Blog State of the Union

Union setzt ein leiseres Zeichen für Vielfalt und trifft damit genau den richtigen Ton

Nachdem die UEFA verboten hatte, dass beim gestrigen EM-Spiel von Deutschland gegen Ungarn die Münchner Arena in Regenbogenfarben leuchten darf, wurde mit der Beleuchtung von anderen Stadien in Deutschland gegen die Entscheidung protestiert und sich mit der LGBT-Community solidarisiert.

Neben dem Berliner Olympiastadion erstrahlten auch etliche andere Stadien in den Regenbogenfarben.

Die Alte Försterei tat es dagegen nicht. Zwar deutete ein kurz nach seiner Veröffentlichung am Dienstag wieder gelöschter Tweet auf dem Account der Alten Försterei darauf hin, letztendlich entschied man sich aber gegen eine Beleuchtung. Stattdessen gab der Verein ein Statement ab.

Abgesehen davon, dass ich nicht weiß wie schnell eine solche Lichtinstallation an Unions Stadion funktionstüchtig gemacht werden kann, fand ich die gewählten Worte sehr passend. Aus vielerlei Gründen. Mir hat vor allem gefallen, dass mit Statement alle marginalisierten und besonders von Diskriminierung betroffenen Gruppen inkludiert wurden und sich somit gegen jegliche Art von Diskriminierung ganz klar positioniert wurde.

Sehr gut finde ich zudem, dass Union daran appelliert im eigenen Stadion, im eigenen Kreis anzufangen („Fangen wir bei uns selbst an“).

Bitte nicht falsch verstehen. Die durch die Regenbogenbeleuchtung symbolisierte Solidarität in vielen Stadien war genauso wichtig wie kleinere Gesten wie die Kapitänsbinde von Manuel Neuer oder der Flitzer bei der ungarischen Hymne, um ein Problembewusstsein und vor allem Öffentlichkeit zu schaffen, um dann daraus politische Prozesse und gesellschaftliche Veränderung anstoßen zu können.

Trotzdem bleibt es vor allem aber natürlich eine Symbolik und es kommt vielmehr darauf an, dass sich möglichst viele Menschen in alltäglichen Situationen „gerade machen“ und gegen Diskriminierung vorgehen. Unions Statement knüpft genau dort an und fasst sich mehr an die eigene Nase als mit erhobenem Zeigefinger auf andere zu zeigen. Denn machen wir uns nichts vor, Menschen aus der LGBT-Community haben auch in Deutschland und vor allem in Fußballstadien immer wieder mit Beleidigungen oder Schlimmeren zu kämpfen.

Insbesondere wenn wie gestern Nazigruppierungen wie die „Carpathian Brigade“ ins Stadion kommen und ihren menschenfeindlichen Dreck verbreiten, sind wir alle gefordert dagegen aufzustehen. Und genauso verstehe ich Unions „Fangen wir bei uns selbst an.“

Insgesamt gibt es sicherlich auch einige Unioner*innen, die enttäuscht sind, dass der Verein auf die Regenbogenbeleuchtung verzichtet hat. Ich kann diese Sichtweise verstehen, fand es aber persönlich genau richtig, dass Union eher die leisere Gangart gewählt hat und an die eigenen Werte erinnert, die von uns allen immer wieder verteidigt werden müssen.

Rapp, Moser und Maciejewski verlassen (wahrscheinlich) Union

Da Nicolai Rapp für eine Ablöse von 200.000 Euro zum SV Werder Bremen wechselt, hat Union nun wieder einen Spieler zu wenig für die Innenverteidigung. Wie Oliver Ruhnert vor kurzem durchblicken ließ, plant man ja mit fünf Spielern für diese Position. Wir können somit wohl noch einige Transfers in der Sommerpause erwarten.

Nach den Abgängen von Nico Schlotterbeck und Nicaolai Rapp sind in der Abwehr noch Planstellen offen, Foto: Matze Koch

Während der Abgang von Rapp feststeht, stehen die Zeichen bei  den jungen Lennart Moser und Tim Maciejewski auch in der nächsten Saison darauf, dass sie nicht das Union-Trikot tragen werden, wie der Kicker berichtet.

