Blog State of the Union

Eine bessere Leistung macht das Unentschieden gegen Schalke bitterer

Das Unentschieden des 1. FC Union Berlin gestern gegen Schalke war eins dieser Spiele, in denen das Ergebnis schlechter war als die Leistung der Mannschaft. Nun kann man zu negativen Ergebnissen verschiedene Haltungen einnehmen, besonders wenn sie trotz besserer Leistungen zustande kommen, und sich entweder über die trotz-des-Ergebnisses ordentliche Leistung freuen, oder es umso schlimmer finden, dass diese Leistung sich nicht in etwas zählbarem widerspiegelt. Ich war gestern auf jeden Fall auf der unzufriedenen Seite der Angelegenheit.

Denn Union hat gegen Schalke vor allem am Beginn mit genau der Energie gespielt, auf die man für dieses Spiel gehofft hat. Die Mannschaft hat sich so viele Chancen erspielt und erarbeitet, wie (statistisch) in den bisherigen Spielen nach der Corona-Pause zusammen genommen nicht. Das begann mit Yunus Mallis Chance nach einem tollen Lauf von Flügelverteidiger Marius Bülter nach drei Minuten und endete mit der Gelegenheit für Keven Schlotterbeck drei Minuten vor dem Ende. Und in der ganzen Zeit dazwischen hatte ein immer noch desolates Schalke keine richtige Torchance.

Aber Jonjoe Kenny hat eben trotzdem einen Ball in Unions Tor geschossen und damit die frühe, zu niedrige Führung ausgeglichen. Ein Moment, der Union nicht nur am Ende zwei sehr wichtige Punkte gekostet, sondern auch einen Bruch im Spiel bewirkt hat. Danach hat Schalke ein bisschen aktiver verteidigt. Aber trotzdem gab es weiter viele offene Räume für Union, die die Mannschaft von Urs Fischer auch attackiert hat. Aber eben, ohne das Tempo der ersten 25 Minuten aufrecht halten zu können, und dann lange ohne klare Chancen.

Das schreiben die Berliner Medien über das Spiel:

Rufen im Walde

Von Beginn an war gestern zu hören, dass sich außerhalb des Stadions einige Unionfans versammelt hatten, um die Mannschaft wenigstens ein Stück weit anzufeuern. Weil sie dabei einen gewissen Abstand zueinander eingehalten haben, wurden sie daran auch nicht von der Polizei gehindert (BZ).

Natürlich teilen wir wahrscheinlich alle das Bedürfnis dazu, der Mannschaft in dieser Phase der Saison irgendwie zu helfen. Und ist es immer noch sehr schmerzhaft, das nicht tun zu können.

Und es ist auch verständlich, so etwas zu machen, wenn man sich dazu nicht einmal anders verhalten muss, als es in allen anderen Bereichen des Lebens inzwischen auch wieder die Norm ist (zumindest für den Moment). Und immerhin zeigt sich so, dass die offenen Ecken und Kanten des Stadions nicht nur für die Belüftung des Rasens und schönes Licht praktisch sind.

Aber natürlich stellt sich damit auch das Problem, dass dieses Modell unter Umständen schlecht skaliert. Wenn beim nächsten Spiel viel mehr als die vielleicht 30 Fans kommen, die diesmal im Wald standen, nimmt das eventuell weniger verantwortliche Züge an. Ich habe auch keine Lösung für dieses Problem.

Mit Blick auf so eine Entwicklung steht dann natürlich auch in Frage, wie klug es war, die Spieler über den Zaun schauen und die Fans grüßen zu lassen. Wenn auch das sehr nachvollziehbar ist.

Beim RBB (auf Facebook) gibt es ein Video, in dem man ein bisschen sieht, wie das ausgesehen hat, und ein paar Unioner einige Sätze dazu sagen, was sie zu dieser Aktion gebracht hat.

Black lives matter

Vor dem Anpfiff haben sich gestern beide Teams und die Schiedsrichter in einer Geste der Solidarität mit der Black Lives Matter Bewegung hingekniet, wie vorher auch schon beim Spiel von Bremen gegen Wolfsburg.

