Blog State of the Union

Eine Niederlage zu einem produktiven Zeitpunkt?

Wenn es um „psychologisch günstige“ oder im Saisonrhythmus kompensierbare Gegentore oder schlechte Ergebnisse geht, lassen sich für viele Konstellationen Narrative basteln. Im Fall von Unions Niederlage vor der Länderspiele könnte das zum Beispiel so aussehen: Damit haben Mannschaft und Trainer-Team vor der Länderspielpause ein Spiel erlebt, in dem Union seine Stärken nicht zur Geltung bringen konnte.

Union Berlin Fofana Bonucci
Leonardo Bonucci ist nicht bei der Nationalmannschaft und kann mit Union trainieren.

Was das war, nennt auch Robin Knoche im Pressegespräch (Kurier, Kicker). Der wichtigste Punkt war, dass Union aus Ballgewinnen zu wenig gemacht hat, weil Pässe in die Offensive und deren Anschlussaktionen zu unpräzise waren; der zweitwichtigste, dass es zu wenige Zweikämpfe mit Ballgewinnen gab, um daran etwas zu ändern.

Gerade mit einigen der Neuzugänge gibt es dabei noch Potential, die Abläufe in Unions Spiel unter Wettkampfbedingungen noch mehr zu verinnerlichen. So hat man die Qualitäten von David Datro Fofana in der Ballverarbeitung und im Dribbling schon gut gesehen, kann er aber noch an seiner Entscheidungsfindung im System arbeiten. Da ist hilfreich, dass er in der Länderspielpause auch bei Union ist, nachdem er Ende vergangenen Jahres auch schon zwei Spiele für die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste bestritten hat. Für ihre Nationalteams nominiert sind dagegen Alex Král und Brenden Aaronson, die also mit weniger Zeit an ihrer weiteren Integration (Berliner Zeitung) arbeiten müssen.

Auf Länderspiel-Reisen sind auch Robin Gosens (DFB), Aljoscha Kemlein (DFB U20), Frederik Rønnow (Dänemark), Josip Juranovic (Kroatien), Jerome Roussillon (Guadeloupe) und Aissa Laidouni (Tunesien).

Leonardo Bonucci, der zuletzt im Juni in der ‚Nations League‘ für Italien gespielt hat, ist ebenfalls nicht nominiert und trainiert in Köpenick.

Protest gegen das Konstrukt

Das nicht sportliche Thema, das vom Spiel am vergangenen Wochenende hängen geblieben ist, war die Form des Protests gegen die Existenz des Gegners. Darüber haben wir auch in unserer Podcast-Folge zum Spiel gesprochen.

Eine Frage dabei war, ob das 15-minütige Schweigen noch ein probates Mittel ist, die Ablehnung des Konstrukts zum Ausdruck zu bringen, oder ob es vielleicht zu einfach für übertragende Sender Rechteinhaber ist, dieses Zeichen zu übergehen. Auch dazu gibt es aber verschiedene Wahrnehmungen. Und es ist vielleicht kein Zufall, dass gerade Texte für ein weltweites Publikum nicht darüber hinweg gehen. Das ist etwa im Bericht von Associated Press so. Und das schreibt ein Reporter von The Athletic über den Protest:

Union’s Alte Forsterei is a bear pit.

It is loud, the touchlines are tight to the stands and the home terrace behind the goal bounces with life for an hour before every game, an hour after it, and all the time in between. It is one of the great spectacles in the Bundesliga. The capo on his scaffolded platform, the drummer beating rhythm beside him, and the great mess of noise and life beneath them; that is the club’s heart and soul.

But before Sunday’s game kicked off, there was no capo and no drum. The platform was empty. It remained that way when the referee started the match and the entire terrace was still and silent.

Even as crosses began to fly into the box and the players started to thunder into each other, there was barely a sound. Down the other end, the visiting Leipzig fans chanted and their red and white pyrotechnic smoke billowed out from the far corner, but for 15 minutes — aside from the puffs of cigarette smoke, cries for fouls and free kicks and the occasional ripple of applause — Union did not answer.

It was a protest – and it has happened before.

Back in August 2019, Union played their first game in the Bundesliga against RB Leipzig. That day, like Sunday, the silent demonstration was intended as an atmosphere boycott and to demonstrate the importance of fans to the game. Reading about it is one thing. To experience it is another. It was profound and powerful. And strange — just one of the many oddities on a curious afternoon. […]

Yet, by far the afternoon’s most impactful moment was the muted scream in its opening act. Eventually, on the 16th minute, it was broken by a great outburst volley of noise.

„Bewegend und wirkmächtig“ nennt der Autor diesen Protest also, was zeigt, dass es vielleicht auch unsere Gewöhnung daran ist, die dazu führt, dass wir das nicht mehr immer so wahrnehmen.

Champions League-Kader

Union hat den von der UEFA geforderten Kader für die Champions League Gruppenphase benannt.

Auf dieser Liste fehlen unter anderem die beiden Neuzugänge Mikkel Kaufmann und Benedict Hollerbach. Für das Standing der beiden im Kader ist das natürlich kein unglaublich gutes Zeichen. Aus dem Profikader nicht im Aufgebot genannt ist außerdem András Schäfer, was sich natürlich schon daraus erklärt, dass er bis auf weiteres nicht zur Verfügung steht und so keinen Kaderplatz einnehmen kann. Wir müssen aber eben auch davon ausgehen, dass diese Verletzung noch langfristig ist.

In Unions CL-Kader stehen 24 Spieler, eigentlich wären 25 möglich. Darunter müssten aber vier im eigenen Verein ausgebildete Spieler sein, Union hat mit Torwart Yannic Stein, Laurenz Dehl und Aljoscha Kemlein aber nur drei aufzubieten.

Mit Unions Champions League Qualifikation spielt auch die U19 international gegen die gleichen Gegner wie die Profis. Das sind die Termine für diese Spiele.

Podcasts zum Spiel und zur Champions League Auslosung (wir haben in unserer Folge auch über unsere Reisepläne gesprochen) gibt es auch von Mattuschka’s Right Peg und Kiek an

1 Kommentar zu “Eine Niederlage zu einem produktiven Zeitpunkt?

  1. Trimmel war diese Woche auch zu Gast im „Der Sechzehner“ Podcast von Ewald Lienen und Michael Born, oder hab ich den Verweis hier überlesen? https://dersechzehner.podigee.io/204-trimmel-bonucci-bvb

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