Blog State of the Union

Union hatte gegen Köln echte Ballbesitz-Probleme

Union stand beim Spiel gegen Köln am Sonntag bis wenige Minuten vor Schluss vor einem Sieg, den man durchaus nicht als ‚unverdient‘ hätte betrachten müssen. Und das nach einem sehr anstrengenden Spiel im Europapokal am Donnerstag und auswärts gegen eine Mannschaft, die sich bisher in dieser Bundesliga-Saison gut präsentiert hat. Das alles spricht für eine ordentliche Leistung des Teams von Urs Fischer. Aber wenn man genauer auf das Spiel schaut, zeigen sich durchaus auch Probleme im Spiel von Union.

Rani Khedira Union Berlin Köln
Auch Rani Khedira konnte wenig zu Unions Spiel am Ball beitragen. Photo: Matze Koch.

Diese Probleme deuten sich in den Ballbesitz-Statistiken des Spiels an: Union hatte am Ende nur 30% Ballbesitz und eine Passquote von 56%. Zum Vergleich: Über die bisherige Saison sind Augsburg und Bochum mit 70% die in dieser Hinsicht schwächsten Teams der Liga, Union ist mit 72% auch insgesamt nur knapp besser als diese Mannschaften. Dieser letzte Umstand zeigt im Kontext von Unions starker Saison bisher schon, dass die niedrige Quote zum Teil aus Unions Spielanlage resultiert und nicht per se bedeutet, dass diese nicht funktioniert.

Aber das Spiel gegen Köln war da eben schon nochmal ein Ausreißer nach unten und hat Union über weite Strecken in einem Modus gezeigt, in dem das eigene Konzept nicht aufgeht. Das wird etwa darin deutlich, dass Union zwischen den beiden eigenen Toren und in der Phase von der 60. bis zur 90. Minute kaum Abschlussaktionen hatte. Ohne eigenen gesicherten Ballbesitz, den es in dem Spiel überhaupt nicht gab, fehlte ein Mittel, das Spiel bei eigener Führung zu kontrollieren. Dass der Versuch, diese Kontrolle exklusiv über die Defensive zu behalten, anfällig ist, hat sich dann eben wie zuletzt in Stuttgart auch hier wieder mit dem späten Ausgleich gezeigt.

Union Berlin Ballbesitz
Union hatte gegen Köln so wenig Ballbesitz und angekommene Pässe, dass die Graphik von Between the Posts quasi keine Verbindung zwischen den Mannschaftsteilen oder auch nur Spielern zeigt.

Etwas besorgniserregend ist dabei vor allem, dass Union in einigen Elementen schwächer geworden ist. So gab es gegen Köln wieder viele Situationen, in denen Union nach Abstößen kurz heraus gespielt hat, aber scheinbar ein Plan fehlte, wie man dabei tatsächlich den Spielaufbau aufziehen wollte. Einige Male gelang es Köln dabei, Union direkt unter Druck zu setzen.

Der einzige Plan, der in solchen Szenen erkennbar war, bestand darin, mit den Kurzpässen zu Beginn des Aufbaus den Gegner nach vorn zu locken und dann mehr Platz/Überzahl in den Räumen zu haben, in die daraufhin lange Bälle gespielt werden. Zumindest in diesem Spiel ist das aber seltener aufgegangen, als es für übermäßig schnelle Ballverluste gesorgt hat.

Nun hatte Union durchaus einige Kontersituationen, aus denen ein, zwei hochkarätige Torchancen mehr und ein entscheidendes Tor hätte resultieren können, bei denen aber der letzte Pass nicht ankam. In einem knappen Spiel wie dem gegen Köln stimmt es dahingehend, dass nicht entscheidend ist, wie viele Pässe nicht ankamen, sondern welche. Hätte Genki Haraguchi bei einem 3-gegen-2 Konter den Moment für den Pass auf Taiwo Awoniyi gefunden…

Aber solche einzelnen Szenen stechen eben vor allem in einem Spiel heraus, in dem Union insgesamt nicht allzu viel Offensive kreiert hat. Das eigentliche Problem ist dann also, dass man sich nicht genug Gelegenheiten verschafft hat, diesen Pass richtig zu spielen.

