Blog State of the Union

Eine Vertragsverlängerung von Toni Leistner hätte in der aktuellen Situation eher verwundert

Was ist eigentlich los bei Union? Also mal unabhängig vom Spieltagsergebnis, das uns Woche für Woche abwechselnd in Richtung Abstieg oder Aufstieg schauen lässt. Was also will der 1. FC Union in dieser Saison und viel wichtiger mit Blick auf die nächste Saison erreichen? Was ist das Ziel, mit dem neuen Spielern ein Arbeitsvertrag in Köpenick schmackhaft gemacht werden soll? Denn jenseits von Stimmung im Stadion und dem Gehalt gibt es ja auch so etwas wie eine sportliche Perspektive. Und die sah bisher vor, dass man in die Top 20 der deutschen Fußballklubs aufsteigen möchte. Eine sehr verlockende Perspektive. Gerade für Spieler, die sich selbst auch eher zwischen beiden Ligen verorteten und für sich eine sportliche Entwicklung eher auf dem Platz in der Zweiten Liga sahen, als auf der Bank in der Bundesliga.

Daniel Mesenhöler und  Toni Leistner nach dem Gegentor zum 3:4 gegen Kaiserslautern, Foto: Matze Koch

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Union von diesem strategischen Ziel Top20 abrückt. Die entscheidende Frage dürfte sein, ob man dem aktuellen Personal die Umsetzung dieses Ziels zutraut. Dieser Frage folgt der Kurier und nennt die Personalien André Hofschneider, Lutz Munack und Helmut Schulte. Und ganz unrecht hat der Kurier damit nicht. Man muss als Verein eine Entscheidung treffen, wie es mit dem leitenden Personal weiter geht, um eine ernsthafte Planung für die nächste Saison machen zu können. Kein Spieler lässt sich von lame ducks zu einem Klub locken, um dann ab Sommer mit einem komplett neuen Leitungspersonal weiterzumachen. Anlass für diese Denkspiele, die etwas vorsichtiger auch der Tagesspiegel formuliert, war die Beendigung der Vertragsgespräche mit Toni Leistner, die Union am Samstag Vormittag öffentlich gemacht hat (Vereinsmitteilung).

Für mich hat diese Nachricht allerdings wenig mit der allgemeinen Situation gemein. Ein Verbleib von Leistner bei Nichtaufstieg war für mich so unvorstellbar, dass ich gestern mit den Achseln gezuckt habe. Ja, was habt ihr denn erwartet? Ein Spieler mit dem Stellenwert von Leistner, der als ablösefreier Spieler zu haben ist, dürfte bei vielen Klubs Begehrlichkeiten wecken, die Union finanziell gar nicht mitgehen kann oder will. Mal abgesehen davon, dass sich Leistner im Laufe der Saison merklich zurückgezogen hat aus der Öffentlichkeit. Die Ein-Satz-Analysen auf Twitter macht er nicht mehr. Die hat auf Instagram mittlerweile Steven Skrzybski übernommen.

Instagram: @steven_skrzybski24

Von seinen Aufgaben im Mannschaftsrat ist er Leistner bereits im Sommer zurückgetreten. Dass im Herbst eine Klausel in seinem Arbeistvertrag öffentlich wurde, die ihn bei Aufstieg ein weiteres Jahr an Union bindet, dürfte beim Verteidiger auch nicht gut angekommen sein. Dass solche Sachen, ebenso wie die mögliche Ausstiegsklausel für Steven Skrzybski, öffentlich werden, ist absolut ungewöhnlich bei Union. Wobei das Leck nicht zwangsläufig bei Union liegen muss. Auch Berater haben beispielsweise Interessen. All das sieht für mich danach aus, als ob Leistner vielleicht momentan nicht die Stimmungskanone in der Mannschaft war. Hätte André Hofschneider das als Begründung für den Bankplatz gegen Kaiserslautern aufgeführt, hätte ich das dem Trainer absolut abgenommen.

