Blog State of the Union

Hat Union ein Effizienz-Problem?

Das Spiel von Union gegen Bielefeld am Sonntag war sicherlich keins, bei dem es besonders viel Spaß gemacht, zuzusehen. Vor allem die erste Halbzeit war sehr zäh, und auch in der zweiten gab es letztlich wenige Höhepunkte.

Vielleicht sollte man das aber ein Stück weit davon trennen, wie zufrieden man mit der Leistung von Union in dem Spiel ist. Urs Fischer etwa hat sich in der Pressekonferenz nach dem Spiel durchaus wohlwollend über die Leistung insgesamt geäußert.

Union Berlin Keita Endo
Keita Endo hatte gegen Bielefeld die beiden besten Chancen für Union. Photo: Matze Koch

Und wenn man sich die Chancen ansieht, die beide Mannschaften in dem Spiel hatten, zeigen sich klare Vorteile für Union. Urs Fischer mahnte an, die Erwartungen daran, wie viele Chancen sich Union in einem Spiel wie diesem erarbeitet nicht zu hoch zu schrauben, und hob vor allem die Effizienz im Nutzen dieser Chancen als den Aspekt hervor, in dem man sich verbessern müsste.

Tatsächlich ist dieses Spiel nicht das erste in der Rückrunde, in dem Union weniger aus seinen Torchancen gemacht hat, als möglich gewesen wäre. In expected goals ausgedrückt: Union hat in sieben Spielen vier Tore geschossen, hatte aber Chancen für neun (via Understat).

Die Frage ist nun: Liegt das an einer fehlenden Qualität von Union, oder an einer Phase, in der es der Mannschaft an Glück fehlt? Über die ganze Saison gesehen liegen Unions tatsächlich geschossene Tore immer noch über den xG-Werten. Das spricht dafür, dass es sich hier eher um eine normale und auch zu erwartende Schwankung handelt. Übrigens bleibt beim Blick auf die xG-Statistiken der gesamten Saison auch eine positive Nachricht bestehen: Union ist nach xG-Tordifferenz immer noch Fünfter in der Bundesliga. Das zeigt die nachhaltig sehr gute Leistung der Mannschaft in dieser Saison, die weiterhin nicht aus Zufall in der Tabelle steht, wo sie steht.

Ein Grund dafür, dass Unions Effizienz in den letzten Spielen zurück gegangen ist, könnte aber auch sein, dass der Mannschaft momentan nicht mehr so viele Tore aus Standardsituationen gelingen wie in anderen Phasen in der Bundesliga. Darüber haben wir gestern auch kurz in unserem Podcast zum Bielefeld-Spiel gesprochen, allerdings ohne wirklich eine Erklärung parat zu haben. Auch die BZ und die Morgenpost beschäftigen sich mit Unions offensiver Form.

Und a propos Podcast: Eine Folge zum Spiel gegen Bielefeld gibt es auch von der Alten Podcasterei.

Und der Köln-Podcast Trotzdem hier hat eine Vorschau auf das Spiel am nächsten Wochenende, mit einem kurzen Gastkommentar von mir.

Die Berliner Medien

In den Berliner Medien geht es am Dienstag auch und vor allem noch um den Zusammenstoß von Andreas Luthe und Julian Ryerson. Urs Fischer sagte dazu am Montag, dass es beiden gut gehe:

Der Tagesspiegel schreibt über die Kaderplanung.

Und sonst so

Tim Maciejewski hat sich bei seiner Leih-Station Austria Klagenfurt gut eingeführt mit zwei Torvorlagen bei einem 3-2 Sieg.

13 Kommentare zu “Hat Union ein Effizienz-Problem?

  1. Offensichtlich muss Luthe vor sich selbst geschützt werden. Denn Selbstschutz bleibt bei ihm lediglich ein Lippenbekenntnis. Zumal es innerhalb von fünf Wochen die zweite Kopfverletzung war. Da wirkt es mehr als fahrlässig, wenn der verantwortliche Trainer die Gefahr ignoriert und nicht entsprechend handelt, sondern noch abwiegelt: er sei froh, „dass wir mit dem Thema sensibel umgehen“. Fischer überrascht mit solcher Leichtfertigkeit – bedauerlicherweise. Dagegen ist beim „Kurier“ derartige Verharmlosung erwartbar und Teil des zynischen 1:0-Geschäfts („Kopf hoch Jungs!“). Das Kopfschütteln von Karius angesichts der Nicht-Auswechslung Luthes (TV-Bilder) sprach da vor dem Hintergrund seiner Negativ-Erfahrungen mit Kopftreffern Bände. Und komme bitte keiner mit dem Argument, Luthe habe doch nach der Verletzungspause großartig gehalten. Kurzzeitdenken ist bei möglichen Langzeitschäden fehl am Platze.

    • Senfbeilage

      Bei Luthe ging es doch auch eher um die Nase als den restlichen Kopf?! Ryerson würde ich dir recht geben, das fand ich auch fragwürdig!

  2. Caulfield

    @uli:
    Werden dann Spieler ab jetzt bei jedem Kopfanprall ausgewechselt? Es gibt für Gehirnerschütterungen ein Test-Protokoll. Es werden situative, örtliche, zeitliche und persönliche Orientierung getestet. Kennst du das Ergebnis der Befragung von Andreas Luthe? Ich nicht. Sollte er aber vierfach orientiert gewesen sein, spricht nichts gegen ein Weiterspielen. Was soll also diese Forderung ohne Kenntnis der genauen Umstände?

    • Ich lasse mal Luthe antworten (Nach dem Kopftreffer gegen BMG):
      „Gerade bei einer potenziellen Gehirnerschütterung müssen wir Profis vor uns selbst geschützt werden. Wir haben einfach den Drang, immer weiterzuspielen, und es gibt Momente, in denen das gefährlich werden kann.“

    • Wenn man Andreas Luthe nicht vor sich selbst schützt, sieht seine Nase vielleicht bald so aus wie seine Finger (= ziemlich krumm wieder zusammengewachsen). :)

  3. silberhacke

    ich halte diese ganze kopfverletzungsdiskussion für fadenscheinig, denn sie überdeckt das wesentlich größere problem des umgangs mit verletzungen im leistungssport im allgemeinen. nach beendeter profikarriere ist es den meisten betroffenen sportlern eher nicht möglich anständig zu gehen, zu sitzen, länger zu stehen, oder sich generell schmerzfrei zu bewegen. drastisch eingeschränkte kognitive funktionen sind dagegen eher selten. die sportinvaliden, die es zuhauf gibt, wurden durch die bank verheizt – zu früh als „genesen“ erklärt und aufgestellt, zu spät ausgewechselt, nur auf schnellen wiedereinsatz hin therapiert, dauerhaft medikamentös schmerzbehandelt usw.
    also, wenn über köpfe reden, warum nicht gleich über den gesamten apparat?
    es ist auch nur schwer vermittelbar, dass ein kopfstoß im sport besonderer aufmerksamkeit bedürfte, wo es ganze sportartensektionen gibt, die daraufhin arbeiten, diesen stoß möglichst effektiv auszuführen.

    EISERN

    • Fadenscheinig sicher nicht, sondern anlassbezogen richtig. Wir nehmen nun mal Vorfälle zum Anlass, darüber zu diskutieren. Was keineswegs verhindern muss, weiter über den Tellerrand hinauszublicken. Z.B. darauf:
      https://www.deutschlandfunk.de/fussball-schmerzmittel-laut-studie-bei-jeder-dritten.2851.de.html?drn:news_id=1235680
      Was ja durchaus mit der möglichst schnellen Wieder-Einsatzbereitschaft der Profis zu tun hat.

    • silberhacke

      das meinte ich mit „medikamentös schmerzbehandelt“.
      fadenscheinig ist das ganze für mich deshalb, weil hier etwas offensichtliches vor etwas latentes geschoben wird, um dann auf die besondere sensibilisierung von funktionärsseite für die belange der sportler hinzuweisen. das ist so nach dem motto: unsere fleischfachbetriebe schlachten ohne blut.
      aber im grunde sind wir uns ja einig, dass es nicht besonders qualifiziert abläuft.

  4. Naja, ich könnte mir vorstellen das auch der Zeitpunkt der Verletzung eine Rolle gespielt hat. In der dritten Minute schon den Torwart wechseln wird natürlich kein Trainer gerne machen wenn es nicht unbedingt sein muß.

  5. silberhacke

    wenn man kopfverletzungen und ihre eventuellen nicht sichtbare wirkungen auf dem spielfeld kompetent beurteillen lassen will, gibt es eine ziemlich simple lösung: man holt sich einen spezialisten für kopfverletzungen im sport, der den medizinischen abteilungen am jeweiligen spieltag von der dfl beiseite gestellt wird und zu diesbezüglichen erörterungen auf dem feld oder daneben herangezogen wird. gesucht wird also ein experte für wirkungstreffer, und da gibt es keine bessere wahl als einen gestandenen ringrichter aus dem boxsport.
    diese typen können dir ziemlich genau sagen, ob es zu einem wahrnehmung oder koordination beeinträchtigenden wirkungstreffer gekommen ist oder nicht. sowas haben die schon hundertfach gesehen. und wenn dieser typ dann sagt, dass es zu einer beeinträchtigung gekommen ist, ob bleibend oder vorübergehend, wird der betreffende spieler aus dem spiel genommen. fertig.
    um detaillierter als ein ringrichter zu informieren, müsste selbst ein neurologe ein mrt machen lassen, und dafür ist die halbzeit leider nicht lang genug. und für alle anderen verletzungen gibts ja immer noch die leute von der medizinabteilung.

  6. Ich fand es auch schwer zu verantworten beide weiterspielen zu lassen.
    Aber der Titel war eigentlich ein anderer.
    Man hat den Eindruck, dass der Verein Europa vermeiden will, obwohl man die Einnahmen gut gebrauchen könnte.

  7. Ist letztendlich nicht jeder selbst für sich verantwortlich? Man kann doch nicht alles auf die Gesellschaft mit ihren unzähligen Facetten abschieben. So blöd kann doch keiner sein, der im Leistungssport nicht um die Gefahren weiß!

  8. […] stimmt also, dass Union mit mangelnder Effizienz zu kämpfen hatte. Es stimmt aber auch, dass diese Effizienz über ein Problem hinweg geholfen […]

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