Blog State of the Union

Nicht schön, aber wichtig

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Das Trainerteam hat der Mannschaft nach dem Test gegen Horsens das Wochenende frei gegeben, was bedeutet, dass man auf Instagram viele Urlaubs- und Familienbilder sieht. Das gilt nicht für Marcel Hartel, der weiter bei der U21 ist, damit aber wohl auch ganz glücklich sein dürfte. Seine auffälligen Leistungen geben auch Grund, nocheinmal auf seine Vertragssituation zu schauen. Die Rückhol-Klausel, die Köln für den Mittelfeldspieler hat, greift wohl erst 2019 und für 2 Millionen Euro, wie der Kurier berichtet. Das eine interessante Detail, dass da noch fehlt, ist wie abhängig die Option von Ligazugehörigkeiten aller beteiligten Vereine ist.

Weil bei Union aber sonst nicht viel passiert, widmen wir uns auch hier einigen anderen – leider nicht besonders angenehmen – Themen.

Dialog und Strafe

Vorgestern gab es eine weitere Runde von Gesprächen zwischen DFB und Ultragruppen gab, um den Dialog zwischen beiden weiter zu führen, zu dem sich der Verband vor einigen Wochen verpflichtet hatte. Dabei gab es zwar scheinbar keine konkreten Ergebnisse, aber immerhin scheint der DFB in den Gesprächen Problembewusstsein gezeigt zu haben, etwa in Bezug auf für Fangruppen frustrierend uneinheitliche Bestimmungen zu zugelassenen Utensilien in verschiedenen Stadien.

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Auf das Treffen mit dem DFB bezog sich auch dieses Banner beim Spiel gegen St. Pauli, Photo: Tobi/unveu.de

Als eine weniger gute Nachricht dürfte bei Fans ankommen, dass ein Gericht die Weitergabe der DFB Geldstrafe gegen den FC Köln an deren individuellen Verursacher bestätigt hat.

Nicht nur Gespräche, sondern auch unterzeichnete Absichtserklärungen gibt es zwischen dem DFB und dem chinesischen Fußballverband.

Auch im Fußball

Dass in den letzten Wochen einige prominente Fälle von sexueller Gewalt bekannt wurden, hat so etwas wie eine globale Konversation über dieses Thema ausgelöst, in deren Zug viele Frauen ihre eigenen schmerzhaften Erfahrungen geteilt haben. Dass davon auch der Fußball nicht ausgenommen ist liegt nahe, zu Wort gemeldet hat sich nun Hope Solo, die langjährige Torhüterin der US-Nationalmannschaft. Dann-Fifa Präsident Sepp Blatter habe sie bei Ballon d’Or Gala belästigt, sagte Solo der portugiesischen Zeitung Espresso (auf Englisch) und dem Guardian. Blatter bestreitet die Vorwürfe.

Von diesem konkreten Einzelfall abgesehen scheint es sehr wahrscheinlich, dass das Problem auch im Fußball präsent ist, wie auch die Recherchen zu sexueller Belästigung von Minderjährigen im englischen Fußball zeigen. Ich fand zu diesem Komplex gestern dieses Statement der Schauspielerin Ellen Page sehr beeindruckend.

Robert Enkes Todestag

Ebenfalls beeindruckend, und leider ebenfalls nicht heiter, ist ein Text, den Per Mertesacker zum Todestag seines Freundes Robert Enke, der sich gestern zum achten Mal jährte. Mertesacker beschreibt in dem Text, der im Blog von Enkes Frau Teresa erschien, seine Gespräche und Erlebnisse mit Enke, die ihn nichts von dessen Krankheit ahnen ließen, weist falsche Klischees von Depression zurück und zieht daraus auch Lehren für (nicht nur, aber auch seine eigene) Arbeit im Nachwuchsfußball. Ein sehr lesenswerter Text.

