Blog State of the Union

Nach Rotterdam und vor Stuttgart: Es fällt schwer, den Blick aufs Sportliche zu richten

Eins vorneweg: Ich war selbst nicht in Rotterdam und kann die Geschehnisse dadurch nicht wie alle vor Ort Anwesenden bewerten. Trotzdem möchte ich darüber noch ein paar Zeilen verlieren…

Schon vor der Auslosung hatte ich mit einem Kumpel aus Rotterdam gescherzt, dass unsere Teams nun im Europapokal aufeinander treffen würden. Bei seinem letzten Berlin-Besuch hing Union noch im Mittelmaß der Zweiten Liga fest, nun würden wir auf Feyenoord treffen und sie aus der Conference League kegeln, feixte ich.

Als die Lose dann wirklich diese Paarung ergaben, war für mich schnell klar, welches Auswärtsspiel ich international unbedingt mitnehmen wollte. Nachdem sich dann aber herauskristallisierte, dass ich weder blau machen noch frei nehmen konnte und somit das Spiel verpassen würde, war ich sehr sehr enttäuscht – und zugegeben auch ein bisschen neidisch auf alle, die fahren konnten.

Union-Block in Rotterdam, Foto: Matze Koch

Auch wenn sich in den Wochen vor dem Spiel ja schon angedeutet hatte, dass man nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen werden wird, hatte ich trotz des Angriffs auf die Union-Delegation am Mittwoch bis kurz vorm Anpfiff am Fernsehgerät noch immer große FOMO in mir. Nachdem dann die ersten Nachrichten von Freunden eintrudelten und ich Twitter anschmiss, war ich einerseits froh, doch nicht vor Ort zu sein und machte mir anderseits, wie wohl alle Zuhause-Gebliebenden, große Sorgen um alle Unioner*innen in Rotterdam.

Es kann einfach nicht sein, dass bei solchen Europapokal-Reisen, die ein absolutes Highlights der Vereinsgeschichte sein sollte, all die Scheiße passiert ist, die ja Daniel im gestrigen State of the Union schon gut zusammengefasst hat und die auch ansonsten gut dokumentiert wurde.

All dies muss Konsequenzen haben. Insbesondere wenn mittlerweile immer deutlicher wird, dass sowohl die ortsansässige Staatsmacht mit inakzeptabler Gewalt als auch der Verein Feyenoord mit einer sehr schlechten, schikanierenden Organisation rund um den Stadionbesuch, häufiger so agieren und diese Gesamtkonstellation teilweise sogar System zu haben scheint.

Leider wird eine Veränderung dieser absolut fragwürdigen Kultur im Umgang mit Gästefans wohl nur geschehen, wenn es Sanktionen gibt. Ob es dazu kommen wird, ist allerdings mehr als fraglich. Gegen Polizeigewalt juristisch vorzugehen ist naturgemäß schwer. Aber auch hinsichtlich des Vereins Feyenoord sollte man von der UEFA nicht allzu viel erwarten. Solange der Ball und somit der Rubel rollt, interessieren sie die Rahmenbedingungen, unter denen die Spiele stattfinden, scheinbar meistens wenig.

Zumindest kann man davon ausgehen, dass Union die Geschehnisse sehr detailliert auswerten bzw. aufarbeiten wird und in diesem Zusammenhang mit vielen Betroffenen sprechen wird. Dadurch kann man in meinen Augen schon optimistisch sein, dass Union, im Gegensatz zu anderen Vereinen in ähnlichen Situationen, wirklich Druck auf die Verantwortlichen aufbaut und die Vorfälle nicht einfach versanden.

„Wir werden darüber reden müssen, wie so etwas auf europäischem Niveau passieren kann. So ist das nicht hinnehmbar.“ (Christian Arbeit über die Vorkommnisse von Donnerstag)

Bis zum Rückspiel in zwei Wochen müssen nun erst einmal die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit es nicht wieder eskaliert. Angeblich wollen dann nämlich bis zu 8000 Feyenoord-Fans nach Berlin reisen, wie der Kurier mit Verweis auf eine niederländische Zeitung berichtet.

Bezüglich des Angriffs auf die Union-Delegation von Mittwoch hat sich der Feyenoord-Manager klar positioniert (der Artikel lässt sich mit deepl gut übersetzen). Wie ernst man diese Statements nehmen sollte angesichts des bisher großen Schweigens – zumindest habe ich weder auf der Webseite noch auf Twitter etwas zu den Geschehnissen am Donnerstag gefunden – kann jede*r für sich selbst beantworten.

Wer es doch noch einmal mit auswärts Europa probieren möchte, der kann sich vielleicht mit diesem Tipp von den Ereignissen aus Rotterdam etwas kurieren.

Union-Spiel in Stuttgart

Die Mannschaft befindet sich derweil schon in Stuttgart und bereitet sich auf das morgige Spiel gegen den VfB vor.

Während Taiwo dem Spiel scheinbar äußerst entspannt entgegenblickt, hatte Urs Fischer zusammen mit seinem Team kaum Zeit um sich auf den kommenden Gegner vorzubereiten. Was er doch analysiert hat, könnt ihr in der Pressekonferenz sehen.

Apropos Taiwo: In der FAZ wird Taiwo Awoniyis Karriereweg nachgezeichnet und ein weiteres Mal verdeutlicht, wie wohl er sich bei Union fühlt.

Weitere Medienberichte über Union

Da gibts was auf die Ohren

Wer weitere Erfahrungsberichte aus Rotterdam haben möchte, ist bei der Alten Podcasterei genau richtig. Ganz am Ende wird dann auch der passende Sendungstitel erwähnt.

Und auch Taktik&Suff haben schon eine Folge zur Partie in Rotterdam veröffentlicht.