Beide Spieler waren in der letzten Saison schon an den damaligen Zweit- und nun Erstligisten Austria Klagenfurt ausgeliehen. Jetzt soll die Leihe verlängert werden.

Der Kicker berichtet zudem, dass Keita Endo nicht für Olympia-Auswahl von Japan nominiert wurde. Für Union ist das eine gute Nachricht, da Endo somit die komplette Vorbereitung absolvieren kann.

Außerdem berichtet die Sportzeitschrift, dass Leon Dajaku kurioserweise von Union ausgeliehen werden könnte, obwohl er ja von Union selbst nur vom FC Bayern ausgeliehen ist.

Weitere Medienberichte über Union

Und sonst so?

Tymoteusz Puchacz ist nach Polens 2:3-Niederlage gegen Schweden bei der Europameisterschaft ausgeschieden und kann damit vielleicht schon etwas früher als geplant in die Vorbereitung bei Union einsteigen. Zur Leistung von Puchacz kann ich leider nichts sagen, da ich das Spiel nicht gesehen habe.

25 Kommentare zu “Union setzt ein leiseres Zeichen für Vielfalt und trifft damit genau den richtigen Ton

  1. „fangen wir bei uns selber an“ – find ich gut.
    Gibt es die Crimark Zaunfahne, die ja immer nur Auswärts im Unionblock hängt, demnächst auch in Regenbogenfarben? Frage für einen Freund… ;-)

  2. Und wenn die Zuschauer wieder da sind, wird es nicht lange dauern und der Schiri wird als „schwul“ oder „Schwuchtel“ bezeichnet werden.

  3. Der flitzer bei der Hymne war nicht mutig, sondern respektlos. Die Spieler können nichts dafür.

    • Marjus, kann man sicher so sehen, aber vielleicht hat sich ja einer von den Spielern – und ich nehme an, du meinst die ungarischen – sogar über die Aktion gefreut. Genau deswegen, weil er nichts dafür kann …

    • ExWuschel

      Um die Spieler geht es ja auch nicht. Das war für die Kameras.

  4. Warum kann nicht jeder seine eigene Meinung haben, ohne dass sie vorgegeben wird?
    Warum geht der DFB nicht öffentlich gegen Kinderschänder aus den eigenen Reihen vor?
    Wer entscheidet eigentlich, was eine richtige Ansicht oder Meinung ist?
    Wenn Toleranz, dann sollte sie auch gelebt werden, wenn man andere Ansichten nicht teilt!

    • Diskrimierung muss man aber nicht tolerieren. Das ist doch hoffentlich der demokratischer Konsenz innerhalb dessen wir uns bewegen, nech? ?

    • Homophobie ist keine Meinung. Und Kinderschänder sind Verbrecher.

  5. Der DFB und seine Lakaienspieler schwimmen nur auf der angesagten Meinungswelle mit.
    Widerlich!!!!
    Ich wohne in Berlin!,- und andere wollen mich ernsthaft über Diskriminierung meiner Herkunft und Art belehren?
    Wo leben wir eigentlich, wohin soll das noch führen?

  6. Christopher 87

    Schlimm das der Fußball bzw. Sport allgemein für politische Zwecke instrumentalisiert wird . Das gehört sich nicht.
    Zumal es viele betroffene aus meinem Umkreis gibt den der Hype total nervt . Sind wir doch mal ehrlich hier in Deutschland sind doch fast alle sehr tolerant und ein Par idioten wird es immer geben.

  7. Den Quatsch vom politisch instrumentalisierten Sport schreibt alle paar Jahre jemand. Ich kürze die Diskussion mal ab: Ist durchgehend widerlegt worden.

    • Anderen das Wort abschneiden is einfach…..
      Wer gibt den Eliten das Recht,den Ungarn was vorzuschreiben, oder hintenrum bloß zu stellen?
      Ach ja, die Anderen weltweit dürfen keine abweichende Ansicht haben…..
      Ich bin dann mal weg…würghhhhh

  8. @Maxe Zweierlei wird Dich wahnsinnig überraschen: Niemand hat Ungarn etwas vorgeschrieben, zu meinem größten Bedauern dürfen dort Menschenrechte missachtet werden. Das zweite: Meinungsfreiheit. In Deutschland ist zulässig, sich etwa gegen Homofeindlichkeit oder gegen Transfeindlichkeit öffentlich zu positionieren. Im Gegensatz zu beispielsweise Ungarn.