Ich denke, das ist wichtig festzuhalten, nicht, um Robert irgendwie zu glorifizieren, sondern um zu verdeutlichen: Menschen, die von Depressionen getroffen werden, sind keineswegs schwach; es kann auch die Stärksten wie Robert treffen, weil es wie Krebs einfach eine Krankheit ist.

Schöne Dinge

Um einen harten Schnitt kommt man nach diesen Themen wohl nicht herum. Trotzdem oder gerade deshalb hier auch noch ein Verweis auf schöne Dinge, wie die Lesung im Rahmen der Photoausstellung der Eisernen Botschafter.

Bei der gab es nicht nur Auszüge aus veröffentlichten Texten (etwa dem von Ingo Petz in Alles auf Rot) zu hören, sondern auch aus Lopez Tagebüchern in den 80ern – dem Vernehmen nach ein großes Vergnügen.

9 Kommentare zu “Nicht schön, aber wichtig

  1. Ich habe gestern mit Andreas Lorenz gesprochen und bin entsetzt und enttäuscht, wie Teile unserer Fanszene mit ihm umgehen.

  2. Jan Grobi, wie denn?

  3. Sein tägliches Feedback: Egal, was Du machst – es ist auf jeden Fall falsch. Sei es der Alte-Försterei-Pullover (trägt er ihn, ist es Anmaßung – trägt er ihn nicht, ist es mangelnde Identifikation), sei es das einfache Bestreiten seiner fachlichen Qualifikation oder die spieltägliche Tapete auf der Waldseite. Kritik an dem, was er tut, war bisher nicht dabei. Nur an seiner Existenz.

  4. Es ist so einfach, aus der Masse mit Vorwürfen um sich zu werfen. Da kann man sich gut verstecken. Warum nicht mal einfach direkt, Nase an Nase ein Gespräch suchen, so ganz persönlich? Das würde ganz bestimmt Vorurteile abbauen.

  5. Mario Draghi

    „Als eine weniger gute Nachricht dürfte bei Fans ankommen…“

    Ich bin auch „Fan“ – finde es aber gut, dass Schäden in unserem Rechtssystem dem Verursacher angelastet werden und nicht irgend jemand anderem.

    • würde vorschlagen, das als ‚vielen|den meisten|einigen‘ zu lesen. in der sache ist das vor allem schwierig, weil die DFB Strafen eben nicht gesamtrechtsstaatlich gerechtfertigt sind, sondern allerhöchstens innerhalb des DFB einer Logik folgen. Diese Regeln dann der Allgemeinheit beziehungsweise members of the public weiterzugeben ist dann nicht ganz unproblematisch.

  6. Mario Draghi

    reden wir über das „wie“ oder über das „ob“? ich denke, formaljuristisch kann man über das „wie“ pro und contra finden. aber zu sagen, es ist nur (!) schlecht, „ob“ ein verursacher bestraft wird, widerspricht etwas meinem rechtsverständnis. zumal man in jedem rechtsstaatlichen verfahren auch die verhältnismäßigkeit der „vorinstanz“ überprüft werden kann.

  7. Mario Draghi

    PS: formaljuristisch erkennt man mit dem kauf einer Eintrittskarte die AGB des Veranstalters an, der den Käufer für alle von ihm verursachten Schäden haftbar machen kann…

    • @mario Draghi Ich für meinen Fall sehe das kritisch, so lange der genaue Schaden nicht nachgewiesen werden kann. Das trifft vor allem auf den Versuch zu, DFB-Strafen (für die es keine transparente Preisliste) auf die Verursacher umzulegen. Denn wieviel eine Person zu dem Schaden beigetragen hat, lässt sich normalerweise schwer beziffern. Außerdem gibt der DFB eben nur Gesamtstrafen für mehrere Vorfälle raus, ohne genau zu sagen, wie viel für welches Vergehen fällig wurden. Diese Sache könnte der DFB leicht beheben. Aber das ist bisher nicht passiert.

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