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Der Kicker nennt Rafal Gikiewicz den besten Torhüter der Zweitliga-Saison

Rafal Gikiewicz wusste es schon mit Saisonende: Er gehört zu den besten drei Torhütern der Zweiten Liga. Das reichte dem Keeper, um einen Haken an seine Liste mit den Zielen für das erste Halbjahr zu setzen.Der Kicker als Fußballmagazinn nimmt sich immer ein bisschen mehr Zeit und führt ihn heute in seiner Auswertung der besten Torhüter als Nummer 1 in der Zweiten Liga.

Screenshot: Kicker

Vielleicht malt Rafal Gikiewicz jetzt das Häkchen noch fetter hinter dem erreichten Ziel. Wobei ich eher glaube, dass er gerade dabei ist, sich für das erste Halbjahr Bundesliga einen Zettel mit Zielen zusammenzustellen. Es gehört nicht allzu viel Phantasie dazu, dass er als Torhüter eines Aufsteigers sehr stark im Fokus stehen wird.

Bei den Innenverteidigern standen in der Kicker-Rangliste nach der Hinrunde Florian Hübner und Marvin Friedrich weit oben. Angesichts der nicht ganz so starken Rückrunde (es zeichnet den Kicker aus, sich nicht allein vom Saisonende und der Platzierung leiten zu lassen) reichte es nicht mehr für herausragende Plätze und nur noch Marvin Friedrich taucht auf. Schön wäre es, wenn er auch zum Trainingsauftakt wieder bei Union auftauchen würde. Aber noch hat ihn Augsburg trotz des hervorragenden Hashtags #MarvinFreedrich nicht freigelassen.

Ein neuer Stürmer für Union

Mit Marcus Ingvartsen hat Union einen neuen Stürmer verpflichtet. Der 23-Jährige, der auch aufgrund einer Knieverletzung in der vergangenen Saison nur wenig zum Einsatz kam, erhält einen Dreijahresvertrag (Vereinsmitteilung). Interessant dürfte sein, dass er als Linksfuß etwas mehr Variabilität in Unions Angriff bringt und sowohl ganz vorne als auch auf der Zehnerposition zum Einsatz kommt. Wer nicht auf ältere Youtube-Videos aus Ingvartsens Zeit bei Nordsjælland angewiesen sein möchte, kann ihn sich heute bei der U21-EM anschauen, wenn Deutschland gegen Dänemark spielt (21 Uhr, ARD).

Das schreiben die Berliner Medien über diese Verpflichtung:

Die Diskussion über den Hauptsponsor

Nach der Vorstellung des neuen Hauptsponsors, der aus der Immobilienbranche kommt, ging es am Wochenende einigermaßen heftig hin und her. Das sind Momente, in denen ich mich (wie schon zuvor beim Thema Mauerfallspiel zwischen Hertha und Union in der Bundesliga) frage, wie dünn eigentlich die zivilisatorische Decke ist, auf der wir gehen. In meiner Gedankenwelt ist es absolut möglich völlig unterschiedlicher Meinung zu sein und sich trotzdem gegenseitig zu respektieren und die Meinung des Gegenübers zu akzeptieren.

Die Berliner Medien (wie die Bild, Morgenpost oder Taz) nehmen diese Diskussion auf. Der Tagesspiegel trägt auch substantiell etwas dazu bei, indem ein Interview mit Christian Beeck (war bis vor 8 Jahren Manager bei Union) veröffentlicht wird. Das Gespräch verläuft wenig überraschend, aber bei einem Aspekt musste ich doch etwas überlegen, weil ich am Wochenende schon einmal darüber nachdachte, als ich in unserem internetlosen uckermärkischen Dorf in Ruhe darüber nachdenken konnte.

So sagt Beeck:

Ich finde es allerdings sehr schade, dass Union seit Jahren so tut, als wäre man weniger kommerziell als die anderen. Dass man zur eigenen Kommerzstory nicht steht, kann ich nicht verstehen.

Genau diese Geschichte kenne ich von Herthafans oder habe ich auch gehört, als wir als Textilvergehen-Blog von verschiedenen Medien zu Union befragt wurden. Union wurde immer als unkommerziell dargestellt. Wir alle wissen, dass ein Verein im Profifußball nicht unkommerziell sein kann. Wir alle wissen, dass einer der höchsten Etats der Zweiten Liga nicht einfach gestemmt wird, weil man in Klassenkampf-Rhetorik besonders gut herüber kommt. Meine Vermutung ist, dass dieses Missverständnis daher kommt, dass Union sich vor einiger Zeit dem Stadionerlebnis „Fußball pur“ verschrieben hat, was Eckenpräsentationen, Halbzeitspielen und Zwischenständen während der Partie aus dem Stadion verbannt hat. Damit einher geht, dass Sponsoren also nicht alles bekommen können, was sie vielleicht woanders bekommen (Sponsoren-Spieltage beispielsweise, in denen ein Sponsor besonders rund ums Stadion präsent ist). Ich habe keine Ahnung, wie hoch die Einbußen dafür sind, dem Zuschauer im Stadion ein möglichst pures Fußballerlebnis zu geben, aber der Gewinn ist ein Stadionerlebnis, das sich maximal von sämtlichen anderen Klubs unterscheidet. Dass das aus der Entfernung als unkommerziell wahrgenommen wird, kann ich durchaus nachvollziehen. Es ist es aber nicht. Union ist nicht der antikapitalistische Reiter in der Bundesliga.

