Blog State of the Union

Wenn es vorne nicht klappt, gibt es immer noch Rafal „Alles muss man selber machen“ Gikiewicz

Ich habe mir zu Hause fast die Hand gebrochen, so stark schlug ich mit der Hand immer wieder auf den Tisch, nachdem Rafal Gikiewicz in der Nachspielzeit zum 1:1 traf (ich hatte aber Glück, im Gegensatz zu Mario Gomez, der sich vor 11 Jahren bei einer solchen Aktion tatsächlich die Hand brach). Es war so ein Moment, in dem ich nicht wusste, wohin mit meinen Gefühlen. Wie viel lieber hätte ich mir Bier über den Kopf gießen lassen, wäre wie wahnsinnig herumgesprungen und hätte alle umarmt. Aber ich hatte mich aus Vernunftgründen dafür entschieden, lieber an einer Präsentation zu arbeiten. Selbst schuld. Dafür kann ich mich an diesem Bild nicht mehr satt sehen, auf dem den Heidenheimer Spielern das Entsetzen ins Gesicht geschrieben steht.

Foto: union-berlin.com

Im Gegensatz zum Kommentator war ich nicht so begeistert vom Heidenheimer Spiel, das nur auf Zerstörung aus war und ansonsten nicht viel zustande brachte. Und doch hätten den Gästen beinahe zwei Szenen gereicht, um das Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden. Das Tor von Glatzel, nachdem Marcel Hartel gedoppelt von Marc Schnatterer und Niklas Dorsch den Ball verlor, statt ihn ins Aus zu dreschen. Und in der 90. Minute eine Chance, als Christopher Trimmel den ansonsten frei auf das Union-Tor zulaufenden Nikola Dovedan umriss und somit den K.o. vermied (und glücklicherweise kein Rot sah, wie er später sagte).

https://twitter.com/vun_allem_ebbes/status/1048928135557906432

Union hätte ohne Gikiewiczs Tor noch mehr mit Schiedsrichter Benedikt Kempkes gehadert als ohnehin schon. Denn nicht nur am Anfang, als Ken Reichel im Strafraum von Robert Andrich touchiert wurde, hätte es Elfmeter geben können. Vor allem kurz vor Schluss in der 84. Minute hätte es Elfmeter geben müssen, als Norman Theuerkauf einen Schuss mit dem Ellbogen, den er mit Absicht rausstellt, zur Ecke wegblockte. Theuerkauf machte das aber wieder gut, indem er beim Tor von Gikiewicz gleich zweimal die Person war, die das Abseits aufhob.

Ansonsten fand Union auf die Manndeckung, in die Manuel Schmiedebach genommen wurde, wenig Antworten. Dadurch wurde der defensive Mittelfeldspieler von Unions Offensive abgeschnitten, was den Spielaufbau nachhaltig zerstörte. Mehr dazu, wie Heidenheim Union daran hinderte, ins Spiel zu kommen, gibt es beim Taktik-Blog Eiserne Ketten.

Union und die Nachspielzeit, das sind in dieser Saison magische Minuten. Gegen Duisburg holte sich Gikiewicz in der 91. Minute einen Assist, weil Florian Hübner den Freistoß des Keepers zum 2:2 ins Tor befördert. Gegen Kiel macht Sebastian Polter nach der regulären Spielzeit sein Tor des Monats per Fallrückzieher (hoffe ich, stimmt gerne weiter hier ab). Und gestern das! Und da reden wir noch nicht einmal über die Tore in den Schlussminuten der ersten Hälfte.

War das eigentlich das erste Tor eines Union-Keepers, fragte ich mich gestern, denn ich war ja nicht im Stadion, um mir den Fakt von Stadionsprecher Christian Arbeit noch servieren zu lassen. Dann hätte ich gewusst, dass der Geschäftsführer Lizenzierung Oskar Kosche in seiner aktiven Zeit mal einen Treffer erzielt hatte. Immerunioner.de hatte dazu bis Sonntag diesen Satz im Profil des früheren Torhüters stehen: „Kosche hat als bisher einziger Union-Torhüter ein Tor erzielt, im Dezember 1993 schoss er einen Strafstoß gegen Brieske/Senftenberg.“

Torwart Rafal Gikiewicz nach seinem Tor zum 1:1, Foto: SF/Matze Koch

Die Spielberichte dominiert völlig zurecht Unions Keeper:

Fotos vom Spiel gibt es hier:

  • union-berlin.com
  • unveu.de (wenn ihr die Fotos nicht auf der Startseite findet, einmal im Menü auf Saison 2018/19 und dann Hinrunde tippen)

Ich hoffe für Rafal Gikiewicz, dass er die schwarze Karte bei Fifa, wie sie Marcel Hartel und Andy Gogia für ihn einforderten. Simon Terodde musste dafür zwar mehr Tore schießen, aber der ist ja auch Stürmer.

