Blog State of the Union

Ein halbwegs versöhnlicher Abschluss einer verkorksten, katastrophalen Saison

Natürlich konnten die letzten beiden Siege die Saison nicht retten, sondern nur das Schlimmste verhindern. Und es ist nicht, als hätte man nicht auch gestern in Dresden gesehen, dass die Mannschaft sportliche Baustellen hat. Aber trotzdem hilft ein 1-0 in Dresden, mit einem etwas besserer Gefühl in die Sommerpause und die Aufarbeitung der Saison zu gehen. Diese Aufarbeitung darf deswegen aber natürlich nicht weniger stringent ausfallen.

Update von 15:30 Uhr: Diese Aufarbeitung hat im ersten Schritt ergeben, dass André Hofschneider nicht über das Saisonende hinaus Trainer sein wird, Lutz Munack in Zukunft nicht mehr für die Profiabteilung, sondern das Nachwuchsleistungszentrum und den Amateurfußball zuständig ist und die Position von Helmut Schulte als ‚Leiter der Lizenzspielerabteilung‘ neu besetzt wird.

„Die letzten zwei Prozent haben heute gefehlt, die wir letzte Woche verpulvert haben,“ sagte Micha Parensen über Unions Spiel in Dresden, dass man letztlich mit einem guten Moment, einigem Glück damit, wie Dresden seine Chancen ausspielte und ein paar guten Grätschen um Dynamo daran zu hindern 1-0 gewann. Parensen gab auch zu, dass der Sieg durchaus glücklich war, und dass Unions Plan in der Offensive nicht aufging. Inwiefern das der Fall war und wie sich die fehlende Risikobereitschaft im Passspiel ausgewirkt hat, habe ich bei Eiserne Ketten genauer aufgeschrieben (außerdem dort: Liebe für Niklas Hauptmann)

pogo
Es gab selten richtig viel zu feiern in dieser Saison, Photo: Tobi/unveu.de

Toni Leistner zeigte sich nach seinem letzten Spiel für Union einerseits glücklich, dass sein alter Verein Dresden nicht abgestiegen war. Vor allem aber fand er deutliche Worte für Unions Saison: „Es war natürlich eine katastrophale Saison, von uns als Mannschaft. Als Verein haben wir komplett versagt. Da ist ärgerlich zu sehen, wie eng die Liga ist und was man da für eine Möglichkeit hatte.“ Daran änderten eben auch die beiden Siege zum Schluss nichts, die nur eine wirkliche Katastrophe verhinderten – und Unionern Nerven schonten und noch zwei schöne Nachmittage bescherten. Trotzdem müssten sich, sagte Leistner, alle einzeln hinterfragen, warum sie mit ihren Leistungen zu dieser Saison beigetragen haben.

Weniger nach Abschied klang Philipp Hosiner. Sichtlich froh über sein Tor, aber auch frustriert über eine ‚desaströse‘ Saison, kündigte er an, sich mit einer genauso guten Sommervorbereitung wie der letzten endlich dauerhaft in der Startelf bei Union etablieren zu wollen. Wenn und solange Union ohne Steven Skrzybski und Sebastian Polter auskommen muss, erscheint das möglich. Und dass Hosiner und Polter gemeinsam auf dem Platz stehen, ist durchaus denkbar. Aber nur in einer recht kleinen Zahl taktischer Varianten.

Über Hosiners Beitrag zum Sieg in Dresden schreibt auch Union in Englisch

Podcast

Wir podcasten heute Abend und schauen dabei auch auf die Saison insgesamt zurück. Vielleicht schreibt uns als Anregung dazu in den Kommentaren, was für euch die prägenden Momente dieser Saison waren, und was davon in Erinnerung bleiben wird.

23 Kommentare zu “Ein halbwegs versöhnlicher Abschluss einer verkorksten, katastrophalen Saison

  1. Der bewegendste Moment dieser Saison war für mich ganz klar der tränenreiche Abschied Damir Kreilach. Wer da kein Pipi in den Augen hatte….

    Und dann war da natürlich noch die medial verarbeitete Unzufriedenheit von Steven Skrzybski als Teilzeitkraft vor der Halbzeitpause.

    Und zu guter letzt die Pressemitteilung zur Nicht-Vertragsverlängerung von Toni Leistner. Sowas möchte ich nie wieder lesen müssen.

    Eisern!

  2. silberhacke

    Ja, klar, gut, dass die Saison vorbei ist und gut, dass die Klasse gehalten wurde.
    Viel Wehmut bleibt trotzdem oder eine unerfüllte Sehnsucht – ein Bild wie der Taumstrand im Dauerregen. Ich hätte wirklich gerne gesehen, was geht, wenn die Leistung des Teams ihr oberes Limit erreicht. Am Ende wäre mir auch egal gewesen, unter welchem Trainer das passiert. So aber bleibe ich einfach in einem unscharfen Zwischenbereich hängen – ich darf mich einerseits freuen, aber nicht richtig, und ich kann mich ärgern, das aber auch nicht richtig. Am Eindrucksvollsten erscheint mir die emotionale Berg-und-Tal-Fahrt der Fans, ihre Einheit, ihre Spaltung, ihre Besinnung, ihre Vereinigung; ihre Überzeugung, trotz allem zusammen zu stehen und das Team bedingungslos zu supporten. Es war eminent wichtig, sich auf dieses Wesen des Union-Fans zu besinnen und Frustrationen wenigstens für die Dauer des Spiels herunter zu schlucken, auch wenn das machmal äußerst schwer fiel. So muss das sein, und so ist das auch richtig.
    Jetzt bin ich einfach gespannt, was die nächsten Wochen für Veränderungen mit sich bringen werden. Die Pause ist ok., aber ich bin heiß auf die Spiele in der Försterei und auswärts. Das war doch wieder der Hammer gestern in Dresden! Ich hab mit einem Freund aus Dresden in seinem Block gesessen, und er meinte, als er merkte, was da für eine Energie von uns ausgeht: „Vielleicht werd‘ ich auch Union-Fan.“ Wird er wahrscheinlich nicht, aber das ging runter wie Sahne.
    So, Textilvergehen, dann auch euch herzlichen Dank für die Begleitung durch die Saison! Immer weiter!
    Habt alle einen schönen Sommer!
    u.n.v.e.u.

  3. Carsten

    Mir ist besonders das 1:0 gegen St. Pauli im Herbst in Erinnerung geblieben, nach dem Schlusspfiff dachte ich, dass uns nun das Glück hold ist, welches vielleicht (auch) zum Ende der letzten Saison fehlte. Dass eben dieses Glück darüber hinweg täuschte, dass gar nicht mal so viele Dinge gut funktionierten, zeigte sich dann ja im weiteren Verlauf. In dem Moment dachte ich jedoch: Krass, diesmal wird’s was!

  4. Was für mich am Ende bleibt, ist das miese Gefühl, es in der Hand gehabt zu haben und dann weggegeben zu haben ohne wirklich Not oder Druck.
    Der größte Fehler war für mich nicht die Entlassung Jens Kellers sondern die Einstellung André Hofschneiders. Ich wähne mich da ganz bei Sebastian, der auch immer wieder seinen Eindruck schilderte, dass bei dieser Entscheidung Stallgeruch vor Kompetenz gehe. Wenn das stimmt, (als Außenstehende, werden wir das wohl nie erfahren) ist es Ausdruck einer tiefen Unprofessionalität der Verantwortlichen bei Union. Denn in den letzten Jahren (und die Entwicklung zeigt es ja auch.) war genau das etwas, auf das ich mich (gefühlt) verlassen konnte: Union wird professionell geführt. Dieses Vertrauen ist erst mal erschüttert und es wird dauern, dass es wieder kommt.

    Worauf ich mich allerdings immer verlassen konnte und mich auch immer drüber gefreut habe, war die kritische Begleitung der Ereignisse bei Union durch das textilvergehen. Dafür einfach mal ein ganz großes DANKE an Euch. Da ich seit knapp zwei Jahren nicht mehr in Berlin lebe und auch nur sporadisch mal Heimspiele sehen kann, gibt es eine Lücke, die das textilvergehen zumindest ein wenig füllen kann. Natürlich ersetzt das Lesen hier keinen Besuch im Stadion, aber das textilvergehen hilft mir dabei, mich nicht ganz so fern zu fühlen.
    Ein Höhepunkt dahingehend war dann auch Sebastians Verkündigung, Union werde direkt aufstiegen. Ich fand das damals gut, ich fand das auch richtig. Nur wer sich hohe Ziele steckt, wird diese auch erreichen können. Ich freu mich auf euren Saisonabschlusspodcast.

  5. Letztlich sollte man auch ein bisschen zufrieden sein, dass es uns nicht so erwischt hat wie Braunschweig – die hatten schließlich ähnlich hohe Ziele und eine noch bessere Vorsaison. Ich bin auch gespannt, ob der Name Lieberknecht nun nochmal in der Trainerdebatte auftaucht. Ist ja nicht unwahrscheinlich, dass er in Braunschweig aufgibt oder wegkomplimentiert wird. Allerdings war seine Saisonausbeute nun auch kein Bewerbungsschreiben an Union.

