Blog State of the Union

Ich hätte auch zwei unverdiente Punkte mehr genommen

Union hat gestern Abend in Wolfsburg 1-1 gespielt. Das war gleichzeitig ein glückliches und ein ärgerliches Ergebnis. Denn einerseits war Wolfsburg zwar nicht unbedingt spielbestimmend, hatte aber deutlich die größeren Torchancen, sodass Union mit dem Remis ‚gut bedient‘ war. Aber andererseits ging dem nach Josip Juranovics Elfmeter eben eine Führung voraus, und war so auch ein Sieg möglich. Überhaupt kein Unentschieden war das Spiel übrigens offenbar stimmungsmäßig, sondern in dieser Hinsicht mindestens ein 3-0 Auswärtssieg.

Sportlich weiß man so aber eben vielleicht nicht ganz, was man von dieser Partie halten soll. Nicht nur wegen des ambivalenten Ergebnisses, sondern auch, weil das Spiel insgesamt sehr zerfahren war und nicht wirklich einen Rhythmus hatte. Positiv lässt sich sagen, dass Union (wieder) gut ins Spiel kam, und auch später einige Phasen hatte, in denen man aktiver war und zumindest ansatzweise auch gefährlich wurde. Aber es gab eben auch wieder unnötige Ballverluste und Fehlpässe, die einige von Wolfsburgs Großchancen ermöglicht haben, sowie Momente, in denen Union defensiv nicht präsent genug war um zu verhindern, dass aus Wolfsburgs individueller Klasse Gefahr entsteht. Aber gerade vor dem Hintergrund der Belastung der englischen Wochen ist das auch verständlich. Den gefragten Aufwand in dieser Situation und mit kurzer Präparationszeit betonte auch Urs Fischer in der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Union Berlin - Wolfsburg: Parade von Frederik Rönnow
Frederik Rönnow hat Union gegen Wolfsburg mit einer weiteren Top-Leistung im Spiel gehalten. Photo: Matze Koch.

Zugleich wurde Unions Offensivspiel gestern Abend weniger variabel, umso länger das Spiel dauerte. In der zweiten Halbzeit waren es fast nur noch Angriffe nach dem Schema langer Ball, Kopfballablage nach vor und Hereingabe, die immerhin auch zur Elfmetersituation mit einem Foul an Aissa Laidouni führten.

Klar ist aber: Ein Unentschieden in Wolfsburg ist ein sehr gutes Ergebnis für Union. Nicht nur, weil es der erste Punktgewinn in einem Pflichtspiel in diesem Hexenkessel überhaupt ist (ein 3-0 gegen Wolfsburg II in der Regionalliga nicht mitgezählt). Sondern auch, weil Union damit einen zehn-Punkte-Vorsprung auf Wolfsburg verteidigt hat, die auf dem ersten wahrscheinlichen nicht-Europa-Platz stehen.

Presseschau

Auch der Ton der Spielberichte der Berliner Presse spiegelt die Zwiespältigkeit des Ergebnisses:

Podcast

Wir haben gestern ausnahmsweise gleich nach dem Spiel in Wolfsburg unseren Podcast dazu aufgenommen, in kleiner Besetzung von nur Sebastian und mir. Darin sprechen wir über das Spiel gegen Wolfsburg an sich und ein bisschen darüber, wie wir Unions aktuelle Formkurve einschätzen, die mit fünf Unentschieden und je einem Sieg (Ajax…) und einer Niederlage (Bayern…) in den letzten sieben Spielen einiges an Interpretationsspielraum lässt. Spoiler: Wir sind weiterhin weit davon entfernt, unzufrieden zu sein, sehen aber auch, dass die lange Saison mit vielen Spielen der Mannschaft zu schaffen macht.

Einen Podcast zum Spiel gibt es auch schon von Taktik & Suff, in dem es unter anderem um ein Wetttrinken gegen den DFB-Pokal geht.

In unserem Podcast haben wir außerdem noch einmal auf das Hinspiel gegen RUSG zurück und das Rückspiel im Europapokal-Achtelfinale in drei Tagen vorausgeschaut. Daran zu denken macht klar: Europäische Saison sind geil und haben Suchtpotential. Ich bin mir gar nicht sicher, ob man dabei wirklich die Dosis oder Potenz der Droge immer weiter steigern muss, aber wir haben trotzdem auch ein bisschen über eine mögliche Champions-League-Qualifikation gesprochen (zur Erinnerung: Union, das Konstrukt in Leipzig und Freiburg liegen aktuell punktgleich auf Platz 3-5, Frankfurt folgt mit fünf Punkten Rückstand auf #6).

Noch einen Schritt weiter gehend haben Spiegel Redakteur:innen Urs Fischer in einem Interview gefragt, ob er von der Meisterschaft mit Union träume. Die Antwort ist typisch Urs:

Ich? Nein! Zwischendurch vielleicht einen Albtraum, wenn ich einen Horrorfilm schaue. Die vertrage ich nicht so gut. Sollte ich nicht schauen. Sonst träume ich wirklich wenig. Aber es ist doch gut, dass Menschen träumen. Manchmal hilft dir das auch dabei, einen Schritt weiterzukommen. Ich selbst bin zu sehr in der Realität verankert, im Hier und Heute. Träumen ist Zukunft.

Das gilt auch für den Rest des Interviews, in dem Fischer alles andere als ausufernd antwortet, aber zwischendurch doch immer wieder Sätze fallen, die ein treffendes Licht auf seine Arbeit und die des Sports bei Union insgesamt werfen. Zum Beispiel seine Antwort auf die Frage, ob Spieler ihn auf private Probleme ansprechen können: „Natürlich, die Jungs wissen, dass Privates bei uns an erster Stelle steht. Es gibt nichts Wichtigeres.“

Union-Frauen

Die Union-Frauen haben bei der zweiten Mannschaft von Werbung Leipzig mit Toren von Dina Orschmann, Lisa Heiseler und Luise Wildner 3-1 gewonnen. Spielberichte dazu gibt es von Union wie immer auf Deutsch und Englisch. Damit haben sie die Position auf Platz 2-3 der Tabelle noch mehr gefestigt. Viktoria, die nur das Auftaktspiel gegen Union verloren und sonst alles gewonnen haben sind aber weiter enteilt, und haben jetzt in 16 Spielen ein Torverhältnis von 100:11.

Und sonst so

Ab heute gibt es Karten für das Auswärtsspiel im DFB-Pokal-Viertelfinale (ja, Union ist schon wieder nur ein gutes Spiel davon entfernt, es wieder ins Halbfinale zu schaffen) in Frankfurt.

3 Kommentare zu “Ich hätte auch zwei unverdiente Punkte mehr genommen

  1. Bei der PK nach dem Spiel, bekommt mann das Gefühl das Fischer wohl ein anderes Spiel gesehen haben muss, denn was sein Kollege Kowatsch gesagt hat, spiegelt da eher die Realität wieder.
    Mich beschleicht so langsam das Gefühl, dass 3 Wettbewerbe die Mannschaft vollkommen überfordert.
    Hoch – Lang – Weit – Sturm, Mittelfeld und Abwehr nur noch Zufallsprodukte wenn überhaubt.
    Zu wenig für den tollen Kader, der sich auch noch Europa auf die Fahnen geschrieben hat.

    • Haltevici

      Unfassbar emotionale und mental fordernde Spiele liegen hinter uns!
      Die Ergebnisse sind mehr als in Ordnung!
      Da verstehe ich Deine Kritik nicht…
      Ick habe beim Ausgleich auch geflucht aber durchaus gute Ansätze gesehen…
      Es ist hervorragend das Union so dermassen gut dasteht…
      Wolfsburg hat eine technisch starke Mannschaft und wir haben einen Punkt geholt!
      Urs Fischer hat in der PK zum Ausdruck gebracht das dieser Punkt verdient ist.
      Für das vergeigen von Top Chancen unserer Gegner können wir nichts!
      Also sollte die Freude überwiegen!
      p.s.
      Kowatsch = also da kann man nur feixen!!!
      Danke an das TV Geschwader!

  2. Danke für: Union-Frauen :)

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