Aus dem eigenen Ballbesitz ist Union das in diesem Spiel gar nicht gelungen. Das verlässlichste Mittel, um zu gefährlichen Momenten zu kommen, waren noch die Einlagen hohen Pressings wie vor dem 2-1, bei dem Genki Haraguchi nicht nur den Abschluss, sondern auch schon die Balleroberung für Grischa Prömel vorbereitet hat. Aber auch solche Momente blieben selten.

Union Berlin Köln
Union tat sich im Müngersdorfer Stadion im Ballbesitzspiel schwer. Photo: Daniel Roßbach

Das schreiben die Berliner Medien

Ein polnisches Sportportal hat außerdem mich gefragt, warum Tymo Puchacz und Pawe? Wszo?ek bei Union bisher kaum zum Zug kommen.

Auf den anderen Plätzen

Die Union-Frauen haben in der Regionalliga gegen den DFC Westsachsen Zwickau mit 2-0 gewonnen. Nach sieben Spielen sind die Frauen in der 17 Teams großen Staffel Fünfte. 13 Punkte bedeuten sechs Punkte Rückstand auf Tabellenführer Türkiyemspor und Viktoria.

Unions männliche B-Jugend hat in der Junioren-Bundesliga in Braunschweig gewonnen. Die Tore aus dem Spiel gibt es hier ab Minute 21:00 zu sehen.

Und auch für die U17-Mädchen gab es in der Bundesliga einen Sieg, mit 2-1 zuhause gegen den Harburger TB.

Immer Unioner

Damir Kreilach ist bei Real Salt Lake City weiterhin individuell erfolgreich und steht mit seiner Mannschaft und Bobby Wood auch in den MLS-Play Offs.

Und sonst so

In England werden ab dem kommenden Jahr in einigen Stadien wieder Stehplätze zugelassen. Allerdings kommen bei der dabei zugelassenen Lösung Klappsitze zum Einsatz, die man sich besser vorstellen könnte.

Und zum Schluss: Wir nehmen unseren Podcast zum Spiel heute Abend auf.

6 Kommentare zu “Union hatte gegen Köln echte Ballbesitz-Probleme

  1. Musiclover

    Ich fand uns im Spiel gegen Köln etwas besser als gegen Rotterdam. Was sagen denn die Statistiken zu meinem subjektiven Eindruck?

  2. Irgendwie fehlt uns doch ein Spieler wie Eroll in seinen besten Zeiten!!????
    u.n.v.e.u.

  3. Die hohe Fehlpassquote hat neben der Spielweise, die speziell in dem letzten Spiel sehr an das erste Bundesligajahr von Union erinnert, sicher weitere Ursachen. Mir scheint, es fehlt nicht nur aktuell die geistige Frische sondern auch individuelle Qualität. Auf Dauer kann dieses Defizit nur schwer durch Laufen und Kämpfen wettgemacht werden. Die Wochen bis Weihnachten werden interessant werden.

  4. Ballbesitz bringt keine Punkte, mit etwas mehr Glück (Taiwo vor der Pause, nicht gegebener Elfer) oder besser ausgespielten Konter (Genki) hat Köln am Ende 70% Ballbesitz und eine hohe Heimniederlage.

  5. Die Statistik war schon sehr eindeutig allerdings konnte man den harmlosen Kölnern den Ball auch überlassen ohne zwingend Angst haben zu müssen. Von daher war die Taktik angepasst an die Belastung eigentlich gut gewählt. Das Modeste im rückwärts laufen solch einen Kopfball macht ist schon deren Glück. Am Ende wären drei Punkte auch gut gewesen. Angst vor den kommenden Wochen habe ich dabei nicht. Zumal wir dann auch wieder die Frische haben unser Spiel bis zum Ende durchzuziehen.

  6. Sowohl in Stuttgart als auch in Köln war man 10 Minuten zu früh mit den Gedanken in der Kabine.
    Modeste darf niemals an den Ball kommen.

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