Ansonsten war das Spiel von Union wieder einmal ein Argument für die Zingler-These, dass das Stadionerlebnis die Basis des Erfolgs des Fußballs als Sport sei. Und ich habe mit Genugtuung gelesen, wie beispielsweise das immer empfehlenswerte BVB-Blog schwatzgelb.de einen leidenschaftlichen Text für das Stadionerlebnis geschrieben hat, nachdem Dortmund am Samstag in der Nachspielzeit noch 4:3 gewann.

Und dann gibt es natürlich noch die Genugtuung des Torwarttrainers. Michael Gspurning schrieb auf Insta: „@rgikiewicz @jakobbusk hat sich ausgezahlt die Trainingswoche ??“

Weil es im besonderen Moment des Tors von Rafal Gikiewicz etwas untergeht, möchte ich an dieser Stelle die wirklich wunderbare Choreo noch einmal hervorheben. Das sah nicht nur toll aus, sondern hat mir richtig Gänsehaut verursacht:

Foto: Stefanie Fiebrig
Foto: Stefanie Fiebrig

Die anderen Spiele

Unions A-Jugend gewinnt mit 6:2 gegen Osnabrück und steht jetzt auf Platz 7 in der Bundesliga.

Unions Frauen haben mit 6:0 gegen Bischofswerda gewonnen und stehen in der Regionalliga weiter auf Rang 2 hinter Viktoria 89. Noch mehr Fotos findet ihr hier auf der Facebookseite der Union-Frauenfussballabteilung.

Facebook: 1.FC Union Berlin Frauen
Ebenfalls erfolgreich war die zweite Frauenmannschaft mit einem 3:1 gegen Hertha 03 und klettert auf Rang 2 der Berlin-Liga mit nur einem Punkt Rückstand auf den ersten Platz.

Siegerselfie via Hauptstadtarroganz

Und sonst so?

Wer neben all der Freude und Glück sich mit etwas Unerfreulichem beschäftigen möchte, dem kann ich den Tagesspiegel-Text über Martin Kind empfehlen, der die sowieso schon sturmreif geschossene 50+1-Regel mittlerweile zu umgehen scheint, ohne dass er dafür bisher Konsequenzen fürchten musste.

View this post on Instagram

Fan seit 1966, das ist Liebe

A post shared by FELIX HERLT (@felixherlt) on

17 Kommentare zu “Wenn es vorne nicht klappt, gibt es immer noch Rafal „Alles muss man selber machen“ Gikiewicz

  1. Moin, habt ihr schon den Kommentar im Waldseitenheft zum Banner, welches an euch gerichtet war, gesehen Bzw gelesen ?

    LG!

    • @lars Ja, haben wir gelesen. Aber da gibt es aus meiner Sicht nichts mehr hinzuzufügen. Das war für mich schon vor der Tapete beim Heimspiel gegen Kiel erledigt.

  2. Rochen-Paul

    Wie kommt die Altersaussage von Rafa zustande? Pass-Schummelei in der Jugend und deswegen für immer ein Jahr jünger als tatsächlich oder muss man nach Profivertragsabschluss die Geburtsurkunde irgendwann mal vorzeigen?

  3. Na, er ist _fast_ 31, weil er in den nächsten Tagen Geburtstag hat, und da hat er halt kurz aufgerundet. Er hat das selber so gesagt, nach dem Spiel.

  4. @Lars: wie lautet der Kommentar?

  5. Karl Kreuzberger

    Wie peinlich ist das mittlerweile, das jetzt schon der Torwart die Tore schießen muss.
    Da muss sich der Trainer schnell was einfallen lassen.
    Das beste an diesem Spieltag war noch die Choreographie ?

  6. Vor dem Spiel hätte ich mich mit dem Punkt sicherlich nicht zufrieden gegeben, mit Blick auf den Spielverlauf und den Ausgleich muss man letztendlich damit zufrieden sein! Zudem, die elf Spiele in Folge ohne Niederlage tun auch gut!

