Blog

Unions neue Kompetenz-Kompetenz

Der neue Mann an der Seite von Uwe Neuhaus heisst Nico Schäfer. Der 42-jährige, der zum 1.7. seine neue Rolle als „kaufmännisch-organisatorischer Leiter der Lizenzabteilung“; ein Titel, der jede Visitenkarte sprengt; antritt, beerbt damit offiziell Christian Beeck. Soweit die nüchternen Fakten.

Als Fan frage ich natürlich bei solchen, nach aussen hin, recht abrupt kommunizierten Wechseln, nach der Notwendigkeit und den Ursachen. Beides versuchte Dirk Zingler auf der heutigen Pressekonferenz zu beantworten.

Der Grund für die Trennung von Christian Beeck liegt für Präsident Dirk Zingler in der fehlenden Kompetenz Christian Beecks für die kaufmännischen Aufgaben, die auf den Verein in naher Zukunft zukommen werden. Als Beispiel nannte Dirk Zingler hier den anstehenden Neubau der Haupttribüne und die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Lizenzspielerabteilung. Er betonte mehrmals, dass es keinen singulären Vorfall gegeben hätte, der zur Trennung von Christian Beeck geführt habe. Man habe sich im Präsidium gemeinsam darauf verständigt, die sportliche Leitung der Lizenzabteilung vollständig an Uwe Neuhaus zu übertragen und mit der Verpflichtung Nico Schäfers die kaufmännische Kompetenz in diesem Bereich zu stärken.

Überhaupt fiel dieses Wort recht häufig im Verlauf der heutigen Pressekonferenz: Kompetenz. Man wurde nicht müde zu betonen, dass mit Nico Schäfer genau die Kompetenz bei Union Einzug halten würde, die bisher nicht vorhanden war. Und zwar nicht kaufmännische Kompetenz „im Bereich Beton“, wie Dirk Zingler betonte, denn die hätte er selber, sondern „sportlich-kaufmännische Kompetenz“. Mindestens genau so oft wurde das umfassende Netzwerk an Kontakten erwähnt, das Nico Schäfer mit zu Union bringt und aus dem er neue Partner für den Verein gewinnen will.

Die Zusammenarbeit mit den Verbänden verbessern, die Lizenzabteilung bei Union kaufmännisch umstrukturieren, Kontakte knüpfen und sein umfassendes Netzwerk bei Union (auch in der Zusammenarbeit mit UFA Sports) einbringen. Das sind die Ziele, die Nico Schäfer sich selber bei Union steckt. Der Frage nach einem eventuellen neuen Hauptsponsor aus seinem reichhaltigen Netzwerk von Wirtschaftskontakten wich er geschickt aus und verwies auf die kommenden Wochen. Alles in allem klang das, auch wenn es für Fan-Ohren vielleicht nicht genug ist, professionell und unaufgeregt.

Aus Neuverpflichtungen will er sich sportlich heraushalten und nur die wirtschaftliche Seite der Kadergestaltung übernehmen, was für mich bedeutet: Abnicken von Neuverpflichtungen, wenn sie in den Etat passen und Abbremsen von Transfertätigkeiten, wenn das Geld knapp wird. Nach eigener Aussage trägt Nico Schäfer den Vereinskurs der langsamen und stetigen Entwicklung ohne Verlust der eigenen Identität zu 100% mit – sowohl in sportlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Dabei wollten sich weder Dirk Zingler noch Nico Schäfer  Details zum Neubau der Haupttribüne entlocken lassen – obwohl sie nicht müde wurden gerade die Haupttribüne als Grund für die jetzige Neuordnung zu erwähnen. Die einzige Aussage dazu war, wie immer, dass es offizielle Verlautbarungen geben wird, „wenn es etwas zu sagen gibt“. Auch das wird sich also unter Schäfer nicht ändern.

Bleibt die Frage nach Christian Beeck. Der hat ja offiziell noch Vertrag bis 2012. Mit ihm strebt Präsident Dirk Zingler eine vernünftige Lösung „unter Unionen“ an, die beide Seiten zufrieden stellt. Etwas anderes, als dass Union Beeck die verbleibenden Monate ausbezahlt, kann ich mir hier eigentlich nicht vorstellen. Die Trennung von Christian Beeck ist also, wenn auch anscheinend nötig, doch eine teure. Von Königsmord zu sprechen, halte ich dabei für übertrieben. Eines ist jedoch sicher: Durch diese, nun auch offiziell so genannte, Umstrukturierung ist der Umbruch, der von Seiten Unions vorher immer verneint wurde, endgültig im Forsthaus angekommen.

Meint man es gut mit unserem Verein, kann man in dieser Entscheidung einen weiteren Schritt Richtung Professionalisierung sehen. Nimmt man die Fanreaktionen als Maßstab, die sich seit Bekanntwerden der Entlassung Beecks in den Foren und Facebooks dieser Welt ergießen, ist es ein weiterer Schritt in Richtung Apokalypse und vollständigem Ausverkauf an den Westen. Irgendwo dazwischen wird sicher die Wahrheit liegen.

Geben wir Nico Schäfer eine Chance, seinen heutigen Worten Taten folgen zu lassen.

15 Kommentare zu “Unions neue Kompetenz-Kompetenz

  1. Sehe ich auch so. Ich stehe dem Bullshit-Bingo wie du es beschreibst zwar auch kritisch gegenüber, hoffe aber ebenfalls auf einen „sanften“ Übergang hin zu einer sicherlich sinnvollen Professionalisierung in einigen Bereichen. Gleichzeitig musste ich bei der Nachricht aber auch immer an das schöne Feature „Unsere Liebe. Unsere Mannschaft. Unser Stolz.“ (http://bit.ly/lTOeUf) denken. Hoffen wir, dass sich die Wirklichkeit nicht nach entweder und oder zu richten hat. ;)

  2. erzählen kann man viel auf der PK. Die UFA hat damals auch viel auf der PK erzählt…

    nein, lieber schändet man sein eigenes Fleisch und Blut…

  3. @Martin: Ich weiß was Du meinst, sehe aber in dem Wechsel an der Position keinen wirklich Widerspruch zu „Unsere Liebe…“. Mit der Taktik alles so zu lassen, wie es ist, reagiert man schlecht auf einen sich ändernden Markt wie Profifußball.

    @Latte: Hast Du einen konkreten Anlass Nico Schäfer nicht zumindest ein Grundmaß an Vertrauen zu schenken, dass er das, was er auf einer PK sagt, auch erreichen will?

  4. Saarländer

    Tja der König ist tot, lang lebe der König? Mitnichten, zumindest nicht bei Union, wenn man sich im Forum bewegt. Ich werde Tick, Trick und Track auf der PK vermissen. Ich kann aber auch nicht sagen, ob die „Entlassung“ gerechtfertigt war, dafür habe ich zuwenig Einblick in die Arbeit von CB. Es wäre mal interessant zu erfahren, welchen Anteil er am vergangenen „Erfolg“ wirklich hatte. Was ich aber durchaus beurteilen kann, und da sollten wir mit Argusaugen darüber wachen, ist wie der Verein jetzt mit CB umgeht und ihn verabschiedet. Ich bin mir sicher, dass unser neuer Leiter „alles außer Sport“ CB weder ersezten kann noch es will.. Wir tauschen Identität und Charakter gegen einen in die Zukunft ausgestellten Wechsel auf wirtschaftlichen Erfolg.. ob das mehr an (erhofftem) wirtschaftlichen Erfolg diesen Schritt rechtfertigt kann man ja mal in ein/zwei Jahren diskutieren.

    Eisern Rapha

  5. honeypie

    also ich finde den vorherigen beitrag zum thema bestätigt. gesichtsverlust.

    der herr macht/hinterlässt den eindruck eines managers – glatt, nichtssagend. wenn es nicht klappt, so wie in essen oder bei der vva, geht er eben zu einem anderen arbeitgeber bei dem er durch vielreden und kompetentes aber teueres nichtserreichen besticht. hauptsache die krawatte sitz, ist teuer und der dienstwagen ist schick.

  6. @honeypie
    Wahnsinn, was du so per Ferndiagnose alles über den Mann weißt – beeindruckend.

  7. honeypie

    ooch, frau hat da so ihre instinkte. aber ich kann mich auch total irren…

  8. Naja, eins ist klar. Er ist kein Unioner. Unioner gehen durch schlechte Zeiten. Das muss er erst beweisen, das gilt aber auch für andere.

  9. Sohle: Wenn wir nur noch „echte Unioner“ einstellen, dann wirds bald recht leer in der Geschäftsstelle und im Kader.

  10. So ein Ereignis fesselt immer Stunden am Rechner auf der Suche nach guten Nachrichten. Hab ein paar Rosinen herausgepickt und kopiere sie mal her:

    Aus http://old.jawattdenn.de/saison/Interview_schaefer2.php3?style=2

    vor 5 Jahren etwa „““Als Kind war ich Anhänger von Hertha BSC, bin auch zu den Spielen gegangen, als die in der Oberliga kickten. Aber inzwischen hat sich das gelegt, denn der Verein ist mittlerweile alles andere als zuschauerfreundlich. Wenn man dort hinkommt, erscheint es einem, als ginge man zu einer reinen Werbeveranstaltung. Trotz sportlichen Erfolgs in der Hauptstadt unseres Landes, der größten Stadt der Republik, kommen dort im Schnitt gerade mal 30 – 40 000 Zuschauer zu den Spielen. Irgendwas müssen die doch falsch machen … „““““

    Oder selbe Seite

    „““Wichtig ist, dass wir in Deutschland ein Alleinstellungsmerkmal behalten und das ist Fußball pur an der Hafenstraße. Dies kann man bei anderen Vereinen aus dem näheren Umfeld, die kürzlich bauten, nicht mehr so ganz behaupten. RWE soll auch im neuen Stadion ein Verein zum Anfassen bleiben. „““

    2009 dann beim Abgang vom RWE http://www.jawattdenn.de/jawattdenn/ich-sach-ma/nico-schaefer-scheidet-als-geschaeftsfuehrer-aus.html

    „“““Nach dem bitteren Abstieg in die Regionalliga hat Nico Schäfer den Posten des Geschäftsführers im Verein gestrichen, sich also quasi selbst entlassen.

    Nun verlässt Nico Schäfer Rot-Weiss Essen und wir, die wir zurückbleiben, können uns nur noch bedanken:

    Wir bedanken uns für seriöse Arbeit und die Zeit, die Du für Rot-Weiss Essen aufgebracht hast!

    Wir bedanken uns für das Vertrauen, das du durch deine Arbeit in der Wirtschaft erzeugt hast!

    Wir bedanken uns dafür, dass der Skandalverein RWE nicht mehr so schlecht beim DFB gelitten ist! „““

    Uwe Neuhaus hat sich nach seinem Rauschmiss beim RWE auch schon sehr positiv über Schäfer geäußert, was nicht zwangslaüfig gegen Schäfer sprechen muß.
    Ich mag so gar nichts zum Thema sagen, aber vom Feeling her hab ich eion gutes Gefühl

  11. honeypie

    eifrige gärtner auf fast noch naturbelassenen sommerwiesen mit wildblumen. auf dass alles ein gepflegtes, gerades beet werde… vermarktbare potentiale planbar gemacht…

    und wenn es nicht klappt wächst kein gras mehr und die gärtner sind weg

    ein weiterer schritt zur professionalisierung des lebens.

  12. @robert Hä? Keiner sagt, dass wir nur echte Unioner einstellen sollen.

  13. BimmelBammel

    abwarten was passiert…mehr kann man ja momentan nicht machen.

    Ich denke der grösste druck wird nächste Saison auf Uwe Neuhaus lassten und nicht auf Nico Schäfer…

    Herr Schäfer wird eher im hintergrund schalten und walten und man wird wenig von ihm mitbekommen (hoffe ich zumindest…es kann natürlich sein das mit Nico Schäfer eine Medienhure bei union einzieht…aber als erstes geh ich ma nur vom guten aus) aber der aufschrei wenn es nächste saison nicht so läuft wird Uwe Neuhaus mit voller wucht treffen. Ich glaube nicht das es da so entspannt und mit soviel rückendeckung abläuft wie am anfang der abgelaufenen Saison wo die Zeitungen schon den untergang von Neuhaus prophezeit haben.

    alles in allem sind das aber nur vermutungen und erst die zeit wird zeigen was nun wirklich passiert.

  14. Ich bin ganz bei @bimmelbammel. Uwe Neuhaus wird nächste Saison ungefiltert Gegenwind bekommen. Bisher gab es die Möglichkeit, Christian Beeck vorzuschicken. Ich erinnere mich an die bittere Pressekonferenz, als Beeck öffentlich als Sündenbock alle Verantwortung für das Testspiel von RoteBrause Leipzig aufgeladen bekam. Bin mal gespannt, wer als nächstes vorgeschickt wird. Ist ja kaum einer mehr da.

    Ansonsten fehlt noch ein neuer Trainer für die U23. Und Ansagen, wie die Nachwuchsmannschaft aussehen wird. Inklusive der Verkündung des Ziels: Wir wollen übernächste Saison Regionalliga spielen.

    @milan Ich hoffe, dass alle bei Dir zwischen den zeilen lesen können.

  15. @Sebastian- du überraschst mich, ich kann selbst nichts zwischen den Zeilen finden.

Kommentare sind geschlossen.