Blog State of the Union

„Zwei Spiele gegen Gikiewicz, kein Tor für Terodde“

„Wir sind eine Mannschaft, die normalerweise viele Tore schießt, heute ist uns das nicht gelungen.“ Dieser Satz von Kölns Trainer Markus Anfang in der Pressekonferenz nach dem 2:0 von Union muss Urs Fischer ein inneres Weihnachtssingen gewesen sein. Der Coach hat allerdings viel zu gute Manieren, um sich so etwas im Zweifel vor aller Öffentlichkeit anmerken zu lassen. Das Ziel, Köln den Ball zu überlassen und dafür selbst Räume für Konter zu haben, ist jedenfalls aufgegangen. Mein Lieblings-Urs-Fischer-Moment war allerdings direkt nach dem Fallrückzieher-Tor von Marcel Hartel, als er ganz ungläubig in die Fernsehkameras schaute.

Screenshot: Sky

Ich würde gerne wissen, ob der Trainer ob der artistischen Leistung des Torschützen, der waagerecht in der Luft lag, so erstaunt war oder weil Union so früh ein Treffer gelang. Normalerweise fängt die Mannschaft damit erst zum Ende der ersten Hälfte an. Und auf der Pressekonferenz  erwähnte Fischer auch, dass ihnen das frühe Tor nicht in die Karten gespielt habe.

Vielleicht kurz zur Partie, allerdings ohne eine ausführliche Analyse. Schiedsrichter Tobias Welz hat aus meiner Sicht keine klaren Fehler gemacht, aber ich fand ihn gleichzeitig auch wenig präsent. Und das trotz der vielen persönlichen Strafen. Das mögliche 3:0 von Grischa Prömel nicht zu geben? Okay. Ich habe keine klare Fernsehperspektive gesehen, die zeigte, dass er eindeutig nicht im Abseits war. Da muss ich halt dem Eindruck des Assistenten an der Linie vertrauen.

Die Gelb-Rote Karte gegen Ken Reichel? Vertretbar. Im Gegenzug wäre das gleiche Vergehen von Terodde im Union-Strafraum vielleicht auch Gelb-Rot gewesen. Aber es gibt da keinen Anspruch auf Gleichbehandlung. Union hat davon profitiert, dass nicht jedes kleine Foul abgepfiffen wurde. Und ich würde sagen, dass auch die Genervtheit der Kölner Spieler, die sich mit dem Spielverlauf immer häufiger beim Referee beschwert hatten, zum Erfolg von Union beigetragen hat.

Ärgerlich war der Platzverweis von Ken Reichel vor allem für Felix Kroos, der ein sehr ordnendes Spiel aus meiner Sicht gemacht hatte. Der Mittelfeldspieler musste aus taktischen Gründen danach runter und war echt geladen. Das eigentlich Tolle an der Partie war vor allem die Mannschaftsleistung. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass irgendwer nicht das taktische Konzept verfolgt oder sklavisch an seiner Rolle festhielt, und nicht den Mitspieler unterstützte. Die Spieler waren wirklich so etwas wie eine menschgewordene Gummimauer an der Köln immer und immer wieder abprallte.

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#Sieg #3 pkt @1.fcunion ??

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Dazu gehörten dann auch die Reflexe von Rafal Gikiewicz. Ich werde nicht vergessen, wie der Keeper sich Simon Terodde so in den Weg stellte, dass der Angreifer den Ball zwar perfekt traf und am Torhüter vorbei spielte, aber eben dadurch auch knapp am Tor vorbei. Gikiewicz schaute dem Ball hinterher, als ob er die Bahn des Balles noch verhexen wollte. Dabei hatte Terodde schlicht keine Chance, den Ball noch besser zu treffen. Ich hoffe, dass es am Ende der Saison den Weiße-Weste-gegen-Terodde-Award für Rafal Gikiewicz gibt.

