Blog State of the Union

Eine andere Sorte Ärger über noch eine Niederlage gegen Feyenoord

Wenn das erste Spiel gegen Feyenoord vor allem von Ärger wie in Wut geprägt war, dann war das zweite, gestern Abend im Olympiastadion 2-1 verlorene, dominiert von Ärger wie in ärgerlich. Denn diese Niederlage war auf viele Weisen unnötig, und macht ein Weiterkommen in der Gruppenphase der Confi League jetzt ziemlich schwer.

Union Berlin Feyenoord Luthe
Marvin Friedrich, Andreas Luthe, Grischa Prömel und Rani Khedira sind nach dem Abpfiff enttäuscht. Photo: Matze Koch.

Weil ich (verletzungsbedingt) nicht im Stadion sein konnte, habe ich das Spiel nur am Fernseher gesehen. Das heißt einerseits, dass ich hier heute nicht allzu viel über die Stimmung im Stadion die viele von euch in echt erlebt haben, sagen kann und will. Und hat mir andererseits mal wieder gezeigt, dass es aus der Ferne alles andere als leichter ist, so ein nerviges Spiel anzuschauen und sich damit zu arrangieren.

Wenn man das versucht und dieses Spiel für sich einordnen will, ist die erste Frage vielleicht, auf welche Phasen des Spiels man sich konzentriert. Die eher schwache Anfangsphase (in der Sheraldo Becker aber schon eine große Chance hatte)? Die Periode zwischen den beiden Toren für Feyenoord, in der sich Union ins Spiel gearbeitet hat, dabei aber letztlich nicht effizient genug war, das Spiel ganz zu drehen? Oder die Schlussphase mit dem Gegentor zum 2-1, in der Union das Spiel, die Beherrschung und Christopher Trimmel und Cedric Teuchert mit blöden Platzverweisen verloren hat? Aber irgendwie ist das auch egal, denn sportlich waren letztlich all diese Phasen frustrierend.

Dabei soll nicht außer Acht gelassen werden, dass Union eben insgesamt die bessere Mannschaft an diesem Abend war. Aber auch das ist eben ärgerlich, weil die Schwächephasen, in denen das nicht er Fall war, selbst verursacht waren. Und weil Union in den Abschnitten des Spiels, in denen es die Partie bestimmt hat, Feyenoords defensive Anfälligkeit nicht genug bestraft hat. Der Weg dazu war auf einem grenzwertig bespielbaren Platz vor allem mit langen Bällen auf Feyenoords Abwehrkette und Ablagen. Das war auch Urs Fischers Plan, den in diesem Spiel von Beginn an Kevin Behrens an Stelle von Taiwo Awoniyi ausführen sollte. Und das gelang auch, aber eben neben Chancen wie der erwähnten von Sheraldo Becker nach fünf Minuten oder dem Angriff, der in Christopher Trimmels wunderschönem Schuss zum 1-1 endete, letztlich zu selten.

In der Pressekonferenz nach dem Spiel nannte Robin Knoche mehr Pressing und mehr Präsenz bei zweiten Bällen als Gründe dafür, dass Union im Lauf der ersten Halbzeit und nach dem Rückstand irgendwann besser ins Spiel kam. Das ist insofern ärgerlich, als Mannschaft und Trainerteam sich mit Sicherheit vorgenommen hatten, das anders zu machen. Dass dem so sein musste, und das auch aus dem Hinspiel in Rotterdam klar war, beschreibt auch Till Oppermann in seiner Spielanalyse beim RBB. Die Weise, in der Union es Rotterdam erlaubt hat, ohne großen Druck ins Spiel zu kommen und in Führung zu gehen, ist so umso ärgerlicher.

Besonders deutlich zeigte sich das beim Gegentor selbst. Dem ging zunächst eine Phase unkoordinierten beziehungsweise ausbleibenden Pressings voraus, die allerdings folgenlos blieb, weil Feyenoord sie nur zu einem leicht zu klärenden langen Ball nutzte. Doch Union ließ sich dann in der eigenen Kette zu leicht unter Druck setzen und gab den Ball in eine Umschaltsituation für Feyenoord auf, in der die Mannschaft absolut keinen defensiven Druck auf den Angriff ausüben konnte – und dann auch noch verpasste, auf den Pfosten-Abpraller zu reagieren. Wenn das 2-1 ein großer individueller Fehler war, dann war das die kollektive Version davon.

Dieser Fehler von Andreas Luthe vor Feyenoords Siegtor war natürlich – auch wenn er zum Teil mit den Hochwasser-Platzverhältnissen zu erklären ist – eklatant. Aber trotzdem wäre es auch unfair, die Niederlage vor allem daran festzumachen. Zum einen, weil Union das Spiel auch mit diesem Gegentor absolut nicht verlieren musste. Und zum anderen, weil es auch noch andere Fehler gab, die nicht kleiner waren als Luthes. So stand ein katastrophaler Fehlpass von Tymo Puchacz nur deshalb nicht auf dieselbe Weise wie Luthes Ausrutscher im Fokus, weil eben der Keeper die daraus entstandene „Hundertprozentige“ für Rotterdam zunichte machte.

An der ein oder anderen Stelle kamen gestern trotzdem nach (und teils auch schon vor) dem Fehler Diskussionen über Luthes Standing auf. Und ich denke auch nicht, dass solche Diskussionen über den sportlichen Stand eines Spielers sofort unter die Boone’sche keinen-Sündenbock-Regel fallen. Und ja, man kann in Andreas Luthes Spiel mit dem Ball auch über einen etwas freakigen Fehler wie gestern hinaus Schwächen finden: verirrte Bälle von ihm haben schon zu einigen Gegentoren für Union geführt. Aber dem gegenüber steht eben einerseits, dass Union den Torwart stärker in den Spielaufbau mit Flachpässen einbezieht, als es noch mit Rafa? Gikiewicz der Fall war, es also auch mehr Gelegenheiten für Fehler gibt. Und natürlich auch, dass Luthe was Torschuss-Paraden angeht insgesamt gut und immer wieder auch sehr gut spielt, seit er im Tor von Union steht.

Und davon wiederum völlig unabhängig ist es absolut gut und wichtig, einen Spieler wie Luthe nach einer Szene wie gestern zu unterstützen – so wie das auch geschehen ist.

Das schreiben die Berliner Medien

Zu den befürchteten Übergriffen von oder Konfrontationen mit Feyenoord-Hooligans kam es nicht in großem Stil. Allerdings meldete die Polizei einige Festnahmen und Ausschreitungen. Und im Stadion flog einige Male Pyrotechnik.

Tapete gegen Fifa und Uefa Union Berlin Feyenoord Qatar Human Rights
Ein Transparent im Fanblock von Union kritisiert UEFA und FIFA für die Vergabe der WM an Qatar. Photo: Matze Koch.

Für die Konstellation in der Gruppe E bedeutet die Niederlage gestern und Slavias gleichzeitiger Sieg gegen Haifa, dass Union die beiden ausstehenden Spiele in so ziemlich jedem Fall gewinnen muss, um sich als Zweiter für die Zwischenrunde zu qualifizieren. Zudem muss Slavia entweder gegen Feyenoord Punkte liegen lassen, oder ausreichend deutlich besiegt werden, um nach dem 1-3 im Hinspiel noch den direkten Vergleich zu gewinnen.

Tabelle der Confi-Gruppe nach dem 4. Spieltag. Screenshot: Uefa

Und sonst so

Die DFL hat weitere Spieltagstermine definiert:

Der Tagesspiegel schreibt darüber, dass der als „Taz-Unioner“ bekannte Olaf Forner die Tätigkeit, die ihm diesen Spitznamen eingebracht, nicht mehr ausüben wird.