Ich finde es sehr gut, dass es so ein breites Bekenntnis zu Antirassismus und dem Protest gegen staatliche rassistische Gewalt gibt. Aber ich muss auch sagen, dass ich mich etwas schwer damit tue, wenn diese von Football-Spieler Colin Kaepernick als subversive Protestgeste eingeführte Geste in dieser quasi offiziellen Weise aufgenommen wird. Aber ich fand, dass Unions englischsprachiger Twitteraccount die richtige Formulierung dazu gefunden hat, indem er von einer Verantwortung gesprochen hat, die wir tragen (während die Geste im deutschsprachigen Kanal von Union nicht vorkam). Denn genau darum geht es bei Antirassismus im Kontext von Union: Die jeweils eigene Verantwortung dazu wahrzunehmen, Diskriminierung und Herabwürdigung zu bemerken und ihr entgegenzutreten.

Podcast

Den Podcast über das Spiel nehmen wir heute Abend um 20 Uhr auf – hört gerne live zu, kommt in den Chat im Slack-Kanal oder stellt Fragen dazu hier in den Kommentaren.

Und gestern schon haben sich Sebastian und Steffi mit Jan Hollants, Ute Arbeit und Erik Lautenschläger über das Buch „Wir. Bilder aus der Alten Försterei“ unterhalten – aber auch über Union. Es geht darum, warum das Buch so aussieht, wie es aussieht. Mit Fotos auf dickem Papier und Texten auf dünnem. Mit einer offenen Bindung. Warum wir gerne festhalten wollen, was wir fühlen, wenn wir von Union sprechen. Und darum, dass man die zehn entspanntesten Unionjahre dort sieht. Eine Ära – denn das Buch endet 2018. Die Folge gibt es hier zu hören.

13 Kommentare zu “Eine bessere Leistung macht das Unentschieden gegen Schalke bitterer

  1. […] Sorge wie es beim nächsten Heimspiel aussehen könnte, findet Ihr im wie immer empfehlenswerten „State of the Union“ beim Textilvergehen (wo es nebenbei auch eine besonders imponierende „expected […]

  2. Waschweib*r

    In alter Tradition machen wir es uns zum Saisonende wieder schwer und zittern uns dem Ziel entgegen. Letztes Jahr hat es gerade so geklappt und uns eine schöne Halbsaison in der BL beschert.
    Nun mache ich mir auch Gedanken über die gestrige Solidaritätsbekundung. Sind doch jegliche Bekundungen im Stadion durch die Spieler vom DFB untersagt. Oder je nach Laune kann man wie letzte Woche darüber großzügig hinweggehen oder auch sanktionieren.
    Was ist mit dem Beschluss des DFB Verstöße wie Pyro und Transparente nicht mehr zu verfolgen. Kann Union davon profitieren. Die Strafe zum Derby waren ja leider nicht aus der Portokasse zu zahlen.

  3. Die DFL hat es doch eindeutig gesagt. Wenn der Verein es in Kauf nimmt, dass es vor dem Stadion zu Fanansammlungen kommt und das Spiel dadurch nicht stattfindet (/en kann). Dann wird es wahrscheinlich wie ein abgebrochenes Spiel der Gastgeber gewertet.

    Heute sind’s 30 Fans, die vom Verein auch noch unterstützt werden. Nächste Woche Dienstag sind’s vllt. 5000. Viel Spaß beim Abstand halten.

    Ja, ich weiß auch was so alles für Demos in Berlin die letzten Tage waren.

  4. Jens Otto

    das schreibt z.B. der kicker: https://www.kicker.de/777079/artikel/_morgen_sind_es_300_union_fans_am_stadion_spalten_fanszene#twfeed – ich bin da hin- und her gerissen, mein Herz sehnt sich genau danach (fühle mich wie auf glühenden Kohlen, vor dem Fernseher zuhause) eben auch beim nächsten Heimspiel dabei zu sein, aber meine Sorge ist auch dass es dann zu viele sind und wir das Spiel gefährden und damit auch den Klassenerhalt. Man muss allerdings auch sagen dass es ja viele Diskussionen in der Politik gibt weitere Lockerungen zuzulassen und ich hoffe dass das dann auch für das Thema Fußball gelten wird, immerhin sind ja in anderen Bereichen seit dem Neustart der Bundesliga und der 2. Liga einieg, teilweise schon radikale Lockerungen eingetreten (viele von uns waren z.B. am Wochenende sicher wieder mal auf ein Bier mit Freunden [aus mehr als einem weiteren Haushalt] weg, bis 23 Uhr zwar aber das war doch schon mal was), lesenswert dazu auch: https://www.welt.de/wissenschaft/article209099909/Virologe-Streeck-Ueber-den-Sommer-bisschen-mehr-Mut-erlauben.html

  5. Haltet einfach den Ball mal flach…dieses Abstand halten und bloß nicht gegen die „so wichtigen coronaregeln“ verstoßen….ey, entspannt euch mal!!
    Der Wald ist ein öffentlicher Bereich oder gehört dieser Union…warum sollen nicht 100 Bürger dieses Landes zufällig alles Unioner sich mit genügend Abstand treffen, singen und rumschreien…
    Darf mir das die DFL jetzt auch noch verbieten….ja die Polizei kommt und erteilt mir nen Platzverweis….toll dieses System -ist so krank alles… abbrechen diese Saison …mich kotzt das alles so an…eisern?????

  6. DIT IS UNION

    Wir brauchen keine CaPo, wir brauchen keine Megaphone, keine Pyrotechnik, keine Trommeln, keine Ultra, wir brauchen keine 30000, keine 3000, keine 300, nein!

    30 Unioner reichen – für 90 Minuten Stimmung – Ihr seid so geil!

  7. Andreas

    Geht eigentlich noch um Gesundheitsschutz oder nur noch um die Einhaltung von absurden lächerlichen Reglungen ?

  8. @Andreas: Könntest Du kurz den Unterschied zwischen „Regeln für den Gesundheitsschutz“ und „Gesundheitsschutz“ erklären?

  9. Andreas

    @Robert
    Regeln für den Gesundheitsschutz sollten genau diesem dienen, wenn sie das nicht tun sind sie eben absurd, lächerlich und willkürlich.
    Und 30 Leute im Wald mit Abstand gefährden von niemandem die Gesundheit und deshalb ist auch die Diskussion darüber lächerlich.

  10. @Andreas Dann zeig mir doch bitte die Artikel, Kommentare o. ä., in denen die 30 Leute an sich der Gefährdung der Gesundheit bezichtigt wurden? Alle Meldungen dazu erwähnen, richtigerweise, dass sie die Abstandsregeln eingehalten haben und die Polizei vor Ort kein Grund zum Eingreifen gesehen haben. Nebenbei sind genau diese Abstandsregeln teil der „Regeln für den Gesundheitsschutz“. Sie wurden eingehalten und alle sind glücklich damit. Wo ist nun genau Dein Problem?

  11. @Andreas und @sbs: Wenn sich, rein zufällig, beim nächsten Heimspiel mehrere hundert Personen, zufälligerweise als Unioner zu erkennen, im Stadionumfeld treffen und die geltenden Abstandsregeln nicht eingehalten werden (können), dann kann die Polizei den Grund des Treffens, eine Veranstaltung der DFL, auflösen.
    Dann könnt ihr das alle noch so doof finden, aber dann ist’s zu spät.

    Mal davon abgesehen, dass es immernoch falsch ist, dass Profifußball gespielt wird und die Schulen, Kitas und einiges mehr noch (halb) zu sind. Die große Reform wird’s im Wirtschaftszweig Fußball auch nicht geben.

  12. Andreas

    @Robert
    Na Prima, alles ganz easy, warum denn nur so eine Deutschlandweite Aufmerksamkeit für 30 Leute im Köpenicker Wald, gibt es keine anderen interessanten Themen im Deutschen Fußball, seltsamer Schuldenerlass für Dosen-Club oder so ?
    @pL
    Wenn, hätte, könnte, vielleicht ? Es waren 30, und ob es beim nächsten Spiel mehr oder weniger sind weiß kein Mensch, reine Spekulation. Ich werde mich jedenfalls nicht Mitten in der Woche, Mitten in der Nacht irgendwo im Wald hinstellen um ein Fußballspiel zu hören, und ich denke die meisten Anderen werden das wohl auch nicht tun.

  13. Auch wenn das 1:1 hoffentlich natürlich nicht zu wenig sein könnte, sollte man es nicht als zu schwarz ansehen. Denn Schalke war ja na der negative Serie ebenfalls etwas unter Druck. Durch die niederlage von Bremen sind wir also weiter im Rennen.

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