Ob und wie der Verein mit der sportlichen Leitung weiter verfährt, werden wir sicher nicht so schnell erfahren. Erstens ist die Saison noch gar nicht vorbei. Weder nach oben, noch nach unten ist der Zug abgefahren. Zweitens muss vor den Personalien geklärt werden, welche Ziele man verfolgt (Stichwort Top20) und auf welchem Weg diese Ziele erreicht werden sollen (Spielstrategie, finanzieller Rahmen, Kaderstruktur). Ich persönlich halte eine Personaldiskussion vor der Klärung dieser Fragen für sinnlos. Interessant dürfte sein, wie ergebnisoffen diese Diskussionen eigentlich geführt werden können. Denn wenn das im Präsidium diskutiert wird, kann ich mir kaum vorstellen, dass Lutz Munack als Präsidiumsmitglied im Zweifelsfall seine eigene Abschaffung vorantreibt. Aber das ist in dem Fall nicht mein Bier. Das Fehlen von Checks and Balances beobachte ich einfach aus der Entfernung.

Und was bedeutet das jetzt alles für die nächsten Spiele?

Wenn die Mannschaft es hinbekommt, sich nur auf das jeweilige Spiel zu konzentrieren, dürfte durchaus noch was gehen. Am Montag steht jetzt bei Sebastian Polter erst einmal die OP wegen seines Achillessehnenrisses an. Wie es mit der Knie-Verletzung von Michael Parensen weitergeht, ist noch nicht öffentlich. Auch was direkt im Knie kaputt ist, hat Union nicht genannt (Vereinsmitteilung).

Ich bin gespannt, wie Union sich nun spielerisch aufstellt, weil mit Polter ein Zielspieler fehlt. Philipp Hosiner wird jedenfalls nicht mit langen Bällen erreicht werden. Das ist klar und das Spiel in Kaiserslautern hat das noch einmal bestätigt (hier lohnt sich ein Blick auf die Analyse von Eiserne Ketten).

Durch den Weggang von Damir Kreilach fehlt ein Spieler, der natürlicherweise diese Position annehmen könnte. Grischa Prömel kommt mir da in den Kopf. Bereits in Kaiserslautern schob sich der Mittelfeldspieler bei Standards etwas weiter nach vorne.

Apropos Damir Kreilach. Der hatte gestern sein erstes Ligaspiel beim 1:1 gegen den FC Dallas.

Und sonst so?

Unions Sponsor weihte am Samstag seine Firmenzentrale ein (Kurier). Dabei Andora, der einige Bilder dazu beisteuerte.

Macht euch ein schönes Wochenende. Wir waren gestern in der Schwimmhalle und Alten Nationalgalerie. Das hat den Kopf schön freigemacht. Die beeindruckendste Kunst gab es gestern allerdings am Lietzensee zu bewundern:


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8 Kommentare zu “Eine Vertragsverlängerung von Toni Leistner hätte in der aktuellen Situation eher verwundert

  1. Gute Zusammenfassung.
    Erst Strategie, dann Governance mit Checks u Balances. Danach Personal Verwaltung und dann der Kader.

    Bei Leistner bin ich gespannt. Seine Saison ist nicht mehr so beeindruckend, wie letztes Jahr. Sollte er „nur“ zu Köln gehen, um mit denen evtl. aufsteigen zu wollen, dann sehe ich eine Markus Karl/Dominic Peitz Nummer am Horizont aufziehen.
    Mir tut es gerade um Micha Leid. Ohne Vertrag ab Sommer. Ich drücke ihm die Daumen, dass es nicht schlimm ist und sich kein notgedrungenes Karriereende anbahnt.

    Es wird auch sehr interessant zu sehen, welche Spieler die offene Rolle annehmen werden und Polters Fehlen in der Kabine auffangen.

    Das wird kein langweiliger Frühling und kein langweiliger Sommer.

  2. „Gerade für Spieler, die sich selbst auch eher zwischen beiden Ligen verorteten“
    Na das haben in dieser Saison die aktuellen Spieler eindrucksvoll bewiesen wohin das führt, nämlich zur totalen Selbstüberschätzung.

    Wir brauchen für die neue Saison eine Mannschaft /Neuanfang die den Namen auch verdient. Unabhängig vom Ausgang in 17/18.

