Blog State of the Union

Optimismus? Naja, nicht direkt

Zwischen dem Spiel gegen Nürnberg am letzten Freitag und dem in Bielefeld heute Abend lag für Union eine maximal lange Pause. Vielleicht hat diese Pause der Mannschaft ermöglicht, sich zu sammeln und den Negativlauf zu unterbrechen – der hat sich aber auch schon über die Winterpause und einen Trainerwechsel hinweg gezogen. Oder vielleicht ist es auch einfach nur mehr Zeit, in der die Mannschaft weiß, dass es nicht läuft, aber nicht wirklich, warum nicht. Und in der es (pace internes Testspiel) auch keine wirkliche Gelegenheit gibt, etwas an der Situation zu ändern und zu erfahren, ob die ergriffenen Maßnahmen etwas gebracht haben.

Steven Skrzybski ist jedenfalls top-motiviert und will – wahrscheinlich ganz unironisch – #allesraushauen


Die Außenperspektive auf das Geschehen in der Mannschaft ist wohl eher von Gedanken der zweiten Art geprägt. Unioner wünschen der Mannschaft, eine Trendwende zu schaffen. Aber wirklich belastbare Hinweise darauf fehlen (oder: fehlten in den letzten Partien).

André Hofschneiders Konzept für das Spiel in Bielefeld sieht der Pressekonferenz vor dem Spiel zu Folge vor, mindestens ein Tor mehr zu schießen als der Gegner, Torchancen, die man ja habe, zu nutzen, und sich keine Probleme bei Standards einzuhandeln. So weit so gut, und man geht davon aus, dass es intern auch noch ein paar Details dazu gibt, wie man das erreichen will (anders als etwa in diesem Interview Hofschneiders im Westfalen-Blatt).

Update von 12:00: Matthias Koch berichtet in Bild und B.Z. heute morgen, dass Union gegen Bielefeld mit einer Dreierkette inklusive Micha Parensen auflaufen wird. Außerdem soll demnach Damir Kreilach in die Mannschaft rücken und für ihn Grischa Prömel auf die Bank rutschen. Mit Steven Skrzybskis Rückkehr in die Elf wäre dann auch für Akaki Gogia und Marcel Hartel kein Platz mehr. Die ersten Fragen an so umfangreiche Umbaumaßnahmen ist, welche Ziele damit verfolgt werden und wo tatsächlich die Unterschiede zur bisherigen Ordnung liegen. In diesem Fall wird mit einem zusätzlichen Innenverteidiger im Vergleich zum 433 tatsächlich das Abwehrzentrum zahlenmäßig verstärkt und dafür einer der zentralen Mittelfeldspieler geopfert. Die Sechser Kroos und Prömel spielten unter anderem gegen Nürnberg in Ballbesitz in den selben Räumen und waren damit zum Teil redundant. Offen ist aber, ob einen von ihnen quasi in die Abwehr zurückzuziehen, die beste Lösung für dieses Problem ist (und ob es wirklich Prömel sein sollte, der seinen Platz verliert). Außerdem wäre für Christopher Trimmel die Rolle als rechter Innenverteidiger in der Dreierkette vielleicht noch besser als die des rechten Flügelverteidigers, aber für letztere Position kommt in Unions Kader momentan sonst kaum jemand in Frage.

So wird Union nach Informationen von Bild/B.Z. heute Abend auflaufen.

Aber stimmt es eigentlich, dass Union in den letzten Spielen genug Chancen hatte, sich bessere Ergebnisse zu verdienen? Genau um solche Fragen mit einem bisschen Objektivität zu beantworten sind ja die allseits beliebten ‚ expected goal‚ Statistiken da. Für Unions Spiele mit Hofschneider weisen die aus, dass es gegen Dresden und Nürnberg statistische Unentschieden gab und Union gegen Ingolstadt moderate Nachteile, gegen Kiel einen leichten Vorsprung in der Chancenqualität hatte. In allen vier Spielen war das echte Ergebnis also schlechter als dasjenige nach ‚zu erwartenden Toren‘.

Insofern hat Hofschneider recht, wenn er sagt, die Chancen seien da gewesen. Diese Statistiken zeigen aber auch, dass Union in keinem der Spiele genug getan hat, damit die Wahrscheinlichkeit, das Spiel zu gewinnen, größer gewesen wäre als die, das nicht zu tun. Die Kennzahlen für die letzten vier Spiele sind ausgesprochen mittelmäßig, sowohl offensiv als auch defensiv, und sowohl im Vergleich zu den jeweiligen Gegnern als auch zu den Leistungen der Saison bis dato.

Gibt es (außer diesem Omen) trotzdem Grund für Optimismus im Hinblick auf das anstehende Spiel in Ostwestfalen? Naja. Ich bin nicht sicher, dass ‚Optimismus‘ so ganz der richtige Begriff ist, aber es ist grundsätzlich nicht unvernünftig, damit zu rechnen, dass sich Abweichungen wie die zwischen den erwartbaren und erzielten Ergebnissen irgendwann ausgleichen (das nennt man dann ‚regression to the mean‚.) Und warum das nicht schon heute? (Gut, dieser Gedanke ist dann Optimismus.)

Zuversichtlich könnte Unioner außerdem stimmen, dass Bielefeld in der Tabelle zwar vor Union steht, aber auch beim Sieg gegen Bochum am letzten Montag kaum sehr überzeugend gespielt hat. Vom Freistoß zum Siegtor abgesehen war das einzige einigermaßen überzeugende Element in Bielefelds Spiel ein von 442 in 433 übergehendes zurückhaltendes Pressing, das gut zu Bochums Aufbauspiel passte, von verunsicherten Bochumern aber auch kaum auf die Probe gestellt wurde.

Und sonst so

Steffen Baumgart spielt am Dienstag mit dem SC Paderborn im DFB Pokal gegen Bayern. Wie er dieses Spiel so sieht („Großaspach war keine Generalprobe für die Bayern. Wenn, dann sind die Bayern unsere Generalprobe für Erfurt am Freitag.“) liest man in der Morgenpost.

4 Kommentare zu “Optimismus? Naja, nicht direkt

  1. Treffender geht’s nicht! Chapeau für diese Zustandsbeschreibung. Ich erwarte nichts und freue mich wie Bolle, wenn es nach Monaten mal wieder den ersten Dreier gäbe. Eisern bleiben! Matchday!

  2. Jens Otto

    auch von mir herzlichen Dank für die Analyse! Eisern!

  3. Christian

    Ich weiß ja nicht, ob das ne gute Sache ist:
    ‚Union spielt heute Abend mit dieser speziellen Aufstellung…‘
    Wieso ist ein Geheimtraining doch nicht so geheim? Woher hat der Herr Koch die genauen Infotmationen? ( doch wohl nicht durch seine neue Drohne ;P )
    Und ist das aus Fansicht nicht … doof, dass da jmd die strategische Überraschung vorwegnimmt & daraus sogar ein Nachteil resultiert?

  4. Jens Otto

    @ Christian: gute Frage, allerdings stimmte es nicht ganz

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