Blog State of the Union

„Im Verein sind die Leute lange mit wenig zufrieden gewesen“

Jens Keller steht momentan ein bisschen im Fokus. Wie ich finde zurecht. Gestern erschien im neuen Heft der 11Freunde ein etwas längeres Interview mit dem Trainer, das ein bisschen zeigt wie er tickt. Für Märchen und absurde Geschichten hat er keine Zeit und er weiß auch, dass seine Arbeit als Trainer schnell hinterfragt und er entlassen werden kann. Er zeigt sich wieder als gnadenloser Realist, der aber auch sehr schlagfertig und unterhaltsam ist und vor allem auch ehrgeizig.

Lest das Interview, wenn ihr es könnt. Es lohnt sich wirklich. Zwei Stellen fand ich besonders spannend. zum einen diese hier, in der er etwas auf die teilweise zu niedrige Anspruchshaltung bei Union im Verein und im Umfeld eingeht:

Screenshot: 11Freunde

Mir stößt es auch immer wieder auf, wenn Leute mit dem Klassenerhalt zufrieden sind. Nicht, weil ich die Chaos-Zeiten und die Zeiten der wirtschaftlichen not vergessen hätte. Das kann und werde ich wohl nie vergessen. Sondern weil ich der Meinung bin, dass bei einem gewissen Geldvolumen, das in die Mannschaft gesteckt wird (und das nicht erst seit dieser Saison, sondern schon seit Jahren), auch etwas dabei herauskommen muss, das dem Investitionsvolumen entspricht. Nur weil man ehrgeizig ist, heißt das ja nicht, dass damit die Union-Identität verloren geht. Die speist sich ja nicht allein durch die gemeinsame Erfahrung des Scheiterns. Gerade in den letzten über 10 Jahren nicht.

Ein anderer Punkt ist sehr persönlich, da er ihn als Trainer betrifft:

Screenshot: 11Freunde

Gerade im Hinblick auf Stinkefinger und andere Dinge wäre ich sehr dafür, da auch mal Fünfe gerade sein zu lassen. Von Trainern wird erwartet, dass sie sich auf einem moralischen Niveau verhalten, dass überhaupt nicht einzuhalten ist und dass sich auch überhaupt nicht mit dem sonstigen moralischen Niveau im Fußball (ich nehme uns Fans da nicht aus) deckt. Fußball ist dreckig, Fußball ist emotional, Fußball ist einfach. Deswegen lieben wir ihn. Aber jeder von uns kann sich vorstellen, wie authentisch Fußball in Wirklichkeit noch ist, wenn man Gefahr läuft, dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird.

Vielleicht ist das auch der Punkt, an dem wir solche Rückzugsorte wie das monatliche Fantreffen bei Union noch mehr zu schätzen lernen sollten. Denn das ist nicht selbstverständlich.

Der Blick von außen auf Union

Einen sehr vereinfachten, aber gerade deshalb interessanten Blick auf Jens Keller und Union hat die Frankfurter Rundschau zu bieten. Da kann man mal sehen, was vom komplexen Gebilde Union übrig bleibt, wenn man sich mal ein paar hundert Kilometer von Berlin entfernt. (Danke an Tom für den Tipp!)

Einen noch viel ungewöhnlicheren Blick von außen, nämlich aus Dänemark bietet der Nordschleswiger:

Da sind natürlich die drei Dänen bei Union von besonderem Interesse. Ich bin nicht überrascht, dass Kristian Pedersen sich selbst irgendwann in der Bundesliga sehen möchte. Da wären wir wieder beim Thema Ehrgeiz, das wir oben schon bei Jens Keller hatten.

Ich finde Henrik Pedersen Einschätzung des Linksverteidigers interessant:

Es haben sich viele unserer Spieler stark entwickelt, Kristian P. ist da absolut keine Ausnahme. Im Gegenteil! Der Sprung von der dänischen 1. Division in die 2. Bundesliga ist groß, aber er hat kaum eine Spielminute verpasst und legt ständig zu. Er ist defensiv ungemein stark, hat aber offensiv noch Luft nach oben. Wir arbeiten daran, wie er besser zum Flanken kommt.

Für Kristian ist alles sehr schnell gegangen, und es wäre vielleicht gut für ihn, wenn er noch eine weitere Saison bleiben würde. Er muss noch lernen, jedesmal seine Leistung zu bringen. Er ist bei Heimspielen immer gut gewesen und auswärts weniger, aber er hat gerade im letzten Auswärtsspiel vor 30.000 Zuschauern in Dresden sein bestes Spiel gemacht. Er wird irgendwann 1. Bundesliga spielen, aber er könnte auch mit Union den Sprung machen.

Die Pressekonferenz mit Jens Keller vor der Partie gegen 1860 findet ihr wie immer auf AFTV.

Und hier die Artikel der Berliner Medien von heute:

Da die Gartenzeit bald wieder losgeht, hier mal ein rot-weißer Gartenzwerg:

https://www.instagram.com/p/BQ0W2ZlFLx1lJQXSzSPOhOcVyVk_qIuyZlyY0U0/

1 Kommentar zu “„Im Verein sind die Leute lange mit wenig zufrieden gewesen“

  1. Kurt Ingles

    11freunden hat JK sicher ganz besonders gern ein interview gegeben, schließlich hatten die in ihrem vor-saison-heft prognostiziert, dass union (wieder) keine vier auswärtssiege schafft…

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