  7. silberhacke

    @Karl _ Scheinst ja echt erfolgsverwöhnt zu sein, wenns nicht gerade um Fußball geht … aber zustimmen muss ich dir wirklich – Platz 2 in der Tabelle – MEGAPEINLICH.

  8. Mehr Glück als Verstand würde ich sagen. Spielerisch war das im Vergleich zum letzten Spieltag absolut schwach.Aber schon gegen Holstein Kiel waren wir Zuhause nich besonders dominant. Nach dem Grottenkick gegen Paderborn am 24.10.215 habe ich mir wiedermal gedacht, die gesamte Familie auf die Sitzplatztribüne
    einzuladen. Nebst Vater,Bruder ,Sohn,Neffen,Tochter,Onkels und Tante waren alle dabei.Sie sollten die Entwicklung von Union bestaunen! Aber auch diesesmal hat Union die schlechteste Saisonleistung gezeigt. Trotz des Tores in letzter Sekunde habe ich mich irgendwie ein wenig dafür geschämt. Ich denke auch diese Saison müssen wir wieder ein auf und ab der Leistung ertragen. Für die nächsten 2-3 Jahre bleibe ich lieber auf der Stehplatzseite!!

  9. silberhacke

    @Andreas_Klingt einbisschen so, als wäre dein Exponat bei der Messe-der-Meister-von-Morgen abgeschmiert. Dann lad deine Leute doch mal zu nem Hetha-Spiel ein – die sind gerade richtig gut.

  10. Karl Kreuzberger

    @silberhacke muss wohl dein Silberblick sein oder hast du ne rosarote Brille auf?
    Mehr Glück als Verstand (Können) trifft es nämlich ziemlich gut.

  11. silberhacke

    @Karl_Vielleicht hättest du dir die Zeit nehmen sollen, die Banner der Choreo, die du ja als einzig Positives erwähnst, auch durchzulesen. Darüber hinaus sehe ich Union noch immer auf Platz Zwei, trotz Silberblick, trotz rosaroter Brille.

  12. @Silberhacke vielen Dank für deinen Vorschlag, aber den hatten ein Teil meiner Verwandschaft auch schon. Die sind aus Spandau und Herthafans!! Familie kann man sich halt nicht aussuchen. Schon alleine deswegen hatte ich mir eine überzeugende Leistung meiner Mannschaft erhofft. Da ist mir der Tabellenplatz ersmal scheißegal!!

  13. silberhacke

    @Andreas_Klar, ein Sieg ist toll. Ich finde aber, man tut der Mannschaft unrecht, wenn man behauptet, sie hätte schlecht gespielt. Ich habe keinen Spieler gesehen, der nicht gekämpft hätte, um dem übermäßig aggressiv geführten Spiel der Heidenheimer was entgegen zu setzen. Der Schiri hat denen zu viel durchgehen lassen. Wenn er den Elfer nicht gibt, was willst du da machen? Ich finde, das Spiel hatte eine ganz eigene Dramaturgie, und die hat spektakulär geendet. Als Zuschauer machst du da alles mit, was möglich ist – Euphorie am Anfang, Zweifel in der Mitte, ein Stück Ernüchterung, Zittern, Bangen, fast Resignation und dann das verrüchte Finale. Ich finde das als Elebnis wirklich einzigartig. Und das Ganze taugt sogar zur Parabel auf das Leben. Auch mein Leben ist manchmal unentschieden.
    EISERN!

  14. @Silberhacke schön für dich wenn es spannend war und einzigartig. Zum Glück ist die Sichtweise der Menschen von unterschiedlichster Art . Für mich war das Spiel so grau wie der Himmel am Sonntag.Bis auf den Anfang und das Ende!
    Eisern

  15. Sportanwalt

    Danke für Deine Worte, Silberhacke!

    Unfassbar, wenn man für solch ein one-in-a-million Erlebnis wie am Sonntag in der 94. Minute tatsächlich die Worte „peinlich“ und „grau“ findet – wahrscheinlich waren Karl und Andreas da schon auf dem Heimweg. Diese ewigen Nörgler sollen zur Hertha gehen.

    Ich habe mir das Spiel übrigens noch einmal bei AFTV angeschaut. Die ersten 20 Minuten waren spielerisch stark und in der letzten halben Stunde hat die Elf alles versucht und wurde am Ende dafür belohnt. Also was wollt ihr???

Kommentare sind geschlossen.