Blog State of the Union

Was sollten Unions Ziele für die letzten Saisonwochen sein?

Die 40 Punkte sind bereits sechs Spieltage vor Schluss eingefahren, der Klassenerhalt steht eh schon lange fest. Die Derbyausbeute hätte besser sein können. Aber wen interessiert das ohne Fans im Stadion schon? Falls Gladbach noch gegen die Bayern verliert, wäre Union das einzige Team in der Bundesliga, was in dieser Saison gegen den Rekordmeister nicht verloren hätte. Auch die Punkteausbeute (41 Punkte) aus der Premierensaison dürfte trotz des schwersten Restprogramms der ganzen Liga wohl noch geknackt werden.

Welche Ziele sollte sich das Team von Urs Fischer also für die letzten Saisonwochen noch setzen? Äußerst erfreulich wäre es zunächst einmal, ohne weitere Verletzungen oder Corona-Infektionen bis zur Sommerpause zu kommen. Zudem sollte an der alten Phrasenschwein-Taktik „Wir schauen nur auf das nächste Spiel“ festgehalten werden. Schließlich kann die Mannschaft ab spätestens jetzt nicht nur vollkommen frei aufspielen, sondern auch noch einiges gewinnen.

Führt der Weg von Urs Fischer und seiner Mannschaft tatsächlich nach Europa?, Foto: Matze Koch

Ja, meine Pfanne ist immer noch nicht auf Europa-Pokal-Temperatur und köchelt so vor sich hin. Ich bin immer noch skeptisch – gerade in Hinblick auf die für kleinere Vereine oft kaum zu stemmende Doppelbelastung – was eine Teilnahme am internationalen Geschäft anbelangt. Und dennoch, wenn es möglich ist, warum nicht probieren? Keine Ahnung wie realistisch eine Reise aufgrund der pandemischen Rahmenbedingungen im Herbst diesen Jahres sein wird. Mit Union in den Ostblock oder auf die Insel zu fahren, wäre aber natürlich auch für einen Europa-Pokal-Skeptiker wie mich, ein ganz großes Ding.

Neben dem vorsichtigen Blick in Richtung Europa sollte das Hauptaugenmerk aber vor allem auf der spielerischen Weiterentwicklung liegen. Gerade nach vorne tat sich die Mannschaft in der Rückrunde oftmals schwer, obwohl in vielen Spielen ja eigentlich genügend Chancen herausgespielt wurden. Eine konsequentere Verwertung von Tormöglichkeiten sowie mehr Tiefe im Spiel sind beides Punkte, die wir schon öfters angesprochen haben. Nun da der Druck weg ist, könnten wir dahingehend vielleicht auch Verbesserungen sehen.

Kämpfen um ihre Zukunft: Joel Pohjanpalo, Keita Endo und Taiwo Awoniyi, Foto: Matze Koch

Zusätzlich dürfte auch die Evaluierung der Leistungen der Leihspieler groß auf der Agenda von Urs Fischer und seinem Trainerteam stehen. Gerade bei Keita Endo und Joel Pohjanpalo, für die Union eine Kaufoption besitzt, werden wohl alle genauer hinschauen. Aber auch für Taiwo Awoniyi werden die letzten Saisonwochen sofern er denn wieder spielfit wird, entscheidend für seine Zukunft sein.

Insgesamt erwarten uns wohl trotz dem Erreichen des ganz großen Saisonziels also noch interessante und ereignisreiche Wochen.

Wer könnte Union ansonsten noch verlassen?

Während bei den vielen Leihspielern die Zukunft unklar ist, einige von ihnen aber Union sicher verlassen werden, gibt es natürlich auch noch Akteure mit gültigem Vertrag, die nächste Saison nicht mehr an der Alten Försterei auflaufen könnten.

Die BZ hat hinsichtlich dieser Thematik eine Liste mit Verkaufskandidaten erstellt. Ich finde diese Zusammenstellung aus mehreren Gründen schwierig. Zunächst suggeriert sie, aufgrund eines Zitats aus dem Zingler-Interview (gestriges SotU), dass Union auf die Verkäufe angewiesen ist. Hinzu kommt, dass es wirkt, als seien die Namen auf der Liste relativ willkürlich zusammengetragen worden.

„Wir müssen in jedem Jahr Transfererlöse generieren und Spieler entwickeln. Nur so funktioniert es.“ (Dirk Zingler im Bild-Interview)

Neben Marvin Friedrich, der leider wohl äußerst schwierig zu halten sein wird, werden einfach die Spieler mit den höchsten Marktwerten (und laufenden Verträgen, exklusive Robin Knoche) genannt. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Union gleich sechs Stammspieler gleichzeitig abgeben möchte und sehe daher eher andere Verkaufskandidaten als die im Artikel Erwähnten. Neben Friedrich sind das übrigens Andrich, Prömel, Ingvartsen, Becker und Kruse.

Tymoteusz Puchacz möchte anscheinend nur zu Union

Auf der Seite der Zugänge hat sich Unions Kandidat für die vakante Position von Christopher Lenz sehr offensiv in den polnischen Medien bezüglich eines Wechsels geäußert. Tymoteusz Puchacz selbst will anscheinend auf jeden Fall zu Union und wartet nur noch auf das Ja von seinem Arbeitgeber Lech Posen: „Ich war mit meinem Berater schon in Berlin, wo ich Sportdirektor und Trainer getroffen habe. Ich warte jetzt auf eine Einigung zwischen beiden Vereinen.“

Falls der Deal scheitern sollte, dürfte das vor allem an der hohen Ablösesumme liegen. Diese liegt bei kolportierten vier Millionen Euro. Ein Betrag den Union gerade in diesen Zeiten wohl nicht bezahlen wird. Ich persönlich bin auch echt zwiegespalten was die mögliche Neuverpflichtung angeht. Über Puchacz kann ich nicht viel sagen, über Julian Ryerson dagegen schon. Und was ich vom Norweger in den letzten Wochen gesehen habe, hat mich so überzeugt, dass ich die Notwendigkeit einer externen Lösung für die Linksverteidigung nicht wirklich sehe.

Hat nicht nur im Duell mit den Bayern seine Bundesliga-Tauglichkeit bewiesen: Julian Ryerson, Foto: Matze Koch

Natürlich ist durch den Abgang von Christopher Lenz dann mindestens eine Kaderstelle für die beiden Außenverteidigerpositionen offen. Jedoch würde ich mir wünschen, dass Union dafür eher einen Perspektivspieler holt, der auf beiden Seiten auflaufen kann, und gleichzeitig auf Ryerson setzt. Puchacz wäre trotz seines jungen Alters dagegen direkt ein ernsthafter Kandidat für die Startformation und zudem wie es scheint nicht ganz billig. Vielleicht haben Urs Fischer und Oliver Ruhnert aber auch andere Pläne mit Ryerson und sehen ihn zukünftig wieder vermehrt auf der Rechtsverteidiger-Position. Schließlich hat Christopher Trimmel leider (!) offiziell immer noch nicht verlängert und wird auch nicht jünger.

Gestern fand das letzte Montagsspiel in der Bundesliga statt

Die von nahezu allen Fans äußerst unbeliebten Montagsspiele sind seit gestern zumindest in der Bundesliga Geschichte. In der zweiten Bundesliga werden sie zwar noch bis zum Saisonende stattfinden, aber dann auch dort bis mindestens 2025 eingestampft. Diese Entwicklung kann schon als Erfolg der teilweise sehr kreativen und auch amüsanten Protestbekundungen der aktiven Fanszenen gewertet werden, wie auch Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) festhält: „Die Fans hatten einen großen Anteil, dass diese Spielansetzungen abgeschafft wurden.“

Banner der Eintracht-Fans beim Montagsspiel gegen Union (Saison 2019/20), Foto: Matze Koch

Dennoch ist gerade mit den Blick auf die Reformen der internationalen Wettbewerbe ein nachhaltigeres, weniger gewinnorientiertes und demütigeres Fußballbusiness wohl immer noch vollkommen unrealistisch. Immerhin haben die massiven Proteste aber gezeigt, „dass es sich aus Fan-Sicht lohnen kann, zu protestieren. Die Verantwortlichen des Fußballs auf nationaler und internationaler Ebene wären gut beraten, diese Stimmen deutlich ernster zu nehmen als bisher“, verdeutlicht Gabriel.

Der ab der kommenden Saison gültige Spielplan soll übrigens so aussehen.

Währenddessen könnten sich, gerade durch die Pandemie-bedingten Mindereinnahmen, immer mehr DFL-Vereine externen Geldgebern öffnen. US-InvestorInnen haben dabei laut eines Berichts vor allem Eintracht Frankfurt, den VfL Bochum und den SC Paderborn ins Auge gefasst.

Und sonst so

Die Stiftung „Union vereint“ hat ihre Kooperation mit der sportbetonten Integrierten Otto-Hahn-Schule weiter ausgebaut und der Sekundarschule 25 Tablets überlassen, mit denen vor allem der Umgang mit digitalen Medien oder das digitale Lernen gefördert werden sollen.

Neben dem Stiftungsvorsitzenden Jochen Lesching war Micha Parensen bei der Übergabe mit von der Partie. Auch der Kurier hat von der tollen Aktion, die insbesondere durch die Spenden von Union-Fans ermöglicht wurde, berichtet.

Petar Musa hat bisher auf dem Platz manchmal etwas unglücklich agiert und ist noch torlos bei Union. Bei „Nachgefragt“ macht er dagegen einen offenen, sympathischen und glücklichen Eindruck. Er scheint sich recht gut eingefunden zu haben und würde bspw. gerne mal beim Weihnachtssingen dabei sein. Falls in den nächsten Partien der Knoten platzt, gibt es vielleicht ja doch noch die Möglichkeit, dass die Leihe verlängert wird und er das Ganze mal live miterleben kann.

Da gibts was auf die Ohren

Ein ganz besonders schmerzhaftes Kapitel der Union-Geschichte wird in der neuen Folge des „Und niemals vergessen“-Podcast besprochen. Auch wenn ich als kleiner Junge das einzige und auch letzte Mal wegen Fußballs erst nach dem endgültigen Knockout in Ahlen vor dem Fernseher geweint habe, war das Relegationrückspiel gegen Osnabrück aus der Saison 1999/00 eine der bittersten Niederlagen, die Union wohl je hinnehmen musste. Daniel und Sebastian nehmen uns nochmal mit ins Jahr 2000. In eine Zeit als sich scheinbar noch kaum jemand über Pyrotechnik beschwert hat.

Die Macher der Alten Podcasterei sind dagegen brandaktuell unterwegs und mal wieder äußerst selbstbewusst. Sie haben die  neue Episode Gagfeuerwerk genannt. Wenn der Titel hält, was er verspricht, ist reinhören Pflicht.

9 Kommentare zu “Was sollten Unions Ziele für die letzten Saisonwochen sein?

  1. Thomas SF

    Den Akkusativ tut das interessieren. ;-)

    • Felix Morgenstern

      Haha, danke. Mit dem hab ich manchmal meine Probleme…

  2. Ziel kann bei dem Restprogramm und der Konkurrenz, also hauptsächlich Leverkusen und Gladbach realistisch eigentlich nur ein möglichst hoher einstelliger Tabellenplatz sein. Für alles andere ist auch sicher eine Menge Glück von Nöten.
    Zu den möglichen Abgängen, Friedrich und Andrich wurden ja von Ruhnert im Doppelpass explizit erwähnt, könnte man die Aussage von Zingler auch so interpretieren das man sie ungerne im nächsten Jahr Ablösefrei ziehen lassen will, also Verlängerung oder eben Abschied. Gleiches gilt sicher auch für Prömel.

  3. silberhacke

    wenn ich lenz wäre, und ich würde mich innerlich schon auf den wechsel nach frankfurt und in die gewähnte obhut eines der besten trainer der bundesliga vorbereiten, würde ich mit der bekanntgabe von dessen wechsel nach gladbach ziemlich kotzen. – na ja, vielleicht rutscht dann der nächste salzburger durchs frankfurter nadelöhr in die liga hinein. sport und bahn frei!

  4. Martin Behnke

    In jedem Fall wird Frankfurt nen guten Trainer haben. Eberl bleibt zu wünschen, dass nicht im Oktober/November ne Situation entsteht, in der er die Reissleine ziehen muss und das Gleiche nochmal an Abfindung zu zahlen hat, was er nun an Ablöse für nen Trainer raushaut. Halte ich nicht für wahrscheinlich, aber ausgeschlossen ?

    Lenz spielt kommende Saison CL ! 4 x 8-15 Minuten, oder 1×90… wie auch immer ! Ey… den haben wir ne Saison in Liga 3 geparkt, weil der „noch zu schlecht“ für Liga 2 war ! Vielleicht wechselt Hütter ja auch WEIL!!! Lenz kommt ! lol… Adis CL-Wunschzettel: Davies, Halstenberg, Guerreiro: „Kriegst den Lenz oder nen Schalker!“ … das würd den Abgang aus Frankfurt erklären denk ich, sonst erschliesst sich mir der nicht unbedingt.

    Ziele ? Man, so gut wie möglich abschneiden… Platz 8 wäre mir dabei sogar lieber als 7 (Kruse wohl auch). Durch den Schalker (und erst recht durch nen etwaigen „nicht-Bielefeld-Abstieg“ zumindest eines weiteren Clubs)… ist Union bereits jetzt safe nicht mehr die arme Maus bei den TV-Geldern… ich halte es durchaus für möglich (muss ich jetzt lol schreiben?) dass Union in den kommenden Saisons auch mal wesentlich schlechter abschneiden könnte als diese… nen einstelliger Platz heute (bei etlichen Auf- und Abstiegen anderer) könnte in den drei Saisons mal den Ausschlag geben, ob Union 30 oder 40 Mios an TV-Geldern kassiert. Rechenschieber drinlassen ! CL wird nicht mehr klappen, EL wäre eher Problem, als hilfreich (klar würd nen Fischer dann nicht zu Unrecht 4,5 Profis mehr wollen)…

    Und echt mal: Bei den Jungs, die noch 7,8 Profijahre vor sich haben und sich (und zwar egal, ob gegen Ablöse oder nicht) zu CL-Teilnehmern verabschieden: Ich gönne es jedem ! Ich gebe zu bedenken, dass die sich für den Verein dann ja auch zuvor über Jahre derart zerissen haben, dass die überhaupt in den Fokus solcher Clubs geraten ! Andersrum klappts ja seit Jahren eh dann trotz qualitativer Abgänge stets besser. Ob´s jetzt die älteren Semester sind, die für 1,2,3 Jahre nochmal was richtig cooles machen wollen, oder ob´s Kaliber wie Bülter, Jäckel, etc sind: Gerne hat man die nirgends gehen sehen.

    Am Thema Marktwerte und Ablösen kommt natürlich auch Union nicht gänzlich vorbei… aber was ich bisher beobachte: Läuft !

    Wenn nen Kruse morgen käme, und würd um Freigabe bitten, weil der die Chance auf drei Jahre Ersatzbank Barca hätte… wenn Bayern sich nen Andrich nageln würde, weil die eben pro Saison 10 Spiele haben (z.B. 2xUnion) wo nen Andrich mehr taugt als deren vorhandenes Personal (oder regeneriert, oder Wechseloption)…. da würds von mir (und wohl auch vom Verein) nie nen böses Wort geben, im Gegenteil.

    Klar, am 30.08. braucht auch keiner mehr zu kommen.

    • silberhacke

      unterschreib ich alles. ich seh das mit lenz nur dynamisch – du siehst, was frankfurt diese saison für ne sohle aufs parkett legt, kannst da hin wechseln und dann steigt der tanzlehrer aus. klar, die werden schon einen guten holen – rangnick habe ich vorhin gelesen (is auch lol-tauglich) – schlecht ist er bestimmt nicht, aber ein absoluter perfektionspsycho – das kann einem schon richtig auf den sack gehen – da rennen dann so gedrillte überegos übern platz und alles schreit nach erfolg und attitude, und plötzlich hast du auch so ne bescheuerte frisur wie kampl oder machst dir ein lederbändchen um den kopp … ach, egal. lenz ist ein geiler spieler. ich wünsche ihm glück.

  5. Alter! Jetzt kommt endlich Schwung in die Bude (Wortbeiträge)
    Jo, einige Jungs haben sich ganz hervorragend in den Fokus gespielt. Union kann sich in der ersten Liga etablieren. Dafür könnte Freiburg Vorbild sein, deren Streich ist unser Fischer?
    Wenn ich den Sportler im Profi verstanden habe, werden sie bestmöglich abschliessen wollen. Für mich bedeutet das auch einstelliger Tabellenplatz.
    Es geht um’s Geld und das kombiniert mit einer anständigen Vereinsmoral, sollte hoffentlich lange tragfähig sein.

  6. Maria Draghi

    Wenn bei Union die halbe Mannschaft im Fokus größerer Vereine steht ist meine einzige Sorge, dass die zu niedrige Ausstiegsklauseln haben. :-)

  7. […] Felix hatte vor zwei Tagen an dieser Stelle über die sportlich noch möglichen Ziele für den 1. FC…. Dabei war er skeptisch, was die Auswirkungen einer möglichen Qualifikation für den Europapokal bedeuten. Christian Gentner zeigte in einem Gespräch mit den Berliner Medien eine andere Sichtweise, indem er sagte: “Jeder, der die Möglichkeit hat, sollte sie auch nutzen” (Morgenpost, BZ). […]

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