großes Problem sein kann und sie sich mit dem Spielbetrieb während der Pandemie auch einem Risiko für ihre langfristige sportliche Fitness und allgemeine Gesundheit aussetzen.

Länger haben wir im Podcast über die kontroversen Schiedsrichterentscheidungen in dem Spiel gesprochen. Und sind dabei letztlich übereingekommen, dass Union sich vor allem bei dem nicht gegebenen Eckentor von Christopher Trimmel vielleicht schon zurecht beschweren kann. Darauf geht Alex Feuerherdt von Collinas Erben auch in seiner Kolumne bei NTV ein. Und nach dem Lesen bin ich mir jetzt sogar sicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen wäre, das Tor gelten zu lassen. Zu diesem Schluss kommt auch der RBB.

In der Printausgabe des Kickers gibt es ein längeres Porträt von Urs Fischer. Darin gibt es zwar ein paar interessante Anmerkungen etwa von Nico Schäfer zu den Kriterien, unter denen Fischer 2014 ein Kandidat für die Nachfolge von Uwe Neuhaus bei Union war. Aber wirklich etwas neues über Urs Fischer erfahren wir darin nicht, auch, weil der Text nur mit den Zitaten von Urs Fischer aus Spieltagspressekonferenzen arbeiten kann, und wir alle wissen, dass der Trainer sich dort eher kurz fasst. Aber das ist eben für Union und für Urs Fischer erstmal auch kein Problem, weshalb es auch nicht ganz klar wird, woher der Kicker-Text seinen Anspruch an Urs Fischer ableitet, sich offensiver zu präsentieren.

Um Erwartungen geht es auch in dem Text, den Tobias Escher heute bei 11Freunde über Union geschrieben hat. Nämlich die, die man an Union in dieser Bundesligasaison haben sollte. Der Text beginnt dann zwar mit der Frage, ob Union „ein verkapptes Spitzenteam? Oder doch eher ein Abstiegskandidat mit einer langen Glückssträhne“ sei. Wenig überraschend stellt sich das aber als falscher Gegensatz heraus und die Wahrheit liegt in der Mitte. Aber es ist ja sowieso absurd, dass irgendjemand relativ ernst gemeint den Satz schreibt: „Doch auch fußballerisch ist Union (noch) kein Spitzenteam.“

Inhaltlich hebt Escher in seiner Analyse von Union dann auf die stabile Defensive, die schnelle Offensive, Andreas Luthe als Punktegarant und die noch vorhandenen spielerischen Mängel ab.

10 Kommentare zu “Corona bestimmt auch das Spiel an sich mit

  1. Diese Story im kicker regt mich auf, da sie mir.als Vorwand für Kritik am Medienumgang von Fischer dient wie man zum Ende hin deutlich lesen kann.

    Zum 3:1. Auslegungssache halt :-)
    Ich fand es ok das es nicht zählte da man eine klare Behinderung des Torwarts sah, der es aber auch dankend annahm weil er sich nicht wirklich zum Ball hin orientierte.

  2. Tobi Escher schreibt, Luthe patzte in(!) Augsburg. Meint er damit voriges Jahr?
    M.E. patzte er z.B. gegen Hertha.

    Ich finde, er ist auf der Linie stark und zeigt im Herauslaufen Schwächen. Und das durchgängig. Je nachdem, welche dieser Qualitäten im konkreten Spiel mehr gefragt war, wird er als stark oder schwach beurteilt.

  3. Andi der Kroate

    Schön, daß Du Dich hast überzeugen lassen … Mich hast Du noch am Spielabend noch abgekanzelt. Na ja … muss ich wohl mit Leben für Dich nicht zum erlauchten Kreis der Experten zu zählen. ;-)

  4. silberhacke

    andy warhol hat gesagt, für 15 minuten ist jeder mal ein experte oder so.

    EISERN

  5. MehlGipsen

    Auf einen Punkt wird in der aktuellen Bundesliga-Corona-Lage meines Erachtens kaum eingegangen. Nämlich das die Trainer im Spiel ohne Zuschauer wesentlich mehr Einfluss auf das Spiel nehmen können. Wie man ja regelmäßig gut hören kann macht Fischer davon auch reichlich Gebrauch. Ich glaube das ist auch ein Teil des Erfolgs von Union das der Trainer (wie in einem Trainingsspiel) jederzeit taktische Anweisungen an die Spieler geben kann und Fischer dies vielleicht besser als anderen Trainern gelingt?

    • Mehlgibson ja das sehe ich auch so und man hat es gegen Wolfsburg deutlich gesehen (gehört) da grischa gesperrt war. Denn wenn er spielt hört man im Fernsehen ca 10 mal im Spiel wie Fischer den lieben grischa ruft :D

  6. silberhacke

    andy warhol hat auch gesagt, dass wenn zwei mannschaften zur selben zeit im selben stadion gegeneinander antreten und jede einen trainer mitbringt, der sich per stimme vernehmlich machen kann, … also, dass das dann den vorteil wieder aufhebt, den das stillschweigende stadionrund gewähren könnte.
    dazu möchte ich allerdings anmerken, dass andy warhol selber nie trainer war.

  7. Zum Kickertext über UF: Herr Reinold sieht als offensichtlich einzigen Kritikpunkt an UF dessen Umgang mit den Medien. Es ist halt nicht jedem gegeben, der Eintönigkeit, Witzlosigkeit und mangelnden Originalität von Reporterfragen mit Esprit und Eloquenz zu begegnen.
    Selbst OR wäre fast an der Dünnpfiffigkeit der Befragung letzten Samstag im ZDF gescheitert.
    Gut, dass UF andere Stärken hat.

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