Blog State of the Union

Wir können nach dem Auswärtsspiel in Prag stolz und glücklich sein

Stolz und Glück sind vielleicht die bestimmenden Gefühle nach dem 1:3 von Union bei Slavia Prag. Stolz auf eine Mannschaft, die sich nach einer mauen ersten Halbzeit inklusive Platzverweis in das Spiel zurückgekämpft hat, die auch nach dem Abseitstreffer nicht die Hoffnung verlor, dass in diesem Spiel noch etwas für sie gehen kann. Stolz auf einen Support, der gezeigt hat, welche Wucht Union entfalten kann. Die Mannschaft mag vielleicht das erste Spiel der Gruppenphase in der Europa Conference League verloren haben, aber der Verein hat an Respekt gewonnen.

Das Wort Lehrgeld zieht sich durch die Spielberichte und es wäre sicher auch häufig verwendet worden, wenn Trainer Urs Fischer auf der Pressekonferenz nicht gesagt hätte: „Wir haben heute Lehrgeld gezahlt.“ Das passte einerseits auf die gesamte Mannschaft, die in der ersten Halbzeit und auch am Ende der zweiten Hälfte häufig ihre Kompaktheit verlor, was die Abstände einerseits so groß werden ließ, dass nicht nur Slavia teilweise wenig Gegnerdruck verspürte und Verteidiger öfter mal alleine gegen zwei oder mehr Prager Spieler standen. Andererseits hing die eigene Offensive teilweise komplett in der Luft, weil die Defensive zu tief stand.

Aber auch für Paul Jaeckel alleine passte das Wort Lehrgeld, der trotz bereits kassierter Gelber Karte ein Foul beging, das der Schiedsrichter als taktisches Foulspiel wertete und ihn bereits in der ersten Halbzeit vom Platz stellte. Dazu gab es Szenen im Verlauf des Spiels, in denen wirklich erfahrene Spieler bei Union sich in direkten Duellen auf den Hosenboden setzten. Slavia zeigte, wie spielstark sie sein können.

Und trotzdem kam Union zurück. Die Mannschaft kämpfte sich ins Spiel. Erst das Abseitstor von Taiwo Awoniyi und zuvor die Chance von Rani Khedira. Dann das Tor zum 1:1. Das war auch noch hervorragend herausgespielt über Andreas Voglsammer und Sheraldo Becker, der perfekt für Kevin Behrens auflegte. Kurze Zeit später verlor Union aber wieder die Kompaktheit und dann auch das Spiel.

Das sind die Spielberichte der Berliner Medien:

Fußballschauen wie vor Corona

Mal von den teilweise absurd hohen Ticketpreisen für Gäste abgesehen war das Spiel ein Fußballspiel, wie ich es mir kaum anders träumen lassen würde. Laute und viele Gäste, aber auch ein entsprechender Heimbereich, der sich nicht verstecken muss. Wir standen dicht gedrängt, jedenfalls wenn man gedanklich noch die Abstandsregeln verinnerlicht hat. Dazu die wirklich steilen Stufen. Und wieder die Gewissheit, dass Union zwar auch ohne Szene einen guten spielbezogenen Support schafft, der aber gleichzeitig mit ihr so viel besser, weil koordinierter ist.

Fußball, wie er wieder sein soll, konnten wir in Prag erleben, Foto: Sebastian Fiebrig Fußball, wie er wieder sein soll, konnten wir in Prag erleben, Foto: Sebastian Fiebrig

Um es kurz zu machen: Ich habe so ein Spiel zuletzt vor Corona erlebt. Aber ich möchte, dass das so wie bei Slavia wieder normal wird. Ich möchte, dass es wieder normal wird, das meine Haare nach einem Tor von Bier- und Coladuschen verklebt sind. Ich will, dass es für die Mannschaft wieder normal wird, auch nach einer Niederlage von einem vollen Gästeblock minutenlang beklatscht und besungen zu werden. Ich will, dass es wieder normal wird, dass wir alle da sein können.

Auch die Slavia-Fans ließen im Heimbereich mit Choreo und Feuerwerk den Europapokal-Abend zu etwas ganz Besonderem werden, Foto: Sebastian Fiebrig Auch die Slavia-Fans ließen im Heimbereich mit Choreo und Feuerwerk den Europapokal-Abend zu etwas ganz Besonderem werden, Foto: Sebastian Fiebrig

Wir können glücklich darüber sein, dass diese Auswärtsfahrt möglich wurde, denn das war vor zwei Wochen noch komplett unklar. Wir konnten durch Prag laufen und es war wie bei einem Heimspiel in Köpenick. An jeder Ecke waren bekannte Gesichter. Es war wie eine riesige Klassenfahrt und alle hatten ihre eigenen Geschichten von der Reise. So hatten wir im Zug die Erfahrung machen können, dass Unionfans sehr wohl das Bier in einem Bordrestaurant leer trinken können. Und es wurde sich übertroffen mit Knödel-Fotos.

Wir können nach dieser Auswärtsfahrt nach Europa in jederlei Hinsicht stolz und glücklich sein.

Das war Unions erste Europapokalniederlage seit 20 Jahren. Wie sich die Zeiten seitdem geändert haben, zeigen diese zwei Fotos der Journalisten Michael Färber, Matze Koch und Sebastian Karkos.

17 Kommentare zu “Wir können nach dem Auswärtsspiel in Prag stolz und glücklich sein

  1. Bier- und Coladuschen sind auch bei jedem Tor zu Hause möglich. Bloß wer will das im eigenen Wohnzimmer?

    Paul Jaeckel war vom Tempo sichtlich überfordert. Ich hätte ihn zur Halbzeit gewechselt. Leider zu spät.

    Sheraldo Becker hat den Ausgleich sehr gut vorbereitet. Leider hat er als frischer Spieler vor dem zweiten Gegentor die rechte Seite offen gelassen. Erst im Mittelfeld und dann an der Seite keinerlei Einsatz. Leider.

  2. Wie kann man einen Spieler zur Halbzeit wechseln, wenn dieser bereits nach gut 30 Min. vom Platz gestellt wurde? ;)
    u.n.v.e.u.

  3. Stolz ist mir im Bereich Fußball zu hoch gegriffen, aber man kann durchaus zufrieden sein wie Union die zweite Hälfte anging. Das war es, warum ich den Verein so liebe. Kampf, Leidenschaft, pöbeln :-)

    Alles war möglich, sogar ein Sieg unsererseits und klar ist man enttäuscht wenn man verliert, aber da für mich speziell die ECL nur ein Bonus ist, sehe ich das 1:3 nicht so eng, zumal Slavia stark war, zumindest 60min.

    Übrigens Sebastian waren du und Frau bei NITRO kurz zu sehen vor dem Anpfiff außerhalb des Stadions ;-)

  4. zentralesMittelfeld

    Ich hab mal nachgeschaut: die letzten Spiele, die Slavia zu Hause verloren hat, waren in der Champions League 2019 jeweils gegen Dortmund, Barcelona und Inter. Sie haben das gestern gut gemacht und uns clever ausgespielt. Muss man so anerkennen und verarbeiten.

    Die Confi-Spiele werden auf jeden Fall knackenhart, da gibt es nix geschenkt.

  5. Ich habe euch gern auf Twitter verewigt mit eurem Auftritt bei tvnow ?? aber die Stimmung war wohl echte klasse!

    Ich freu mich auch wieder auf 22012 in der Alten Försterei!

    • Tun wir alle, Zingler hat aber vorgestern noch gesagt dafür das Personal nicht finden zu können

  6. Ich konnte leider nicht mit nach Prag fahren, wäre aber gerne. So hab ich vorm TV voller Stolz gesessen und mich wie Bolle gefreut, was das für ein geiler Support war! Großes Kompliment an die Mannschaft und an euch, die unsere Jungs vor Ort unterstützt haben.