Trainer Uwe Neuhaus (l.) und Manager Christian Beeck beim Beobachten des Trainings 2009, Foto: Matze Koch

Im Interview nennt Christian Beeck die Stadionaktien als kommerziell erfolgreiches Beispiel bei Union. Mir wäre da eher die Stadionvermarktung jenseits der Spieltage eingefallen oder das Merchandise, das sich mit Aufstieg quasi selbst ausverkauft hat oder die Mitgliederwerbung. Die Stadionaktien hatten ja damals ziemlich klar ihr gesetztes finanzielles Maximum von 5 Millionen Euro verfehlt (hier ein Bericht der Morgenpost von 2011 dazu). Ich bin mir allerdings sicher, dass sie es heute schaffen würden. Weil Unions Geschichte stimmiger ist, dass der Verein für einen Fußball steht, der zuerst für die Leute im Stadion veranstaltet wird.

 

5 Kommentare zu “Der Kicker nennt Rafal Gikiewicz den besten Torhüter der Zweitliga-Saison

  1. Es ist doch immer das gleiche Spiel: Medien und auch alle anderen durchschnittlichen Außenstehende brauchen stets ein Schwein, das man durchs Dorf treiben kann. Dann genügt es auch eine vermeintliche unkommerzielle Haltung zu erfinden. Aber so geht Argumentation 2019. postfaktische Miesepetrigkeit.
    Man sollte einmal laut gähnen und bei sich bleiben, denn auf der Basis kann man nicht streiten.

  2. Nun, es noch gar nicht so lange her, da haben wir selbstbewusst mit dem Slogan „Wir verkaufen unsere Seele. Aber nicht an jeden!“ geworben. Da wurde meiner Meinung nach schon sehr deutlich mit der „Gallisches-Dorf“-Attitüde a la „Wir sind anders“ kokettiert.
    D.h. dieses Image wurde u.a. auch vom Verein und uns Fans ganz bewusst gestärkt.
    Sowas kommt dann immer als Bumerang zurück, wenn man sich dann doch nicht so ganz anders verhält.

  3. Dann frage ich hier auch mal: Sepp, was genau verstehst du unter Seele?
    Ich verstehe darunter ein Stadion das einen eigenen Namen hat und weiterhin haben wird. Fußballspiele ohne Werbung, keine Shows in den Pausen.
    Eine Vereinsführung die zu uns steht, wenn wir von Polizisten grundlos angegriffen werden.
    Eine Vereinsführung die nicht blind irgendein Sicherheitspapier unterschreibt.
    Das waren ein paar Beispiele.

    Ein Herr Beeck kommt immer nur dann aus seinem Loch gekrochen wenn es was zu pesten gibt. Ab und mit ein paar Schleimereien verziert.
    Mich würde auch wirklich sehr interessieren, wie, wann und wo Kommerz bei uns völlig ausgeschlossen wurde. Irgendwie scheint mir diese Frage niemand beantworten zu können.
    Auch wenn ich frage: an wen haben wir uns denn nun verkauft, antworten diejenigen, die das behaupten, nicht mehr. Ich warte mal ab.

  4. Moment, ich habe nur gesagt, dass es mal eine Zeit gab, wo mit diesem „Wir sind anders“-Image auch offiziell von Vereinsseite ordentlich geprotzt wurde. Ich persönlich finde auch, dass wir noch viele Sachen (zum Glück) sehr anders machen. Und das gehört für mich dann auch zur unverkäuflichen Seele (und da sind wir beide auch auf einem Nenner).
    Aber dieses Image wird uns dann umso schneller um die Ohren gehauen, wenn wir dann – wie jetzt mit dem zumindest diskussionswürdigen Hauptsponsor – eher konventionelle Wege beschreiten.

  5. das Problem ist nicht die angebliche neue Form der Kommerzialisierung (wo ich dem Artikel komplett recht gebe) sondern, dass der neue Sponsor für ein unmenschliches und antisoziales Geschäftsmodell steht. Das ist das Gegenteil dessen, was der Verein ansonsten vorlebt oder zu vereinbaren versucht. Zudem ist der Sponsor -wenn nicht konkret dann mindestens stellvertretend- eine ernsthafte Bedrohung für die meisten Menschen, die zu Union gehen.

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