Das schreiben die Berliner Medien zur Partie:

Jhon Cordoba verzweifelte wie die gesamte Kölner Mannschaft an Unions Defensive, Foto: Michael Hundt/Matze Koch

Fotos vom Spiel findet ihr bei union-berlin.com

Die nächste Partie beim FC St. Pauli wird auf jeden Fall ohne Christopher Trimmel (5. Gelbe Karte) und Ken Reichel stattfinden. Ob der verletzt ausgewechselte Sebastian Polter mitspielen kann, steht zur Zeit noch in den Sternen. Ich glaube nicht, dass Union deswegen Angst vor der Montagspartie haben muss. Und ich finde auch nicht, dass das den Sieg gegen Köln schmälert, wie der Kurier in seinem Kommentar schreibt. Mir gefällt eher, dass Partien wie gerade gegen Köln und dann in Hamburg dafür sorgen können, dass man der Konkurrenz mal direkt zeigt, dass man nicht gedenkt, sich in Niederlagen zu ergeben und dann die Saison austrudeln zu lassen. Das Team ist giftig und heiß. So wie die Pfanne bei mir …

Und sonst so?

Wie immer nach dem Spiel sollte ihr an der Spieltagsumfrage mitmachen, damit im Zweifelsfalls herausgefunden werden kann, ob Erlebnisse Einzelfälle oder mehr sind.

Ich konnte gestern leider nicht im Stadion sein (das zweite Mal in dieser Saison und das zweite Mal ein Fallrückziehertor verpasst), habe aber im Fernsehen zwei Mal das Lied von der „Elf vom Niederrhein“ als Fangesang gehört. Das hat mich sehr irritiert, weil meines Wissens gestern nicht Borussia Mönchengladbach gespielt hat. Ich könnte jetzt 1 und 1 zusammenzählen, würde mich aber erst einmal über Feedback dazu freuen. Woher kam das im Stadion und vielleicht weiß jemand auch, was das sollte?

9 Kommentare zu “„Zwei Spiele gegen Gikiewicz, kein Tor für Terodde“

  1. matze1989

    Das Lied von der „Elf vom Niederrhein“ kam aus dem Kölner Block. Es wurde, glaub ich, allerdings nur einmal angestimmt. Dazu bin ich der Meinung, dass die Kölner das in defamierender Weise umgedichtet haben, aber genau verstanden habe ich es auf der Waldseite nicht. Sollte bestimmt auf die Freundschaft mit BMG von einigen Unionern anspielen. Ging aber ganz schnell unter.

  2. Es sollte mehr als positiv erwähnt werden, dass gestern erstmals (?) nach Spielende drei Sonder-Trams Richtung Innenstadt/Schöneweide bereit standen. Erstaunlich. Wir mussten leider in die andere Richtung und das war im Gegenzug echt grenzwertig.

    Auf der Waldseite wurde nur bekanntes Liedgut geträllert. Kurz unterbrochen durch eine Einlage, in dem jeder einzelne Gästefan als Nachkomme eines Freudenmädchens gefeiert wurde.

  3. matze1989

    @icke&er Beim Weihnachtssingen wurde auch schon Sonderbahnen eingesetzt.

  4. Geiles Spiel. Wie Pokal gegen nen Erstligaverein, der die Tore fängt und dem irgendwann neben Ballbesitz die Ideen ausgehen und der sich die Zähne ausbeißt. (Oder auch wie Aue-Union beim 3:0. Gestern haben wir ja quasi die Rolle von Aue eingenommen.)

  5. …. von anderen Fußballplätzen, aus der taz von heute:
    Verwerfungen bei Tennis Borussia Berlin – Tumulte und dubiose Neu-Mitglieder
    https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5569709&s=tebe/

  6. …nicht zu vergessen: die Stehenden der Sitzplätze ab der 70igsten? Minute….für mich war das ein idealtypisches Unionspiel. Als wenn es aus einem Fussballlabor käme.? Fallrückziehertor in der 1.Minute. Nach dem 2:0 eine Abwehrschlacht von jedem Spieler mitgetragen. So wie die Spieler liefen und liefen, so haben nachher Alle! gestanden und mitgemacht. Mein Kollege hatte gestern einen Glückskeks geöffnet: ‚Wer gewinnen will, muss mitmachen.“ ….wie wahr! Eisern!

  7. Die Elf vom Niederrhein kam in der Anti-Version (wir werfen Stein um Stein auf die Elf vom Niederrhein) aus dem Kölner Block und war natürlich eine Reaktion darauf, dass Unions Ultras beschlossen haben, sich zu Gladbacher Hilfstruppen im Konflikt zwischen Köln und Gladbach machen zu lassen.

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