  7. Also ich verzichte gerne auf Cola im Haar. Es war nicht alles gut vor Corona.

  8. krüger hans-joachim

    Liebe Grüße aus Teneriffa,Kopf hoch es noch nichts verloren , leider ein Tor zuviel,tolles Spiel freue mich auf das nächste Mal alles gute !!

  9. @Bas Da das „vom Berliner Senat beschlossene 2G-Modell, […] ermöglicht, […] auf weitere Schutzmaßnahmen wie Abstand und Maske zu verzichten“ ist klar, dass das für DZ „keine realistische Option“ ist, da sich dadurch für Union im Stadion ja nichts Elementares ändert.

    Man muss zwar für den kurzen Weg vom Eingang zum Platz eine Maske tragen, aber danach gelten ja jetzt schon weder Abstand noch Maskenpflicht und um die Personalisierung kümmert sich auch niemand, weil sich jeder hinstellen kann, wo er will.

    Und ein volles Haus kann Union nach Aussage von DZ mittlerweile eh nicht mehr stemmen.

    Irgendwas ist da wohl schief gelaufen :-/

    • Jo, am besten wäre pro Zuschauer ein Sicherheitsbeauftragter der alle genau überwacht und protokolliert, oder ach nee lieber zwei davon, weil sicher ist sicher falls der erste mal aufs Klo muß.

    • Nö warum? Ist doch alles gut. Wenn wir uns richtig anstrengen, bekommen wir diesen Winter nicht nur so nen halbgaren Shutdown wie bisher, sondern endlich mal nen richtigen Lockdown . Dann wird die Austragung von Bundesligaspielen einfach ganz verboten und man muss sich über Abstände, Masken, 2D oder 3D und diese ganzen spießigen Regeln keine Gedanken mehr machen.

      Echte Männer lassen sich eh nicht impfen, die trotzen tapfer dem Virus.

  10. Gregor Beushausen

    Ein Freund hat mir nach dem Prag-Spiel gemailt:

    „Dieser Pokal ist fürn Arsch! Vereine, die sich noch festigen müssen, sollen sich ums Kerngeschäft kümmern, denen fehlt es an Substanz, an der Kadertiefe. Jetzt holen sie sich international den Frust und verkacken national. Dabei steht ihr auf Platz 8, glaub ich.“

    …ich kann nur sagen: Ich hoffe, er hat unrecht.

  11. @Gregor Beushausen Ich glaub Dein Freund sieht da viel zu schwarz.
    „Der Sport“ performed ersklassig auf internationalem Niveau. Union hätte das Spiel gestern auch gewinnen können. Ich glaube, dass selbst die Niederlage mehr Lust als Frust zur Folge hat und die Jungs für die nationalen Aufgaben eher pushed.

    „Der Betrieb“ steckt dagegen leider ganz tief im Abstiegskampf …….

  12. Mein in Prag ansässiger Freund konnte mir zwei Fragen nicht beantworten:
    Gehen die Feuerwehrleute dort immer so cool mit einer kleinen Pyroshow um ?
    Gab es einen Anlass, dass die Bullerei vor dem Spiel im Stadionumfeld gar nicht, nach dem Spiel umso massiver auftrat ?
    Vielleicht weiß das jemand von Euch.

    Der Herr Hagemann soll sich nach Spielschluss gar nicht mehr eingekriegt haben über die „supergeilen Unionfans“. Recht hat er !
    Doch die Becher, die am Anfang flogen, waren jeder einer zuviel !
    Die am Schluss fand ich o.k.

  13. Christopher87

    Die Becher flogen für die Ordner damit sie sich mit dem Pfand was dazu verdienen konnten …….. und sie freuten sich auch darüber

    Gib mal ne Spende ;-)

    Bier duschen im eigenen Wohnzimmer ganz klar JA !!!

    • Die Becher während des Spiels flogen als Frustbewältigung in Ri. Sparta Spieler,
      nachher erst coolerweise als Spende.

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