Blog State of the Union

Trotz gewisser Schwächen war Union in Wolfsburg gut genug

Die Leistung, die Union am Samstag beim Spiel in Wolfsburg gezeigt hat, wurde danach trotz der 1-0 Niederlage von vielen Beobachtern eher positiv bewertet. Und dafür hat das Spiel ja auch durchaus genug Gründe geliefert, auch wenn sich darin auch wieder Schwächen des Teams gezeigt haben. Schauen wir also nochmal darauf, was am Auftritt von gut und weniger gut war.

Auffällig war, dass Union am Ende mit 54:46% mehr Ballbesitz hatte, obwohl die Muster im Ballbesitzspiel wirklich nicht auf lange Passstafetten ohne Raumgewinn ausgelegt waren, sondern Union nach Ballgewinnen immer wieder versucht hat, schnell in die Tiefe zu spielen. Ballgewinne gab es aber eben viele – weil Wolfsburg erst recht nach der Führung viele Bälle recht einfach hinten heraus geschlagen hat, aber auch weil Union bei diesen langen Bällen sehr präsent war und sie sehr oft und souverän erobert hat, um eben wieder selbst umschalten zu können.

Dabei hat aber auch Wolfsburgs Formation und Herangehensweise geholfen: In der Rauten-Formation der Gastgeber hatten gerade die Flügelverteidiger zunächst keine direkten Gegenspieler und sowohl die Dreierkette gegen die Stürmer als auch die defensiveren zentralen Mittelfeldspieler gegen Wolfsburgs offensives Mittelfeld stabil Überzahlsituationen. So konnten eben viele Bälle schnell gesichert werden und gab es auch Anspielstationen für flache Steilpässe nach vorne. Das waren keine spektakulären Highlight-Laserpässe, aber der Spielaufbau von Union in Steilpass-Ablage-Kombinationen war deutlich besser als in einigen der vorangegangenen Spiele.

Grischa Prömel Union Berlin
Grischa Prömel mit einer von Unions guten Aktionen auf dem Flügel. Photo: Matze Koch.

So kam Union wie gesagt zu ziemlich viel Ballbesitz, und das durchaus auch in den gefährlichen Räumen vor dem gegnerischen Strafraum. In der Zentrale dort kam Union auf 16 Pässe, in den Halbräumen auf 36. Zum Vergleich: In Augsburg etwa waren es 22 und 6. Aber beim genaueren Blick darauf fangen dann auch Unions Probleme im Offensivspiel gegen Wolfsburg an. Denn die allermeisten der Pässe in diesen eigentlich gefährlichen Räumen wurden eher vom Tor weg auf den Flügel gespielt, von wo Union dann sehr viele Flanken geschlagen hat.

Das hat natürlich damit zu tun, dass Wolfsburg in vielen dieser Situationen dicht im eigenen Strafraum stand. Und Flanken müssen auch nicht unbedingt ineffektiv sein – Unions erfolgreichstes Angriffsmuster in dieser Saison sind Flügelwechsel zwischen den Schienenspielern, bei denen derjenige auf der zunächst ballfernen Seite zum Abschluss kommt. Diese erfolgversprechenderen Flanken passieren aber eben öfter aus Schnellangriffen heraus, bei denen die gegnerische Defensive noch nicht fertig formiert steht. In diesen Situationen konnte Wolfsburg viele Flanken von Union klären.

Unions Pässe in der gefährlichen Zone gegen Wolfsburg. Graphik: Between the Posts.

Union ist es also nicht wirklich gelungen, gegen einen defensiven Block hochprozentige Abschlüsse herauszuspielen. Das ist natürlich die Königsdisziplin des Offensivfußballs, und es ist weder neu noch überraschend, dass Union darin nicht besonders gut ist. Aber je besser alle anderen Mittel im Spiel des Teams funktionieren, und je öfter man in Spielen in der Favoritenrolle ist (und/oder Rückstände aufholen muss), desto öfter ist diese Qualität gefragt. Allerdings zeigt das Spiel gegen Wolfsburg schon auch, dass Union mit den Mechanismen, die das Team in Stellung bringen konnte, eigentlich ausreichend viele und gut Chancen für wenigstens ein Tor hatte. Die aktuelle Ergebnisflaute ist eben wirklich auch eine der Chancenverwertung.

Eine Analyse des Spiels entlang ähnlicher Linien gibt es auch in der aktuellen Rasenfunk-Schlusskonferenz.

In der Berliner Presse sieht die B.Z. Taiwo Awoniyi in einer Krise.

Unseren Podcast zum Spiel haben wir gestern Abend schon aufgenommen und gestreamt, aber wegen kleinen Tonproblemen, die etwas mehr Nachproduktion notwendig machen, landet die Folge diesmal wohl erst heute Abend in den Podcast-Feeds. In der Zwischenzeit gibt es nun auch die Folge der Alten Podcasterei zum Spiel in Wolfsburg zu hören.

Der DFB hat in der Zwischenzeit die ungeliebte Halbfinal-Paarung im Pokal terminiert. Auch darüber, wie wir daraus das beste machen können, haben wir im Podcast gesprochen.

Union-Frauen

Bei Rasenperlen gibt es einen Spielbericht zum fulminanten 5-3 Sieg für die 2. Frauen von Union in der Berlin-Liga gegen Borussia Pankow. Die 1. Frauen tritt heute Mittag zu einem Freundschaftsspiel bei Hertha 03 an.

Und natürlich: Alles Gute zum Internationalen Feministischen Kampftag, Unionerinnen!

4 Kommentare zu “Trotz gewisser Schwächen war Union in Wolfsburg gut genug

  1. Musiclover

    Wo ist eigentlich bei Union oder Textilvergehen zu lesen, dass die Frauen am heutigen Frauentag ein Spiel bestreiten?

    • Wuhleblut

      @musiclover
      Im Kommentarbereich.

      Suche nach „musiclover“

    • Danke für den Hinweis, das Freundschaftsspiel hatte ich nciht auf dem Schirm, habe ich nachgetragen.

    • Musiclover

      Danke. Die fehlende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit liegt in erster Linie an der Arbeit der Medienabteilung von Union. Leider ist man dort nicht sonderlich an Vereinsleben interessiert. Schade eigentlich.

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