  6. Jan Grobi

    Wohl prägend war die Trainerentlassung

  7. Iron Fist

    Prägend war natürlich die Entlassung Kellers, die wunderliche Installation von André Hofschneider, die noch wunderlichere Begründung der Vereinsführung, warum man mit ihm in die Erfolgsspur zurückfinden will, die darauffolgende ergebnistechnische und emotionale Talfahrt, die in einem nicht gegebenen Nachspielzeittor von Skrzybski, Damirs gefühlt völlig unnötigem Abgang und Pfiffen von Unionern gegen die eigene Mannschaft bei einem Spiel an der Alten Försterei gegen ich-weiss-nicht-mehr-wen kulminierten. Aber auch das Zusammenrücken der Fans danach, die T-Shirt-Aktion, der Sieg auf Pauli in Unterzahl und das befreiende Gefühl nach dem grotesken Eigentor von Danilo. Also im Prinzip waren die kompletten letzten sechs Monate prägend. (Und ja, ihr habt sehr geholfen, mit allem klar zu kommen, liebes textilvergehen.)
    Und die Saison endet mit dem Gefühl, dass es Zeit für einen Neuanfang ist, der vom Verein hofffentlich auch angestoßen wird.

  8. Bronco Schmidutz

    Nun ist Hofschneider weg…bin gespannt was nun kommt!?!danke textilvergehen für eure tägliche Arbeit und ich freue mich auf weitere emotionale & informative podcasts!
    Immer eisern bleiben ????

  9. Robert. W

    Rückblickend die gesamte Saison betrachtet, bleibt das Gefühlsgemisch aus Chance-verpasst einerseits und Riesenglück-gehabt andererseits.

    Ich erinnere mich an Gegentore in der Nachspielzeit am dritten und fünften Spieltag. Wir führten in Düsseldorf und in Nürnberg bis kurz vor Schluss!

    Und bevor jetzt jemand die Tabelle nach 5 Spielen mit den beiden Siegen ausrechnet (so wie ich gerade…und damals), sollte man auch ehrlicherweise die virtuelle Tabelle ohne unser relativ spätes Unterzahl-Tor bei St. Pauli nicht vergessen…das hätte also auch schiefgehen können.
    Die Bilder der Braunschweiger aus Kiel gestern haben mir das deutlich gezeigt. Auch deswegen überwiegt die Erleichterung darüber, dass es vorbei ist.

    Immerhin war die Saison jetzt so schlecht, dass die Erwartungen für das nächste Jahr geringer sind, so dass man entweder befreiter oben mitspielen kann oder besser gelaunt Zehnter werden kann.

    Ans Textilvergehen: Weiter machen! Immer weiter. Warum ich erst in der Saison den Weg zu Euch gefunden habe, keine Ahnung…lohnt sich aber jeden Tag. Vereinsbrille ohne Betriebsblindheit!! Top!

  10. Na hoffentlich ist die Sense scharf genug beim „Austausch“ von Personal!
    Der Trainerwechsel steht bei mir auch ganz oben! Wenn gleich ich ihn noch 14 Tage früher befürwortet habe! Das es mit Hoffi so daneben geht, habe ich jedoch nicht gedacht!
    Danke an euer gesamtes Team, dass mir doch in einigen Situationen eine „Hilfe“ war!
    Freue mich auf die neue Saison! Gibt’s denn nun doch Dauerkarten für alle? Beginnt der „Bau“?
    Grüße aus Köpenick
    jöhei

  11. Karl Kreuzberger

    Super! Dieser Rundumschlag war bitter nötig. Danke Dirk! Egal wer kommt, jetzt bin ich beruhigt und sehe zuversichtlich in die kommende Saison. Kann die WM nicht einfach ausfallen? Die brauch doch kein Mensch. Für mich war 17/18 nur der Abgang von Damir relevant, das fand ich wirklich schade. Ansonsten bin ich nur froh dass dieses Elend ein Ende hat.

  12. Angesichts der Absteiger Köln und HSV, und erst recht, wenn es auch noch Wolfsburg trifft, dürfte der Aufstieg zumindest fürs kommende Jahr kein allzu realistisches Ziel sein. Also hat man genug Zeit, um mit Ruhe und Sorgfalt um- und aufzubauen. Ob nun Mannschaft oder Stadion.

  13. framlin

    Ich weiß gar nicht, was Ihr alle wollt. Ein Punkt hinter Platz vier, da kann man doch echt nicht meckern ;)

  14. Timoeis

    Hallo liebes Texteilvergehen-Team, erstmal besten Dank für eure Zeit! Ihr macht das großartig. Die Sendung wird heute sicher sehr lang. Ich hätte leider trotzdem noch ein paar kleinere Themen, die man vielleicht kurz diskutieren kann.
    1) NLZ: Wie ist da der aktuelle Stand? Sollten die Bauarbeiten nicht längst begonnen haben?
    2) Hat die Entscheidung von heute Auswirkung auf Wolfang Schellenberg? Wahrscheinlich nicht, da er NLZ-Leiter wird und LM GF Nachwuchs.
    3) Was ist mit Andreas Lorenz? Vielleicht kann man hier auch einmal einen Podcast mit CA zum Thema Kommunikationsstrategie von Union machen.