  9. Der Sepp

    Der Fußball wurde schon immer „politisch instrumentalisiert“. Ganz einfach weil nun mal Menschen mit politischen Meinungen im Stadion stehen und diese auch kundtun.

    Nur komisch: Als ein schwarzer Spieler als „Neger“ bzw. „Affe“ bezeichnet wurde oder ein anderer als „Schwuchtel“ – da hat keiner von politischer Instrumentalisierung gesprochen.
    Als dann aber Fangruppen anfingen, sich aktiv dagegen auszusprechen, dann – ja DANN wird das Stadion politisch missbraucht.
    Fuck off! Hass gegenüber Minderheiten oder Fremden ist keine Meinung. Das ist einfach nur beschissener Hass. Und zur Meinungsfreiheit gehört nun mal, dass man das auch so als beschissenen Hass benennen darf.

  10. Christopher 87

    Gegen Meinungsfreiheit kann und sollte niemand was haben . Jeder das Recht dazu . Dazu gehört aber auch gegen über anderen Meinungen tolerant zu sein.
    Sowas diskutiert man am Stammtisch oder in ner Talkshow oder oder ….
    doch wenn ich zum Fußball gehe dann will ich das sich auch alles um Fußball dreht ! Und nicht anders . Das ist für mich die schönste Nebensache der Welt und eine Flucht aus dem Alltag fern von allem einfach weil der Fußball meine Leidenschaft ist . Ansonsten würde ich im Bundestag sitzen als Besucher um mir dann das bla bla anzuhören über Gott und die Welt ….. zumal die meisten Menschen die nach Toleranz schreien gegen über anders denkende total intolerant sind .

    • ickeimsüden

      Komisch, dass ich dann oft im Stadion so Sachen wie: „Stell dich nicht an wie ´ne Muschi!“, „Du blöde Votze!“, „Du schwule Sau!“ . . . höre. Alles O-Ton letztes Bundesligaspiel . Ich hätte ja auch gern, dass sich alles nur um Fußball drehen könnte. Solange aber nicht jede*r von allen im Stadion als gleichwertiger Mensch angesehen wird, wirst du immer zumindest meinen Widerspruch hören, wenn du in der Nähe stehst. Glücklicherweise stehen viele mit gleichen Grundsätzen an vielen Orten im Stadion.

  11. @ Steffi…. Du legst also fest, was Menschenrechte sind? Deine Toleranz hört auf,wenn jemand nicht deiner Meinung ist!
    Egal…..
    Ungarn wurde hintenrum brüskiert, dank euch!
    Urlaub machen würdest du aber da…
    Mich kotzt es an,dass jeder der 1. sein will,wenn er sich im Sonnenschein der Guten sonnen will.
    Leider macht mein Union Berlin da mit. Fussball einigt uns, Politik und Statements tragen die Oberen bewusst rein.

    • Solange es Kommentare wie deine gibt, ist es offenbar wichtiger denn je sich gegen Homophobie und Hass zu positionieren .
      Und nein da gibt es keine andere Meinung. den Diskrimierung ist niemals in Ordnung. Und wenn das für dich Intoleranz ist, dann brauchen wir noch viel mehr davon. Intoleranz gegen Rechts und all den Menschenrechtsverletztenden Sch…

  12. Genau Maxe, ich lege das fest, und dann müssen alle mitmachen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte

    Ich freu mich aber, dass Dich die politischen Ansichten, die die ungarischen Nazis ins Stadion getragen haben, nicht so sehr gestört hatten. Gute Gäste. Top Benehmen!

    Meine Toleranz hört übrigens schon viel früher auf. Da, wo mir jemand in meinem eigenen Blog erzählt, wie ich meine Meinungsfreiheit nutzen darf.

