Blog State of the Union

Mal sehen, ob André Hofschneiders Ehrgeiz auf das Team abfärbt

Bei Union ist mit dem Sieg gegen Sandhausen erst einmal Ruhe eingekehrt. Die großen Zweifel sind vielleicht noch nicht weg, aber sie sind nicht mehr so laut. Genau in diesem Zusammenhang habe ich übrigens auch André Hofschneiders Kommentar nach dem Spiel verstanden, als er dem RBB sagte:

„Ich werde die Woche der Mannschaft mal die Frage stellen, was sie denn eigentlich vorhat die nächsten zehn Spiele. Ob wir uns alle zwei Wochen treffen wollen und irgendwelche Maßnahmen ergreifen, um mit dem Rücken zur Wand wieder aus der Situation herauszukommen. Oder ob wir jetzt bereit sind, Woche für Woche an unser persönliches Limit zu gehen.“

Ich stehe der Verpflichtung von André Hofschneider als Cheftrainer bei Union durchaus kritisch gegenüber, aber was ich immer an ihm mochte, war dieser sportliche Ehrgeiz, den er verkörpert und den er von seiner Mannschaft verlangt. Und vielleicht ist der Appell an diesen Ehrgeiz das, was das Team in dieser Saison benötigt, in der es immer unter der Last von Erwartungen und Chancen in entscheidenden Momenten nicht die Leistungen abrufen konnte, zu denen es eigentlich im Stande ist. Hofschneider traue ich zu, dass er in der Kabine sagen würde: „Wisst ihr was: Wenn da oben keiner aufsteigen will, dann machen wir das. Warum? Weil wir das wollen. Und weil wir das können.“ Und wenn ich schon die Gedanken schweifen lasse, dann sehe ich da auch Steven Skrzybski, wie er sagt: „Jawohl Trainer. Hashtag mehr machen. Hashtag weniger labern.“

Die Berliner Medien betrachten den Aufschwung an Personen. Wobei, siehe Aussage des Trainers von oben, noch nicht klar ist, ob das ein Aufschwung ist. Die Woche zuvor haben wir noch vom Austrudeln der Saison gesprochen. Aber wie auch immer: Die BZ nennt 3 Profiteure des Trainerwechsels mit Steven Skrzybski, Michael Parensen und Daniel Mesenhöler. Das ist nicht überraschend. Der Kurier beschäftigt sich noch einmal intensiver mit Kristian Pedersen, der vor den Augen einer Delegation des Dänischen Fußballverbandes sein erstes Tor für Union erzielte. Gibt eindeutig ein schlechteres Timing für den ersten Treffer.

Hier sehen wir übrigens Peter Kurzweg, Daniel Mesenhöler und Grischa Prömel beim Genuss von Malzbier. Ich persönlich bin auch ein großer Fan davon, sehe aber beim Genuss nicht so fröhlich aus wie die drei Union-Profis:

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3 Schlosserjungs und 1 Malzgetränk. #hehe

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Was ist eigentlich beim 1. FC Kaiserslautern los?

Unions Gegner am Freitag öffnet sein Museum sowohl für Heim- als auch Gästefans bis eine halbe Stunde vor Anpfiff. Details dazu gibt es hier. Dieses Jahr feiert der Klub das 20-jährige Jubiläum des letzten Meistertitels, als die Lauterer als erster und bisher einziger Aufsteiger direkt Deutscher Meister wurden.

Einen interessanten Einblick in die finanzielle Situation rund um den 1. FC Kaiserslautern, das Stadion und die Stadt Kaiserslautern gibt die Allgemeine Zeitung mit einem Interview mit dem Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler des Landes Rheinland-Pfalz. Hintergrund ist, dass die Stadt dem Verein die Pacht kürzen möchte, sich das entgangene Geld aber durch eine erhöhte Grundsteuer von den Bürgern holen wollte, sonst müsste laut Bürgermeister bei Schwimmhallen und Kultur gespart werden. Ich weiß nicht, wie viel Lust der Bürgermeister auf eine Wiederwahl hat, aber so eine Aussage klingt in meinen Ohren wie politischer Selbstmord. Interessant ist, dass die Stadiongesellschaft einen Kredit von 65 Millionen Euro mit sich herumschleppt, der nicht durch Rücklagen gedeckt ist. Wir können ja alle mal raten, wer für die Bürgschaft aufkommen muss, sollte der 1. FC Kaiserslautern und dann die Stadiongesellschaft Insolvenz anmelden. Genau. Dass es bereits ein riesiges Interesse an Wohnungsbau rund um das Stadion gibt, dürfte kein gutes Zeichen für den 1. FCK sein.

Der Aufsichtsrat der Stadiongesellschaft hat der Pachtminderung von 2,4 Mio Euro auf 425.000 Euro im Falle eines Abstiegs in die 3. Liga zugestimmt (SWR). Wie eine (zumindest in der Theorie) wirtschaftlich denkende Stadiongesellschaft dies machen kann, ohne selbst in Insolvenz zu gehen, ist mir schleierhaft. Denn die Gesellschaft muss ja den Kredit bedienen. Logisch, dass wie oben angedeutet die Stadt die Differenz zahlen soll.

Und sonst so?

Übrigens soll angeblich am 3. März das International Football Association Board über die Einführung eines vierten Wechsels während der regulären Spielzeit entscheiden (One Football).

Die Fanszenen in Deutschland haben am Wochenende mobil gemacht gegen die Aushöhlung oder Abschaffung der 50+1-Regel (Bilder und Text bei Faszination Fankurve). Das den Protest begleitende Schreiben hat auch das Wuhlesyndikat veröffentlicht. Ich verstehe den Protest sehr gut, kann aber nicht erkennen, was die 50+1-Regel seit ihrer Einführung getan hat, außer bestimmte Prozesse zu verlangsamen. Es gab und gibt Ausnahmen davon (Rasenballsport Leipzig hat die 50+1-Regel nichts angehabt) und die Wirkung der ständigen Drohung durch Martin Kind (Hannover 96), im Zweifel vor einem ordentlichen Gericht dagegen vorzugehen, zeigt dass da etwas getan werden muss. Und hier sehe ich leider noch nicht, was das Ziel des Fanprotestes ist. Denn 50+1 ist tot. Diesen Fakt sollte man anerkennnen.

Und wenn von einer Seite die Öffnung für komplette Übernahmen durch Investoren forciert wird, fehlt mir die Alternative auf der anderen Seite. Das verwundert mich auch an der Grundsatzdebatte, die die DFL führen will. Was ist eigentlich der Gegenpol zu den ganzen Vereinsführung, die vor lauter Vorfreude auf Investorengeld das Wasser kaum noch halten können? Gerade so als ob Investoren nicht auch Rendite sehen und mitbestimmen wollten. Aus Fansicht muss die Frage beantwortet werden: Wie kann jenseits der 50+1-Regel das Prinzip der Mitbestimmung und mitgliedergeführten Vereine als Grundelement der deutschen Fußballkultur erhalten werden? Hier würde ich mir mehr Input wünschen. Auch von meinem Verein.

4 Kommentare zu “Mal sehen, ob André Hofschneiders Ehrgeiz auf das Team abfärbt

  1. Christoph Grunert

    Der Andre … äh … der André(!) Hofschneider ist schon putzig. Der ist so eine Art Hummel in den falschen Farben – könnte ne Biene sein, oder ne Wespe, ach nee, zu dick, zu flauschig. Gutmütige Dinger sind das, musst nur ein bisschen mit der Flose wedeln, nicht gleich draufhaun und plattmachen. Wenn dem nicht so wäre, müsste er sich nämlich die Frage gefallen lassen, warum er die Frage, die er „die Woche“ den Spielern stellen wil, nicht schon längst gestellt hat. Alter, die Frage nach der Motivation und wo es denn hingehn soll, ist doch Standard, und der Fußballlehrerlehrerlehrerlehrerlehrgang liegt doch auch noch nicht so lange zurück. Na ja, manchmal stolpert man auch über das Naheliegende – kennt man ja aus aktuellen und gescheiterten Beziehungen.
    Eine pasende Antwort für die Spieler auf diese tricky Frage hätte ich auch in petto: ‚Kommt drauf an.‘
    Weiterhin Eisern!

  2. Neben all den sportlichen Themen, die wir uns noch diese Saison aufbrummen – inkl. Verabschiedungen, Enttäuschungen oder Vorfreude und Ängste aufgrund von Extra-Spielen. Neben all diesen Sachen sollte die Aufmerksamkeit auf 50+1 und dessen Evolution stehen. Unisono wird geschrieben, dass kein Gericht den Wegfall der Regelung aufhalten kann.

    Was heißt das? Es könnte eine (einfache) Öffnung für Investoren geben. Oder im anderen Extrem könnte eine komplett anders gestaltete Liga, die zwar durch Investoren finanziert aber durch Cap Spaces etc. komplett anders aussehen wird, wie das aktuelle System.
    Die Proteste sind wichtig und helfen sicherlich einige Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Die Diskussion ist aber eine etwas tiefere und hat mit Vereinskultur und Vereinsstruktur wenig am Hut. Salzburg, HSV Falke und Co könnten Schule machen und gleichzeitig die Stadien solide gefüllt bleiben, weil der „normale“ Fan doch lieber die Dortmunder zu Gast hat als Hintertupfingen.

    Ich befürchte, dass es eine einfache Öffnung der Liga geben wird. Einige Kontrollmaßnahmen und vllt. sogar ein Gremium, dass Clubverkäufe beobachtet und sogar reguliert könnte als Feigenblatt installiert werden. Doch dadurch werden zwei drei Vereine wirklich profitieren. Der Rest wird es versuchen, Geld verbrennen, Menschen vergraulen und sich reichweitenoritiert aufstellen. Gewinnen können aber nur wenige.

    Daraus ergeben sich die Fragen: Wo seht ihr in dieser Situation Union? Wo sieht sich der Verein, wenn KKR bei Hertha aussteigt und ein Oligarch einsteigt? Wo kommen Freiburg, Mainz, Nürnberg, Bremen und Co. in dieser neuen (Investoren) Tabelle unter?

    Es macht mir etwas Angst, dass wir in so einer Situation sind. Mir macht es aber noch mehr Angst, dass es so wenige Auswege und Lösungsvorschläge gibt. Von richtigen Alternativen, zbsp. eine romantische Vereinsliga, spricht keiner und ich sehe so etwas nicht aus dem DFB/DFL Ligen-System entwachsen.

    Ich würde mich freuen, wenn wir als Union Familie einige Antworten finden könnten und auch wenn dieses Szenario erst in 5-7 Jahren wahr werden würde, ist die Zeit dennoch reif darüber zu sprechen. Neben dem sportlichen Werdegang, der natürlich wichtig ist, sollte auch das System und die Umwelt drumherum betrachtet werden.

  3. Hi Sebastian, ich habe mir auf deine Empfehlung hin das Tribünengespräch mit Chris Ehrenberg angehört.
    Was das Aufsichtsratmitglied über die Abschaffung der 50+1 sagt, hat mich aufhorchen lassen.
    Die Argumente reichen mir, um gegen die weitere Aufweichung der Regel zu protestieren.

  4. Hallo Tim , ich denke auch der „nicht normale“ Fan hätte zur Abwechslung lieber mal Dortmund zu Gast, als Hintertupfingen.

Kommentare sind geschlossen.