    Prägenden Momente bei mir waren der schlimme Kick in Bochum und die anschließende Entlassung von JK sowie der Abgang von Damir.

  15. Timoeis

    Achso vergessen. Ist natürlich absolut spekulativ aber es würde mich nicht wundern, wenn Union mit Oliver Ruhnert eine interne Lösung für die Position GF Lizenzspieler präsentiert.

  16. Alter Förster

    Danke an Textilvergehen für die Begleitung durch die Saison!

  17. Großen Dank für den Aufwand und das täglich tolle Ergebnis für die (aber nicht nur die) Saison an die Textilvergehen Crew! Auch wenn es nicht all zu viel zu feiern gibt – macht euch mal ne Flasche Sekt auf ;o) weiter so!

  18. Lars Seefeld

    Mich würde gerne Eure Meinung zu Helmut Schulte interessieren.. der Kader, den er offensichtlich zusammenstellte, war an sich nun mal nicht schlecht. Aber wie Sebastian auch mal meine, Teamleistung steht nun mal über individuelle Klasse.

    Und gerade kam die Meldung zur Entlassung Lieberknechts. ;)
    Was ist eure Meinung ? MAgath, Lieberknecht? Vielleicht Hannes Wolf ?

    Auf jeden Fall danke für echt gute Berichterstattung in dieser Saison. Schon echt Preisverdächtig. ;)

    Habt einen schönen Urlaub und erholt euch von dieser Saison!

    Eisern!

  19. Kreuzberger

    Genau bevor ich das noch vergesse!
    Vielen, vielen herzlichen Dank für die tollen Berichte, das tägliche Uniongeschehen und natürlich der Podcast.
    Ohne „Euch“ wäre die Unionswelt nur halb so schön!
    DANKE bleibt gesund und eine schöne Zeit!

  20. Klares Lowlight der Saison waren für mich Buhrufe, „Trainer raus“ und Pfiffe gegen die eigene Mannschaft in der Alten Försterei. Das habe ich in dieser Form noch nicht bei Union erlebt und hat mich sehr traurig gemacht.

    Über den Großteil der Saison, aber insbesondere nach der JK-Entlassung, wird mir diese Plan- und oft auch Hilflosigkeit im Angriff im Gedächtnis bleiben, die ich eigentlich nach den ersten Saisonspielen überwunden glaubte. Immer wird die Qualität unseres Kaders gelobt, aber schlussendlich fehlte zu häufig die Genauigkeit im letzten Pass, die Zweikampfstärke und die zündende Idee.
    Dann schaut man parallel nach Kiel, wie ein Aufsteiger, der zentral aus guten Leihspielern besteht, mit Angriffsfußball 71 Tore schießt und bis in die Aufstiegsrelegation durchgeht. Da möchte man die Faust in der Tasche ballen. Wenn Markus Anfang, das auch nur im Ansatz nach Köln transportieren kann, ist der erste Aufsteiger nächste Saison bereits gesetzt.

  21. Heute Abend wünsche ich euch viel Spaß bei der Aufnahme. In den Kommentaren davor ist alles gesagt, alle Themen sind angesprochen. Ich sage vielen herzlichen Dank für eure Beiträge und Podcasts, vielen Dank das ihr euch soviel Zeit dafür nehmt. In diesem Sinne Prost und haut rein.

  22. Für mich wird lange in Erinnerung bleiben, wie die Diskussio, nach der Keller Entlassung und in der sportlichen Kriese, im Verein verlief. Wie weit unter der Gürtellinie sie lief, wie vehement Menschen, die in unserem Verein Verantwortung tragen angegangen, teilweise diffamiert wurden.
    Ansonsten war es halt mal wieder eine spannende Saison, nach vielen Jahren gemütlicher Ruhe im sicheren Mittelfeld und sie wird mir länger in Erinnerung bleiben, als die meisten der letzten Jahre.
    Ich bin gespannt, wie ihr die Leistung von Hofi bewertet.
    Eisern vom Nachbarn

  23. Torsten Dietz

    Erstmal vielen Dank an Euch.
    Ihr macht das hier wunderbar.
    Für mich der entscheidende Punkt in diesem Jahr war der Umgang mit der Krise. Auch bei den Fans. Diese fast heilige Verehrung und Glorifizierund von Union führen eben auch zu einer gewissen Kritikunfähigkeit. Warum soll ich nicht zeigen wenn es mir auf den Keks geht was da gezeigt wird?
    Ich bin ein alter Sack und renne jetzt seit 40Jahren zumUnion, gemeckert haben eigentlich immer. Und das ist auch gut so….

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