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Die verschollene Presseschau – Teil 4

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Als ich zu mir kam, empfing mich der Gestank von Terpentin und Schweiß. Der Sack, den man mir über den Kopf gezogen hatte, ließ nur bruchstückhaft Licht an meine Augen und die Fesseln, die meine Hände hinter dem Rücken zusammenhielten, waren eng geschnürt.

Ich orientierte mich so gut es ging und nach einiger Panik wurde mir bewusst, dass ich auf dem harten Boden eines Raumes mit tiefen Decken lag. In einiger Entfernung konnte ich dumpfe Stimmen wahrnehmen. Ein Radio übertönte sie blechern, so dass ich nicht verstehen konnte, was sie sagten.

Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass ich mich in einem Kellerraum befand – der modrige Geruch und der harte Boden waren unverkennbar. Nach der ersten Orientierung versuchte ich meine Fesseln zu lockern, doch alles Zerren führte nur dazu, dass der Kabelbinder noch tiefer in meine Gelenke schnitt als vorher. Ich neige selten zum Jammern doch diese Situation brachte mich dann doch dazu, mit meinen Entscheidungen zu hadern.

Ich blickte auf all die Ereignisse der letzten Tage zurück, die mich an diesen Punkt in meinem Leben geführt hatten und noch während ich überlegte, wen ich da oben so grandios verärgert hatte, dass all dies ausgerechnet mir passierte, hörte ich die Stimmen näher kommen.

Konnte das sein? Mein Kopf brummte noch anständig und die furchtbare Musik aus dem Radio tat ihr übriges, aber eine der Stimmen kam mir doch sehr bekannt vor. Eine klare, bestimmende weibliche Stimme, die den anderen in diesem Moment eindeutig Anweisungen zu geben schien.

Ich blieb ruhig liegen und atmete nur, wenn es unbedingt nötig war. Ich wollte nicht zu früh verraten, dass ich mittlerweile aufgewacht war. Mittlerweile standen die Stimmen nur noch wenige Meter von mir entfernt, so dass ich klar hören konnte, dass sie sich über mein Schicksal unterhielten.

In diesem Moment ertönte aus dem Radio das unverkennbare Jingle zur vollen Stunde und eine Bariton-Stimme begann, die Nachrichten vorzulesen. Ich war irritiert und kurz abgelenkt: Ich war bisher davon ausgegangen, nur ein paar Stunden bewusstlos gewesen zu sein. Nach dem, was ich da im Radio hörte, war ich jedoch einen ganzen Tag ausser Gefecht.

Da war das Interview mit dem Trainer, das es gestern eindeutig noch nicht gab. Auch die Fragen an Hosiner waren mir völlig neu. Sollte ich diese tatsächlich so lange verschlafen haben?

Ich schüttelte in Gedanken den Kopf und riss mich zusammen. Ich konnte mich aber jetzt nicht mit den Nachrichten aufhalten. Ich musste eine Lösung für mein Dilemma finden. Denn die Stimmen hatten soeben beschlossen, dass sie den lästigen Schnüffler endgültig beseitigen wollten.

Und „den Anderen“ gleich mit. War ich also nicht alleine in meiner Situation? War noch jemand anders mit mir hier gefangen?

All das raste durch meinen Kopf.

Erschwert von der Tatsache, dass ich mir ziemlich sicher war, in der Stimme, die hier die Anweisungen gab, relativ deutlich meine Auftraggeberin erkannt zu haben.

… Fortsetzung folgt.

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