Blog

Bis dann mal wieder.

Das ***textilvergehen*** hat hohen Besuch. Nicht Steinmeier. Nicht Merkel. Viel besser: Milan nämlich, dem ich immerzu sage: schreib, und komm endlich aus den Kommentaren raus, die sind länger und besser als die meisten meiner Texte. Hat er gemacht. Hab ich mich gefreut. Ach was, ich strahle immer noch :) Danke, Milan!

Kennt jemand Monk? Mein Rekord ist 12 Folgen am Stück a 50 Minuten mit dem Detektiv, der alle psychischen Krankheiten der Welt hat und drei, die noch nicht entdeckt wurden. Er wohnt in San Francisco und hat neben seiner Angst vor Milch auch Angst vor Gletschern.

Seine Macken machen seinen Alltag zu einem abenteuerlichen Überlebenskampf, ich muss oft an ihn denken. Ich rühre z.B. kein Essen an, auf das Petersilie gestreut wurde. Versucht mal in Deutschland essen zu gehen mit Petersilienabscheu. Selbst die klare Ansage, ´bitte ohne Petersilie` hilft nicht gegen den Reflex des Kochs auf Pasta, Rumpsteak und Pommes eine Handvoll Petersilie zu werfen. Das ist eingebaut wie Atmen.

Meine Reflexe machen mir auch Sorgen, vor allem wenn sie im Widerspruch zur üblichen Gelassenheit stehen. Ich vertrage parteiübergreifend keine Fernsehpolitiker. Auf eine Analyse ihrer Zwänge, sich den Medien zu verkaufen, verzichte ich, es reicht hier die Feststellung, dass sie sich verkaufen. Nichts Schlimmes an sich, außer dass sie es nicht zugeben. Vielleicht versuchen sie ja zu Hause, eine ehrliche Haut zu sein, im Wahlkampf jedenfalls ist ihnen das strengstens verboten. Ich will diesem miserablen Theater nicht ausgeliefert sein.

Wenn ich so etwas im Fernsehen erlebe, bin ich mit meiner Neugier selbst Schuld, die Plakate auf der Straße ignorieren ist schon eine Leistung, zu der ich nicht im Stande bin.

Petersilie.

Ich will mich nicht beklagen, denn es gibt genügend Orte, die frei sind von solchen Belästigungen. Die Kneipe, ein Garten, der Wald, das Zuhause, mein Stadion … alles Orte, in denen Frank Walter Steinmeier nicht repräsentiert wird. Dachte ich, denn das Stadion muss ich nun streichen. Eben habe ich mich noch lustig gemacht über einen Verein, der Angela Merkel als Ehrenmitglied genommen hat und nun das. Petersilie.

Mein Verein, dessen Kontakte zur Wirtschaft lebenswichtig sind, hat es bis hierher ohne Politiker oder besser trotz solcher Politiker geschafft. Frank Walter ist ganz und gar unschuldig am Verein, am Stadion, an unseren Problemen und unseren Erfolgen und ich frage mich nun nach dem Sinn, ihn als Ehrengast zu präsentieren, wo es doch landläufig heißt ´Ehre, wem Ehre gebührt´. Und ich frage mich mit Monkscher Panik beim Anblick von Ratten, ob eine Ehrenmitgliedschaft für den Kanzlerkandidaten drin ist. Petersilie.

Gerne erinnere ich mich an einen Besuch von Eberhard Diepgen, der als Bürgermeister von Berlin vor Jahren die alte Försterei besuchte und vom Stadionsprecher begrüßt wurde. Gnadenlos ausgepfiffen und runtergebuht erzählte er am nächsten Tag dem Kurier, wie toll die Atmosphäre dort sei und wie gut ihm das alles gefallen hat. Ein echter Profi eben. Petersilie.

Gerade spiele ich mit dem Gedanken, ein Bund Petersilie zu zerkauen. Ich muss härter werden.

7 Kommentare zu “Bis dann mal wieder.

  1. MalerMario

    1. Preis für den weitesten hergeholten Zusammenhang in einem Fußballblog.
    Tip: versucht es mal mit Klee, also nicht mit Dajana, sondern nicht so über den grünen loben.

  2. @MalerMario was mir am herzen liegt, werd ich immer hoch halten. milans texte gehören definitiv dazu.

    außerdem war ich´n leidschaftlicher monk-kucker. aber lieber die alten folgen, mit cherona, nicht die mit natalie :)

  3. So unterschiedlich kann das sein, ich mag Natalie lieber, eigentlich guck ich Momk nur wegen ihr. Und wegen Stotllmeier und wegen Ljutennend Disher und wegen den Autoren, die es immer wieder schaffen, die aberwitzigsten Ideen ins Format zu pressen. Und Monk! Ein naturgemäß gnadenloser Egozentriker, den trotzdem jeder lieb haben muß.

  4. cherona ist ´n kracher, ´ne wunderbare proll-braut. kurze röcke. kodderschnauze. kreischend laut. immer ´n bißchen daneben. dabei sympathisch zu wirken, ist unvorstellbar schwer. natalie ist vergleichsweise zuckerniedlich, die zu mögen ist leicht. das liegt nicht an der schauspielerin, ich fand einfach toll, dass man monk zunächst eine so starke und gegensätzliche figur an die seite gegeben hat. in meiner wg im wirklichen leben hätte ich aber auch lieber natalie als cherona.

  5. Danke Milan. Es ist ein alter Reflex zu pöbeln, wenn Politiker ein Stadion besuchen. Und dann Union. Ein Verein, der seine ursprüngliche Identität aus der Abgrenzung zur Politik eines bestimmten Landes zog. Und jetzt? Wir wissen, dass wir damit leben müssen, dass sich Politiker im Abglanz eines bestimmten Erfolges sonnen. Immer in der Hoffnung, dass auch etwas Glanz bei Ihnen hängenbleiben wird. Aber wir benötigen den Kontakt. Wie schwer es ist, ohne den Kontakt bestimmte Dinge zu stemmen (Stadionbau) wissen wir aus leidvoller Erfahrung. Im Zweifelsfall die Faust in der Tasche. Für den Verein.

  6. Ich liebe Monk. Seine Macken, sein Leiden am Verlust und sein Willen weiterzuleben.
    Ich lebe mit Reflexen. Als heute die Anzugträger mit den Damen im Kostüm über die Baustelle liefen und in die zahlreich anwesenden Kameras sinnfrei Statements abgaben, als wäre dieses Stadion auf ihrem Mist gewachsen, hatte ich das grosse Bedürfnis mit Schraubschlüsseln zu werfen. Den gaaaanz grossen.

    Plötzlich sind sie alle da und versuchen in Besitz zu nehmen. Wie die Fliegen auf nen Honigtopf.
    Ich weiss, es gehört irgendwie dazu, es verhindert nicht mein Bedürfnis nach riesigen Schraubenschlüsseln.

    Ein schön geschriebener Text Milan. Spricht mir aus dem Herzen.

  7. Tja Milan, das hättst wohl nicht gedacht, das die illustre Ehrentribüne mit keinem Wort moderiert wurde. Absolut Union. Selbstbewußt und geil.
    Es gibt einen Fußballgott!! Der wohnt bei uns.

Schreibe einen Kommentar zu Milan Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert