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In jeder Familie gibt es mal Streit

Die letzten Tage waren turbulent. In Berlin steigen die Corona-Fallzahlen und die Zügel der Politik werden wieder spürbar angezogen. Wem es dennoch nicht aufgefallen ist, dem gibt das Wetter einen letzten Hinweis: Der unbeschwerte Sommer ist vorbei.

Ehemalige und aktuelle Mitglieder der Union-Familie, Foto: Matze Koch

Auch im Union-Kosmos ist es sehr unruhig. Erst die größtenteils unsachliche Kritik gegen Unions Vorhaben ein Testspiel vor Zuschauern auszutragen, dann die sehr emotional geführte Diskussion über Unions Umgang und die daraus resultierende Kommunikation mit dem Thema Singverbot. Ich möchte an dieser Stelle nicht noch einmal alle Argumente aufrollen, warum Unions Vorgehensweise meiner Meinung nach mindestens unglücklich war. Das ist meines Erachtens in den letzten Tagen von unserer Seite, vom Textilvergehen, in ausreichender Form geschehen. Vielleicht haben aber auch wir, analog zu Union, nicht an jeder Stelle den richtigen Ton getroffen bzw. nicht immer weit genug gedacht. Das ist aber auch gar nicht entscheidend. Viel wichtiger ist eine andere Erkenntnis.

Meines Erachtens hat die Diskussion, zumindest hier auf der Seite – im Union-Forum bin ich weder aktiv, noch lese ich mit –  insgesamt einiges Positives gezeigt. Gut zusammengefasst wird mein Empfinden dahingehend durch folgenden Absatz aus einem Kommentar von SchmusiUltra:

„Was ich wiederum sehr positiv finde: Wie engagiert, meinungsfreudig und unterschiedlich das Thema in der Union-Gemeinde diskutiert wird. Der Binnenpluralismus funktioniert!“

Bei der überwiegenden Mehrheit der Kommentare wird zudem die eigene Meinung sachlich begründet ohne dabei gegensätzliche Positionen zu diffamieren. Für mich ist dies die schönste Erkenntnis aus der Debatte. Für mich ist das genau die Diskussionskultur, die wir beibehalten sollten. Für mich ist das Union!

Ich kann nicht beurteilen, wie solch eine Diskussion in anderen Fanszenen, bei anderen Profivereinen geführt werden würde. Ich maße mir jedoch einfach mal an zu behaupten, dass wir als Union-Familie da ein Stück weit besonders sind. Das ist nicht kultig oder sonst was, sondern einfach Union. Wie in einer großen, guten Familie kommt man nicht mit allen Familienmitgliedern gut aus, vor allem da bei manchen Themen sehr konträre Ansichten existieren. Wie in einer Familie gibt es daher oft auch mal richtig großen Streit. Am Ende des Tages ist aber nur wichtig, dass man im Dialog bleibt und sich noch in die Augen schauen kann, wie Dirk Zingler einst betonte.

Dirk Zingler im Gespräch, Foto: Matze Koch

Ich würde sogar soweit gehen und wiederum behaupten, dass wir als Union-Familie dahingehend weiter sind als die Gesamtgesellschaft. Meistens gelingt es uns in den letzten Jahren polarisierende Themen kontrovers und vielfältig zu diskutieren. Ob es dabei dann um einen fragwürdigen Hauptsponsor, die Söhne einer Mutter, „Alle oder keiner“, die Vorkommnisse beim Derby und nun Corona geht, ist irrelevant. Solange dabei keine roten Linien – also bspw. Rassismus, Sexismus, Homophobie – überschritten werden, sollten alle Meinungen in den Diskurs mit aufgenommen werden. Wenn kein menschenverachtender Bullshit gequatscht wird, muss ich es aushalten, wenn er oder sie eine andere Meinung hat.

Mein Text heute ist daher vor allem ein Appell. Daher schreibe ich es auch nochmal: Lasst uns diese Diskussionskultur beibehalten und uns gerne weiterhin ordentlich zanken! Lasst uns dabei fair miteinander umgehen und zusammenhalten. Lasst uns gemeinsam hinter Union stehen und dabei trotzdem die Handlungen und Ansichten des Vereins, genau wie unsere eigenen, jederzeitig kritisch hinterfragen!

Die Singverbot-Problematik in den Berliner Medien:

Im Kurier geht es derweil um den guten Saisonstart unseres immer noch recht jungen Abwehrchefs Marvin Friedrich. Darin erfahren wir vor allem, dass Friedrich noch torgefährlicher werden möchte. Wenn er seinen Schnitt aus den ersten drei Spielen hält (ein Tor) haben wir in Verbund mit Nico Schlotterbeck wohl die torgefährlichste Innenverteidigung der Bundesliga-Geschichte.

Und sonst so

Im neuen FIFA 21 ist die Alte Försterei endlich dabei. Jedoch gibt es scheinbar noch immer keine Stehplätze. Leider kommt zudem auch der Stadionsprecher nicht ansatzweise an unser Original ran.

17 Kommentare zu “In jeder Familie gibt es mal Streit

  1. Vielen Dank für diese Zusammenfassung.
    Mir tut jetzt schon der sportliche Gegner leid, der nach der Krise zuerst in die AF muss und ihm zig-tausendfach „EISERN UNION“ um die Ohren knallt..

    • Da kann ich dir nur zustimmen:-)

    • silberhacke

      „Ich würde sogar soweit gehen und wiederum behaupten, dass wir als Union-Familie dahingehend weiter sind als die Gesamtgesellschaft.“ – vollkommene verpeilung.
      wir können unsere vereinskultur so bunt und divers leben, weil uns die gesellschaft, in der wir leben, den boden gibt, auf dem wir uns vielschichtig, engstirnig, provokativ, versöhnend, ablehnend oder konstruktiv, aber vor allem unverstellt und offen miteinander auseinander setzten und wieder zueinander finden können, und das war durchaus nicht immer so.
      macht mal nicht so ein gebläse um dinge, die mittlerweile selbstverständlich sind.

  2. Linksanwalt

    Ja, das kann man so stehen lassen, der Familienkrach ist hoffentlich durch, jedoch wird die Meinung, die sich im restlichen Deutsch- bzw. Nicht-Unionland durch vollkommen überzogene Artikel, aus diversen Medien abgeschrieben und aus dem Zusammenhang gerissenen Berichten gepaart und mit Fotos aus der letzten Saison ohne Abstand und Maske, gebildet hat, nicht so schnell wieder ändern wird.

  3. E.G. (Altunioner)

    Die Trennung zwischen Unionland, restliches Deutschland und Nicht-Unionland finde ich schon sehr interessant. Erinnert mich irgendwie an ein Zitat aus einem vergangenen Land:
    “Bist Du nicht für uns, dann bist Du gegen uns“.

    Ergo Union, natürlich die Guten (Die Unionfamilie) gegen den Rest (Die Anderen, mit einer kontroversen Ansicht/Meinung. Die klassische Projektion. Bravo, ich bin begeistert.
    Schuld sind immer die Anderen. Wie einfach und wie bequem!

    Eiserne Grüsse und bleibt hoffentlich weiterhin alle gesund.

  4. Nun ja Felix, du hast es zwar schon angesprochen, aber in Blick ins Union Forum zeigt, wie unreflektiert, Stumpf verschwörungsliebend die union familie auch sein kann, von fehlender Diskussionkultur fang ich gar nicht erst an, die sucht man im Forum oft vergeblich :D

  5. E.G. (Altunioner)

    Auch ich habe mal einen kurzen Abstecher in das Unionforum gemacht. Was da abgeht, geht gar nicht.
    Ich wünsche mir, das dass Diskussionsniveau hier aufrechterhalten bleibt, auch wenn einige wenige hier weiter versuchen werden, ihre diffusen Ansichten (siehe gestern) zu verbreiten. Mit ein wenig Draufsicht lässt sich das aber gut aushalten. Ihr Macher vom Textilvergehen, macht bitte weiter so.

    Eiserne Grüsse und bleibt hoffentlich weiterhin alle gesund.

  6. Die Beiträge von E.G. und silberhacke machen Hoffnung. Der gefühlsduselige besinnungsaufsatz von Felix, vor allem aber etliche Beiträge gestern und heute lassen an einer faktenorientierten Diskussionskultur über den uniontellerrand hinaus zweifeln.

    • E.G. (Altunioner)

      @ uli49
      Danke und Zustimmung. Ich hoffe das Team vom Textilvergehen und die Community hier bewahren weiterhin Haltung und eine ehrliche Diskussionskultur.

  7. Falls ihr noch Fragen an Christoph Biermann sucht, ich würde gerne wissen: Wie muss man sich den Alltag eines Journalisten vorstellen, der ein Team ein Jahr lang so eng begleitet. Konkret: Wieviel Tage pro Woche war er denn tatsächlich vor Ort? Wieviel Zeit bleibt da noch für die journalistische „Alltagsarbeit“ abseits von Union? Und wie hat es den Alltag beeinflusst, Teil der Quarantäne-Komplettabschirmung der Mannschaft zu sein? (Oder war die am Ende gar nicht so strikt?)

    • E.G. (Altunioner)

      Donnerstag, dem 15.10.2020 / 19:00, ich bin auch dabei. Ein guter Ansatz, auch mal hinter die Union Kulissen zu schauen, wo ansonsten doch so gern gemauert wird.

  8. Maria Draghi

    Max Ohlert hat völlig recht: Das nun seit Monaten andauernde monotone und dumpfe Gequake um und über Corona ist längst genauso nervig wie Corona selbst. Nicht jeder interessiert sich nur noch für Corona. Mir erscheint es sinnvoll, täglich maximal 5 Minuten auf das Thema zu verschwenden.

  9. E.G. (Altunioner)

    Ich vermisse Max Bosse von der Berliner, der gern auch mal kritisch hinterfragt hat. Die Berliner ist mit der Kolumne von Andreas Baingo aber auf einem guten Weg. Schade, dass Micha Jahn nur noch für die die alte Tante Bertha schreibt, dabei hätte er doch das Wissen wie Union tickt. So what.

  10. Pautz,Martin

    Du hast so was von Recht ich stehe zu 100%hinter Dir.
    Ich sehe es genauso ,es wird immer unterschiedliche Meinungen in gewissen Sachen geben,dafür darf jeder selbst entscheiden was er für Richtig oder Falsch empfindet.
    Aber eins sollten wir nie vergessen ,wir stehen immer zu unserem Verein ,egal welcher Virus uns heimsucht !!!
    In Ewiger Treue Eisern Union

  11. Pautz,Martin

    Noch ein kurzes Wort
    Ich bin jetzt 49Jahre alt, sowat meine Hochzeit bei Union war von 1994-2004
    Habe selbst 10 Jahre in der Union Liga mitgespielt ,es war eine geile Zeit die ich nicht missen möchte?
    Damals habe ich jede Auswärtsfahrt mitgemacht ,damals noch über die Dörfer ( Bischhofswerder,Babelsberg etc.)
    Es gehört zur Geschichte von Union dazu, auch ein nicht überdachtes Stadion bei 30 Grad Plus und 10Grad minus ,ich war da und ich denke wir alle der Verein der gute Arbeit leistet genauso wie wir die treuen Fans die immer an das Unmögliche geglaubt haben, ja wir zusammen haben es geschafft und ich bin stolz darauf das miterleben zu dürfen und aus meiner Sicht einen kleinen Teil dazu beitragen zu dürfen,das wir ewig Leben!!!!!!!!!!
    U.N.V.E..
    U

  12. Pautz,Martin

    Silberhacke ich bin zu 100%bei Dir ,was Du geschrieben hast ?
    Bleibt Eisern ud Gesund

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