Blog State of the Union

Von mir aus hätte es bis zum Schluss 1:0 stehen können

Als ob jemand eine Colaflasche genommen hat. Und die über 90 Minuten geschüttelt hat. Immer wieder. Und kurz am Deckel geschraubt hat. Und dann doch lieber weitergeschüttelt. Und am Ende den Deckel gelöst hat. So war der Ausgleich zum 3:3 gegen Darmstadt in letzter Sekunde für uns im Block. Wir waren nass. Wir umarmten uns. Wir reckten die Fäuste in den Himmel.

Was meine Faust sagen wollte? Ein bisschen war sie für den Schiedsrichter, der am Anfang eine harte Linie bei der Zweikampfbewertung fuhr und für gefühlt jedes klare Foul mit einer Gelben Karte bedachte, aber dann in der Zweiten Halbzeit, als das zur Gelb-Roten Karte für Sirigu hätte führen müssen, davor zurückschreckte. Und der so seine Probleme bei der Bewertung von Handspielen im Strafraum hatte (beim Elfmeter war es keins, danach mehrfach aber doch).

Ein bisschen mehr war die Faust für Darmstadt. Eine total verunsicherte Mannschaft, die von Union zum Spiel eingeladen hatte und nach der eigenen Führung mit aufreizendem Zeitspiel sich zum ersten Sieg in zwei Monaten zu retten hoffte. Verständlich aus Darmstädter Sicht zwar, aber ich mag es, wenn so etwas nicht noch belohnt wird. Aber vor allem war die Faust eine Selbstbehauptung für die Mannschaft von Union. Sich von negativen Erlebnissen und individueller Verunsicherung nicht runterziehen zu lassen. Immer weiter zu machen. Wenn ich jemals ein Foto bräuchte, um die Zeile „Wir werden ewig leben!“ zu illustrieren, würde ich diese Faust nehmen, die wir nach dem Tor in der 94. Minute in den Himmel reckten.

Mir ist heute nicht nach nüchterner Analyse. Wie auch, wenn Union sich in den Kopf gesetzt hat, nicht nüchtern zu spielen? Ich frage mich, wie es sein kann, dass Union jeweils nach einer Führung die Spielkontrolle verliert. Das war so nach dem 1:0 durch Grischa Prömel. Das war so nach dem 2:1 durch Sebastian Polter. Das war das einzige, was Darmstadt tatsächlich viel cleverer gemacht hat als Union. Sie haben nach ihrer Führung einen doppelten Verteidigungsring gezogen, die Mitte zugemacht und Union höchstens noch flanken lassen. Diese waren leichte Beute für die Defensive.

Das hier sind die Berichte der Berliner Medien zum Spiel:

Ein Thema, das uns die nächsten Tage vollkommen zu Recht begleiten wird, sind die 7 Gegentore, die sich Union in den letzten beiden Spielen hat reinlegen lassen. Der Kurier fängt bereits damit an. Denn ohne defensive Stabilität geht es eben nicht. Und ganz ehrlich: Von mir aus hätte es bis zum Schluss 1:0 stehen können.

Fotos vom Spiel gibt es hier:

Ich habe mich über diese Geschichte sehr gefreut:

https://twitter.com/milenaberne/status/934187469783945216

3 Kommentare zu “Von mir aus hätte es bis zum Schluss 1:0 stehen können

  1. Nach 7 Gegentoren in 2 Spielen muss man mit 1 Punkt wohl zufrieden sein. Das Thema Führung über die Zeit retten wird uns scheinbar diese Saison weiter begleiten.

  2. #Die S Bahn gehört nicht zur BVG

  3. Super-Unioner

    So schön sich die Fuballfolklore bei dir auch liest: Ich finde, man kann weder mit diesem Spiel, noch mit der Saison bisher zufrieden sein. Wir haben einen überragenden Kader, einen erfahreren Trainer und einen der höchsten Etats in der Liga. Das, was bei diesen Voaussetzungen herauskommt, ist schon sehr dürftig.
    Oder hat jemand in dieser Spielzeit ein „schönes Spiel“ unserer Recken gesehen? Mit taktischer Raffinesse und gut einstudierten Ballstaffetten?

    Das Einzige, was stimmt, sind die Ergebnisse -und die kommen teilweise mit grotesk viel Massel zustande, dass man es kaum fassen kann: Ein Unentschieden in der Nachspielzeit durch ein Eigentor des Gegners; der Fußballgott trögt wirklich gerade rot und weiß!

    Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass unsere Mannschaft den Gegner nicht ernst genommen hat: schon als wir 1:0 führten, fand ich uns aufreizend lässig. „So agieren Fußballer“, dachte ich mir, „die wissen, dass sie der anderen Mannschaft völlig überlegen sind. Mir wäre es ja lieber, wenn wir schnell das 2:0 machen“.

    So oder so: für ein Team mit Aufstiegsambitionen (und die sollten wir doch alle haben?) ist eine glückliche Punkteteilung gegen einen Verein wie Darmstadt 98, einfach kein akzeptables Ergebnis. Ohne ernsthafte Verletzungssorgen müssen wir die zu Hause aus dem Stadion schießen und mit mindestens zwei Toren Unterschied gewinnen.

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