    Angefangen mit den Verantwortlichen die sich selber hinterfragen müssen ob sie geeignet sind für den Job den sie machen
    Hr. Munack und Hr. Schulte.
    Aber Selbstreinigung hat bekanntlich noch nie funktioniert, denn niemand wird zugeben für den Job nicht geeignet zu sein.
    Oder wie war das mit den Krähen?
    Hier wäre unser Präsident gefragt Herr Zingler Freundschaften hin oder her, so geht es nicht weiter.
    Devinitiv muss ein neuer Trainer eingestellt werden, mit einer hoffentlich gut zusammengestellten Mannschaft.
    Bedarf ist ja in allen Mannschaftsteilen vorhanden. hier sehe ich das Geld gut angelegt, auf den Stadionausbau können wir gerne noch ein paar Jahre verzichten Herr Zingler den für die kommenden 1-2 Jahre sehe ich uns eher im Mittelfeld der 2 Liga.
    Nur schade dass Hofi so gnadenlos verheizt wird, den der findet doch nach all diesen negativ Lauf/Meldungen keine Anstellung mehr.
    Das hat er sich bestimmt anders vorgestellt.

    Es sind schon ungewöhnlich viele fragwürdige Entscheidungen getroffen worden in dieser Saison?!

  3. Damhirplex

    Ich finde es schon erstaunlich welche Ähnlichkeit Christiano Ronaldo mit Damir Kreilach aufweist.

  4. micha774

    Welcher ex Unioner hat sich nach verlassen des Vereins sportlich verbessert? Wird auch bei Toni nicht der Fall sein.

    Bei Parensen sollte man bedenkenlos ein weiteres Jahr verlängern, ging bei Köhler auch.

    Munack und Schulte müssen sich Nachfragen gefallen lassen.

  5. Kreuzberger

    @micha774 na Simon Terodde z.B.

  6. Das wird die Saison der liegen gelassenen Chancen; noch mehr als letztes Jahr für meinen Geschmack. Die Mannschaft schlägt sich trotz hohem spielerischen Potential einfach zu oft selbst. WIR haben ein dickes Problem in der Defensive, obwohl es auf dem Papier – noch -anders aussieht.

    Sicherlich ist es schwer, 2 Jahre in Folge die Spannung ,die man im Aufstiegskampf braucht, zu halten. Eine Erklärung für die teilweise fast mannschaftsweiten Ausfälle ist das aber auch nicht wirklich.

    Ich bin gespannt, wie die Mannschaft jetzt mit dem Verletzungspech umgeht ( sprich ihre Spielweise mehr auf Hosiner und ggf Gogia anpasst) und ob es eine Trotzreaktion gibt. Immerhin: Wir sind auch ohne Polter nicht schlechter als die Mannschaften vor uns…..

    Gegen Aue werden wir es sehen …..

  7. Dir Defensivprobleme gibt es ja mit wechselndem Personal und Trainern seit dem Aufstieg. Solange das durch eine starke Offensive kompensiert wird, ist mir das auch recht. Nur passiert das diese Saison zu selten, gerade angesichts des teuren Kaders.

  8. War schon immer ein Fan davon, mit Skrzybski ganz vorne zu spielen statt Polti. Der ist doch sehr statisch, für Verteidiger einfach zu bespielen und auch nicht so ballfest als Bobby Wood es war.

    Mit Skrzybski könnte meines Erachtens das Spiel variabeler werden, schwieriger zu verteidigen. Man braucht ja auch nicht immer unbedingt einen zentralen Angreifer, wir haben ausreichend torgefährliche Leute die dort auftauchen können (Hedlund, Gogia, Hartel, Kroos, Prömel, leider ist Kreilach weg). Deswegen keine Panik!

    Das grösste Problem ist eher die defensive Schwäche. Leistner war der letzte defensive Einkauf der richtig gut funktioniert hat (im Zentrum). Puncec war immer ein Wackelkandidat, Torrejon sah auch Freitag nicht immer sattelfest aus. Ohne die defensive Stabilität brauchen wir nicht an Aufstieg zu denken.

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