  13. Fußball ist politisch, Eis kaufen ist politisch, über die Straße gehen ist politisch, Pizza bestellen ist politisch. Nun macht Euch mal nicht ins Hemd, wir haben diese Diskussion jetzt seit gefühlt 845,8161111 Jahren und immer wieder kommt es auf dasselbe raus: Sobald das Zusammenleben, Interagieren und ganz einfach das menschliche Miteinander in unserer Gesellschaft berührt wird, wird es politisch. Weil das, Überraschung, die Definition von Politik ist: Das Regeln des Miteinanders von Menschen in einem definierten System. Sonst ist es ja auch langweilig – so ganz alleine im Stadion aufm iPhone das Video zu gucken, wie Andi Brehme 1990 den Elfmeter gegen Argentinien verwandelt hat.

    Wobei – das berührt ja dann schon wieder die Belange der Netzpolitik… dann vielleicht doch zusammen mit den Ultras feiern? Die wollen sicher über Fanpolitik reden… die Bratwurst im Stadion… da könnte man doch mal ins Überlegen kommen, wo wir in Zukunft Protein herbekommen… hmmm… Umweltpolitik mit extra Senf.

    Aber wisst Ihr was Ihr Maxes und Christophers und all die anderen „unpolitischen“ „nur zum Fußball“ Hierseienden? Das ist alles gar nicht so schwer – Ihr müsst nur einfach alle um Euch rum, die es genauso schwer haben, diese Welt zu begreifen, anständig behandeln, niemanden ausgrenzen, nur weil er lieber vegane Stadionwurst isst und sich vielleicht ein bisschen bunter anzieht und ganz grundsätzlich kein dummes Arschloch sein. Dann passt das schon und ihr müsst über all das nicht nachdenken. Nur seid nicht überrascht, wenn es andere doch tun. Bussi!

  14. Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Daher gibt es für mich nicht viel anzumerken, Ich habe mir alle 3 Spiele in denen Puchasz zum Zuge kam angeschaut. Meiner Meinung nach ein guter Spieler, der auf jeden Fall eine Bereicerung ist. Wenn der Kollege losstartet steht man besser nicht im Weg.

  15. ultramatze

    @ Maxe und Christopher 87: Ich finde es gut, dass auch Leuten wie Euch hier die Möglichkeit gegeben wird , sich politisch in einem Blog zu äußern, in dem es doch eigentlich nur um Fußball geht. Schade nur, dass Ihr Eure Chance nicht genutzt habt, durch schlaue Argumente Eure Positionen unwiderlegbar vorzubringen. So blieb es leider wieder nur beim dümmlichen Stammtischgeschwurbel. Da heißt es also: üben üben üben! Und nun wieder husch ins Kinderzimmer!

    • @ultramatze
      „sich politisch in einem Blog zu äußern, in dem es doch eigentlich nur um Fußball geht“
      Genau das ist der Punkt. Ist der Fußball die richtige Plattform für Politik ? Und wo fängt es an und wo hört es auf ? Geht ja nicht nur um das Ungarnspiel, auch der Greenpeace Tiefflieger wollte ja seine Botschaft beim Fußball unters Volk bringen. Ein oft gehörtes Argument der Befürworter ist ja immer „Geht um eine gute Sache“, ja kann man so sehen, aber grade in unserem Land haben sich in den letzten 100 Jahren die Gut-Böse-Koordinaten so oft verschoben und wer will ausschließen das es da in Zukunft wieder Verschiebungen gibt. Von daher sollte es im Sport nur um Sport gehen und nicht um Politik.

  16. @Andreas „Von daher sollte es im Sport nur um Sport gehen und nicht um Politik.“ ist technisch ausgeschlossen, Robert hat das oben sehr gut erklärt. Da, wo Menschen sich einen Raum teilen, ein Stadion oder einen Planeten, gibt´s Regelungsbedarf, und wo geregelt wird, findet Politik statt, unvermeidlich. Fängt bei der Hausordnung an.

    • Danke für die Belehrung, hatte ich glatt überlesen. Dann kann ich ja jetzt zum politischen Tagesgeschäft übergehen und einkaufen, muß mich nur noch entscheiden ob ich Rote, Grüne oder Gelbe Brause kaufe. Ach (Einkaufs.-) Politik ist aber auch wirklich schwierig. :-)

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