Und zum Schluss auch von uns noch einen Veranstaltungshinweis:

8 Kommentare zu “Eine andere Sorte Ärger über noch eine Niederlage gegen Feyenoord

  1. Leider ist die Veranstaltung lt. Deutschem Theater schon ausverkauft :(

  2. zentralesMittelfeld

    meine Einschätzung zur Stimmung im Stadion: Der Funke wollte zu Beginn nicht so recht überspringen. Die Hymne war schon 10min vor Anpfiff durch, danach hatte ich das Gefühl, es gab etwas allgemeine Verwirrung. Kommt jetzt noch was? Gehts gleich los? Sollen wir was machen?
    Die Ausdauer bei den Gesängen war dann eher so naja. Mit der Druckphase zum Ende der 1.Hz und dem Ausgleich lief es etwas besser auf den Rängen, auch in der 2.Hz., insgesamt aber nicht auf Höchstniveau würde ich sagen. Hatte auch nicht den Eindruck, dass von der Haupttribüne viel zurückkommt. Uns wurde gesagt, dass Bier hatte nur 2,5%, vielleicht lag es ja auch daran.
    Was von Feyenoord kam, ist jetzt nicht weiter erwähnenswert.

    Insgesamt eher eine Europapokalnacht, die mir wegen Dauerregen und schlechten Platzverhältnissen im Gedächtnis bleiben wird.

  3. Die verfrühte Hymne ist vermutlich der Vorgabe, die doofe UEFA Einlaufmusik abzuspielen, geschuldet, glaube ich. Es waren trotzdem noch 12 Minuten bis Anpfiff als die Hymne vorbei war.

    Bei Luthes Ausrutscher sagte mein Sohn „naja, wenn man 30mal auf diesem Boden lange Rückpasse auf den Torwart spielt, rutscht der eben auch mal aus…“

    Das Ergebnis ist sehr schade und ärgerlich. Auch hätte ich Trimmel sehr sein wundervolles Tor mit mindestens einem Punkt gegönnt.

    Achja, je kälter es wird desto anstrengender wird es in einem nicht mal halbvollen Oly, dabei meine ich nicht die An- und Abreise… Und wir haben ja im Dezember und Januar nochmal Termine dort, und müssten uns eigentlich freuen wenn noch mind ein Spiel dazukommt. Puuh…

  4. Die Stimmung gestern war mitunter echt enttäuschend, das Team hätte mehr Unterstützung von uns auf den Rängen gebraucht. Die Liedauswahl war insbesondere in der ersten Halbzeit auch eher unglücklich, Ali hat echt gefehlt. Weiß jemand was da los war? Krank? Polizei? Schade! Bin überzeugt dass mit ihm gestern mindestens ein Punkt drin gewesen wäre.

  5. Gregor Beushausen

    Union hat (zurzeit) leider nicht die Qualität, um auf einer europäischen Bühne zu spielen. Das ist m e i n Fazit. Und ich glaube, es gibt mindestens einen Spieler im Team, der das sehr genau weiß. Der Betreffende selber war nicht im Kader. Frage: Wie kann man Öztunali auflaufen lassen und Awo auf die Bank setzen?

  6. Moin zusammen,
    gestern war einer dieser „gebrauchten Tage“, die es halt so gibt. Die Stimmung war nicht so stark, der Platz war stellenweise ein Acker und gegen Feyenoord machen wir (kann man schon naturgemäß sagen?) offenbar immer ein ungenügendes Spiel. Aber irgendwie kann man auch endlich Mal wieder Union-like leiden. Komisches Argument, aber Mal wieder nach einem Spiel gegen irgendwelche Gurken betroffen nach Hause zu fahren, hatte man lange nicht.

    Achso, in eigener Sache: Am Bahnhof Olympiastadion gab es Antifa-Sticker in Union-Optik. Weiß jemand, woher es die gibt?

    • Mir ist sauer aufgestoßen, daß in puncto Support noch einiges zu lernen gibt.
      Spuki,, wie 5 t Rotterdam supporter uns sehr oft den Schneid abgekauft haben. Wenn sie präsent waren, waren sie einfach mal da und das ohne Capo.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert